Holger (Aktives, trinaurales Setup mit DIY 6-Wege-Hörnern und 4-Wege-Center)

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Supersteff
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Beitrag von Supersteff »

Møjn Holger

Nun wage Ich doch Mal einen Ruf aus dem schwarzen Loch! Oder eher aus dem grünen Nordschleswig. Eine kleine Rückmeldung, quasi als Gastgeschenk für deinen gastfreundlichen Einblick in Deine HiFi-Stube.

Ich muss sagen Ich bin von deinem Thread beeindrukt, habe über die Jahre nun und dann mitgelesen, mit viel vergnügen übrigens.

Letzte Woche hatte Ich das Privileg, Uli Brueggemann einen kurzen Besuch abstatten zu dürfen. Da ging es mir wie dem alten Käpten in Udo Lindenbergs Lied "Nichts haut einen Seemann um". Mich auch! Auf der Fahrt nach Hause war Ich ganz weg vom Fenster! Dass das so gut klingen kann!? Sehr ermutigend!

Ja und dann kamen wir kurz auf dein System in Hamburg zu sprechen, und Ich war die letzten Tage wieder weg vom Fenster, weil Ich die trinauralen Seiten deines Threads unbedingt lesen musste. Ist doch richtige Grundforschung! Und vielen Dank, dass Du deine Erfahrungen und Ergebnisse mit uns anderen Teilst. Das erinnert mich an den idealen Geist der Naturwissenschaft in alten Zeiten, wo Wissen geteilt wurde, um gegenseitig weiter zu kommen. Ich denke da zum Beispiel an die Entstehung der neuen Physik, der Kvanten-mechanik. Ist doch fast vergleichbar! Hut ab.

Du hast auf eine Weise realisiert, wovon ich bisher nur geträumt habe, und Ich habe viel geträumt und gegrübelt. Meine HiFi Karriere fing Mitte der Achtziger mit Voigt 1/4 Wellen Hörnern mit Coral Beta 6 bestückt an. Leider wusste Ich diese damals nicht zu würdigen und habe sie für 500 kr verscherbelt. Nach einiger Zeit kamen meine Lautsprecher aber wieder auf den Punkt: Vollbereich-Lautsprecher/Pointsource. Erst Coral Flat 5, dann Experimente mit 8 Stück ACR FE103Sigma in Mini Line-Source (ging gar nicht) bis zum Visaton B200. Alles schön und Gut, wenn leise. Aber Laut geht nicht. Die logische Folge war natürlich ein Horn davorsetzen. Ich kam leider nicht dazu, weil das Leben es für eine Zeit anders wollte. Aber der Horn-Virus hatte mich Ende der Neunziger gepackt! Viele grandiose plane, aber eine Realisierung wollte nicht gelingen. Kann noch erinnern wie Ich um 2010 herum zutiefst frustriert war mit meinem Haus: VIEL zu klein für ein ordentliches Horn-System! Tja, aber Du hast es geschaft ein erwachsenes Hornsystem in deinem Wohnzimmer unterzubringen, mit Subbass-Horn und alles! Sehr inspirierend und ermutigend.

Zwischenzeitlich bin ich wieder (glücklich) verheiratet, und meine Frau mag auch gerne Musik hören. Ich bin nun von den Synergy-horns oder Multi-Entrant-Horns sehr angetan, weil man damit Punkt-schallquelle UND Horn haben kann. Ich bin dabei zwei 130x95 cm grosse 80x60 Grad Dreiwege- Synergy´s zu bauen, die in die Stuben-Ecken gehen sollen. Aber vielleicht muss Ich doch noch ein drittes Horn bauen, um Trinaural zu hören!?

"Es gibt viel zu tun. Packen wir´s an!"

Møjn Møjn

Steffen
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schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

Jupiter hat geschrieben: 26.05.2023, 18:18 Hallo Holger,
ich bin begeistert.
Ihr habt euch mittlerweile einen wahnsinnigen Erfahrungsschatz erarbeitet.
Allein die Variantenvielfalt, diese zu erarbeiten und qualitativ zu beurteilen ist für sich alleine betrachtet ein Marathon, mein Respekt.

