Hallo zusammen,
ich habe vor ca. einem dreiviertel Jahr diesen Thread geöffnet, weil ich auf der Suche nach einer Lösung war, um meine Aktivlautsprecher mit meinem Computer zu verbinden.
Ausgangssituation war, dass meine Lösung mit einer internen Soundkarte klanglich nicht das Ende der Fahnenstange war. Weitere Bedingung war, dass es eine Lösung mit mindestens 6 Kanälen (2x3 Wege), möglichst erweiterbar für z.B. DBA oder Erweiterung auf 5.1 sein sollte.
Also habe ich mich auf die Suche gemacht, recherchiert, was es für Möglichkeiten gibt. Durch die hohe Anzahl an Kanälen fallen schon mal eine ganze Menge Möglichkeiten weg, man landet bei der Suche schon fast zwingend im Profi-/Studio-Bereich zumindest für einen Teil der Lösung.
Letztendlich haben sich grob drei Arten von Lösungen herauskristallisiert:
1. Ein externes Audio-Interface, üblicherweise verbunden über Firewire oder USB.
2. Reine Mehrkanal-DA-Wandler mit z.B. USB/Firewire-Interface
3. Eine digitale (AES-)Soundkarte, dazu einen oder mehrere externe DA-Wandler.
zu 1.
Hier gibt es einen ziemlich großen Markt, sehr beliebt sind zum Beispiel RME Fireface (wurde ja auch vorgeschlagen), Universal Audio Apollo oder in der oberen Preisregion Prism Orpheus. Preisrange reicht von einigen Hundert bis zu mehreren Tausend Euro (Prism Orpheus = ca. 4.000 EUR). Vorteil dieser Lösung ist sicherlich, dass man eine All-In-One-Lösung hat, die man an beliebige PCs, auch z.B. MacMini oder Notebook anschließen kann, so sie denn das entsprechende Interface unterstützen. Auch sind die meisten Geräte bedingt erweiterbar, da sie oft neben den analogen auch noch digitale Ausgänge besitzen. Über Vor- und Nachteile von USB/Firewire zur Audioübertragung wurde ja an anderer Stelle schon ausführlich diskutiert. Neuerdings gibt es auch Geräte mit Thunderbolt-Option, für die Mac-Welt sicher eine spannende Alternative.
zu 2.
Beispielhaft hier wäre ein Lynx Aurora 8 oder 16 zu nennen, also ein 8/16-Kanal-Wandler, den man über eine spezielle Option-Card direkt an ein Firewire- oder USB-Interface anschließen kann. Im Highend-Sektor gibt es auch Wandler mit Ethernet-Interface, z.B. DAD AX32. Hier wird das Dante Ethernet IP-Audio-Interface verwendet. Man befindet sich aber nicht nur klanglich sondern auch preislich in höheren Sphären.
zu 3.
Es gibt verschiedene Karten mit mehreren AES-Ein-/Ausgängen, z.B. von RME, Lynx oder Marian. Hier kann man nun jeden Wandler mit AES-Eingang anschließen. Der Markt für Mehrkanalwandler im Studiobereich ist natürlich sehr groß. Die meisten Mehrkanalgeräte unterstützen, genau wie die Karten, die Versorgung über eine gemeinsame Wordclock. Natürlich gibt es auch andere digitale Audio-Schnittstellen als AES/EBU, z.B. MADI oder ADAT. Meines Erachtens sind diese für den Hifi-Bereich aber weniger interessant. Preisspanne der Wandler geht von 'Behringer' bis 'OpenEnd'.
Für welche Lösung habe ich mich nun entschieden?
Ich habe lange hin und herüberlegt und bin dann zu dem Schluss gekommen, dass die 3. Lösung für mich am erfolgversprechendsten ist.
Über Ebay habe ich eine Lynx AES16e ersteigert, ebenso ein Apogee DA-16X. Letzteres, so hoffte ich, würde mir die Möglichkeit geben, auf alle künftigen Erweiterungen, sei es Mehrkanal oder ein DBA zumindest von Wandlerseite vorbereitet zu sein. Der DA-16X besitzt die BigBen-Technologie und ist auf dem Gebrauchtmarkt zu recht günstigen Preisen zu bekommen.
Leider habe ich einmal Pech gehabt und einmal eine lehrreiche Erfahrung mitgenommen. Bei der Lynx-Karte ist nach kurzer Zeit die Clock kaputt gegangen. Reparatur voraussichtlich. ca. 120 EUR, Versand mit UPS in die USA hin und zurück ca. 300 EUR.
