Der Chassis-Regelung auf den Zahn gefühlt
Verfasst: 28.11.2015, 11:00
Liebe aktives-hören-Gemeinde,
als relativer Neuzugang habe ich bislang lediglich im Forum herumgestöbert. Da ich selbst geregelte (nur Bass bis etwa 350Hz mit Elektretkapseln) Boxen herstelle und von dem Prinzip überzeugt bin, im Gegensatz zu vielen anderen Teilnehmern, wollte ich einmal damit beginnen(!), auch messtechnisch und anschaulich sowie möglichst für jeden nachvollziehbar, ein wenig Licht in das allgemeine Dunkel zu bringen.
Viele trauen ja ihren eigenen Ohren nicht so richtig bzw. hatten noch keine Gelegenheit eine gute Geregelte zu hören und wollen unbedingt Messwerte – besonders auch ein Kandidat, welcher mir schon in einem anderen Forum begegnet ist und immer wieder vehement auf Messergebnisse pocht und sich auch hier „schauki“ nennt (bitte nicht verübeln, es ist sein bzw. dein gutes Recht). Nun ist das mit dem „Klangmessen“ so eine Sache, es gibt da ja offensichtlich noch keine geeigneten Instrumente oder Messmethoden, welche eine allumfassende Beurteilung der Klangeigenschaften ermöglichen. Das bleibt im Endeffekt immer eine individuelle Angelegenheit und macht es daher so schwierig, ja eigentlich unmöglich, allgemein gültige Aussagen zu treffen.
Eines kann man aber versuchen und zwar, mit allgemein anerkannten, vor allem nachvollziehbaren, anschaulichen und nicht rein rechnerischen Methoden, die Unterschiede zwischen geregelten und ungeregelten Chassis deutlich nebeneinander darzustellen. Für den Anfang (falls es weiter gehen sollte) habe ich eine Sinus-Burst Nahfeldmessung (den Raum möchte ich möglichst erst einmal nicht mit einbeziehen!) mit einer Signalfrequenz, welches gut im Regelbereich liegt, durchgeführt und war selber etwas überrascht, dass die Unterschiede nicht so gravierend ausfielen, wie ich vom Höreindruck erwartet hätte – Bildchenlesen können andere aber sicherlich besser und mögen evtl. einen passenden Kommentar dazu abgeben.
Desweiteren habe ich versucht, den deutlich sichtbaren (?) Klirr bei einem 30 Hz Sinus (bei Frequenzen unterhalb der Resonanzfrequenz des Chassis sehr anschaulich!) gleicher Amplitude mit und ohne Regelung darzustellen. Als 3. Beispiel habe ich eine Terzanalyse mit und ohne Regelung durchgeführt und abgebildet (weiter unten natürlich).
Alle Messungen sind mit dem selben Equipment (Amp [mit und ohne Regelkreis], Boxen, Messmittel, Raum und Aufstellung) im Nahfeld des TMT (da nur an diesem Chassis eine Regelung erfolgt) durchgeführt.