Wie immer spannend zu lesen.

Gruß Harald

Hallo Harald,

taufrische Informationen direkt vom Erzeuger gibt es bei Bedarf nach der morgigen Weinprobe.

Bis bald und liebe Grüße!

Holger
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schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

Parallel verlaufende Integration eines JMLC-200T- und eines JMLC-200-Horns in einen Center-Lautsprecher für trinaurale Wiedergabe 2023 - Teil 5


An alle Mitreisenden und Pixi-Buch-Interessierten,

im letzten Teil meiner Reisegeschichte kam ich zu folgendem Schluss:

schoko-sylt hat geschrieben: 26.05.2023, 12:56"Doch die Abstimmung ist noch nicht perfekt, so dass die Experimente der dritten Art weiter andauern und ich außerdem schon Simulationen mit dem GPA 414-8B durchgeführt habe, wie er auch in beiden Midbass-Hörnern Verwendung findet. Nur leider ist die "Bestückung" eines JMLC-200-Horns mit diesem Treiber aufwendiger. Konsequent wäre diese Umsetzung aber zumindest für einen Versuch, bei Nichtgefallen müsste dann noch einmal zurückgebaut werden. Ich scheue im Moment nur den voraussichtlichen Arbeitsaufwand von insgesamt ca. drei bis vier Tagen, um ein gebrauchsfähiges Setup zu haben."


Wie lange hält man eine vermeintlich zweitbeste Lösung aus, wenn es unter Umständen eine bessere gibt oder zumindest geben könnte? Wenn zum Beispiel die Gerätesicherung oder das Strom- respektive Verbindungskabel zwar hervorragend spielen, man aber auch nur den leisesten Verdacht hegt, dass es besser gehen könnte, weil der Forumskollege doch gerade .....

Die Beantwortung dieser Frage gestaltet sich sicherlich sehr differenziert, weil sie von etlichen grundsätzlichen, individuell unterschiedlichen Eigenschaften und weiteren externen Begleitumständen geprägt ist. In diesem speziellen Fall waren sowohl das Horn als auch ein GPA-Treiber vorhanden, Werkzeug und Schrauben aller Art liegen bei einem Bastler wie mir ohnehin immer ausreichend im Keller. Es fehlte nach all den Wochen der Untersuchung und (vermeintlichen) Verbesserung des trinauralen Setups lediglich der Impetus, auch dieses Projekt noch anzugehen, denn es spielte ja schon ganz ordentlich, das Triumvirat.

Aber irgendwann siegte dann nach langem Kampf zwischen Vernunft und Phantasie der kleine penetrante Kobold im Kopf, der in immer kürzeren Abständen und zunehmend deutlicher werdend flüsterte, dass nach all den Mühen diese Fleißarbeit auch noch zu verrichten sei, weil das Projekt ansonsten nicht seinen vollständigen Abschluss finden würde. Welches Argument hätte hiergegen bestehen können?

Also, ab in den dunklen Keller zum Basteln, um helles klärendes Licht in die Beantwortung der Frage zu bringen: TAD TM-1201H oder GPA 414-8B, Sein oder Nichtsein, das war auch hier die schon viele Male zuvor gestellte berühmte Frage. Allerdings mit nicht ganz so tragischem Ausgang. :wink:

Ich habe mir nach einigen Überlegungen gedacht, dieses Projekt erneut eher wie ein Bilder-Buch aufzuarbeiten. Zwar ohne gereimte Texte und von etwas anderem Format als die bekannten Pixi-Bücher, aber vielleicht doch zur Freude der Betrachtenden und Hobby-Bastler als Reminiszenz an die Vergangenheit, untermalt von einigen zeitgenössischen Musikbeispielen, die mir dazu eingefallen sind.

