Liebe Freunde der stabilen Mittendarstellung,
seit einiger Zeit gebe ich Mehrkanal über den G-Oppo aus. In diesem Zusammenhang habe ich mir neue Werkzeuge zurecht gelegt, um hiermit auch Trinaural realisieren zu können. Und ich habe einen alternativen Vorschlag, Trinaural auszugeben unter Verwendung einer MS-Kodierung wie sie u.a. im Zusammenhang mit dem
Cleaner zum Einsatz kommt. Hierzu ein kleiner Bericht.
Der Oppo frisst Stereo und Mehrkanal-Files. Um damit Trinaural wiedergeben zu können, erzeuge ich sechsspurige Dateien. Ich verwende dazu leere FIR Filter und den VST Convolver in foobar. Die „leeren“ FIR-Filter habe ich mit Acourate erzeugt mit dem Dialog „Create Simple Test Signal“, Signal length 4 samples, Set to one at sample 2, Length 1 samples.
Betrachten wir die „klassische“ Trinaural-Formel:
Trinaural
- Kanal 1 "links" : L - 0,5 R
- Kanal 2 "rechts": R - 0,5 L
- Kanal 3 "Center": 0,5 (L + R)
so bleiben die Kanäle 4 (LFE), sowie 5 und 6 (Surround) leer. Das VST Convoler-Script hierfür sieht z.B. so aus:
Trinaural
Code: Alles auswählen
44100 6 6 0
0 0 0 0 0 0
0 0 0 0 0 0
D:\_FIR-Filter\_empty\44.wav
0
0.0
0.0
D:\_FIR-Filter\_empty\44.wav
0
1.0
-0.5
D:\_FIR-Filter\_empty\44.wav
0
0.0
-1.5
D:\_FIR-Filter\_empty\44.wav
0
1.0
1.0
D:\_FIR-Filter\_empty\44.wav
0
0.0
2.5
D:\_FIR-Filter\_empty\44.wav
0
1.0
2.5
Ich erläutere das kurz: Es handelt sich um ein Script für 44,1 kHz Dateien. Für andere Samplingraten müssen entsprechend andere Scripte vorgehalten werden. Das Script geht davon aus, dass eine 6 kanalige Eingangsdatei vorliegt (es funktioniert – wie ich durch Zufall herausgefunden habe - aber glücklicherweise genauso, wenn ich foobar „nur“ Stereo-Dateien zum Konvertieren übergebe). Das Script macht 6 Pfade auf, die die einzelnen Summanden in der Trinaural Formel umsetzen. Der erste Pfad
verwendet den Mono Filter „44.wav“ aus dem angegebenen Pfad auf meinem Computer, nimmt davon den linken Eingangskanal und überträgt ihn 1:1 in den linken Kanal der Zieldatei.
Im zweiten Pfad
wird der rechte Eingangskanal unverändert genommen (hierfür steht die 1.0), invertiert und mit Faktor 0,5 multipliziert auf den linken Ausgangskanal hinzugemischt (für diese Operation steht die „-0.5“). Und so weiter.
Die resultierende Datei ist dann wiederum eine 5.1 Datei, die ich problemlos mit dem Oppo abspielen kann.
Um ehrlich zu sein, habe ich die klassiche Trinaural-Formel nie so recht verstanden. Für mein Verständnis und meine Ohren ist die Bühnendarstellung in der Mitte etwas zu sehr in die Breite gezogen, so als würde man die Mitte durch ein Vergrößerungsglas an“hören“. Und so hört es sich – bei meiner LS-Aufstellung und LS-Konfiguration - auch jetzt wieder an.
Nun führe ich seit einiger Zeit Experimente mit MS-Kodierung und MS-Dekodierung durch. Die Formel dazu ist:
MS-Kodierung:
- M = 0,5 (L + R)
- S = 0,5 (L – R)
M steht für das Mittensignal, also der Mono-“anteil“ des Stereosignals und und S steht für das sog. Seitensignal, wie es auch bei einer MS-Mikofonierung entsteht.
Aus M und S lässt sich das Stereo-Signal zurückrechnen. Bei einem analogen Mischpult so, wie es im Bild oben dargestellt ist. In der digitalen Welt ist es noch einfacher:
MS-Dekodierung:
- L = 0,5 (M + S)
- R = 0,5 (M – S)
Bitte stört Euch nicht an dem Faktor 0,5 in den hier verwendeten Formeln. Ich benutze ihn, damit ich diese Formeln in der digitalen Welt 1:1 anwenden kann, ohne dass ich Gefahr laufe, Clipping zu bekommen.
Da nun MS-Mikrofonierung – wie oben angedeutet – ein sehr schönes Stereo-Klangbild ergibt, hat sich mir die Frage aufgedrängt, ob wir das MS-Kodierverfahren nicht auch für Trinaural einsetzen können. Also den Mono-Anteil in der Mitte auszugeben (was wir bei Trinaural ja immer tun). Und auf den Kanälen links und rechts jeweils nur den entsprechenden Anteil des Seitensignals auszugeben. Die Formel dafür (nennen wir es „TrinauralMS“):
TrinauralMS
- Kanal 1 "links" : S = 0,5 (L - R)
- Kanal 2 "rechts": -S = 0,5 (R - L)
- Kanal 3 "center": M = 0,5 (L + R)
S und -S in den Zielkanälen 1 und 2 sehen zwar merkwürdig aus, dies ergibt sich aber einfach aus der Definition der MS-Kodierung.
Zur Konvertierung einer Stereo-Datei in diese TrinauralMS Darstellung verwende ich das folgende VST-Convolver-Script:
TrinauralMS:
Code: Alles auswählen
44100 6 6 0
0 0 0 0 0 0
0 0 0 0 0 0
D:\_FIR-Filter\_empty\44.wav
0
0.0
0.5
D:\_FIR-Filter\_empty\44.wav
0
1.0
-0.5
D:\_FIR-Filter\_empty\44.wav
0
0.0
-1.5
D:\_FIR-Filter\_empty\44.wav
0
1.0
1.5
D:\_FIR-Filter\_empty\44.wav
0
0.0
2.5
D:\_FIR-Filter\_empty\44.wav
0
1.0
2.5
Fazit: Ich habe einige meiner Musikstücke entsprechend bearbeitet und als Mehrkanal "Trinaural MS" über drei LS ausgegeben. Im Sweetspot sitzend höre ergibt sich – von der räumlichen Anmutung her - ein ganz ähnliches Klangbild wie bei einer normalen Stereo-Datei. Allerdings ist die Mitte jetzt präsenter und klarer. Das wird besonders dann deutlich, wenn ich mich aus dem Sweetspot nach links oder rechts herausbewege. Die Mitte bleibt klar lokalisiert und präzise. Gehe ich sehr weit z.B. nach links, so entsteht ein etwas unnatürlicher Klangeindruck. Die Bühnendarstellung bekommt eine Verzerrung so würde ich sie durch ein gewelltes Stück Glas an“hören“. Noch weiter hinausgehend, fällt der räumliche Eindruck zusammen und ich höre nurmehr das Mono-Zentrum. Im Sweetspot selbst aber ist das Klangbild sehr angenehm.
Viele Grüße
Harald