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- Wie Fujak zum aktiven Hören kam
Audio-GD Master 1 Vorverstärker

Quelle: Audio-GD
1. Einleitung
Ich hatte es an verschiedener Stelle erwähnt, dass ich einen Vorverstärker als unverzichtbaren Bestandteil in der Wiedergabekette zwischen DAC und Aktiv-LS sehe. Viele DACs, mit sogenannter Preamp-Einheit halten leider nicht das, was sie versprechen. Natürlich kommt das Signal am Aktiv-LS an, doch erst der Direktvergleich mit einem Vorverstärker zwischen DAC und Aktiv-LS offenbart den Unterschied, was noch möglich ist bzw. was vorher auf der (Kabel-)Strecke geblieben ist.
Auf der einen Seite ist das ein bedauerlicher Aspekt, da mit Mehrkosten verbunden. Auf der anderen Seite aber bedeutet dieser Umstand einen größeren Freiheitsgrad in der Auswahl eines DAC, wenn man auf die sogenannte Preamp-Stufe verzichten kann. Das machte mir seinerzeit auch die Wahl des Master 7 DAC von Audio-GD leichter.
Nachdem sich damit konsequenterweise auch die Frage nach einem geeigneten Vorverstärker stellt (mein bislang eingesetzter Vollverstärker von Symphonic Line ist hier doch ein wenig oversized), war es naheliegend, mich bei Audio-GD umzuschauen. Der Master 1 schien nicht nur optisch passend zu sein, sondern auch die Möglichkeit der direkten Verbindung zwischen den beiden Masters über die sog. ACSS-Schnittstelle (mehr dazu weiter unten), ließ mich das Risiko eingehen, diesen Preamp ungehört zu bestellen.
Der bisherige polnische Distributor von Audio-GD reagierte leider erst nach 3 Mails und 10 Tagen, als ich schon längst aufgab und bei Audiophonics in Frankreich bestellt hatte. Durch Verzögerungen beim französischen Zoll dauerte es länger als vorgesehen. Doch nun ist er seit einer Woche endlich da und spielt sich warm.
2. Produkt-Merkmale
Die äußere Anmutung des Master 1 Preamp - inklusive seines Gewichts - erinnert stark an den Master 7 DAC. Ein Blick in das Gehäuse offenbart ebenfalls große Ähnlichkeiten zum DAC: die vertrauten 3 Mu-Metall-Transformatoren (einer für Bedienelektronik, und jeweils ein Transformator mit 3 stufiger Class A-Spannungsversorgung für linken und rechten Kanal), sowie völlig getrennt voneinander aufgebauten und doppelwandig gegen elektromagnetische Einflüsse voneinander abgeschirmten doppelkanaligen (=echtsymmetrisch ausgeführten) Stereokanäle.

Quelle: Audio-GD
Wie auch im Master 7 werden im Master 1 alle Bauteile der 4 Verstärker-Kanäle manuell selektiert und auf gleiche Werte ausgemessen, um größtmögliche Symmetrie und Kanalgleichheit zu gewährleisten.
Eine Kanal-Übersprechdämpfung von ca. -130dB und eine maximale Kanalpegel-Differenz von <0,05dB (und zwar unabhängig von der eingestellten Lautstärke) ist das Ergebnis dieses Aufwandes.
Ein- und Ausgänge:

Quelle: Audio-GD
Die Rückseite ist voll von Anschlüssen: Pro Kanal finden sich auf der Inputseite 2 XLR-Eingänge, 2 RCA-Cinch-Eingänge sowie ein ACSS-Eingang (dazu mehr im nächsten Abschnitt). Man kann also insgesamt bis zu 5 Eingangsgeräte anschließen.
Ausgangsseitig finden sich pro Kanal jeweils 1x XLR und 1x Cinch. Beide kann man parallel betreiben und werden synchron vom frontseitigen Pegelsteller geregelt. Das ist in meinem Setup mit 2 Monitoren und einem 2-Kanal-Sub, den ich über Cinchkabel versorge, eine perfekte Ausstattung.