Was lag dort als corpus delicti geradezu provokativ auf der Werkbank? Genau, ein alter Bekannter und Abkömmling der Herren von Great Plains Audio https://greatplainsaudio.com/ als Nachfolger der altehrwürdigen Firma Altec Lansing, wie er auch in meinen von David Haigner erdachten Midbass-Hörnern, aber bisher eben nicht im Center-Lautsprecher Verwendung fand: Von wegen wiederholt gepredigten, aber aus mildernden Begleitumständen nicht in aller Konsequenz umgesetzten synergistischen Effekten und so weiter. Aber jetzt sollte es dann doch losgehen, der Startschuss zum mehrtägigen Marathon mit Basteln, Umbau und multiplen Messungen war erfolgt. "Einer wird gewinnen", nicht nur beim seeligen und seinerzeit gern gesehenen Hans-Joachim Kulenkampff.


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Und noch dazu mit der herausfordernden Aufschrift "Great Plains Audio Oklahoma City, Oklahoma, Model 414-8B, Classic Series", die mich sofort an das Lied eines meiner All-Time Favorites in der Rubrik Singer/Songwriter erinnerte: JJ Cale mit seinem zweiten Studioalbum "Really" aus dem Jahr 1972 im von ihm mitgeprägten Tulsa-Sound und dem Song "If You’re Ever in Oklahoma" https://www.youtube.com/watch?v=m_ZGyPV6M98. Ein auch heute noch grandioses Album! Anspieltipps vor allem auch "Right down here" https://www.youtube.com/watch?v=mOdlS_2eLuw, "Lies" https://www.youtube.com/watch?v=cPktFMUCp1c und "Going down" https://www.youtube.com/watch?v=GoN5m1ZUS6o. Viel gute Musik auf einem einzigen Tonträger, früher war eben alles besser. :wink:

Da der Treiber vom Konzept her noch älter ist und bis heute überdauert hat, muss auch er wohl ganz gut spielen. Empfohlene Anspieltipps für diesen exzellenten Tiefmittel-Töner: Jegliche gute Songs mit niederfrequentem Inhalt!

Und weil ich schon über eine Woche keine langen Texte gepostet habe, hier vor dem eigentlichen, gut illustrierten Bastel-Workshop einige Musikbeispiele aus vergangenen Zeiten. 8) Zum Beispiel Tony Joe White mit der von ihm geprägten Swamp Music und dem Titel "Polk Salad Annie" https://www.youtube.com/watch?v=JyXHxh3Sye0 oder "Roosevelt and Ira Lee" https://www.youtube.com/watch?v=i_FsnMRQNqw oder "Groupie Girl" https://www.youtube.com/watch?v=VNbuSElPTxk oder oder oder ....... Und den frühen Van Morrison mit u.a. "Moondance" nicht zu vergessen: https://www.youtube.com/watch?v=7kfYOGndVfU oder einen alten Geheim-Tipp wie Rodriguez mit dem Song "Climb up on my music" https://www.youtube.com/watch?v=nNfJCBq2fGs, den ich als DJ immer gern aufgelegt habe. Schöner Text übrigens:

Have you ever had a fever
From a bitter-sweet refrain
Have you ever kissed the sunshine
Walked between the rain

[Chorus]
Well, just climb up on my music
And my songs will set you free
Well, just climb up on my music
And from there jump off with me

[Verse 2]
Well, there was a girl named Christmas
Did I tell ya she drank gold
She wasn't very hard to capture
But she was rather hard to hold

[Chorus]
Well, just climb up on my music
And my songs will set you free
Well, just climb up on my music
And from there jump off with me

[Verse 3]
Have you ever been in darkness
And your mind could find no peace
When you woke up after midnight
Found your swans had turned to geese

[Chorus]
Well, just climb up on my music
And my songs will set you free
Well, just climb up on my music
And from there jump off with me

