Jadis JP15 Röhrenvorstufe im Test
Verfasst: 29.06.2015, 15:55
Hallo,
So schön und genussvoll meine Anlage ja mittlerweile spielt, hatte ich doch ab und zu das Gefühl, es wäre schön, wenn die ganze Sache noch etwas vorwärtstreibender spielen würde. Etwas mehr Dynamik und Emotion vielleicht.
Natürlich unter Beibehaltung all der anderen schönen Qualitäten, wie entspanntes Langzeithören und saubere und neutrale Darstellung aller Frequenzbereiche.
Warum also nicht mal probieren über verschiedene Vorstufen Erfahrungen zu sammeln, ob Vorstufen denn überhaupt geeignet sind, so etwas zu liefern. Also die Weiterentwicklung der eigenen Anlage nach den eigenen Hörpräferenzen.
Da sowohl die LS als auch der Streamer gesetzt sind, die Verkabelung mittlerweile kein weiteres upgrade ermöglicht und auch der Raum alle Voraussetzungen für eine (fast)optimale Performance erfüllt, erschien es mir nahe liegend, evtl. über eine andere Vorstufe eine gezielte Verbesserung in Richtung meiner Wünsche zu erreichen.
Also frisch ans Werk und den Markt sondiert. Es sollte also eine Röhrenvorstufe werden, da mir beim Herumlesen immer wieder die von mir gewünschten Eigenschaften bei Röhrengeräten geschildert wurden.
Da dies nur ein Test sein sollte, wollte ich natürlich auch keine Unsummen für Neugeräte ausgeben.
Letzte Woche hat sich dann die Gelegenheit ergeben, eine der Vorstufen zu erstehen, die sich auf meiner Shortlist angesammelt hatten.
Es wurde also eine Jadis Jp15.
Jadis ist ja ein alteingesessener Röhrengerätehersteller aus Frankreich....
http://www.jadis-electronics.com/en/jp15-45.php
...für den es einen deutschen Vertrieb gibt. Audioplan.
http://www.audioplan.de/de/produkte/ver ... jadis-jp15
Die JP15 in Hammerschlagoptik ist sogar nur für den deutschen Markt gemacht und wird von Thomas Kühn modifiziert. Die genauen Modifikationen sind mir jedoch nicht wirklich bekannt, man liest von geänderter Masseführung und Eingängen. Die JP15 ist also das Einsteigermodell bei Jadis.
Im folgenden Test steht mir die audio-gd master 1 Vorstufe zum Abgleich zur Verfügung, die ja bestens bekannt sein dürfte.
Der erste Eindruck ist erstmal, oha..., was passiert jetzt.
Die Präsentation unterscheidet sich schon mal deutlich vom audio-gd.
Die Jadis hat richtig Tempo und Rhythmus. Alles bekommt Schwung und treibt nach vorne. Das macht richtig Spass. Man ist sofort in der Musik eingebunden, der Fuß wippt und an gemütlich dabei weg nippeln in der Mittagspause ist nicht mehr zu denken.
Hier groovt der Bär. Gleichzeitig begeistern die Klangfarben der Instrumente. Ob Piano oder Bläser, Gitarren oder Stimmen. Alles wirkt echter und authentischer. Man hört mehr echtes Instrument als nur die Konserve eines Instruments.
Die Stärken der JP15 liegen also eindeutig im Mittenbereich (da wo die Musik spielt). Stimmen oder Soloinstrumente treten dabei nach vorne und stehen im Raum. Die Bühne schiebt quasi nach vorne und man sitzt in der ersten Reihe.
Dadurch wirkt das Klangbild sehr transparent und livehaftig, quasi mittendrin statt nur dabei.
Schaltet man zurück auf den master 1, wird alles sofort flacher, auf einer Linie stehend, aber auch irgendwie uninspirierter, langweiliger, weniger emotional mitnehmend.
Bei der richtigen Musik macht das irre Spaß. Jazz, Singer/Songwriter, Folk, aber auch Klassik gehen hervorragend.
Zum Problem wird dieses involvierend nach vorne Schiebende des Hauptinstruments immer dann, wenn die anderen Instrumente im Stück einen wichtigen Teil für die Harmonie des Stückes spielen. Da überdeckt die JP15 mit dem Lead-Instrument dann leicht die anderen Instrumente im background.