Messbedingungen:
Signale:
- 1s Pause – 10 Perioden 100Hz – 1s Pause (wav und mp3 – keinerlei erkennbare Unterschiede)
- 30Hz Sinus
- Gepumptes rosa Rauschen
Verstärker: DIY-D-Amp 2 x 250W sin an 8 Ohm mit und ohne Regelung
Boxen: CB DIY 2-Wege 5 l , TMT 6,5 Zoll, stark bedämpft
Mikrofon: Neumann-Gefell MK102-MV102; 2 cm vor TMT-Membran
Wiedergabe/Aufnahme: PC mit VLC, Audacity, GAE-Terz-Analyser, SCOPE 140
Pegelung: 100 Hz Burst und Terzanalyse bei ca. 80 dB in 1m Entfernung
Klirrmessung bei ca. 93 dB in 1m Entfernung
1. Messung: 100Hz Burst; ohne Regelung
Die senkrechte Markierung kennzeichnet das elektrische Signalende
2. Messung: 100Hz Burst; mit Regelung
Die senkrechte Markierung kennzeichnet das elektrische Signalende
3. Messung: Klirr 30Hz; ohne Regelung
4. Messung: Klirr 30Hz; mit Regelung
5. Messung: Terz, ohne Regelung
Glättung 1/3 Oktave; gepumptes rosa Rauschen
6. Messung: Terz, mit Regelung
Glättung 1/3 Oktave; gepumptes rosa Rauschen
Kommentieren möchte ich erst einmal nicht, die Abb. sollen erst einmal einwirken und für sich selbst sprechen – es soll auch lediglich ein erster Versuch sein um Unterschiede in allgemeinverständlicher Form darzustellen. Vielleicht fallen euch passendere Formen der Messung und Darstellung hierzu ein – dann bitte ich um Anregungen – oder noch interessanter, eigene Messergebnisse. Versucht werden sollte möglichst nicht auf nur rein mathematisch, aus Dirac-Impuls und Konsorten (man möge mir die Formulierung verzeihen), hergeleitete Möglichkeiten oder Darstellung abzuheben, da dies für nicht ganz so bewanderte Teilnehmer dann doch wesentlich anschaulicher wird – nicht, dass ich den Herleitungen nicht traue – wenn ich mir große Mühe gebe kann ich dem oft noch folgen -, es scheint mir aber selber oft ins Fabelreich und Kaffeesatzlesen abzudriften, besonders weil ich fast täglich selbst die verschiedenartigsten Messungen durchführe und sehr gut weiß, wie „genau und reproduzierbar“ diese mit unter sind – kleinste Ungenauigkeiten haben hier oft große Auswirkungen.
Ich bin auch gern bereit mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln entsprechende Messungen durchzuführen und hier zur Diskussion einzustellen (es gibt auch eine Anlage, welche ich für derartige Zwecke missbrauchen kann).
Das soll's fürs erste gewesen sein. Die Unterschiede sind hoffentlich ersichtlich – teils sehr deutlich, teils weniger. Die beiden ersten Messungen mit dem 100Hz Burst weisen für eine gewisse Zeit nach der Anregung eine Überlagerung mit einer tieferen Frequenz auf, wie deutlich zu erkennen ist. Diese ist einem Kerbfilter (f- und Phasengang nicht gerade ideal), welches sich vor der Regelkette befindet und den Frequenzgang unter 20Hz abrupt absenkt (die Vst-Leistung nimmt sonst schwindelerregende Werte an), geschuldet, auf welches ich aber nicht verzichten möchte (provisorisches Überbrücken des Filters bereinigte diesen Effekt!). Noch eine weitere Anmerkung zur Terzmessung mit Regelung: die ersichtliche Pegelerhöhung unter etwa 80Hz, kann ich mit einer Sinusmessung dieses Bereiches nicht in dem Maße nachempfinden. Hier zeigt sich lediglich unter 30Hz eine etwa 1,5 dB Erhöhung bis ca. 25Hz. Auch der Buckel bei ca. 3,5kHz ist bei größerer Mikrofonentfernung nicht erkennbar – evtl. Luftverwirbelungen durch den schon enormen Hub (geschätzte +/- 1cm bei ca. 2cm Mikrobastand) der ohne Regelung kaum sichtbar ist. Alles nur Spekulation und ein weiters Beispiel für die vielen Unwägsamkeiten bei akustischen NF-Messungen.
Sollte es ein so geartetes Thema bereits gegeben haben, bitte ich um Löschung oder Verschiebung – Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen Hannes
Kleiner Nachtrag: die Ungereimtheiten bei der Terzmessung mit GK rühren von einer kleinen Undichtigkeit der TMT-Befestigung. Nach Beseitigung sieht es wesentlich linearer aus und der Buckel ist auch nicht mehr zu erkennen. Bei dem geringen Boxenvolumen und den enormen Hüben im Tieftonbereich, welcher ohne Regelung deutlich „vernachlässigt“ wird, hört man jegliche Ventilationen ganz deutlich. Winziger Fehler mit merklichen Auswirkungen – zumindest messtechnisch.
als relativer Neuzugang habe ich bislang lediglich im Forum herumgestöbert. Da ich selbst geregelte (nur Bass bis etwa 350Hz mit Elektretkapseln) Boxen herstelle und von dem Prinzip überzeugt bin, im Gegensatz zu vielen anderen Teilnehmern, wollte ich einmal damit beginnen(!), auch messtechnisch und anschaulich sowie möglichst für jeden nachvollziehbar, ein wenig Licht in das allgemeine Dunkel zu bringen.