Nach diesem Ausflug in einen Teil der alten Musikgeschichte aus der Jugendzeit wieder zurück zum Thema GPA 414-8B: Einem Treiber, von dem die alten Recken von GPA behaupten: "Each member of our team at Great Plains Audio has over 20 years of experience in building high quality audio products. The goal of equaling or bettering the performance of the original Altec Lansing 414-8B is achieved with our Great Plains Audio 414-8B (16B) loudspeaker." Wenn die das schon sagen ...., wer wüsste es besser als diese älteren erfahrenen Herren? :wink:

Also einem legendären Treiber als Vorbild, dem unter anderem besondere Klangeigenschaften und ein hoher Wirkungsgrad wegen seines Alnico-Magneten zugeschrieben werden: "96 dB SPL from 1 watt input of band-limited pink noise 100 Hz to 1,500 Hz, measured at 1 meter from center axis." Zur Erklärung: Dieser hohe Wirkungsgrad ist deswegen so wichtig, weil der Tieftontreiber normalerweise der limitierende Faktor bezüglich der Sensitivität in einem Mehrkanal-Hornlautsprecher ist, denn Kompressionstreiber sind da deutlich lauter. Nun sind 96 dB schon ganz ordentlich, doch keine Seltenheit für einen 12 Zolltreiber. Aber in Verbindung mit dem Klang sehr wohl!

Und letztlich wird er noch in ein schalldruckverstärkendes Horn eingebaut, damit die First Watt Verstärker ihrem Namen alle Ehre machen und ihn adäquat befeuern können: Denn "The First Watt Is The Deepest", das gräbt sich am tiefsten in die Gehörgänge zur weiteren auditiv-sensorischen Aufbereitung ein. Und: Wat mutt, dat mutt. Da macht die an sich simple Auswahl eines Treibers keine Ausnahme.

Da lag er also still vor sich hin und wartete darauf, in einem JMLC-200-Horn seine Meriten zu zeigen und den gewiss nicht schlechten TAD TM-1201H von seinem angestammten und gerade erst angetretenen Platz auf der Pole Position zu verdrängen. Dieser weist einen auf dem Papier mit 100 dB SPL/Watt/m noch beeindruckerenden Wirkungsgrad auf und gilt wegen seines starken Antriebs als "superschnell". Was auch immer das bedeuten mag. Passt gut zum im HIFI-Bereich häufig verwendeten Terminus "Flugzeug-Aluminium". Diese Aussage möchte ich daher einmal unkommentiert so stehen lassen.

Das ganze Procedere der Treiberauswahl erinnert ein bisschen an ein Zeitfahren beim Radsport, wo der derzeit Führende auf einem speziellen Stuhl solange Platz nehmen darf, bis die von ihm erzielte Bestzeit "geknackt" wird. Aber warten wir es ab, ob der TAD dauerhaft oder nur wegen eines "Formfehlers" temporär seinen Platz verlassen muss und im Rahmen der späteren Rehabilitation wieder eingebaut und als Sieger gekrönt wird. Totgesagte leben bekanntlich länger.

Also, Schluß mit dem Geschnacke und der Erinnerung an die guten alten Zeiten und 'ran an die Arbeit. Aber vorher noch eine kleine Kaffeepause einlegen, bevor es im nächsten Teil mit vielen Bildern in medias res geht.


Viele Grüße

Holger
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planetti
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Ein Nachmittag bei Holger

Beitrag von planetti »

Auf Urlaub im hohen Norden hatte ich die Ehre, dem Gegenstand dieses Threads zu begegnen:
Holgers mit enormer Leidenschaft und Hingabe zusammengestellten und abgestimmten Hornensemble. Kurz gesagt: in vielen Dingen eine Offenbarung.

Bei leckerem Kaffee und von seiner gleichfalls sehr netten Frau gezauberten Fruchttartelettes durfte ich in die Besonderheiten dieses Setups lauschen, die mir dahin so noch nicht zu Ohren kamen:

Als unser Uli B. auf dem Forumstreffen das Trinaurale Hören mit seiner Windowssoftware AcourateConvolver vorstellte, wollte mich das nicht so recht überzeugen. Bei Holger hörte ich nun die Vorteile einer Gestalt gewordenen Mitte gegenüber der virtuellen Stereomitte klar heraus zum Preis einer derzeit leichten Betonung von S-Lauten bei Stimmen. Holger und Uli B. werden dies mit größter Wahrscheinlichkeit auch noch in den Griff bekommen. Prinzipbedingt ist die trinaurale Aufstellung sehr sensitiv gegenüber geometrischen Veränderungen bei der Einmessung und samplegenauen Delayeinstellungen beim Hören am Sweetspot, bei Holger bestmöglich umgesetzt.

