modmix hat geschrieben:
Toll auch, wie er es schafft, etwas technisch sehr, sehr Aufwendiges als besser im Vergleich zu etwas häufiger Realisiertem darzustellen - in einer kleinen Randnotiz realitiviert er sich selber: man müsse es halt schaffen, eine analoge Lautstärkeregelung mit einem Rauschen zu bauen, das geringer ist als das, was aus seinem Chip rauskommt, also geringer als -130dB. Geht allein wg. des thermischen Rauschens nur mit Widerständen < 650 Ohm - das Gerät könnte ich mir nicht leisten. Und von Gleichlauf etc. hat er noch gar nicht gesprochen.
Hallo Ulli
Das blaue ALPS Poti (z.B.10kOhm) hat den besten Gleichlauf am Rechtsanschlag, wenn logarithmisch, wird es im unteren 1/10 abenteuerlich unterschiedlich zwischen den Kanälen, liegt aber bei einem ohmschen Wert unter 650. Die Ungleichheit endet damit, dass ein Kanal noch spielt, der andere schon unhörbar ist. Dass damit die räumliche Abbildung krass gestört wird, versteht sich von selbst.
Lineare Potis sind da bezüglich Gleichlauf viel besser, noch besser Stufenschalter mit ausgemessenen Widerständen. Da gibt es keinen niedrigeren Wert trotz Drehung in Gegenrichtung, weil der Schleifer eindeutig den richtigen Wert konnektiert, bei Potis sind hingegen im Mikrobereich Unregelmäßigkeiten bekannt.
In dem passiven Vorverstärker "The Passion" wird nach einem Serienwiderstand einer von vielen Shuntwiderstände geschaltet (Stufenschalter "make before brake") und der unmittelbare Signalweg geht von Eingangsbuchse über Eingangswahlschalter auf den Serienwiderstand 3kOhm direkt auf die Ausgangsbuchse, der Stufenschalter parallel zum Ausgang schaltet den Widerstand nach Masse, der dann bei größerer Abschwächung Werte unter 1 Ohm haben muss.
Der Eingangswahlschalter ist bei "The Passion" so ausgelegt, dass die Signalmasse der entsprechenden Eingänge ebenfalls geschaltet wird, sinnvollerweise "make before brake", hingegen das Signal "brake before make". Auf diese Weise wird die Einkopplung von Störungen auf die Signalmasse minimiert. Man muss bedenken, dass die überwiegende Zahl der Hersteller 1-polige Netzschalter einsetzt, oft im Nulleiter, wenn das Gerät "ausgephast" wurde und der Trafo richtig am Netz hängt. Wird dann die Null unterbrochen, liefert das Gerät ein hohes Störpotential.
Mallisons Behauptung in "Why does an analog volume control out-perform a digital one" ist akademisch richtig. In der normalen Welt liegen die Dinge m.E. genau andersherum.
Das sehe ich auch so. In dem Moment, wo voller digitaler Pegel auf die maximale gewünschte Lautstärke im Raum angepasst ist, mittels Empfindlichkeitseinsteller bei der Endstufe oder Aktivbox, regel ich nur bis -25dB herunter, bis meine untere Hörlautstärke erreicht ist. Bei der "Loudness War" modernen Popproduktion spielt die Wiedergabequalität dann ohnehin keine Rolle, wenn noch weiter herabgeregelt werden muss.
RMAF11: Digital Jitter and Volume Controls, Martin Mallison, CTO, ESS Technology
Ist es nicht Ethan Winer, der mittendrin die Frage mit dem FPGA stellt?
Wenn Ethan Winer hier sich über angebliche Netzkabelunterschiede mokiert, weiß jeder, der solche erfahren hat, Ethan mit der nötigen kritischen Distanz zu genießen. Auch von James "JJ" Johnson, wohlrespektiertes HiFi-Urgestein in USA, sind mir Forumsbeiträge bekannt, die mich fragen lassen, ob mein Gedächtnis auch mich bald altersbedingt im Stich lässt. Und von Doug Sax (Mitgründer von Sheffield Records) habe ich per PN Aussagen über die Polarität der Direktschnittplatten bekommen, denen der hauseigene Aufdruck klar widerspricht, wie eine spätere Recherche zeigte.
Es ist legitim, wenn eine Firma die Sachverhalte selektiert und so darstellt, wie sie der eigenen Argumentation und dem firmeneigenen Umsatzinteresse am besten nützen, das muss man halt immer berücksichtigen...
Ich habe mit einem einfachen Experiment bei einem Vollverstärker mit gespreitzem Balanceregler diesen so gestellt, dass sich die maximale Raumtiefe in der Darstellung ergab. Dann habe ich mit einem eindeutigen Monosignal (1 kanalig, dann Y-verzweigt am Eingang) und einem Lautsprecher in Brücke zwischen beiden Kanälen das Minimum bestätigt, Drehung zu beiden Seiten erhöhte das Differenzsignal hörbar. Bei einer anderen Lautstärkevorgabe ergab sich eine andere Balanceregler-Optimalposition zum Ausgleich für lokale LS-Poti-Kanalabweichungen. 0,25 dB sind durchaus noch hörbar, da sind logarithmische Potis sicher keine gute Wahl, wenn man den oberen Bereich ungenutzt lässt und sich vornehmlich im Bereich 7-9 Uhr Position bewegt.
Ich benutze seitdem bevorzugt Verstärker, bei denen überwiegend die Betriebsspannung die Lautstärke bestimmt. Da sind Kanalunterschiede kein Thema. Bei ordentlichen 32-bit basierten digitalen Regelungen, die mit der Systemclock des Gerätes getaktet sind, wie der Rest auch, sehe ich im sinnvollen Bereich auch keine Probleme, denn bei sehr leiser Einstellung überwiegen Uhrenticken, Kühlschrankgeräusch, vorbeifahrende LKWs über denkbare digitale Artefakte.
Die Kanalgleichheit möglichst besser als 0,1dB halte ich für sehr sinnvoll.
Grüße Hans-Martin