ACSS:
Neben den 4 analogen Eingängen pro Kanal gibt es noch einen 5. Input, nämlich die sog. ACSS-Schnittstelle. Die Abkürzung steht für "Audio-gd Current Signal System". Dieses Prinzip wird u.a. im Master 7 DAC eingesetzt und bedeutet, dass das Signal vor der üblichen I/V-Stufe in der Strom-Domäne verbleibt und zunächst dort verstärkt wird, bevor es dann in die I/V-Stufe und anschließener Spannungsverstärkung gelangt. Das bereits vor der I/V-Stufe verstärkte Stromsignal wird dort abgegriffen und mittels Mini-XLR-Buchsen aus dem Gehäuse als ACSS-Output geführt. Schließt man an den ACSS-Output ein spezielles Kabel an, um den Master 7 DAC mit dem Master 1 VV zu verbinden, so schaltet der Master 7 automatisch seine analogen Ausgangsstufen ab.
Das ACSS-Kabel leitet dann das Stromsignal an den Vorverstärker Master 1, wo dann die I/V-Wandlung stattfindet, bevor es dann in 4 Kanälen (wegen des symmetrischen Aufbaus 2 pro Stereokanal) mittels diskreter Verstärkerstufen auf knapp 20V Ausgangsspannung (XLR) bzw. knapp 10 V (RCA-Cinch) @ <10 Ohm gebracht wird. Das dürfte auch für größere Kabellängen bzw. kleinere Querschnitte reichen, um die Eingangsstufe des Aktiv-LS unter Kontrolle zu haben.
Technische Merkmale:
Volume Charakteristik:
Linear @ 70 steps (+5dB Gain);
Logarithmisch @ 99 steps (+8dB Gain)
Output Level (max.): 9.5V @ RCA; 19V @ XLR; 4.8mA @ ACSS
Output-Impedanz: 10 Ohm @ XLR; >10 M Ohm @ ACSS
Input-Impedanz: 94 K Ohm @ XLR; <10 Ohm @ ACSS
Frequenzgang: 20Hz - 20KHz ( <0.15dB )
Kanal-Übersprechdämpfung: > 130dB
Kanal-Pegelabweichung: < 0.05dB
S/N Ratio: >120 dB
Leistungsverbrauch: 43W class A @240V
Transformer Power: 135W (insgesamt)
Gewicht: 15,5 KG
Abmessungen (BxLxH): 430mm X 430mm X 93mm
Zubehör: Stromkabel, Fernbedienung, optional ACSS-Kabel
Preis: ca. 1.300,- € (inkl. Versand und Zoll)
Bedienung:
An Bedienelementen findet sich eine ähnlich blau leuchtende Ziffernanzeige wie beim DAC. Sie zeigt zum einen den gewählten Input, zum anderen den Wert des Pegelstellers an. Input und Pegel werden mit jeweils 2 Tasten (up/down) bedient.
Mittels eines mit "Debug" bezeichneten Tastschalters auf der Rückseite des Master 1 kann man die Regelcharakteristik des Pegelstellers wahlweise auf 99 logarithmische oder 70 lineare Schritte einstellen. Das ist sehr hilfreich, wenn man beispielsweise im unteren Regelbereich feiner einstellen können möchte (in dem Falle wäre die logaritmische Charakteristik einzustellen). Außerdem kann über den "Debug"-Tastschalter eingestellt werden, ob der Master 1 den letzten Wert des Pegelstellers beim Ausschalten merken soll oder immer in der (sichereren) Minimalstellung starten soll. Den zuletzt gewählten Input merkt sich der Master 1 in jedem Falle.
Die Elektronik des Pegelstellers ist ebenfalls 4-kanalig ausgelegt, digital gesteuert und basiert auf einer ganzen Batterie an Relais mit den entsprechenden Widerstandswerten, die dann in unterschiedlichen Kombinationen zusammengschaltet werden. Die Bauteile dafür sind handverlessen und ausgemessen ("gematched"), um eine geringstmögliche Pegeldifferenz zu gewährleisten. Dieses aufwändige Konzept, was Kingwa mit einer gleichbleibenden Audio-Qualität unabhängig vom eingestellten Pegel begründet, macht sich auditiv durch leises mechanisches Klicken bei Veränderungen des Pegels bemerkbar. Bei laufender Musik hört man natürlich nichts davon.
Fernbedienung:

Quelle: Audio-GD
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die Fernbedienung, die aus dem Vollen (Alu) gefräst wird und einen entsprechend wertigen Eindruck macht. An Funktionen stellt sie naheliegenderweise die Wahl des Inputs, Pegel sowie eine Mute-Funktion bereit.