Die einige Millisekunden zeitverzögert und sehr leise nach hinten abstrahlenden Hochtonhörnchen haben eine subtile, aber wahrnehmbare Wirkung in Richtung Räumlichkeit.

Der gesamte Klang der Anlage ist absolut ausgewogen und so exakt, dass man tatsächlich einen Unterschied von 0,1dB Höhenabsenkung zwischen zwei Filtern wahrnehmen kann.

Dass man analoge Vinyl-Schallplatten so perfekt abspielen kann, hätte ich nicht gedacht. Lediglich das authentische Knistern der Rille gibt den Hinweis auf die analoge Eingangs-Quelle.

Jedes Geräusch wird präsentiert, jeder Ton wird einem mit einer Selbstverständlichkeit entgegengeworfen, insbesondere auch die tiefsten Orgelbässe, wirklich beeindruckend. Das große Wohnhörzimmer mit einer Studionachhallzeit und das Hornprinzip aller 2x(5+1) + 1x4 Treiber sind einfach mit einer immensen Liebe und entsprechendem Aufwand bis ins letzte Detail perfekt handwerklich, akustisch und digital umgesetzt und aufeinander abgestimmt - ohne die Frage nach Feinsicherungen, Kabel oder Sylomerlagerung.

Interessant fand ich die Bemerkung meiner Tochter, die bezüglich der deutlich hörbaren Bässe aus den Basshörnern das dazugehörige Gefühl im Bauch vermisste (ähnlich wie bei Kopfhörern). Ich frage mich, ob das mit dem Hornprinzip oder der Absorption im Raum zusammenhängt?

Vielen Dank, lieber Holger, für den besonderen Nachmittag mit deiner herausragenden Musikanlage.

Faszinierte Grüße
Uli
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

planetti hat geschrieben: 09.06.2023, 08:01 Jedes Geräusch wird präsentiert, jeder Ton wird einem mit einer Selbstverständlichkeit entgegengeworfen, insbesondere auch die tiefsten Orgelbässe, wirklich beeindruckend.
planetti hat geschrieben: 09.06.2023, 08:01 Interessant fand ich die Bemerkung meiner Tochter, die bezüglich der deutlich hörbaren Bässe aus den Basshörnern das dazugehörige Gefühl im Bauch vermisste (ähnlich wie bei Kopfhörern). Ich frage mich, ob das mit dem Hornprinzip oder der Absorption im Raum zusammenhängt?
Hallo Uli,

ich gehe mal davon aus, dass es Dir Spass gemacht hat. Oder nicht?
Die nun doch widersprüchlichen Aussagen sind spannend. Da lobst Du die tiefsten Bässe und Deine Tochter vermisst den Druck auf den Magen. Wie geht das bloss zusammen.

Das Kopfhörer-Beispiel ist ein erster Ansatz. Wir können also tiefe Töne hören, obwohl sie keinen Druck erzeugen. Was soll beim KH denn auch mit dem Magen passieren. Ergo gibt es den Druck dann, wenn auch Druck vorhanden ist. Wie soll nun z.B. der kleine Visaton-Treiber bei Holger so einen Druck erzeugen? Dazu braucht es Fläche und Volumen. Ich kenne das von einer richtigen PA. Wenn da eine Bassdrum entsprechend wiedergegeben wird haut es einen fast um. Dahinter stecken aber reichlich Membranfläche und -hub und x Verstärkerleistung. Ein toller Effekt, der live bei Veranstaltungen (wieso denk ich sofort an Wacken?) oder in Discos Spass macht.
Wenn denn also jemand das Ziel hat, zuhause genauso Mucke zu hören, dann muss er entsprechend aufrüsten. Und wenn dann die Hosenbeine flattern ...

