Was wir zur Zeit hören

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

mal sehen, ob dem, was RvB schreibt, zuzustimmen ist:

"For once I am really grateful to the computer. This double SACD never stops to surprise me, from the first time I heard it until now. The producer, Ingo Petry, came to me with a Master, saying that I had to hear it. OK, it was evident from the word "go" that it is Bach's works for solo violin, but who the ¤%# was playing? I just couldn't place it, even though Ingo told me that I am very acquainted with this artistry. In the end I had to give up, and Ingo dropped the bombshell: Jaakko Kuusisto, a friend of mine, but a formidable artist (violinist, arranger, composer, conductor) that I had never connected with music older than 100 years. The way he played Bach dropped me for a count to 9, and I immediately negotiated a deal for releasing it. I am so happy I did so, all the more, since soon afterwards it became clear that Jaakko suffered from a brain tumor, which finally killed him at the age of 48 - a sheer tragedy. His (and his brother Pekka, who just a year ago recorded Jaakko's Symphony with the Helsinki PO for us) musicality and musical intelligence beggar belief. What better way to end 2023 - a hommage to a great musician - and friend!"

Quelle: eclassical.com Daily Deal 31.12.2023

Es geht also um diese Einspielung der Partiten und Sonaten für Violine solo von J.S. Bach:

https://www.eclassical.com/conductors/k ... s2197.html

Aber diese anspruchsvollen Stücke wollen nicht am Stück verkostet werden, sondern hübsch in appetitlichen Häppchen. Das erste mundet soweit. ;)

Viele Grüße und einen guten Rutsch!

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

ich höre mich dieser Tage mit großem Vergnügen durch diese Box:

https://www.discogs.com/de/release/2230 ... Grammophon

Also Olivier Latrys Einspielungen für die Deutsche Grammophon. Für meine Ohren gefühlvoll und empfindsam interpretiert und sehr schön aufgenommen, kein bisschen höhenlästiger Orgelklang, gewissermaßen vollmundig und ich habe das Gefühl, in der Kirche zu sitzen.

Viele Grüße

Jochen
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atmos
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Olivier Latry

Beitrag von atmos »

Hallo, Jochen,
die Box hatte ich auch schon mal auf meiner Will-Haben-Wollen-Liste wegen der Blu-ray, aaber die 10 CDs als Beigabe sind mir dann doch zuviel gewesen.
Hast du die Box oder streamst du?
Falls du die Box hast, würdest du mir die BD verkaufen?

Gruß
Günther
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

dem kürzlich begangenen Weihnachtsfest angemessen erklang in den letzten Tagen mehrfach Puccinis La Bohème in verschiedenen, zufällig anwesenden Einspielungen:

Zunächst Karajans berühmte Decca von 1973:

https://www.discogs.com/de/release/3134 ... ert-von-Ka

Dann Vottos Einspielung für die DG aus dem Jahr 1962:

https://www.discogs.com/de/release/1730 ... h%C3%A8me-

Heute dann Solti (1974) bei RCA:

https://www.discogs.com/de/master/43039 ... Choir-Geor

Letzterer gefällt mir derzeit am besten. Karajan erschien mir als hell beleuchteter Hochglanzprospekt. Allerdings habe ich z. Zt. nur die CD-Auflösung, vielleicht würde sich meine LP ein wenig anders darstellen, aber die ist gerade nicht zur Hand. Votto macht einen guten Job in der Präsentation der italienischen Oper vor deutschem Tonmeister. Wo die aufgenommen wurde, habe ich noch nicht ermitteln können. Beide Produktionen sind in meinen Ohren jeweils dennoch durchaus hörenswert. Nun zu Solti: Der bringt die Musik zum Leuchten, die Farben sind wunderschön, ebenso die Bühnenillusion. Hier lebt die Musik und Menschen agieren. Ich habe gleich mal die LPs geordert. Die Aufnahme scheint wohl ansonsten ein wenig vergessen zu sein - zumindest finde ich keine HiRes-Ausgabe im Unterschied zu anderen Solti-Einspielungen. Nun denn. Gefällt ja auch so. ;)