Im fairaudio Test wird z.B. dieser Effekt anhand Miles Davis` Time after Time sehr gut beschrieben.
http://www.fairaudio.de/test/vor-end-ko ... est-1.html
Die JP15 ist also kein Alleskönner. Sie funktioniert besonders gut bei natürlichen, akustischen Instrumenten, gerne auch unplugged oder live.
Elektronische Musik oder Techno, Pop und evtl. Teilbereiche der Klassik funktionieren nicht so gut. Immer dann, wenn strammer, knackiger Bass gefragt ist und wenn alle Instrumente gleichberechtigt wiedergegeben werden sollen, dann irritiert das Betonen des Hauptinstruments.
Ausgewogenheit ist ihre Sache also nicht unbedingt.
Insgesamt könnte der kräftige Bass zudem etwas definierter sein und ein Auflösungswunder ist sie auch nicht gerade. Jedoch fällt auf, dass die Auflösung eigentlich viel besser ist als gedacht, durch die „Über“-Präsenz des Lead-Instruments jedoch wiederum viele kleine Nebengeräusche überdeckt werden können.
Durch das fabelhafte PRaT (Pace, Rhythm and Timing) jedoch, stört man sich nicht so daran, sondern hat sich bereits in der Musik verloren, weil man sich automatisch auf das konzentriert, was man hört und nicht auf das was man hören könnte. So stehen eben die Instrumente, die die Musik machen im Mittelpunkt und nicht die Nebengeräusche.
Wer diese zum Hörgenuss jedoch braucht, wird hier vermutlich nicht glücklich werden.
Was fehlt:
Ganz klar, auf Dauer würde eine Fernbedienung fehlen, zumindest für die Lautstärkeregelung. Auf eine Quellenwahl könnte ich verzichten, ebenso auf ein Muting, es gibt jedoch unzählige Anlässe immer mal wieder was an der Lautstärke ändern zu wollen. Eine FB-Funktionalität ist aber bei audioplan nachrüstbar.
Fazit:
Die Jadis Jp15 ist wie eine erste Liebe. Man wird sie wahrscheinlich nicht heiraten, aber man wird sie auch nie mehr vergessen.
Gruß
Christian
So schön und genussvoll meine Anlage ja mittlerweile spielt, hatte ich doch ab und zu das Gefühl, es wäre schön, wenn die ganze Sache noch etwas vorwärtstreibender spielen würde. Etwas mehr Dynamik und Emotion vielleicht.
Natürlich unter Beibehaltung all der anderen schönen Qualitäten, wie entspanntes Langzeithören und saubere und neutrale Darstellung aller Frequenzbereiche.
Warum also nicht mal probieren über verschiedene Vorstufen Erfahrungen zu sammeln, ob Vorstufen denn überhaupt geeignet sind, so etwas zu liefern. Also die Weiterentwicklung der eigenen Anlage nach den eigenen Hörpräferenzen.
Da sowohl die LS als auch der Streamer gesetzt sind, die Verkabelung mittlerweile kein weiteres upgrade ermöglicht und auch der Raum alle Voraussetzungen für eine (fast)optimale Performance erfüllt, erschien es mir nahe liegend, evtl. über eine andere Vorstufe eine gezielte Verbesserung in Richtung meiner Wünsche zu erreichen.
Also frisch ans Werk und den Markt sondiert. Es sollte also eine Röhrenvorstufe werden, da mir beim Herumlesen immer wieder die von mir gewünschten Eigenschaften bei Röhrengeräten geschildert wurden.
Da dies nur ein Test sein sollte, wollte ich natürlich auch keine Unsummen für Neugeräte ausgeben.
Letzte Woche hat sich dann die Gelegenheit ergeben, eine der Vorstufen zu erstehen, die sich auf meiner Shortlist angesammelt hatten.
Es wurde also eine Jadis Jp15.
Jadis ist ja ein alteingesessener Röhrengerätehersteller aus Frankreich....
http://www.jadis-electronics.com/en/jp15-45.php
...für den es einen deutschen Vertrieb gibt. Audioplan.
http://www.audioplan.de/de/produkte/ver ... jadis-jp15
Die JP15 in Hammerschlagoptik ist sogar nur für den deutschen Markt gemacht und wird von Thomas Kühn modifiziert. Die genauen Modifikationen sind mir jedoch nicht wirklich bekannt, man liest von geänderter Masseführung und Eingängen. Die JP15 ist also das Einsteigermodell bei Jadis.
