Hallo Peter,
zunächst einmal finde ich es prima, dass eine Firma wie Merovinger Audio ihre Überlegungen hier offen diskutiert und damit die Chance nutzt, ein am Kunden orientiertes, durchdachtes Produkt zu entwickeln.
Zum Inhalt: Ich habe mich sehr eingehend mit dem Thema Anbindung Subwoofer an Hautptlautsprecher befasst und dazu sicher einige hundert Messungen im Laufe der Jahre gemacht. Ich habe mit analogen Frequenzweichen sowie mit digitalen Hard-und Software-XOs (Behringer Ultramatch, Acourate mit Fireface) etc. experimentiert - und mittlerweile eine für mich mehr als zufriedenstellende Lösung gefunden (mit Acourate und einer sog. "Über-alles-Korrektur von Hauptlautsprecher und Subwoofer").
Die Äußerung von Hans-Martin...
Hans-Martin hat geschrieben:Subwoofer lösen keine Probleme, sie schaffen welche.
geht in ihrer Pauschalität nach meiner Erfahrung an der Realität vorbei. Ich würde eher sagen:
Subwoofer lösen Probleme - und schaffen neue.
Der gleiche Satz gilt übrigens auch für das Thema Kompaktmonitore vs. Fullrangelautsprecher. Denn letztere sind nichts anderes als Kompaktmonitore mit Subwoofer in einem Gehäuse (von einigen besonderen Konstruktionen abgesehen). Fullrange-Lautsprecher lösen einige Probleme der Kompaktmonitore, und schaffen zugleich neue - nämlich die gleichen wie bei den Subwoofern (und sogar noch eines mehr - siehe Ende des nächsten Absatzes).
Konkret auf Subwoofer (aber natürlich auch auf Fullrange-LS) bezogen: Sie lösen das Problem, dort eine oder zwei weitere Oktaven anzufügen, wo die Hauptlautsprecher aufhören oder in ihrem Pegel zu begrenzt sind, um diese Oktaven verzerrungsfrei und pegellinear zu übertragen. Sie fügen alleine dadurch schon einen ganz anderen Raumeindruck zum Klangbild - und eine größere Emotionalität. Gegenüber Fullrangelautsprechern haben Subwoofer zudem den Vorteil, unabhängig von den Hauptlautsprechern im Raum aufstellbar zu sein und damit ihre Positionierung spezifischer auf die Problematik von Raummoden-Anregung auszurichten, ohne auf das Stereodreieeck Rücksicht nehmen zu müssen.
Die entstehenden neuen Probleme ergeben sich im wesentlichen aus zwei Faktoren, die hier schon genannt wurden:
- Die in Hinsicht auf den Frequenzgang schwierige bruchlose Anbindung, mit entsprechenden steilen Filtern. Analoge 12dB Standard Crossover führen über einen längeren Übergangsbereich zu Überlagerungen (= Auslöschungen und Überhöhungen) von Hauptlautsprechern und Subwoofer. Noch steilere analoge Filter z.B. mit 24dB führen zu noch größerer Disharmonie im Phasenverlauf und beseitigen das Durcheinander im Übergangsbereich nicht tirfgreifend genug.
- Konstruktionsbedingt hinkt der Subwoofer hinter den Hauptlautsprechern her (Stichwort Gruppenlaufzeit). Dies durch eine andere Aufstellung kompensieren zu wollen, schafft wieder tonale Probleme (Stichwort Raummoden-Anregung).
Nach meiner Erfahrung kann Problem 1 und 2 nur digital gelöst werden - entweder durch Hardware-Frequenzweichen wie z.B. das erwähnte Behringer Ultramatch 2496 - oder durch Software-Frequenzweichen wie z.B. Acourate (z.T. in Verbindung mit entsprechenden guten USB-Interfaces). Ohne solche Helferlein, würde ich persönlich weder Fullrangelautsprecher noch Subwoofer in meinem Hörraum einsetzen.
Die aus meiner Sicht bedeutendste Schwachstelle bei den Hardware-XO-Lösungen besteht in der für den audiophilen Bereich ungenügenden Qualität - sowohl im digitalen Bereich (Stichwort Jitter) als auch im analogen Bereich (Stichwort Ausgangsstufen).
Beides findet sich beispielsweise im Behringer Ultramatch wieder. Gert [Fortepianus] hat hier ja nicht umsonst eine gertifizierte Variante mit besserer Clock und potenteren Ausgangsstufen vorgestellt.
Bei der Soft-/Hardware-Realisierung z.B. mit Acourate und USB-Interface ist der Flaschenhals oft das USB-Interface, wenn ich da an das beliebte RME Fireface UC denke mit seiner ins metallisch tendierenden Klangsignatur.
Ausgangsseitige Schwächen kann man in beiden Fällen auch mit einem guten Vorverstärker kompensieren, der bei einer 2.1-Kombination dann allerdings mehrkanalig ausfallen muss.
In den Subwoofer eingebaute DSPs wären nach meiner Meinug nur dann sinnvoll, wenn sie im Funktionsumfang dem Behringer Ultramatch 2496 entsprechen würden (Einstellen von Filtercharakteristiken Filter-Steilheit, Übergangsfrequenzen, Verzögerung der Hauptkanäle in ms, Pegel etc.), aber mit besserer A/D-D/A Wandlung (intern mindestens 24/96 plus Ultralowjitter-Oszillatoren), einem digitalen Direkteingang und einer potenten niederohmigen Ausgangsstufe zum Antreiben der Hauptlautsprecher auch über größere Kabellängen (z.B. 10m).
Alles andere - Thomas hat es am Beispiel des SVS PB13Ultra beschrieben - sind m.E. Alibi-/Marketing-Features, die jemand mit einem hochwertigen Zuspieler/DAC niemals einsetzen würde, um sich das Signal nicht zu verschlimmbessern.
Grüße
Fujak