Hallo Horstcantusfirmus hat geschrieben:... diese 3% Aufnahmen bei denen das Aufnahmeequipment ausgewiesen ist, zählen die dann zu Deinen Referenzaufnahmen? Wenn ja würden mich natürlich ein paar Alben davon interessieren.
Nein. Bei vielen Aufnahmen sind Mikrofone und Aufstellung bekannt, aber eine "gute Aufnahme" ist es nicht geworden. Beispiele sind viele RCA Living Stereo und Mercury Scheiben, deren legendäre Ruf noch aus einer Zeit zu uns hallt, als man Kopfhörer mit kleinen quäkigen Lautsprechern bekam, als Kalottenhochtöner das Licht der Welt erblickten, als Frequenzweichen noch aus 1-4 Bauteilen bestanden, usw. Da gab es keine verbindlichen Standards, siehe die Vielfalt bei den Phonoentzerrungen. Fast jedes größere Plattenlabel kochte sein eigenes Süppchen und erst 10 Jahre nach Einführung der Stereoschallplatte kamen erkennbare Maßstäbe zum Einsatz und Dolby schaffte endlich mal rauscharme Klavierplatten (Wobei ich CBS Aufnahmen bis 1972 vermieden habe).
Ich habe eine Julie London CD, Aufnahmen aus den 1950ern, die sind schön schlicht, bringen aber nicht die heute gewohnten Details in der Vielfalt. Auch Freddy Quinn und Lale Andersen verkauften über die Goldene Schallplatte hinaus, heute abgehört, merkt man schon, wie verwöhnt wir doch mittlerweile sind.
Mit Breitbändern auf offener Schallwand geht das allerdings sehr gut.
Das grenzt leider an den altbekannten Konflikt, dass eine überzeugende Aufnahmetechnik und eine große musikalische Leistung nicht unbedingt Hand in Hand gehen. Da kann man z.B. Mahlers 5. Symphonie vergleichen, wiederholt von großen Dirigenten eingespielt und jede technisch betrachtet anders, neben der Interpretation. Ich habe Schuberts 8.+9. von Wandt dirigiert auf RCA in 3 verschiedenen Einspielungen, 2 davon mit den Berlinern am selben Ort und vermutlich mit dem selben Equipment und techn. Team (laut CD-Hülle). Die letzte Aufnahme ist technisch für mich nicht die bessere, sondern bleibt hinter der etwa 5 Jahre früher aufgezeichneten klanglich zurück, was z.B. Raumtiefe und Abbildungsschärfe betrifft.Oder überhaupt Aufnahmen bei denen Du der Meinung bist, dass die Aufnahme den Musikern gerecht wird.
Ich finde das selbst sehr spannend. und kann ich das gern vertiefen, angefangen mit der Übersicht über CDs und Nennung der Mikrofontypen bzw. des Aufstellprinzips. Da kommt dann vielleicht von Sven oder anderen aus der Profi-Ecke noch einiges an Informationen.Gerade weil Du dich sehr viel mit diesem Thema zu beschäftigen scheinst, fände ich das wirklich sehr spannend, womöglich unter Musikempfehlungen?darin ein Indiz für die mMn zu große Diffusität dieser Aufnahme. Die wird mMn der Präzision der Gitarristen nicht gerecht.
Bei Telarc kommen bevorzugt Kugelmikrofone zum Einsatz, sie gelten neben dem tiefreichenden Bass als tonal ausgewogen, sie müssen breiter aufgestellt werden, was zur Laufzeitstereophonie führt. Der Vorteil einer größeren Hörzone wird mit diffuser und weniger greifbaren Wiedergabe bezahlt. Heute lege ich auf andere Dinge Wert, meine Begeisterung für Telarc ist geschwunden, tonal sind sie aber eigentlich überwiegend überzeugend, Ausnahmen habe ich noch nicht erlebt (mit Ausnahme eines Tracks).
Bei Delos nimmt man bevorzugt ORTF, mit den Nieren bekommt man eine Äquivalenzstereophonie. Die finde ich persönlich sehr überzeugend.
Bei Opus 3 nimmt man bevorzugt ein AKG C-24 Blumlein Mikrofon, was zu einer Intensitätsstereophonie führt, die mit korrekten Obertönen (keine Phasendifferenzen) punktet. Aber die Rauminformation für den Grundton ist um die Phasendifferenzen beraubt und das will korrigiert werden, schon sind wir beim Thema FLOW ...
... von dem profitiert aber auch ORTF.
Alle 3 genannten Labels kommen unerfreulicherweise invertiert - und der Einsatz von Stützmikrofonen oder Raumzusatzmikros ist nicht ausgeschlossen (teilweise bestätigt).
Ich werde hier nachfolgend Beispiele von Aufnahmen zeigen, zu denen zusätzlich irgendwelche aufnahmetechnischen Details herauszufinden waren, vorzugsweise im Rahmen der CD und dem Beiheft.
Forum-typisch ist natürlich die offene Diskussion derr Beiträge und die Aufforderung, die Liste zu komplettieren.
Aber, wie gesagt, das Wissen um die verwendeten Mikrofone und ihre Aufstellung bei der Aufnahme hilft zwar zu einer Verständnisgrundlage für den Klang, macht aber noch nicht die perfekte Aufnahme. Deshalb das Fragezeichen hinter "Referenzaufnahmen".
Grüße Hans-Martin