Viele Grüße

Jochen
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Melomane hat geschrieben: 08.01.2024, 15:08 zu Solti: Der bringt die Musik zum Leuchten, die Farben sind wunderschön, ebenso die Bühnenillusion. Hier lebt die Musik und Menschen agieren.
👍👍👍
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Jörg, hallo Ihr Mitlesenden:

:cheers:

Mittlerweile ist auf meiner Synology noch diese Ausgabe der Bohème eingezogen:

https://www.discogs.com/de/master/17835 ... -Kowaljow-

Also die mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunk mit Bertrand de Billy am Dirigentenpult und einer Sängerschar angeführt von Villazón und Netrebko (2008). Und nach dem ersten Hören finde ich die faszinierend. Zunächst deswegen, weil es Dirigent und Orchester gelingt, die Situationen und Empfindungen/Gefühle der Darsteller gefühlvoll, einfühlsam und geradezu zärtlich zu umspielen, ohne ins Sentimentale abzurutschen. Das auch in den "lauten" Stellen. Und Orchester wie Sänger werden sehr klar dargestellt.
Damit kommen wir zum Aber. Ich werde den Verdacht nicht los, das die Beteiligten ein jeweils eigenes Mikro vor der Nase, äh ihrem Tonerzeuger hatten. Das schützte offenbar den erzeugten Ton vor jeder Art von Unbill, weswegen er eben "klar" sich präsentieren kann. Jedoch bleibt dabei das "Raumgefühl" auf der Strecke. Das sowohl, was die Bühne angeht - es gibt nur selten eine "Tiefenschärfe" - als auch was die Abbildung eines Sängers angeht - da steht kein Mensch mit Körper, da ist nur der von ihm erzeugte Klang. Und der wird durchaus hin und her geschoben, von links nach rechts (soweit es die Sänger angeht), aber das wirkt nicht wie auf einer Bühne, sondern eher wie auf einer zweidimensionalen Leinwand. Das alles aber klanglich wunderschön präsentiert.

Nun ja, vielleicht meine Tagesform und die Verwendung bislang nur des Kopfhörers. ;)

Viele Grüße

Jochen
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Jochen,

ich mag diese Aufnahme auch sehr - eigentlich. Wir haben sie damals live erlebt.
Allerdings komme ich hier mit Netrebkos Interpretation nicht klar. Nicht, weil ihre "Italiana" etwas artifiziell wirkt. Es ist eher die Ausgestaltung ihrer Rolle - keine Empathie, kein Rollenverständnis für Mimi (so mein Empfinden). Es klingt ein wenig ambitionslos für mich. Schade - bei dieser Stimme!

Viele Grüße
Jörg
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Jörg,

was die darstellerischen Leistungen der Sänger angeht, da muss ich mich noch einhören. Irgendwo hätte ich wohl gelesen, dass man diese Einspielung sehr wohl mitnehmen könne, aber nicht als allererste Qualität. Vielleicht bezieht sich das ja auch auf deinen Einwand.

Viele Grüße

Jochen
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Harry_K
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Beitrag von Harry_K »

Guten Morgen,
etwas Off-Topc: die Oper gibt es in dieser Besetzung auch als „Film“. Fand ich als Klassik-Laie toll.
Grüße
Matthias
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alcedo
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Brahms: Symphonien mit William Steinberg

Beitrag von alcedo »

Guten Abend,

ab und an wird hier der Dirigent William Steinberg erwähnt. Kürzlich habe ich mir dessen Album mit allen Symphonien von Johannes Brahms zugelegt - einfach aus Neugier wie er dies im Vergleich zu seinen sehr guten Beethoven-Interpretationen angegangen ist. Und weil ich sie noch nie gehört hatte, denn die DGG hat diese Anfang der 60er Jahre entstandenen Aufnahmen erst 2022 - frisch von den originalen Masterbändern sorgfältig remastert - herausgebracht. Urspünglich wurde der Zyklus auf magnetischem 35-mm-Filmmaterial von Command Classics aufgenommen - für damalige Verhältnisse Top.

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Es ist eine sehr musikalische, leicht zugängliche Interpretation. Ein aufgeräumtes, modernes Brahmsbild würde dies heute wohl genannt werden. Ohne Pathos, lyrisch, klar, fliessend. Kaum zu glauben, dass diese schon 60 Jahre auf dem Buckel haben soll. Meist straffe Tempi, herrlicher Spannungsaufbau, farbig und ausdrucksstark. Besonders die 4. Symphonie gefällt mir ausgesprochen gut.