Der Apogee DA-16X stellte sich leider für meine Konfiguration als nicht geeignet heraus. Meine Hörner liegen bei 118dB/1W/1m, die Endstufen haben keine Pegelanpassung. Die Anpassung muss also am Wandler passieren. Dies ist beim Apogee DA-16X nur auf digitaler Ebene möglich. Resultat war, dass ein überraschend hohes Grundrauschen aus dem Wandler bzw. dessen Ausgangsstufen voll verstärkt durch die Endstufen durch die Hochwirkungsgrad-Hörner ausgegeben wurde. Das Ganze ging weit über das akzeptable Niveau hinaus und lässt sich auch durch die digitale Pegelanpassung nicht beeinflussen. Der DA-16X steht also wieder zum Verkauf ...
Bei der Soundkarte bin ich inzwischen bei einer Marian Seraph D4 gelandet. Im Vergleich zu Lynx oder RME sicherlich etwas exotischer, läuft bei mir aber sehr stabil und ist vor allem als Gesamtkonzept sehr flexibel und skalierbar. Die D4 hat nur 4x2=8 Ein- und Ausgänge und kostet entsprechend erstmal nur in etwa die Hälfte wie die Lösungen von RME oder Lynx, die es ausschließlich mit 16 Ein- und Ausgängen gibt. Im Verbund kann man nun unterschiedliche Marian-Karten kombinieren und bis zu 8 Kanäle einer beliebigen anderen Karte in eine Konfiguration einbinden. So ist es z.B. möglich, für die Hauptlautsprecher auf die AES-Ausgänge zuzugreifen und in der selben Konfiguration für 5.1 auf eine kostengünstigere Lösung mit internen Wandlern zurückzugreifen, wenn man hierfür nicht die gleichen Ansprüche hat. Leider verwendet Marian wohl ein eher unübliches Asio-Format, wodurch es passieren kann, dass bestimmte Software evtl. nicht funktioniert. Glücklicherweise konnte Uli mir für die Ausgabe mit dem AcourateConvolver innerhalb kürzester Zeit helfen.
Durch einen Zufall bin ich inzwischen auch bei meinen DA-Wandlern fündig geworden. Auf der CanJam in Essen bin ich zufällig über den Stand von Violectric gestolpert und konnte mit Herrn Reim ein sehr interessantes Gespräch führen. Violectric war mir vorher nicht bekannt, ich habe aber gesehen, dass hier im Forum bereits sehr positiv darüber berichtet wurde. Auch an anderen Stellen im Internet konnte ich viel Gutes über den DAC V800 lesen. Am 2. Tag der CanJam wurde mir das Gerät zu einem Messepreis angeboten, dem ich schwer widerstehen konnte. Ich habe also auf gut Glück einen mitgenommen, um ihn zumindest mal für die Mitteltöner auszuprobieren. Da diese bei mir den wesentlichen Frequenzbereich von 270-6300Hz abdecken, konnte ich hierdurch einen guten Eindruck gewinnen. Die Qualität des V800 hat mich absolut überzeugt. Inzwischen bin ich glücklicher Besitzer von 3 Stück V800 - Ebay und dieses Forum machen es möglich.
Gegenüber meiner RME HDSP9632 ist der Qualitätsgewinn so groß, dass sich die Investition für mich auf jeden Fall gelohnt hat. Besonders vorteilhaft für meine Konfiguration ist, dass die Violectric-DACs einen hervorragenden PreAmp beinhalten, dessen Gain sich im Bereich von +6dB - +24dB (balanced) bzw. -3dB - +15dB (unbalanced) anpassen lässt. Somit kann ich eine optimale 'Gainstruktur' für die unterschiedlichen Wege meiner Lautsprecher erreichen. Dies ist besonders interessant, um den Basslautsprecher, der einen deutlich geringeren Wirkungsgrad hat als die Hörner durch die Wahl einer höheren Gain-Einstellung optimal einzustellen. Außerdem eröffnet es mir die Möglichkeit, unterschiedliche Verstärkerkonzepte auszuprobieren und diese optimal zu integrieren.
Und da wären wir bei meiner nächsten Baustelle, die zwar nicht eilig ist, aber schon angefangen hat mich zu fesseln.
Welches ist wohl der beste bzw. geeigneteste Verstärker für mein Konzept????
So, ich hoffe, ich habe Euch mit meinem kleinen Erfahrungsbericht nicht gelangweilt.
Viele Grüße
Matthias