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Uli hat geschrieben:
Ist es möglich, das ursprüngliche Analogsignal auf analoge Art und Weise EXAKT abzuspeichern und wiederzugeben?
Moin Uli
Prinzipiell gibt es 3 mir bekannte Verfahren:
Optische Aufzeichnung auf Filmmaterial (siehe Mercury Living Presence), zu seiner Zeit das rauschärmste /dynamikreichste. Die Perforation sorgt für einen schlupffreien Transport. Ich denke, die Gerätschaften wurden für Audioaufzeichnung optimiert, weil für die Bildprojektion das einzelne Bild immer kurzzeitig zum Stillstand kommt, der Transport also ruckelt.
Magnetbandaufzeichnung mit hoher Geschwindigkeit und großer Spurbreite, um einerseíts Bandrauschen und Auflösung (Körnigkeit der Magnetitbeschichtung), ebenfalls Bandlängsschwingungen zu verbessern. Probleme liegen in der Hysterese der magnetisierbaren Partikel, die man mit Hochfrequenzvormagnetisierung entschärft, die Spaltbreite beim Wiedergabekopf begrenzt den FG nach oben, die Kopfspiegelresonanz nach unten, Dropouts sind möglich, Bandlängsschwingungen erzeugen Frequenzmodulation (äquivalent Jitter) - Modulationsrauschen, Dynamikbereich Nähe 60- 70dB abhängig von Grundrauschen bis Bandsättigung, wenn nicht am Aufnahmekopf vorzeitig Verzerrungen entstehen (Beispiel Kombikopf beim Cassettenrecorder). Kompandersysteme gab es seit 1960er Jahre (Dolby A,B,C, dbx, Toshiba Adres, Telefunken High Com, die Fehler nach Lagerung meist verstärkten, dafür die Dynamik 10-40dB verbesserten). Ohne optimierte Aufnahme- und Wiedergabe-Entzerrung gibt es keine besten Ergebnisse. Bei der Lagerung kopieren sich Informationen von Bandlage zu Bandlage, man lagert deshalb das Band im abgespielten Zustand auf dem Endwickel, damit der Kopiereffekt von der Nachbarlage in die Unterseite der Beschichtung geht, das Nachecho ist im Gegensatz zum Vorecho meist nicht störend wahrnehmbar. Es gibt Schlupf an der Tonwelle, deshalb versucht man konstante Bandzugbedingungen bei Ab- und Aufwickelteller herzustellen. Bandlängsschwingungen reduziert man mit einer Bandberuhigungsrolle nahe der Tonköpfe.
Direktschnitt von Schallplatten, zeitlich beschränkt auf ca. 15 min, Vortrieb muss vorausschauend manuell gesteuert werden, Dynamikbereich Nähe 70dB. Der Schnitt in Lackfolie verwirft bei mangelndem Abstand das bereits geschnittene Ergebnis (erzeugt Vorecho aus nachfolgender Spur), mechanische Abtastung mit vielen Einflussgrößen wie Resonanzen aus Antrieb, Lagerung, Abtaster und Tonarm, viele hauseigene Aufnahme- und Wiedergabe-Entzerrungen, Umstellung des vertikalen Abtastwinkels von 15° auf 20° Mitte der 1960er Jahre, dabei hauseigene Winkelabweichungen.
Die mechanische Kopie entwickelt Gleichlaufschwankungen, sobald das Mittelloch nicht exakt zentriert ist. Die untere Grenzfrequenz wird von der System-Tonarmresonnanz nahe 10Hz bestimmt, das obere Ende reicht bis 50kHz.
Alle Verfahren setzen exakte Geschwindigkeit bei der Wiedergabe gemäß Aufnahme voraus. Bekanntes Beispiel einer Aufnahme mit lange unentdeckter Abweichung ist Miles Davis Kind of Blue.
Quarzgeregelte Direktantriebe sollen die Geschwindigkeitspräzision sichern, wären da nicht Welligkeiten bei den Platten und modulationsabhängige Bremseffekte beim Abtasten neben der Exzentrizität (Mittellochzentrierung) und Elliptizität der Rille (Füllschriftverfahren).
Die Fülle von Einschränkungen ist bei der analogen Aufzeichnung unübersehbar, manche Fehler sind aber sympathisch und fördern die emotionale Komponente, bei Musik nicht zwangsläufig negativ.
Grüsse Hans-Martin[/offtopic off]