Aktiver Vinyl-Genuss - für die Unverbesserlichen ...

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Horse Tea hat geschrieben: 03.01.2023, 21:09Nach meiner Kenntnis hat Lenco nie die Zusammensetzung im Detail erklärt. Da könnte jetzt der Einwand kommen, dass das ein Isopropanol/Wasser Gemisch gewesen ist. Isopropanol und Wasser sind bei Raumtemperatur flüchtige Substanzen, sonst würde die LP ja nicht trocken werden. Beides sind aber auch (unterschiedlich polare) Lösungsmittel. Es könnte bei Lenco sein, dass z.B. Antistatika als Zusatz verwendet wurden, die weit weniger flüchtig als die Hauptkomponenten oder gar Feststoffe sind.
Hallo Horst-Dieter, hallo Jochen
vor mir liegt eine 3-Seiten Kopie aus einer über 40 Jahre alten Audio, S. 84-86 (leider kein Monat/Jahrgang) mit einem Vergleich verschiedener Nassfahrflüssigkeiten, geschrieben von Redakteur Peter Gurr. Was man so sammelt...
Lencoclean, Govi HiFi-Clean, AudioForum, Lesertip und AUDIO-Tip gingen über ein NMR-Spektrometer, getestet wurde die chemische Zusammensetzung:
Lencoclean:Äthanol 25%, dest.Wasser 75%+Netzmittel, O 36,5 mN/m, 23 Torr, Rück 1,78 mg/l
Govi HiFi-Clean:Isopropanol 10%, dest.Wasser 90%+ Netzmittel, O 41,7 mN/m 19 Torr, Rück 1,61 mg/l
AudioForum:Äthanol 40%, dest.Wasser 60% +Netzmittel, O 32,6 mN/m 26 Torr, Rück 1,6 mg/l
Lesertip:Isopropanol 60%, dest.Wasser 40% kein Netzmittel, O 24,9 mN/m 28 Torr, Rück 0,2 mg/l
und AUDIO-Tip:Äthanol 40%, dest.Wasser 60%, kein Netzmittel, O 32,9 mN/m 26Torr, Rück 1,1 mg/l
Gemessen wurde die Oberflächenspannung (niedriger=besser), ich habe sie als O in mN/m angehängt, weiter der Dampfdruck in Torr, je höher der Alkoholgehalt, umso schneller die Verdunstung. Dann noch die Rückstände auf der Platte in mg/l.
AUDIO bemerkte eine Gewichtszunahme der Platte durch Quellen, nach 1 Std, bei Äthanol-haltigen 0,06%, bei Isoprop 0,08% bzw. 0,11% bei 60% Isoprop. Quellen = Aufweichen des Vinyls
Der AUDIO-Tip wurde wohl aus den Beobachtungen gewonnen, wurde am besten bewertet.
Netzmittelrückstände seien verantwortlich für das Festkleben von Partikeln am Vinyl.

Für eine absaugende Plattenreinigung gelten andere Kriterien, da muss Schmutz, Fett etc. durch Reinigungsmittel gelöst werden, um durch Absaugen in der Flüssigkeit entfernt zu werden.
Grüße
Hans-Martin
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo, ihr ggf. noch Mitlesenden,

nach all dem für unverbesserliche Vinylisten Interessanten, wenn auch vielleicht nicht immer in der Praxis nachvollzogen, nun wieder ein wenig Musik.

Ich habe mir gerade die Lustige Witwe vom Lehár angehört. Diesmal nicht den weiter oben erwähnten Querschnitt der 1962er Aufnahme. Nein diesmal ging es auf's Ganze: Die Gesamtaufnahme, diesmal in mono aus dem Jahre 1953:

https://www.discogs.com/de/release/1351 ... erry-Widow

Mag die 62-Aufnahme schon hochgelobt sein, die 53 ist vielleicht noch gelungener: Leichtigkeit, schwebende Leichtigkeit und Eleganz - das ist es, was mir dazu einfällt, ungeachtet aller sonstigen Qualitäten im Detail. Die Schwarzkopf hat diese Aufnahme aufgrund des Dirigats von Otto Ackermann sehr geschätzt. Weil der - sinngemäß - ein feeling für das Genre Operette gehabt habe, das ein sonst so nicht erreichtes Niveau ermöglicht habe.