Viele trauen ja ihren eigenen Ohren nicht so richtig bzw. hatten noch keine Gelegenheit eine gute Geregelte zu hören und wollen unbedingt Messwerte – besonders auch ein Kandidat, welcher mir schon in einem anderen Forum begegnet ist und immer wieder vehement auf Messergebnisse pocht und sich auch hier „schauki“ nennt (bitte nicht verübeln, es ist sein bzw. dein gutes Recht). Nun ist das mit dem „Klangmessen“ so eine Sache, es gibt da ja offensichtlich noch keine geeigneten Instrumente oder Messmethoden, welche eine allumfassende Beurteilung der Klangeigenschaften ermöglichen. Das bleibt im Endeffekt immer eine individuelle Angelegenheit und macht es daher so schwierig, ja eigentlich unmöglich, allgemein gültige Aussagen zu treffen.
Eines kann man aber versuchen und zwar, mit allgemein anerkannten, vor allem nachvollziehbaren, anschaulichen und nicht rein rechnerischen Methoden, die Unterschiede zwischen geregelten und ungeregelten Chassis deutlich nebeneinander darzustellen. Für den Anfang (falls es weiter gehen sollte) habe ich eine Sinus-Burst Nahfeldmessung (den Raum möchte ich möglichst erst einmal nicht mit einbeziehen!) mit einer Signalfrequenz, welches gut im Regelbereich liegt, durchgeführt und war selber etwas überrascht, dass die Unterschiede nicht so gravierend ausfielen, wie ich vom Höreindruck erwartet hätte – Bildchenlesen können andere aber sicherlich besser und mögen evtl. einen passenden Kommentar dazu abgeben.
Desweiteren habe ich versucht, den deutlich sichtbaren (?) Klirr bei einem 30 Hz Sinus (bei Frequenzen unterhalb der Resonanzfrequenz des Chassis sehr anschaulich!) gleicher Amplitude mit und ohne Regelung darzustellen. Als 3. Beispiel habe ich eine Terzanalyse mit und ohne Regelung durchgeführt und abgebildet (weiter unten natürlich).
Alle Messungen sind mit dem selben Equipment (Amp [mit und ohne Regelkreis], Boxen, Messmittel, Raum und Aufstellung) im Nahfeld des TMT (da nur an diesem Chassis eine Regelung erfolgt) durchgeführt.
