Verfasst: 15.01.2016, 15:42
Hallo Andi,
das Tonabnehmersystem verlangt nach korrekter Anpassung und ich meine, deshalb ordnet sich das Kabel mit seinem Innenwiderstand und der Kabelkapazität diesen Bedürfnissen unter.
MC-Systeme mögen nmE größere Querschnitte im Leiter, und wegen der niederohmigen Quell- und Abschlussimpedanz ist die Abschirmung nicht ganz so wichtig, kurze Strecken können sogar ohne Abschirmung sein.
Eine gute Abschirmung ist bei MM-System-Kabeln hingegen sehr wichtig.
Magnetsysteme werden mit 47kOhm abgeschlossen, sie brauchen meist auch eine gewisse Abschlusskapazität, oft zwischen 200-500pF.
Die Phonostufe hat oft schon 100pF, die Tonarminnenverkabelung 20-30pF, für den Rest ist das Kabel nicht zu lang zu wählen. Ist es zu kurz, kann ein zuzätzlicher Kondensator die gewünschte Kapazität ergänzen.
Eine zu hohe Kapazität lässt den FG oberhalb 17kHz steil abfallen, eine zu geringe sorgt für eine hörbare Senke oberhalb 10kHz, die bei 17kHz dann in einen Anstieg über 0dB übergeht. Die von mir genannten 17kHz findet man häufig, sie können je nach System variieren. Die Zeitschrift HiFiStereophonie ist schon lange eingestellt, da fand man früher ausführliche FG-Messungen, Empfehlungen für Absschlusskapazität, Zusammenhang zwischen Auflagekraft und Intermodulationsverzerrungen, Abtastfähigkeit etc.
Bei ihren Simulationen lassen Walter Fuchs (SAC) und Rod Elliot (esp) unterschiedliche Gewichtung erkennen, Elliot lässt die Mechanik nicht außen vor, die eff. Nadelmasse oszilliert mit der Federsteife der Nadelaufhängung, auch mit der des Vinyls am oberen Ende des Übertragungsbereichs.
So erscheint es mir ratsam, bei MM-Systemen mittels Messschallplatte oder nach Gehör die zusätzliche Kapazität experimentell beim Abspielen zu bestimmen, um den bestmöglichen Kompromiss zu finden.
Während man von einer gute Phonostufe erwartet, dass ihre Abweichung von der Norm-Entzerrungskurve möglichst geringer als 0,1dB ausfällt, kann die Änderung der Abschlusskapazität beim MM-System ein Vielfaches dessen bewirken und ist mE eine besondere Berücksichtigung wert. Wenn ein Phonovorverstärker als besser bewertet wird, darf nicht allein der Zufall optimaler Anpassung für diese Bewertung ausschlaggebend sein, denn mit einem anderen System (anderer Hersteller, andere Nadelmasse, andere Induktivität und Innenwiderstand) kann auch ein anderer Eindruck entstehen.
Früher konnte man noch für DreiMarkFünfzig einen Drehkondensator für Mittelwelle kaufen. Mit einem Abzweigstecker und ausgemessenem Kabel war es möglich, stufenlos die Zusatzkapazität für Phonoeingänge einzustellen.
Omtec Antares hatte Mini-XLR und Cinchbuchsen parallel, da war es möglich, parallel zum Eingang Widerstände oder Kondensatoren einzustecken. Das Gerät selbst war mit Bauschaum ausgefüllt, um Mikrofonie und Nachbau zu verhindern.
Interne Steckmöglichkeiten beim Lehmann Black Cube, er hat(te?) eine differenzielle Eingangsstufe, die Masse der Cinchbuchse geht über einen Widerstand auf Signalmasse, die Phonovorstufe verstärkt die Differenz zwischen Eingangspin und Buchsenmasse. Was die Abschirmung zur Masse ableiten soll, endet in einer Verstärkerstufe, und hier könnte eine symmetrische Leitung mit Schirm auf Gehäuse helfen, wenn starke Störungen in der Nachbarschaft einstreuen.
Die symmetrische Leitung zwischen Tonarm und Phonostufe könnte eine konsequente Fortsetzung der Tonarminnenverkabelung ab Tonabnehmersystem darstellen, wäre nicht beim MM-System die kleine Lasche zwischen Gehäuse und dem grünen (gelegentlich auch dem blauen) Pin, womit das Gehäuse und ggf. bei elektrischer Verbindung zum Headshell/Tonarm auch dieser auf eine der Signalmassen verbunden wird (Gefahr einer Brummschleife).