Die digitale Version bei Qobuz kenne ich nicht. Vielleicht geeignet reinzuhören.

EDIT: Die LPs sind uralt, stammen noch aus der Zeit, als Dario Soria für Angel/EMI tätig war, bevor er legendäre Ausgaben für die RCA herausgab. Und entsprechend dem Alter zerlegt sich gerade die Box. Altersschwäche halt. Aber so ist das mit den alten Schätzen. Love them or hate them. ;)

Viele Grüße

Jochen
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Guten Morgen zusammen,

ich hatte hier ja schon auf den freien Download einiger alter Schätzchen hingewiesen und mich mal auf die Suche nach den oben genannten Alben gemacht.

@Hans-Martin: zumindest die "Switched-on Bach" habe ich auch als komplettes Album (nicht nur 30s-Samples) in 24bit-Flac-Dateien gefunden:
https://archive.org/details/lp_switched ... r-carlos_2

@Jochen: auch die beiden oben empfohlenen Alben "Die Lustige Witwe" gibt es hier - inklusive Scans der originalen LP-Covers und Texte !
https://archive.org/details/lp_the-merr ... ffek-nic_0
https://archive.org/details/lp_the-merr ... ilharmon_0
Vielleicht interessant für diejenigen, die "nur mal reinhören" wollen ;-)

Beste Grüße
Jörg
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Jörg,

besten Dank!

Viele Grüße

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

heut war mal wieder Vinyl angesagt. Zunächst Pink Floyd mit der Echoes-Sammlung:

https://www.discogs.com/de/release/8350 ... Pink-Floyd

Nun ja, nett anzuhören, aber wirkt auf mich recht komprimiert. Wir werden nachher mal draufschauen. Ist aber wohl gar nicht möglich, denn jetzt läuft gerade wieder eine Lustige Witwe im Querschnitt Made in GDR:

https://www.discogs.com/de/release/5306 ... uerschnitt

Und das ist ein anderes Kaliber in Sachen Dynamik, wenn diese Einspielung auch für meine Ohren nicht mit den EMI-Ausgaben von Legge und dessen Spitzenkräften unter den Interpreten mithalten kann. Aber dennoch kann man die DDR-Witwe daneben ganz gut anhören. Und die umfassenden Linernotes zur Bewahrung des Historischen Materialismus in Sachen Wiener Operette im allgemeinen und Lehar im besonderen haben auch was. ;)

Vor der Mühe bei Abmischung und Pressung aber ziehe ich meinen Hut mit großem Hörvergnügen.

Edit: Die Dresdner mit Rudolf Neuhaus waren offensichtlich lange nicht in Wien und machen mehr Oper als Operette. Nun ja, interessant dennoch zu hören. Insbesondere auch in der Hinsicht, wie Schwarzkopf, Gedda & Co. bei EMI die Rollen bis in die kleinsten Nuancen gestalten und nicht nur singen.

Viele Grüße

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Ergänzung: Ich habe mir gerade den Querschnitt der Lustigen Witwe der EMI von 1962 zum Vergleich noch einmal vorgenommen. Und ja: Legge lässt seine Sänger Stimmungen ausdrücken, bei Amiga könnten die auch Alle meine Entchen singen. OK, ist ein wenig fies und vielleicht sollte das ja auch der proletarische Gegenentwurf zum melodienseligen Pendent der kapitalistischen Sicht sein. Spannend allemal. Auch in der Hinsicht, wie die EMI-Produzenten ihre Aufgabe verstanden haben. Nämlich vermutlich: Beim Hörer eine Erinnerung an eine Bühnenaufführung zu evozieren. Chapeau und Champagner. Bei Amiga gibt's Bier. Das kann auch munden.
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Jochen,

ich ziehe den Hut vor Dir und Deinem letzten Post. So kundig, differenziert und Hintergründe bedenkend (Zeitgeist und Politik betreffend) das eigene Hörempfinden auszudrücken, ist eine hohe Kunst.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Horst-Dieter,

danke für die Blumen. :cheers:

Je länger ich darüber nachdenke kommt mir Folgendes nicht aus dem Sinn: Die Interpreten der DDR-Witwe waren gewiss keine Nichtskönner, bei denen noch Unwissenheit dazugekommen wäre. Gerade weil man sich mit der Operette und ihrer Tradition auseinandergesetzt haben dürfte. Und als Resultat daraus hätten die Interpreten gewiss anders singen können, wenn das das Konzept gewesen wäre. Und das umzusetzende Bild sieht für mich im Falle EMI in etwa so aus: Bringt bitte das Menschliche, das Emotionale zur Geltung, damit der Hörer sich mitgenommen fühlt. Man höre sich zum Beispiel "Es waren zwei Königskinder..." bei EMI an. Ich schätze, der Legge hat in etwa gesagt: Nun pack mal deine Wut, deinen Frust über die Zurückweisung durch die Hanna in deinen Gesang und garniere mit Zynismus. Das ist meine - Legges - Auffassung von dem Stück. Das ist dann für meine Ohren trefflich umgesetzt. Der DDR-Produzent hat vielleicht systemkonform folgendermaßen gedacht: Lehar ist Repräsentant einer vergangenen Zeit, die für uns, die wir auf dem Weg zum Sozialismus sind, im Falle der Operette nichts Positives mitbringt. Und das singt jetzt bitte auch so, als belanglos für uns nämlich, eher als negativ vom Hörer wahrzunehmen, dem das nichts zu bedeuten haben soll. Brecht wäre unser Vorbild, Lehar allenfalls Gegenbild mit bestenfalls schönen Melodien, aber für uns Bedeutungsvolles hat er nicht. Darf er ja auch nicht. ;)

Aber vielleicht habe ich mir die DDR-Interpreten auch nur noch nicht genau genug angehört und deren Brillanz noch nicht erspürt. Hm, mal abwarten und nochmal hören.

Viele Grüße

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo und guten Morgen,

ein wunderschöner Morgen, strahlender Sonnenschein, allerdings kalt um die 0 Grad. Bringen wir den Tag also in Schwung damit:

https://www.discogs.com/de/release/1089 ... iam-Tell-B

Karajan lässt es elegant krachen. 1958 war halt ein guter Jahrgang. ;) Und Karajan bringt die Musik mit dem Philharmonia Orchestra zum Funkeln. Macht Spaß und erfreut die Ohren. :cheers:

Viele Grüße

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

quasi Wiederholung von gestern: Wieder wunderschöner Sonnenschein, aber kalt. Also wärmen wir den Morgen wieder mit Offenbach an und seinem entzückend flatternden Schmetterling. Also Le Papillon, Ballett in zwei Akten, dargeboten vom London Symphony Orchestra mit Richard Bonynge am Pult. Und als Decca, mal wieder typischer Decca Klang, anders halt als der gestrige von EMI/Angel, gewissermaßen vollmundig-süffig.

Die Kombination mach viel Spaß heute morgen.

https://www.discogs.com/de/release/6404 ... e-Papillon

Edit: Eine entzückende Preziose ist das selten gehörte Opus. Passt nicht nur zu schönem Sonnenschein, sondern gewiss auch zu einem champagnerprickelnden Abend.

Viele Grüße

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

hier läuft im Moment Art Blakey:

At the Café Bohemia

https://www.discogs.com/de/release/2017 ... fe-Bohemia

Einfach lecker.

