KlausR. hat geschrieben:Hinzu kommt, daß bei einer simplen Messung mit Mikrophon die komplette Auswertung der Daten wegfällt, die das Gehirn vornimmt, wie z.B. Kurven gleicher Lautstärke, Präzedenzeffekt, Klangverfärbungsunterdrückung, Maskierungseffekte. Ich kann auf Grund einer simplen Frequenzgangmessung also gar nicht beurteilen, was ich korrigieren will/muß, weil ich nicht weiß, was das Gehirn schon selber korrigiert.
Hallo Klaus,
ich verstehe Winfrieds Vorschlag so, dass eine HRTF-orientierte Messung Ergebnisse liefern soll, die durch eine einfallsrichtungsorientierte Bewertung (mechanisch/akustischer Einfluss des Kunstkopfs) mehrdimensionale Auswertung ermöglicht. Unsere Hirnleistungen, kleine Bewegung und die Änderungen der akustischen Wahrnehmung in Bezug zu setzen und auf das übereinstimmende verbleibende Bild vom Objekt zu kondensieren, bleiben dabei unübertroffen.
Ich habe gerade gelesen, dass die Leipziger Alzheimerforschung festgestellt hat, dass nach Verlust der Sprechfähigkeit dennoch bekannte Lieder weitergesungen werden konnten, und dass Hirnarreale Aktivitäten zeigten, die üblicherweise mit Motorik verknüpft werden. Musikempfindungen und -Wiederkennen scheinen länger noch zu bleiben als andere Bereiche des schwindenden Gedächtnisses. Das bestätigt meine persönliche Beobachtung, dass Leidenschaft für Musik erhalten bleibt, trotz fortgeschrittener Inkontinenz und Abbau intellektueller und kommunikativer Fähigkeiten bei Demenz. Musik mit hohem Luftgitarrenfaktor bleibt eine Freude und motiviert zur Bewegung.
Was in unseren Hirnen passiert, scheint weniger erforscht als was vor unseren Ohren geschieht.
In unserem Theater fiel der Pegel in den hinteren Rängen bis zu -20dB gegenüber der Bühne ab.
Da fragt man sich schon, ab hinsichtlich der Loudnesskurven der Eindruck von Live-Musik richtig ist, den man mit nach Hause nimmt. Er ist Sitzplatzabhängig und den richtigen Orchesterklang bekomme ich nur am Dirigentenpult, wo dser Koordinator seine Instruktionen verteilt, bis es seiner Meinung nach stimmt.
Der schmale Schlauch des Wiener Musikvereinssaals ist dann imstande, eine Wellenfront mit geringeren Veränderungen zum Hörer zu transportieren als die offene Muschel mit dem Orchester in der Mitte, man denke an die Richtwirkung einer Trompete, deren Obertöne die Zuhörer hinter dem Orchester nicht mehr abbekommen.
Es ist nicht Aufgabe des Dirigenten, auf weiter entfernte Sitzplätze Rücksicht zu nehmen, er kann es nicht, und es würde anderen Plätzen wiederum nicht gerecht. Und es ergibt sich, dass die Aufnahme schon Fehler enthält, beim Mastering wird von jemand, der idR nicht Zeuge der Performance war, nach uns nicht kommunizierten Kriterien der Klang noch einmal nachgebogen.
Wenn man dieselbe Abhörlautstärke wie beim Mastering einstellt, könnte man erwarten, dass sich gemäß Loudnesskurven auch dieselbe tonale Balance einstellt. Solch ein Wert wird nicht kommuniziert, also dreht man an der Lautstärke, bis es gefällt, bis es besonders stimmig wird.
Das ist nur ein Kompromiss, mit dem man aber leben kann.
Mehr Abstand zu den Boxen sorgt auch für ein schwächeres Klangbild, aber die Raummoden bringen sich brutaler ein, was tonale Unbalance betrifft.
Und in den pp Stellen spielen die Bässe da lauter und bei fff leiser als der Rest, um Differenzwerten bei Loudnesskurven gerecht zu werden?
Mit einem Ausschlussverfahren, so behaupte ich, kann man sinnvolle von zwecklosen Maßnahmen trennen, zu den sinnvollen gehört m.E. die Linearisierung des LS-FGs auf Achse (mittels Fensterung von der Messung ausgeschlossene Reflexionen), die der Hersteller mangels technischer Möglichkeiten belassen hat, und die angemessene Pegelreduktion bei den Raummoden, die ich auch mit dem Begriff Verdeckung in Verbindung bringe. Man hört einen tiefer reichenden Bass, sofern in der Aufnahme vorhanden, ohne dass die Dröhneffekte des Raums ihn zudecken. Ohne Dominanz der Raummoden erfährt man auch mehr Luft zwischen den Instrumenten und bessere Fokussierung bei derselben Aufnahme, und um die Pegel der Raummoden zu erfassen, reicht ein einfaches Mikrofon mit Kugelcharakteristik und Kalibrierung.
Den Prezedenzeffekt halte ich für vorteilhaft, aber zugleich auch kaum korrigierbar, sehe dafür auch keinen Bedarf, im Gegenteil.
Die Messung mt einzelnem Mikrofon und überschaubaren Eigenschaften hilft mMn mehr zum Verständnis der Vogänge und Kompensationsansätzen als ein spezielles Stereo-Mikrofon, welches als Schnittstelle zwischen Live-Event und Hörerohr eingesetzt wird, gefolgt von Aufnahme- und Wiedergabekette bis Kopfhörer.
Mir scheint der Begriff
angemessen bei allen Maßnahmen sehr wichtig.
Bis man sich zufrieden zurücklehnen kann.
Grüße Hans-Martin