Hallo Christian,
die Fertigung ist im Gange und die Planung sieht derzeit vor, dass erste Einheiten in der letzten Novemberwoche verfügbar sein werden. Oben hatte ich diverse Preise angegeben, leider hatte ich neulich gerade beim AFI+USB die Mehrwertsteuer nicht berücksichtigt. Endpreis für Privatkunden ist somit eigentlich 1166,- EUR. Da die 980,- EUR nun allerdings so kommuniziert sind, werden wir dies als Einführungspreis anbieten. Allerdings soll der niedrigere Preis nicht an eine Vorabbestellung und irgendeine Frist gebunden sein. Unsere Produkte sollen den potentiellen Käufer durch ihre Leistung überzeugen. Deshalb soll jeder – wie schon seit Jahren beim GISO praktiziert – die Möglichkeit zum Testen vor dem Kauf haben. Also die 980,- EUR sind gültig bis Widerruf, mindestens aber: wer bis Monatsende sein Interesse an einem Test bekundet, der bekommt den AFI+USB im Falle des Kaufs zu diesem Preis. (Wenn Interesse, dann bitte besser an
koschnicke@acousence.de und nicht PM)
Gleichzeitig darf ich aber bereits eine ergänzende Neuerung mit ankündigen, die das ganze Konzept nochmal deutlich aufwertet: Externe passive Adapter von RJ45-Ethercon auf BNC oder XLR.
Immer dann, wenn nochmal eine Leitungsstrecke Einfluss auf die Taktqualität hat, ist diese meiner Einschätzung und Erfahrung nach viel entscheidender als die letzte Pikosekunde Jitter auf dem Datenblatt eines Taktgebers. Gerade gestern habe ich zu diesem Thema auch ein sehr interessantes Paper entdeckt. Viele eigene Überlegungen und Ergebnisse hinsichtlich des Einflusses der Leitungsübertragung sehe ich da bestätigt:
http://www.audiophilleo.com/docs/Dunn-AP-tn23.pdf
Wir bieten ja beim AFIS bereits seit der ersten Stunde als eine Anschlussoption AES/EBU 110Ohm auf RJ45 an. Meines Wissens gibt es leider nur die beiden großen Digitalmischpulthersteller für den Broadcastbereich – Lawo und Stagetec – die RJ45 für AES3 tatsächlich in Produkten einsetzen. Dabei ist XLR für digitale Audiosignale, gerade wenn taktkritisch, sehr kritisch zu bewerten. RJ45 und entsprechende Kabel aus der Netzwerktechnik sind hinsichtlich der Übertragungseigenschaften hingegen perfekt für Digitalaudio.
Hohe Taktpräzision in einem rein digitalen Gerät ist ja erst einmal völlig ohne Wert. Erst das was im DAC tatsächlich ankommt, wird wirksam. Julien Dunn nimmt diese Differenzierung im o.g. Paper sehr schön vor. Jitter wirkt sich auf die Audioqualität nur in Form von „Sampling Jitter“ in einem ADC, einem DAC oder einem ASRC aus. Also wenn der maßgebliche Taktgeber im ADC, DAC oder ASRC sitzt, profitiert die Audioqualität unbestritten direkt von hoher Genauigkeit des Taktgebers. Sobald der Takt erst über eine Leitung wirksam wird, also z.B. von USB-Interface an DAC, überlagern sich Leitungseffekte, mindestens aber entscheidet erst das Gesamtsystem aus Quelle, Leitung und Empfänger über die im DAC tatsächlich wirksam werdende Präzision.
Für eine einfache und dennoch überzeugende Umsetzung per RJ45 gab es allerdings bis vor kurzem Defizite hinsichtlich Praktikabilität. Mir ist ja selbst kein einziger DAC mit einer RJ45-Buchse für ein AES3 kompatibles Audiosignal bekannt. Folglich zwar eine gut begründete Idee, aber dennoch zugegeben eher Insellösung von ACOUSENCE...
Jetzt kamen mir kürzlich ein paar neu erhältliche Bauteile zu Hilfe: Es sind damit endlich kleine, handliche Adapter von RJ45 auf die gebräuchlichen Formate machbar:
Ich bin derzeit noch mitten im Evaluierungsprozess. Die Vorteile sind aber bereits so klar erkennbar – auch messbar – dass ich in Zukunft wohl ganz klar die Ausstattung mit RJ45-Buchse plus die entsprechenden Umsetzern auf das geforderte Zielformat empfehlen werde. RJ45 auf AES/EBU-XLR kann man auch rein mit Kabel und zwei verschiedenen Steckern realisieren. Insbesondere bei unsymmetrischen Anschlüssen, Cinch und BNC, spielt die Idee ihre Stärke hingegen voll aus.
Als Audioprofi hat man ja generell eine gewisse Antipathie gegenüber unsymmetrischen Verbindungen, wenn auch im Consumer-Sektor ungebrochen Standard, egal ob analog oder digital. Schaut man aber drauf, was seitens HF auf der Leitung passiert – sowohl was Störkomponenten betrifft als auch bzgl. Nutzsignal (geht ja bis über 400MHz) – so verhält sich die symmetrische Leitung, mit Impedanzanpassung und Desymmetrierung erst am anderen Ende am unsymmetrischen Gerät, wirklich sehr deutlich besser. Das ist zwar im Prinzip erwartbar, aber wie deutlich der Qualitätsgewinn je nach Variante ausfällt, hat mich selbst überrascht, nachdem die ersten Prototypen aufgebaut waren.