Und lacht nur: Wenn neben den Spendors auch noch ein wenig für Audiophile mutmaßlich Ungenießbares in Gestalt eines Dual MV 61 im Spiel ist, dann füllt sich der ganze Raum mit der Musik und ich habe das Gefühl, im Konzertsaal zu sitzen, nicht mitten unter den Interpreten, nein vor ihnen, aber eben nicht nur mit der Stereowand vor den Ohren, sondern mit Konzertsaalgefühl. ;)

Viele Grüße und für die nächsten Tage frohe Pfingsten

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Ein pfingstliches Hallo allen Lesern,

Eben liefen Beethoven Symphonien 1 & 8. In der alten Aufnahme mit Krips. Als Everest-LP, laut Discogs von 1962:

https://www.discogs.com/de/release/1413 ... phony-No-8

Für die damalige Zeit wohl ein audiophiles Schätzchen, auch wenn man es so noch nicht nannte. Heutige Ohren, also im Moment meine, haben den Verdacht, dass sich das Scheiblein vermutlich mit Omas Röhrenradio besser anhören könnte. Die Violinen etwa sind a bisserl "schneidend". Zeittypisch halt.
Punkten kann die Aufnahme aber mit einer sehr schönen Dynamik und einem ebensolchen Stereopanorama. Man wollte halt zeigen, was man mit der relativ neuen Technik anstellen konnte. Wie es mit der dreidimensionalen Räumlichkeit aussieht, kann ich mit der Anlage hier gerade nicht beurteilen.;)

Ist aber auch relativ egal. Die Ausgabe, zumal als Gesamtausgabe, kam ja in unzähligen Ausgaben, oft Billigausgaben, als LP und später als CD unter's Volk. Selbst als HiRes-Download. Hat also ihre Käufer in vielen Jahren gefunden. Und ja, ich mag die Krips-Ausgabe auch.

Und im Vergleich etwa zu den Austrophon-Gesamtausgaben hat diese Everest-Scheibe eben den Vorteil, ihre oben genannten Vorzüge präsentieren zu können.

Viele Grüße

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

im Anschluss an die sehenswerte Dokumentation "AMIGA - Der Sound der DDR" habe ich mir gleich mal eine Amiga aufgelegt:

Puhdys Sturmvogel

https://www.discogs.com/de/release/2236 ... Sturmvogel

Discogs nennt das ursprüngliche Veröffentlichungsjahr 1976; meine Platte hat zwar das abgebildete Cover, ist aber eine Wiederauflage von 1981.

Und wie so oft bei Amiga/Eterna gilt auch hier: Die Produktion ist einfach nur sehr gut anzuhören!

Zumindest zeitlich halbwegs passend spielt ein Dual CS 502. Also quasi nachträgliche gesamtdeutsche Darbietung. Und die beiden - Dual und Amiga - vertragen sich prächtig. ;)

Viele Grüße

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

hier lief gerade eine Doppel-LP von Joan Baez mit dem Titel Blessed are...

https://www.discogs.com/de/release/8286 ... lessed-Are

Leider hat die A-Seite bei den ersten Titeln einen lästigen Pressfehler, aber dennoch - ich mag das Album. Ich mag die unaufgeregte Art des Vortrags, die Texte, die etwas zu sagen haben, den mich nicht nervenden Klang der Stimme, die gelungene Abmischung der "guten alten Zeit". ;) Keine über das Erforderliche hinausgehende Kompression, die Musik noch "mit der Hand gemacht", die luftige, transparente Präsentation der diversen Musiker neben der Protagonistin.

Mit anderen Worten: Nichts für den heutigen Musikgeschmack. ;)

Viele Grüße

Jochen
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Melomane hat geschrieben: 01.06.2023, 16:04 ... mit anderen Worten: Nichts für den heutigen Musikgeschmack. ;)
:cheers:
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