Erfahrungsgemäß haben symmetrische Leitungen mit gemeinsamer Abschirmung etwas mehr Kapazität, es addieren sich die Beziehungen zwischen den Leitern zu denen zum Schirm, wenn das Kabel am Phonoeingang blau/grün auf Masse legt.
In der Summe aller Aspekte ist ein Kabel zwischen Tonarm und Phonostufe also von Rahmenbedingungen auf beiden Seiten abhängig. Was beim einen gut funktioniert, kann an anderer Einsatzstelle suboptimal sein. Das sollte man bei der Suche berücksichtigen, speziell, wenn man hohe Ansprüche stellt.
Magnetsysteme haben zwischen 400-1200 Ohm Wicklungswiderstand und sie liefern bis etwa 35mV Signalspannung, vergleichbar mit dem, was aus einem Vorverstärker bei Zimmerlautstärke zur Endstufe (THX) /Aktivbox geliefert wird. Da das Erdungskabel des Plattenspielers Leckströme des Motors oder des Netzteils auf anderem Wege ableitet als über die Masseleitung des Kabels, sind die Verhältnisse nicht direkt vergleichbar.
Buchsen, die einen leichten Kabelwechsel am Plattenspieler ermöglichen, erweisen sich oft als Klangbremse. Wenn man das Kabel am Tonarmsockel direkt auflötet, wird es schlagartig besser.
Das bringt einen auf die Idee, von den Kabelschuhen am Tonabnehmersystem eine ununterbrochene, leicht verdrillte Leitung zur Phonostufe durch ein Schirmgeflecht (z.B. Luftdielektrikumkabel mit Hohlräumen) zu ziehen und auch auf deren Seite zu verlöten. Aufwändig und sehr individuell.
Workshopfreundlich ist das zugegebenermaßen ganz und gar nicht.
Nur eine von vielen Stellschrauben beim Vinylabspielen, die man entdecken kann, zu denen das Anzugsdrehmoment der TA-Schrauben ebenso gehört wie die Klemmung oder Freiheit des Mittellochs an der Tellerachse (herausnehmbare Zentrierung beim Roksan Xerxes) oder der Tisch für den Plattenspieler (ob IKEA Axamo weiß oder schwarz ), evtl. auf Spikes.
Grüße Hans-Martin
das Tonabnehmersystem verlangt nach korrekter Anpassung und ich meine, deshalb ordnet sich das Kabel mit seinem Innenwiderstand und der Kabelkapazität diesen Bedürfnissen unter.
MC-Systeme mögen nmE größere Querschnitte im Leiter, und wegen der niederohmigen Quell- und Abschlussimpedanz ist die Abschirmung nicht ganz so wichtig, kurze Strecken können sogar ohne Abschirmung sein.
Eine gute Abschirmung ist bei MM-System-Kabeln hingegen sehr wichtig.
Magnetsysteme werden mit 47kOhm abgeschlossen, sie brauchen meist auch eine gewisse Abschlusskapazität, oft zwischen 200-500pF.
Die Phonostufe hat oft schon 100pF, die Tonarminnenverkabelung 20-30pF, für den Rest ist das Kabel nicht zu lang zu wählen. Ist es zu kurz, kann ein zuzätzlicher Kondensator die gewünschte Kapazität ergänzen.
Eine zu hohe Kapazität lässt den FG oberhalb 17kHz steil abfallen, eine zu geringe sorgt für eine hörbare Senke oberhalb 10kHz, die bei 17kHz dann in einen Anstieg über 0dB übergeht. Die von mir genannten 17kHz findet man häufig, sie können je nach System variieren. Die Zeitschrift HiFiStereophonie ist schon lange eingestellt, da fand man früher ausführliche FG-Messungen, Empfehlungen für Absschlusskapazität, Zusammenhang zwischen Auflagekraft und Intermodulationsverzerrungen, Abtastfähigkeit etc.
Bei ihren Simulationen lassen Walter Fuchs (SAC) und Rod Elliot (esp) unterschiedliche Gewichtung erkennen, Elliot lässt die Mechanik nicht außen vor, die eff. Nadelmasse oszilliert mit der Federsteife der Nadelaufhängung, auch mit der des Vinyls am oberen Ende des Übertragungsbereichs.
So erscheint es mir ratsam, bei MM-Systemen mittels Messschallplatte oder nach Gehör die zusätzliche Kapazität experimentell beim Abspielen zu bestimmen, um den bestmöglichen Kompromiss zu finden.