Im folgenden Test steht mir die audio-gd master 1 Vorstufe zum Abgleich zur Verfügung, die ja bestens bekannt sein dürfte.
Der erste Eindruck ist erstmal, oha..., was passiert jetzt.
Die Präsentation unterscheidet sich schon mal deutlich vom audio-gd.
Die Jadis hat richtig Tempo und Rhythmus. Alles bekommt Schwung und treibt nach vorne. Das macht richtig Spass. Man ist sofort in der Musik eingebunden, der Fuß wippt und an gemütlich dabei weg nippeln in der Mittagspause ist nicht mehr zu denken.
Hier groovt der Bär. Gleichzeitig begeistern die Klangfarben der Instrumente. Ob Piano oder Bläser, Gitarren oder Stimmen. Alles wirkt echter und authentischer. Man hört mehr echtes Instrument als nur die Konserve eines Instruments.
Die Stärken der JP15 liegen also eindeutig im Mittenbereich (da wo die Musik spielt). Stimmen oder Soloinstrumente treten dabei nach vorne und stehen im Raum. Die Bühne schiebt quasi nach vorne und man sitzt in der ersten Reihe.
Dadurch wirkt das Klangbild sehr transparent und livehaftig, quasi mittendrin statt nur dabei.
Schaltet man zurück auf den master 1, wird alles sofort flacher, auf einer Linie stehend, aber auch irgendwie uninspirierter, langweiliger, weniger emotional mitnehmend.
Bei der richtigen Musik macht das irre Spaß. Jazz, Singer/Songwriter, Folk, aber auch Klassik gehen hervorragend.
Zum Problem wird dieses involvierend nach vorne Schiebende des Hauptinstruments immer dann, wenn die anderen Instrumente im Stück einen wichtigen Teil für die Harmonie des Stückes spielen. Da überdeckt die JP15 mit dem Lead-Instrument dann leicht die anderen Instrumente im background.
Im fairaudio Test wird z.B. dieser Effekt anhand Miles Davis` Time after Time sehr gut beschrieben.
http://www.fairaudio.de/test/vor-end-ko ... est-1.html
Die JP15 ist also kein Alleskönner. Sie funktioniert besonders gut bei natürlichen, akustischen Instrumenten, gerne auch unplugged oder live.
Elektronische Musik oder Techno, Pop und evtl. Teilbereiche der Klassik funktionieren nicht so gut. Immer dann, wenn strammer, knackiger Bass gefragt ist und wenn alle Instrumente gleichberechtigt wiedergegeben werden sollen, dann irritiert das Betonen des Hauptinstruments.
Ausgewogenheit ist ihre Sache also nicht unbedingt.
Insgesamt könnte der kräftige Bass zudem etwas definierter sein und ein Auflösungswunder ist sie auch nicht gerade. Jedoch fällt auf, dass die Auflösung eigentlich viel besser ist als gedacht, durch die „Über“-Präsenz des Lead-Instruments jedoch wiederum viele kleine Nebengeräusche überdeckt werden können.
Durch das fabelhafte PRaT (Pace, Rhythm and Timing) jedoch, stört man sich nicht so daran, sondern hat sich bereits in der Musik verloren, weil man sich automatisch auf das konzentriert, was man hört und nicht auf das was man hören könnte. So stehen eben die Instrumente, die die Musik machen im Mittelpunkt und nicht die Nebengeräusche.
Wer diese zum Hörgenuss jedoch braucht, wird hier vermutlich nicht glücklich werden.
Was fehlt:
Ganz klar, auf Dauer würde eine Fernbedienung fehlen, zumindest für die Lautstärkeregelung. Auf eine Quellenwahl könnte ich verzichten, ebenso auf ein Muting, es gibt jedoch unzählige Anlässe immer mal wieder was an der Lautstärke ändern zu wollen. Eine FB-Funktionalität ist aber bei audioplan nachrüstbar.
Fazit:
Die Jadis Jp15 ist wie eine erste Liebe. Man wird sie wahrscheinlich nicht heiraten, aber man wird sie auch nie mehr vergessen.
Gruß
Christian