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- Wie LordHelmchen zum aktiven Hören kam
es hat sich ja schon rumgesprochen, dass sich ein Besuch bei ABACUS electronics in Nordenham eigentlich immer lohnt. Nicht nur weil man Gelegenheit hat, seine neue Errungenschaft abzuholen, sondern auch weil man sich die Firma sozusagen "von innen" ansehen kann. Die Gelegenheit habe ich vor zwei Tagen auch wieder genutzt.
Und siehe da... große Ereignisse werfen Ihre Schatten voraus... da standen in der Montagehalle doch glatt zwei Lautsprecherpärchen mit ABACUS untypischen Chassis an drei offenen 60-120D mit DSP Modul inkl. Laptop und Sigma Studio Software rum... meiner ins Blaue abgeschossenen Vermutung, dass es sich hier um zwei bzw. vier Wavecore Chassis handelt wurde zumindest nicht widersprochen... mehr war aber nicht herauszukitzeln...
Das war aber gar nicht der Grund meines Besuches. Beta Version hin oder her... endlich wollte ich meinen Preamp 14 AroioEx abholen

Seit Dienstag haben wir ihn also im Studio stehen:

Der kommt optisch und ABACUS typisch recht schlicht daher, aber zum Glück im etwas schickeren Design genau passend zu den neuen 60-120D Gehäusen. Den Kopfhörerausgang sollte man übrigens nicht unterschätzen, weil er dank Linetreiber besser klingt als so mancher externer Kopfhörerverstärker. Die Lautstärke ist über die Fernbedienung mittels Motorpoti einstellbar. Eigentlich mag ich das nicht besonders, weil ich immer genau die Lautstärke hören möchte, die der Steppmotor nicht anspringt. Hier wird aber schön linear angesteuert und ich kann jede Zwischenstufe genau erwischen.
Ein Blick auf die Rückwand gibt einen ersten Eindruck über das recht umfangreiche Ausstattungspaket:

Ziemlich praktisch: der Schukostecker Ausgang spart mir einen Platz in der Steckerleiste. Zwei Eingänge wahlweise XLR oder Cinch, Eingang 3 dient dem Streamer, zwei freie Cinch Eingänge, ein Phono MM Eingang, ein Cinch fixed Line out, je ein Cinch und XLR Line out sowie ein 12V Triggerausgang z.B. zum Einschalten von B&M Lautsprechern. Der Streamereinschub bietet HDMI (aktuell nur für Statusinformationen, um z.B. die IP Adresse zu erfahren), Ethernet, USB (aktuell nur für W-LAN Stick).
Schaut man in das Innere, sieht man einen mustergültigen, ordentlichen Aufbau:

