Guten Abend,
beim Stöbern in meinem alten Plattenschrank fand ich kürzlich ein Album mit 3 Klaviersonaten von Beethoven, eingespielt vom tschechischen Pianisten Josef Bulva, dass ich vor knapp 50 Jahren (!) immer wieder gehört hatte. Aber ich wusste nicht mehr, warum.
Also: kurzerhand gewaschen und ab auf den Plattenteller.
Nun, dass ich die Platte oft abgespielt habe, hört man. Aber man hört noch mehr. So hat mich Bulvas Spiel der stattsam bekannten Mondscheinsonate direkt wieder fasziniert. Vor meinem geistigen Auge lässt er kein romatisches Bild entstehen, sondern ich bleibe aufmerksam bei seinem Spiel, sehe ihm quasi auf seine Finger - natürliches Spiel ohne Extravaganzen. Diese Aufnahme stammt aus dem Jahre 1975. Dazu sollte man wissen, dass Bulva kurz vorher (1971) durch einen schweren Bergunfall mit über fünfzig Knochenbrüchen seine Konzerttätigkeit abrupt unterbrechen musste. Nach fast einjährigem Krankenhausaufenthalt fing er wieder an zu konzertieren
[wikipedia].
In wikipedia findet sich auch diese Anmerkung: "Bulva wurde von der internationalen Fachwelt gefeiert. Trotz seines Erfolges zog sich Bulva in den folgenden Jahren zunehmend aus der Konzerttätigkeit zurück." Zeugnis seiner verfeinerten Spielweise findet sich in diesem Album aus dem Jahre 1990:
Und dann passiert das nächste Unglück: 1996 stürzte er auf eisglatter Straße und verletzte sich an unter dem Schnee verborgenen Glasscherben einer Bierflasche. Dabei wurde seine linke Hand vermeintlich irreparabel geschädigt. Seine pianistische Karriere galt damit als beendet. Er zog sich nach Monaco zurück, um sich einen neuen Lebensinhalt aufzubauen. Beruflich und finanziell engagierte sich Bulva dort sehr erfolgreich als Finanzinvestor - kein üblicher Karriereschritt.
wikipedia weiter: Bulva unterzog sich etlichen Operationen und trainierte täglich die Bewegungsfähigkeit seiner Hand. Nach jahrelanger Heilungsphase konnte die Spielfähigkeit der Hand wiederhergestellt werden. 2010 kehrte Bulva nach seiner langjährigen Abwesenheit in die Konzertsäle zurück.
Und das Ergebnis ist dieses Album aus 2010:
Man höre sich ruhig mal im direkten Vergleich den 2. oder 3. Satz der Mondscheinsonate an.
Ich jedenfalls bin begeistert.
Viele Grüße
Jörg