Allerdings hat das vielleicht nicht wirklich was mit einer audiophilen Wiedergabe zu tun. Wenn der Musikinhalt so wie Du beschrieben hast selbstverständlich wiedergegeben wird, mühelos, ohne Anstengung, langzeittauglich und das bis in den tiefsten Tonbereich so halte ich das für mehr erstrebenswert.
Ich selbst interessiere mich übrigens bei einer Anlage viel mehr für die leisten Töne und deren Qualität. Dann kann es, so wie Du beschrieben hast, auch höchst beeindruckend sein ohne Druck im Bauch zu verspüren.

Grüsse
Uli

PS: bei welchen Musikstücken hat Deine Tochter denn den Bassdruck vermisst?
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Lauthörer
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Beitrag von Lauthörer »

uli.brueggemann hat geschrieben: 09.06.2023, 10:55 Dazu braucht es Fläche und Volumen. Ich kenne das von einer richtigen PA. Wenn da eine Bassdrum entsprechend wiedergegeben wird haut es einen fast um. Dahinter stecken aber reichlich Membranfläche und -hub und x Verstärkerleistung. Ein toller Effekt, der live bei Veranstaltungen (wieso denk ich sofort an Wacken?) oder in Discos Spass macht.
Wenn denn also jemand das Ziel hat, zuhause genauso Mucke zu hören, dann muss er entsprechend aufrüsten. Und wenn dann die Hosenbeine flattern ...

Allerdings hat das vielleicht nicht wirklich was mit einer audiophilen Wiedergabe zu tun. Wenn der Musikinhalt so wie Du beschrieben hast selbstverständlich wiedergegeben wird, mühelos, ohne Anstengung, langzeittauglich und das bis in den tiefsten Tonbereich so halte ich das für mehr erstrebenswert.
Ich selbst interessiere mich übrigens bei einer Anlage viel mehr für die leisten Töne und deren Qualität. Dann kann es, so wie Du beschrieben hast, auch höchst beeindruckend sein ohne Druck im Bauch zu verspüren.

Grüsse
Uli

Hallo Uli,

genau so ist das. Ich liebe diese Art, Musik genau so zu hören, weil diese Effekte zu einer authentischen Wiedergabe dazugehören. Warum sollte das allerdings im Widerspruch zu einer audiophilen Wiedergabe stehen?

Grüße Andreas
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planetti
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Beitrag von planetti »

Ohne dass wir Ulis den Thread kapern wollen, möchte ich nochmal kurz auf die individuellen Wahrnehmungsschwerpunkte bei der Horn-Basswiedergabe eingehen:

Eindrucksvoll finde ich die Präzision und Differenzierung der einzelnen Töne oder sogar Tiefton-Akkorde, z.B. in Jazz- oder Orgelstücken. Das bringt Holgers Anlage vorzüglich ans Ohr, ohne dass der Raum schwingt.

Meine Tochter vermisst die Schwingungen und Energie, die sie bei Liveaufführungen von Pauken und Tutti in Opern/Operetten im z.B. Münchner Gärtnerplatztheater aus dem Orchestergraben kennt, gleiches träfe auch für wuchtige Basedrums und Synthietiefbasseffekte zu.

Mein erträumtes Ideal umfasst beide Aspekte, meine Frau ist gegensätzlicher Ansicht.

Die präsentierten Stücke waren mir weitgehend unbekannt, so dass ich mit Titeln und Interpreten nicht punkten kann.

Gruß
Uli
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Andreas,

ok, ich bin da wohl etwas bescheidener. Ich mag erst einmal das bestmöglichst wiedergeben was auf dem Track an Infos drauf ist. Ob dann die Anlage dann noch zusätzlich das produziert, was live passiert ist dann aber eher Zufall. Das Aufnahmemikro hat keinen Bauch und kann somit keinen Bauchdruck aufnehmen. Und nun kannst Du beliebig mit Deinem System Effekte dazugeben. Vermutlich ist nichts davon "richtig" im Sinn des Wortes, aber wenn es gefällt...
Und ich habe einige Konzerte per PA erlebt, die ich so zuhause lieber nicht mehr hören mag. Authentizität ist nicht immer hilfreich.