Vorne rechts das Motorpoti, vorne links die zwei getrennten linear Netzteile, eines für die Analogtechnik und eines, das nochmals zwei galvanisch eigenständige Häften hat, eine für die Steuerung und eine für den Raspberry 2 mit D/A-Wandler, hinten mittig der neue Raspberry 2 mit dem D/A-Wandlerboard huckepack, davor der Microchip Mikroprozessor für die Steuerung, rechts senkrecht die Linetreibermodule für die Ausgänge.
Über die Technik und die Qualität der ABACUS Vorverstärker ist schon genug geschrieben worden, mich interessierte vor allem die Streamingoption. Es gibt im Internet etliche Raspberry Pi Linux Versionen, die auf High End Klang getrimmt wurden. Ich kenne aber keines, das wirklich überzeugt und als echtes embedded Linux programmiert wurde. Nach einiger Zeit schicken die alle ihre SD Karte mit ständigen Schreibzugriffen über den Jordan. Im DIY Bereich mag das akzeptabel sein, aber wer will so etwas schon in einem Seriengerät? Außerdem beißt sich für mich ein kleines 3 EUR China Schaltnetzteil von sich aus schon mit dem Begriff High End.
Was direkt auffällt ist der ABACUS typische 100%ig puristische Ansatz: übers Ethernet in den Pi und per I2S Schnittstelle die Digitaldaten direkt an den D/A Wandler zu schicken und von dort über den kürzesten Weg in die Analogelektronik. Der aufmerksame Betrachter hat wahrscheinlich auf dem Foto der Preamp 14 Rückseite einen S/PDIF oder TOSLINK Eingang vermisst. Der wurde aber nicht vergessen, sondern passt nicht ins Konzept. Im Streamer gibt es nur einen Herrn und Meister über die Digitaldaten und das ist der D/A Wandler selbst. Wo keine fremden Digitalsignale zugeführt werden, erspart man sich einen großen Teil der Jitter, Clocking bzw. Reclocking Problematik . Durch die integrierte AudioVero Cleaner Technologie werden die im linken und rechten Kanal unterschiedlichen Störungen durch den D/A Wandler exakt gleichmäßig auf beide Kanäle verteilt. Das sorgt für ein insgesamt ruhigeres Klangbild und anstrengungsloses Hören. Das scheint für mich das Erfolgsrezept zu sein, für rund 200 EUR Aufpreis eine Streameroption anbieten zu können, die (hoffentlich) der klanglichen Erwartungshaltung die man bei ABACUS Produkten hat gerecht wird.
Aber weswegen konnte ABACUS den auf der ABACON im letzten Jahr angekündigten Auslieferungstermin nicht halten, obwohl sich in Nordenham an allen Ecken und Enden die fix und fertige Hardware für den Preamp 14 stapelt? Auch mein Gerät ist noch im Software Beta Stadium. Das liegt an der neuen Version 2 des Raspberrys, die völlig überraschend vom Himmel fiel und dazu noch ruckzuck ausverkauft war. Hier hat ABACUS in meinen Augen die richtige Entscheidung getroffen und direkt auf die zukunftsorientierte, rund 6 mal schnellere Hardware gesetzt. Wer schon in Hardwareprojekten unter Softwareentwicklung gelitten hat, kann nachvollziehen was das heißt: hier musste in Windeseile das (ungelogen) weltweit erste, audio-optimierte embedded Linux für den Raspberry 2 entwickelt werden. Wenn das recht fehlerfrei geklappt hat, kann ich davor nur den Hut ziehen. Um das Ganze noch zu toppen wird das entsprechende Image kostenfrei auf der ABACUS Homepage zum Download angeboten und nach und nach weiter ausgebaut. Die Pflege der Software ist ja oft ein Stiefkind der Hersteller. Einmal entwickelt kann man froh sein wenn Fehler behoben werden. ABACUS plant dagegen eine echte Weiterentwicklung zu betreiben früher oder später wohl sogar dank XBMC zu einem eigenständigen Mediacenter. Wenn sich das in der open source Raspberry Gemeinde rumspricht, ist auf dem ABACUS Webserver der Teufel los

Über die ganzen detailverliebten "Kleinigkeiten" wie das dimmbare Frontdisplay, den Heimkinobypass, die zwischen zwei Codecs umschaltbare Fernbedienung, AirPlay, gapless und so weiter schreibe ich erst gar nichts, sonst wird der Beitrag viel zu lang

Und... wie klingt das neue ABACUS Baby jetzt?!
Also fix den Logitech Media Server installiert, meine Lieblingsstücke importiert, den Preamp 14 ans Ethernet und an die APC Aktivboxen mit AMT Hochtöner angeschlossen, auf dem iPad iPeng zum Steuern aufgerufen und dann... nachdem die Firewall gebeten wurde, Zugriffe auf den Mediaserver nicht zu blocken... ging es los.
Meine Lieblingsstücke spielt der AroioEx ohne jeden Tadel, keine Spur von Härte oder Schärfe, satter Grundtonbereich und straffe Bässe, Stimmen und Streichinstrumente klingen seidig aber nicht verwaschen. Fazit: die letzte Nacht war ziemlich kurz und je länger ich gehört habe, desto mehr Spaß hatte ich.
Vorgenommen hatte ich mir eigentlich, den AroioEX direkt mit dem Cambridge Audio Stream Magic 6, dem audiolab M-DAC und dem Trinnov (natürlich ohne Akustikkorrektur) zu vergleichen. Wenn ich ehrlich bin hatte ich aber einfach keine Lust, meine Musiksession durch Umkabeln, hin und her Schalten und ohrlupenmäßiges Vergleichen zu unterbrechen. Schon lange habe ich nicht mehr stundenlang einfach nur meine Musiklibrary rauf und runter gehört. Im Zeitplan hinke ich jetzt zwar hinterher, aber wahrscheinlich ist genau das ein ganz großes Kompliment an den AroioEX.
Wie ich mich kenne wird es nicht allzu lange dauern, dann nimmt die Neugierde auf den Vergleich doch überhand...
Wer einfach Lust hat, das neue ABACUS Baby zu hören (auch gerne im Vergleich zu seinem eigenen Streamer) ist herzlich willkommen.

Bis dahin viele Grüße
Markus