Es wird neben der reinen Adaptierung des Steckers eine Impedanz- und Pegelanpassung gemacht. Für Eingänge sind daher andere Adapter nötig als für Ausgänge. Auch erprobe ich derzeit Lösungen mit Übertrager und ohne Übertrager. Das sieht zurzeit nach einer typischen „kommt drauf an“ Sache aus. Da die Ausgänge im AFI(S) mit bestmöglichen Übertragern galvanisch entkoppelt sind, wird es durch zusätzliche nicht unbedingt besser. Das hängt aber auch davon ab, ob das Fremdgerät Übertrager hat oder nicht. Bei AES/EBU ist es eher Standard, bei SPDIF eher nicht. Es gibt aber alles, auch AES/EBU ohne und SPDIF mit. Die Leitungslänge spielt auch eine Rolle. Bei sehr langen Leitungen ist ein Gegenstück mit Übertrager sehr wahrscheinlich stets erste Wahl. Bei kurzen Leitungen verhalten sich die Varianten ohne Übertrager ideal.
Da es sich hier, im Gegensatz zu den Aktivkabeln, um kein völlig geschlossenes System handelt, können die Adapter mit beliebigen Kabeln verwendet werden, Netzwerkkabel oder dank eines neuen CAT6A-Steckers von Neutrik, der große Kabelquerschnitte zulässt, können nun endlich auch übliche AES/EBU-Kabel mit entsprechenden RJ45-Ethercons ausgestattet werden. Auf der BNC-Seite könnte man auch Kabel eigener Präferenz verwenden. Ist man sich der Hebelwirkung des Adapters bewusst und entlastet die Buchse gegebenenfalls durch zusätzliche Maßnahmen, empfehle ich jedoch sehr die auf dem Foto abgebildeten Steckadapter. Wenn Kabel, BNC-BNC oder BNC-Cinch, dann möglichst kurz, 10/15cm. Denn kurze effektive Leitungslängen vermeiden Reflexionen durch Impedanzfehlanpassungen, wie sie bei einem Cinch- und XLR-Stecker eigentlich unumgänglich sind. Das ist übrigens noch ein weiterer positiver Nebeneffekt dieser Lösung.
Zur DSD-Frage: Ich persönlich halte DSD für die blödsinnigste Erfindung aller Zeiten im Bereich Audio. Mehr dazu hier auf Seite 2:
http://www.artistic-fidelity.de/Docs/Ab ... wenden.pdf
Bestenfalls war sie in den 90er Jahren sinnvoll. Der Stand der Technik ist nur heute Lichtjahre weiter als 1Bit/2,822MHz…
Nachdem sich die SACD ja mehr oder weniger erledigt hatte, haben zurzeit natürlich interessierte Kreise das Thema wieder enorm nach oben gebracht. Dass es da aus Herstellersicht ein gewisses Risiko ist, solch einen Trend zu ignorieren, ist mir klar. Nur sage ich mir, man muss nicht jeden Unsinn mitmachen, nur weil es gerade ein paar Dollar mehr verspricht. Da halte ich mich lieber an das technisch Begründbare. Aber bevor ich bei den neuen Produkten, hauptsächlich auch beim ADC, die Sache definitiv für beendet erklärt habe, ließ ich zur Absicherung der gewachsenen Meinung extra nochmal einen zeitgemäßen $12000 DSD-DAC eines renommierten nordamerikanischen Herstellers kommen, der DSD nativ per USB abspielen konnte. Beim ADC hatte ich anfangs DSD mit auf dem Board drauf. Aber es gab halt ein paar Dinge, die ich hätte besser machen können, wenn ich auf diese Option verzichten würde.
Also selbst mit diesem High-End-DAC war es sehr klar sogar so, dass ein in JRiver (incl. Dithering!) auf 176k4Hz PCM gewandeltes DSD-Signal deutlich besser klang als direkt DSD. Dabei ist vermutlich JRiver noch nicht einmal die beste Lösung für eine solche Konvertierung. Musik die ich in DSD und PCM hatte war sowieso in PCM besser.
Nach dem Test war ich sicher, DSD fliegt raus. Ich glaube ja immer noch dran, dass sich langfristig die Vernunft durchsetzt und in ein paar Jahren redet keiner mehr über DSD. Die Hype ist ja auch schon stark abgeebbt. Hauptsächlich in USA wollen damit ein paar Firmen noch offensiv Geld verdienen. Aber das ist jetzt ehrlich gesagt die erste Frage überhaupt in diese Richtung und allein das spricht m.E. für sich selbst. Der ADC reist jetzt seit einigen Monaten durch diverse Studios. Auch da hat kein einziger DSD vermisst...
Da ja kein SACD-Player einen Digitalausgang hat, ist beim DSD-Files-Abspielen immer ein Rechner im Spiel. Das ist dann auch die perfekte Instanz für die Konvertierung in PCM. Also existierendes Material in DSD kann man m.E. getrost auf diesem Wege anhören. In den AFIS eine Konvertierung zu integrieren, hielte ich für ziemlich unsinnig. Das kann man mit der aus Audiosicht schier unendlichen Rechenleistung heutiger Computer viel besser realisieren als in einer DSP oder einem FPGA.
Viele Grüße
Ralf