Grüsse
Uli
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schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

planetti hat geschrieben: 09.06.2023, 08:01
Interessant fand ich die Bemerkung meiner Tochter, die bezüglich der deutlich hörbaren Bässe aus den Basshörnern das dazugehörige Gefühl im Bauch vermisste (ähnlich wie bei Kopfhörern). Ich frage mich, ob das mit dem Hornprinzip oder der Absorption im Raum zusammenhängt?

Vielen Dank, lieber Holger, für den besonderen Nachmittag mit deiner herausragenden Musikanlage.

Faszinierte Grüße
Uli
planetti hat geschrieben: 09.06.2023, 12:31 Eindrucksvoll finde ich die Präzision und Differenzierung der einzelnen Töne oder sogar Tiefton-Akkorde, z.B. in Jazz- oder Orgelstücken. Das bringt Holgers Anlage vorzüglich ans Ohr, ohne dass der Raum schwingt.

Meine Tochter vermisst die Schwingungen und Energie, die sie bei Liveaufführungen von Pauken und Tutti in Opern/Operetten im z.B. Münchner Gärtnerplatztheater aus dem Orchestergraben kennt, gleiches träfe auch für wuchtige Basedrums und Synthietiefbasseffekte zu.

Mein erträumtes Ideal umfasst beide Aspekte, meine Frau ist gegensätzlicher Ansicht.

Die präsentierten Stücke waren mir weitgehend unbekannt, so dass ich mit Titeln und Interpreten nicht punkten kann.

Gruß
Uli



Hallo Uli,

schön, dass Du bei Deinem gestrigen Besuch über 6,5 Stunden Zeit gefunden und anscheinend Spaß dabei gehabt hast, Dich meinem Setup zu widmen, aber auch einigen für Dich offenen Fragen zur trinauralen Wiedergabe zu beschäftigen, wobei wir den weit überwiegenden Teil "rein digital", also gespeicherte CD's und zum Abschluß noch 2 Stücke analog-digital-analog gewandelt vom Plattenspieler gehört haben: Nils Lofgren mit dem ewig-neuen Song "Keith Don't Go" vom Album "Acoustic Live", 2015 Cattle Track Road Records und dem Stück "Limehouse Blues" von der 1977 in Lizenz veröffentlichten ATR-Pressung "Jazz At The Pawnshop" der originären Ausgabe von Proprius Musik AB, Stockholm. Beides altbekannte Stücke, die vielen bekannt sein dürften.

Ein herzliches Dankeschön für Deinen Kommentar, zu dem ich einige Anmerkungen habe.

Auch Deine Tochter lauschte ca. eine 3/4 Stunde der CD-Wiedergabe, wobei ich mich auf die Auflistung der von JRiver protokollierten Stücke beziehe: 1. Dominique Fils-Aimé - Birds, 2. Melody Gardot - Over the rainbow, 3. Elena Bashkirova - Mozart: Sonatas & Fantasies, Piano Sonata No. 14 in C minor, K. 457:I. Molto allegro, 4. Omer Avital & Avi Avital - Balled for Eli, 5. Gerry Mulligan & Astor Piazzola - Close Your Eyes And Listen, 6. Louis Armstrong; Ella Fitzgerald - Summertime, 7. Makiko Hirabayashi Trio - Black, 8. Kurzes, weniger als 1 Minute langes "Reinhören" bei Carl Orff - Die Kluge.