3. Klang
Was ist nun der Lohn dieses Aufwandes? - Ja richtig: der Klang!
Angeschlossen habe ich den Master 1 an den Master 7 sowohl mit hochwertigen Cinchkabeln, symmetrischen XLR-Kabeln sowie den ACSS-Kabeln in Mini-XLR-Ausführung.
ACSS-Kabel: Im Unterschied zu meinem bisherigen eingesetzten Symphonic Line, der das Klangbild ein wenig wärmer darstellte als mit dem jeweiligen DAC alleine, ändert sich mit dem Master 1 an der Tonalität absolut nichts. Kein Unterschied - selbst bei mehrmaligem Umstecken.
In der Detailauflösung hingegen habe ich den größten Unterschied wahrgenommen. Nicht nur, dass die Bässe druckvoller, prägnanter und konturschärfer kommen, auch in den Höhen klang es nuancenreicher und zugleich seidiger, in der Mittellage fiel mir vor allem bei Stimmen auf, dass sie ausdrucksstärker und organischer klingen.
Insgesamt würde ich den wesentlichen Klangunterschied so beschreiben, als hätte man beim Fernsehbild vorher den Kontrastbereich auf 90% und nun auf 100% stehen. Gerade wenn man zuerst eine Weile mit Vorverstärker hört, empfindet man danach das Klangbild ohne VV weicher, weniger direkt und unlebendiger.
Anschluss des Fireface UC:
Als ich zur Gegenprobe das Fireface anschloss, hatte ich einen anderen Höreindruck: Hier ändert sich das Klangbild tonal mehr in Richtung Wärme. Bässe klangen nun deutlich kraftvoller aber auch präziser. In den Höhen wurde es ein wenig detaillierter aber die Fireface typische metallische Schärfe im Klangbild wurde leider ebenfalls deutlicher. Trotzdem würde ich das Fireface lieber mit Preamp als ohne hören wollen - dann allerdings lieber mit dem wärmeren aber detailärmeren Symphonic Line Amp.
Anschluss Yulong DA8:
Der Yulong DA8 DAC, den ich an anderer Stelle schon erwähnt habe, profitiert hingegen beeindruckend vom Master 1 - hinsichtlich Basspräzision, Dynamik und feiner aufgelösten Höhen. Man hört aber gegenüber dem Master 7 DAC auch deutlich die Grenzen seines Wandlerchips (Sabre ESS9018), was die Detailauflösung anbelangt. Das kann kein Preamp kompensieren.
Andere Input-Schnittstellen:
Cinch:
Im Vergleich zur ACSS-Schnittstelle klingen auch die von mir ausprobierten Cinchkabel hervorragend. Zum Einsatz kommen Oehlbach XXL 200 Solid Silver, ein Straight Wire Encore II sowie ein RG 142 von P.Bogner, allerdings werden die Bässe besonders beim Oehlbach-Kabel dicker und unpräziser. Auch die Detailauflösung ist schwächer als mit der Verbindung über ACSS.
XLR-Verbindung:
Das verwendete XLR-Kabel (Sommer Gallileo) klingt hinsichtlich der tonalen Balance näher dran an der ACSS-Verbindung. Doch die Neutralität und vor allem die Detailauflösung ist mit der ACSS-Verbindung ungeschlagen.
In amerikanischen Forum Head-fi-org wurde auch eine hochwertigere Reinsilber-Verkabelung (solidcore) für die ACSS-Schittstelle erwähnt, die noch aufgelöster spielen soll (Zitat: "another league"). Es gibt offenbar für alles noch eine Steigerung...
4. Fazit
Der Master 1 bildet zusammen mit dem Master 7 ein hervorragendes Gespann - gerade durch die Möglichkeit der ACSS-Verbindung. Aber auch andere DACs dürften davon profitieren. Aufgrund seiner Anschlussvielfalt ermöglicht der Master 1 zudem weiteren Zuspielern/Quellen, von seinen Stärken zu profitieren. Im Vergleich zum bisher eingesetzten Symphonic Line Amp, löst er feiner auf und ist klanglich absolut neutral. Mit seiner kräftigen Ausgangsstufe dürfte er auch mit großen Kabellängen und geringen Querschnitten gut klarkommen.
Grüße
Fujak