Während man von einer gute Phonostufe erwartet, dass ihre Abweichung von der Norm-Entzerrungskurve möglichst geringer als 0,1dB ausfällt, kann die Änderung der Abschlusskapazität beim MM-System ein Vielfaches dessen bewirken und ist mE eine besondere Berücksichtigung wert. Wenn ein Phonovorverstärker als besser bewertet wird, darf nicht allein der Zufall optimaler Anpassung für diese Bewertung ausschlaggebend sein, denn mit einem anderen System (anderer Hersteller, andere Nadelmasse, andere Induktivität und Innenwiderstand) kann auch ein anderer Eindruck entstehen.
Früher konnte man noch für DreiMarkFünfzig einen Drehkondensator für Mittelwelle kaufen. Mit einem Abzweigstecker und ausgemessenem Kabel war es möglich, stufenlos die Zusatzkapazität für Phonoeingänge einzustellen.
Omtec Antares hatte Mini-XLR und Cinchbuchsen parallel, da war es möglich, parallel zum Eingang Widerstände oder Kondensatoren einzustecken. Das Gerät selbst war mit Bauschaum ausgefüllt, um Mikrofonie und Nachbau zu verhindern.
Interne Steckmöglichkeiten beim Lehmann Black Cube, er hat(te?) eine differenzielle Eingangsstufe, die Masse der Cinchbuchse geht über einen Widerstand auf Signalmasse, die Phonovorstufe verstärkt die Differenz zwischen Eingangspin und Buchsenmasse. Was die Abschirmung zur Masse ableiten soll, endet in einer Verstärkerstufe, und hier könnte eine symmetrische Leitung mit Schirm auf Gehäuse helfen, wenn starke Störungen in der Nachbarschaft einstreuen.
Die symmetrische Leitung zwischen Tonarm und Phonostufe könnte eine konsequente Fortsetzung der Tonarminnenverkabelung ab Tonabnehmersystem darstellen, wäre nicht beim MM-System die kleine Lasche zwischen Gehäuse und dem grünen (gelegentlich auch dem blauen) Pin, womit das Gehäuse und ggf. bei elektrischer Verbindung zum Headshell/Tonarm auch dieser auf eine der Signalmassen verbunden wird (Gefahr einer Brummschleife).
Erfahrungsgemäß haben symmetrische Leitungen mit gemeinsamer Abschirmung etwas mehr Kapazität, es addieren sich die Beziehungen zwischen den Leitern zu denen zum Schirm, wenn das Kabel am Phonoeingang blau/grün auf Masse legt.
In der Summe aller Aspekte ist ein Kabel zwischen Tonarm und Phonostufe also von Rahmenbedingungen auf beiden Seiten abhängig. Was beim einen gut funktioniert, kann an anderer Einsatzstelle suboptimal sein. Das sollte man bei der Suche berücksichtigen, speziell, wenn man hohe Ansprüche stellt.
Magnetsysteme haben zwischen 400-1200 Ohm Wicklungswiderstand und sie liefern bis etwa 35mV Signalspannung, vergleichbar mit dem, was aus einem Vorverstärker bei Zimmerlautstärke zur Endstufe (THX) /Aktivbox geliefert wird. Da das Erdungskabel des Plattenspielers Leckströme des Motors oder des Netzteils auf anderem Wege ableitet als über die Masseleitung des Kabels, sind die Verhältnisse nicht direkt vergleichbar.
Buchsen, die einen leichten Kabelwechsel am Plattenspieler ermöglichen, erweisen sich oft als Klangbremse. Wenn man das Kabel am Tonarmsockel direkt auflötet, wird es schlagartig besser.
Das bringt einen auf die Idee, von den Kabelschuhen am Tonabnehmersystem eine ununterbrochene, leicht verdrillte Leitung zur Phonostufe durch ein Schirmgeflecht (z.B. Luftdielektrikumkabel mit Hohlräumen) zu ziehen und auch auf deren Seite zu verlöten. Aufwändig und sehr individuell.
Workshopfreundlich ist das zugegebenermaßen ganz und gar nicht.
Nur eine von vielen Stellschrauben beim Vinylabspielen, die man entdecken kann, zu denen das Anzugsdrehmoment der TA-Schrauben ebenso gehört wie die Klemmung oder Freiheit des Mittellochs an der Tellerachse (herausnehmbare Zentrierung beim Roksan Xerxes) oder der Tisch für den Plattenspieler (ob IKEA Axamo weiß oder schwarz ), evtl. auf Spikes.
Grüße Hans-Martin