Um mit den Worten der New York Times zu enden: "Steinberg bringt seinen Brahms zum Singen."

Viele Grüße
Jörg
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

William Steinberg ist vermutlich ein wenig aus dem Fokus gerutscht, weil in den dreißiger Jahren aus Nazideutschland emigriert und im Unterschied zu anderen Musikern seiner Zeit in Deutschland nicht mehr nachhaltig präsent gewesen.

Hier gibt es neben der Wikipedia noch einiges über ihn zu erfahren:

https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/ ... n_00003094

Jedenfalls deutlich bedeutsamer als nur gelegentlich einer Erwähnung wert. ;)

Viele Grüße

Jochen
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Jochen,

danke, den Link fand ich sehr interessant, denn er bringt mich zu einer Buchempfehlung für den, der über das Schicksal jüdischer Musiker nach der Machtergreifung und speziell Steinbergs Arbeit für den Kulturbund deutscher Juden (The Kubu) in Frankfurt lesen möchte (in Englisch):

Martin Goldsmith
The Inextinguishable Symphony
A True Story of Music and Love in Nazi Germany
Wiley 2000.
https://www.buecher.de/shop/kunst--kult ... /13790942/

Viele Grüße
Horst-Dieter
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

vorhin lief schon wieder ein Album eines Komponisten, von dem vermutlich nicht viele gehört haben - zu denen ich auch gehöre: Eino Tamberg heißt er und die deutschsprachige Wikipedia weiß auch nicht allzu viel über ihn.

https://de.wikipedia.org/wiki/Eino_Tamberg

eClassical schreibt ein wenig mehr zu seiner Musik und zu dem gehörten Album:

https://www.eclassical.com/conductors/j ... works.html

Dazu mag der Interessent auch das Booklet lesen, das auf der Seite abrufbar ist.

Neoklassizistisch nennt das Booklet den Stil von Tamberg. Dem kann man zustimmen, zumindest für die Werke dieses Albums. Die Musik ist durchaus gefällig, wenn auch nicht tiefschürfend. Was ja kein Nachteil sein muss. Und sie ist für mein Empfinden wunderbar aufgenommen, weil transparent, räumlich, geradezu filigran. Die Interpreten (Residentie Orkest Den Haag mit Neeme Järvi) tragen das Ihre dazu bei. Im Vergleich zu der zuvor gehörten 4. Brahms mit Steinberg möchte ich sagen, dass Tamberg quasi ein Aquarell ist, hingegen Steinberg in Öl gemalt wurde. Jedenfalls geht das Album für mich als Entdeckung durch. ;)

Viele Grüße

Jochen
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Auf der Uhlenhorst
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Beitrag von Auf der Uhlenhorst »

Moin,

da gerade die Brahms Sinfonien thematisiert wurden möchte ich auch die bei Warner im letzten Jahr erschienene Einspielung von Michael Steinberg mit dem Luzerner Sinfonieorchester empfehlen, die ähnlich frisch und doch ganz anders :D als die von mir sehr geschätzte Interpretation durch Ticciati / Scottish Chamber Orchestra (Linn Records) in den Hörraum “flutet” :wink:
Linn Records bietet auf der dritten von drei CDs zusammen die Sinfonien Nr. 3 und 4 an, Warner verteilt die Sinfonien auf vier CDs, außerdem wird in der Orchestrierung von Arnold Schoenberg das Klavierquartett No.1 mit geliefert.

Besten Dank an die Forumsleitung für das Freischalten des direkten Bilder-Uploads :cheers:
Audiophile Grüße
Walter
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

hier läuft gerade Samuel Barber. Ja genau, der mit dem berühmten Adagio. Das ist auch auf dem gerade gehörten Album. Aber daneben ein Cellokonzert und eine Sonate für Cello und Klavier. Beides wunderbar melodisch-sangliche Kompositionen, ebenso dargeboten von den Interpreten (s. Discogs-link):

https://www.discogs.com/de/release/2017 ... -Cello-Con

Und BIS hat mal wieder eine sehr schön anzuhörende Aufnahme getätigt.

Hier läuft allerdings nicht die SACD, sondern der Download.

Viele Grüße

Jochen
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