Liebe Oppo-Fans,
seit gestern habe ich auch so einen 105er, wie in meinem
Vorstellungsthread berichtet. Mich interessierte als erstes, wie er sich klanglich schlägt. Ich ließ ihn gestern Abend gegen meinen G-ADS1 DAC antreten. Zunächst habe ich die Pegel genau vermessen, damit man nicht einer unterschiedlichen Pegellage auf den Leim geht. Am XLR-Ausgang haben die beiden ziemlich exakt den gleichen Pegel bei Lautstärkeeinstellung 62. Beim Linn entspricht dann aber 1 Zähler in der Lautstärkeeinstellung 1dB, beim Oppo 0,5dB. Muss ich also den Linn beispielsweise für gewohnte Lautstärke eines Teststückes auf sagen z. B. 77 stellen, sind das also 15dB mehr als bei 62. Den Oppo muss man dann 30 höher drehen, also auf 92. Ich habe das mit einem 1kHz-Endlos-Flac mit 0dB FS bei verschiedenen Pegelstellungen nachkontrolliert.
Ich habe mich auf vier Teststücke konzentriert - die "Espana" in 192/24, die "Misa Criolla" in 44/16, den "Jazz at the Pawnshop" in 88/24 und "Sara" von Barb Jungr in 192/24. Alles Altbekanntes vom letzten Forumstreffen.
Die Espana über den Oppo. Das klingt irgendwie anders als gewohnt. Die Cellisten und Kontrabassisten sind in geringerer Zahl angetreten als sonst, dafür spielen sie lauter, um das auszugleichen. Das geht dann einher mit etwas unsaubererem Spiel. Die Geigen dagegen haben heute frei, dafür sind doppelt so viele Bratschen da. Die Triangeln: Ah, mit etwas Konzentration höre ich sie, aber die müssen unbedingt mal geputzt werden, so matt und müde klingen sie heute Abend. Ach, und war das eine Harfe? Ich weiß, dass das eine Harfe ist, ich kenne das Stück. Aber die Zupfgeräusche wollen einfach nicht rüberkommen. Warte ich aber mal ab bis zum Tutti, wenn auch die Pauker dürfen. Ja, Dynamik kann er, das ist recht ordentlich. Die Pauken aber sind heute nicht richtig straff gespannt - vielleicht liegt's ja an der Luftfeuchtigkeit im Saal.
Die Espana über den G-ADS1 DAC. Nach dem ersten Takt ist klar: Der spielt den Oppo sowas von gnadenlos an die Wand, das ist fast deklassierend. Aber, ganz ehrlich: Alles andere wäre auch peinlich gewesen für den G-Linn. Der Oppo ist ja ein Multitalent, das nebenbei auch noch streamen kann. Für 1500€. Der G-Linn kostet ein Vielfaches und kann nur Streamen. Und zwar nur in Stereo.
Eigentlich war nach der Espana alles klar - da gibt's was zu tun
. An welchen Stellen, muss ich mal schauen. Aber ein Test-Musikstück war noch besonders aufschlussreich: Sara. Klar, nach den vielen Bratschen bei der Espana war klar, dass die Stimme etwas belegt klingen würde, aber viel interessanter waren die S-Laute, die bei dem Stück ganz extrem sauber und fein aufgezeichnet sind. Sie zischeln - und das ist ein Indiz für ein bisschen zu viel Jitter.
Neugierig die Kiste aufgeschraubt. Ich bin halt die vielen Akurates gewohnt, die in letzter Zeit durch meine Hände gingen: Wenn man da den fetten Aludeckel abzieht, hat man etwas Grundsolides in der Hand. Der Oppo schwächelt da etwas mit einem hauchdünnen Blechdeckelchen, das sich in der Hand windet wie aus Pappe, wenn man es abnimmt. Aber der Blick ins Innere des Oppo entschädigt: Das ist blitzsauber aufgebaut. Gekapseltes Schaltnetzteil für's Digitale, ein Ringkerntrafo für's Analoge. Gute Bauteile sind auf den Analogplatinen zu finden, feine Sabre-DACs und LM4562-OPs. Von den Sabre-Flaggschiffen ES9018 sind zwei verbaut. Die haben ja direkt im Chip einen asynchronen Sampleratenkonverter sitzen, den man mit einer lokalen Clock direkt vor Ort möglichst jitterfrei takten kann. Wo ist diese Clock eigentlich im Oppo? Ich suche, finde aber nichts. Die werden doch nicht schlicht den Videotakt vom Videoboard unten drin genommen haben...? Aber da werde ich in nächster Zeit mal mit dem Oszi ein bisschen dran rum messen - falls ich Zeit finde neben dem Hörraumausbau.
Viele Grüße
Gert