Messbedingungen:
Signale:
- 1s Pause – 10 Perioden 100Hz – 1s Pause (wav und mp3 – keinerlei erkennbare Unterschiede)
- 30Hz Sinus
- Gepumptes rosa Rauschen
Verstärker: DIY-D-Amp 2 x 250W sin an 8 Ohm mit und ohne Regelung
Boxen: CB DIY 2-Wege 5 l , TMT 6,5 Zoll, stark bedämpft
Mikrofon: Neumann-Gefell MK102-MV102; 2 cm vor TMT-Membran
Wiedergabe/Aufnahme: PC mit VLC, Audacity, GAE-Terz-Analyser, SCOPE 140
Pegelung: 100 Hz Burst und Terzanalyse bei ca. 80 dB in 1m Entfernung
Klirrmessung bei ca. 93 dB in 1m Entfernung
1. Messung: 100Hz Burst; ohne Regelung
Die senkrechte Markierung kennzeichnet das elektrische Signalende
2. Messung: 100Hz Burst; mit Regelung
Die senkrechte Markierung kennzeichnet das elektrische Signalende
3. Messung: Klirr 30Hz; ohne Regelung
4. Messung: Klirr 30Hz; mit Regelung
5. Messung: Terz, ohne Regelung
Glättung 1/3 Oktave; gepumptes rosa Rauschen
6. Messung: Terz, mit Regelung
Glättung 1/3 Oktave; gepumptes rosa Rauschen
Kommentieren möchte ich erst einmal nicht, die Abb. sollen erst einmal einwirken und für sich selbst sprechen – es soll auch lediglich ein erster Versuch sein um Unterschiede in allgemeinverständlicher Form darzustellen. Vielleicht fallen euch passendere Formen der Messung und Darstellung hierzu ein – dann bitte ich um Anregungen – oder noch interessanter, eigene Messergebnisse. Versucht werden sollte möglichst nicht auf nur rein mathematisch, aus Dirac-Impuls und Konsorten (man möge mir die Formulierung verzeihen), hergeleitete Möglichkeiten oder Darstellung abzuheben, da dies für nicht ganz so bewanderte Teilnehmer dann doch wesentlich anschaulicher wird – nicht, dass ich den Herleitungen nicht traue – wenn ich mir große Mühe gebe kann ich dem oft noch folgen -, es scheint mir aber selber oft ins Fabelreich und Kaffeesatzlesen abzudriften, besonders weil ich fast täglich selbst die verschiedenartigsten Messungen durchführe und sehr gut weiß, wie „genau und reproduzierbar“ diese mit unter sind – kleinste Ungenauigkeiten haben hier oft große Auswirkungen.
Ich bin auch gern bereit mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln entsprechende Messungen durchzuführen und hier zur Diskussion einzustellen (es gibt auch eine Anlage, welche ich für derartige Zwecke missbrauchen kann).
Das soll's fürs erste gewesen sein. Die Unterschiede sind hoffentlich ersichtlich – teils sehr deutlich, teils weniger. Die beiden ersten Messungen mit dem 100Hz Burst weisen für eine gewisse Zeit nach der Anregung eine Überlagerung mit einer tieferen Frequenz auf, wie deutlich zu erkennen ist. Diese ist einem Kerbfilter (f- und Phasengang nicht gerade ideal), welches sich vor der Regelkette befindet und den Frequenzgang unter 20Hz abrupt absenkt (die Vst-Leistung nimmt sonst schwindelerregende Werte an), geschuldet, auf welches ich aber nicht verzichten möchte (provisorisches Überbrücken des Filters bereinigte diesen Effekt!). Noch eine weitere Anmerkung zur Terzmessung mit Regelung: die ersichtliche Pegelerhöhung unter etwa 80Hz, kann ich mit einer Sinusmessung dieses Bereiches nicht in dem Maße nachempfinden. Hier zeigt sich lediglich unter 30Hz eine etwa 1,5 dB Erhöhung bis ca. 25Hz. Auch der Buckel bei ca. 3,5kHz ist bei größerer Mikrofonentfernung nicht erkennbar – evtl. Luftverwirbelungen durch den schon enormen Hub (geschätzte +/- 1cm bei ca. 2cm Mikrobastand) der ohne Regelung kaum sichtbar ist. Alles nur Spekulation und ein weiters Beispiel für die vielen Unwägsamkeiten bei akustischen NF-Messungen.
Sollte es ein so geartetes Thema bereits gegeben haben, bitte ich um Löschung oder Verschiebung – Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen Hannes
Kleiner Nachtrag: die Ungereimtheiten bei der Terzmessung mit GK rühren von einer kleinen Undichtigkeit der TMT-Befestigung. Nach Beseitigung sieht es wesentlich linearer aus und der Buckel ist auch nicht mehr zu erkennen. Bei dem geringen Boxenvolumen und den enormen Hüben im Tieftonbereich, welcher ohne Regelung deutlich „vernachlässigt“ wird, hört man jegliche Ventilationen ganz deutlich. Winziger Fehler mit merklichen Auswirkungen – zumindest messtechnisch.