Ich möchte und kann hinsichtlich des Urteils Deiner Tochter über die Bassqualität des gehörten Setups keine Wertung abgeben: Wenn sie es so empfindet, ist es nun mal so. Sie ist bisher allerdings die einzige Person, die "Schwingungen und Energie, die sie bei Liveaufführungen von Pauken und Tutti in Opern/Operetten im z.B. Münchner Gärtnerplatztheater aus dem Orchestergraben kennt," vermisst hat. "Gleiches träfe auch für wuchtige Basedrums und Synthietiefbasseffekte zu."

Bei dem oben aufgeführten und gehörten Musikmaterial ohne vorhandene Pauken und Tutti, wuchtige Bassdrums oder Synthietiefbasseffekte und bei wohnraumtauglich abgesenktem, aber keineswegs leisen Lautstärkepegel eigentlich auch kein Wunder, denke ich. Wo sollen die "Schwingungen und Energie" herkommen, wenn sie im Musikmaterial nicht vorhanden sind?

Ungeachtet der Tatsache, dass auch allein schon von der Raumgröße her ein vergleichender 1:1-Transport der reproduzierten Musik aus einem akustisch großen Saal wie dem Münchner Gärtnerplatztheater mit Orchestergraben in einen akustisch kleinen Raum wie dem meinen nicht möglich ist oder wäre, wie in jedem Fachbuch über Akustik zu lesen ist. Weder bei mir (trotz über 140 m³ Rauminhalt), noch irgendwo anders in einem kleinen Raum. Und das trotz hervorragender Nachhallwerte.

Und zur Aussage "Meine Tochter, ... die bezüglich der deutlich hörbaren Bässe aus den Basshörnern das dazugehörige Gefühl im Bauch vermisste", kann ich nur sagen, dass deutlich wahrnehmbare Bässe nicht ein dazugehöriges Gefühl im Bauch verursachen müssen, wie fälschlicherweise in dem Satz als Kausalzusammenhang formuliert. Vielleicht, wenn ein akustisch unbehandelter Raum mitschwingt und die Nachhallzeiten entsprechend schlecht sind? Ich weiß es nicht.

Die akustisch sicher gut geschulten Tonmeister der Klassikabteilung des Norddeutschen Rundfunks, die auch für die Elbphilharmonie zuständig sind, waren unter anderem gerade von dem bei mir gehörten Bass und Midbass bei von ihnen mitgebrachten und selbst arrangierten Musikproduktionen hellauf begeistert. Der gleichfalls anwesende Markus Wolff von Neumann hatte nach eigener Aussage noch nie so gut Schallplatte wie mit diesem Setup gehört. So unterschiedlich kann ein Urteil ausfallen, wenn der Erfahrungsschatz differiert respektive andere Beurteilungskriterien angelegt werden.

Hinsichtlich der "derzeit leichten Betonung von S-Lauten bei Stimmen" bei zunehmender, vom Rotationswinkel abhängiger trinauraler Wiedergabe ist es so, wie Du sagst: Bei einem "Mehr" an Transformation der Phantommitte zur trinauralen Mitte kann es je nach Musikmaterial (abhängig aber auch vom Einsatz von De-Essern, Kompressoren, eingesetzten Mikrophonen, gewähltem Mikrophonabstand bei der Aufnahme etc.) zu einer besonderen Betonung von S-Lauten kommen, da sich die Wahrnehmung der "echten" Mitte aus psycho-akustischen Gründen, HRTF's etc. hochtonreicher, heller gestaltet als bei der von den beiden Hauptlautsprechern gebildeten künstlichen Phantommitte.

Solange aber der Vorteil je nach Zielvorstellung überwiegt, "Bei Holger hörte ich nun die Vorteile einer Gestalt gewordenen Mitte gegenüber der virtuellen Stereomitte klar heraus", ist meines Erachtens alles in Ordnung, denn die Musikwiedergabe in den eigenen vier Wänden ist und bleibt ein Kompromiss auf mehr oder minder hohem Niveau, weil gewisse Zielvorstellungen nur schwierig auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen sind.

Wer über die oben angeführte LP von Nils Lofgren, an der wir den obigen Effekt der leichten Betonung der S-Laute durch mehrfaches Zurücksetzen des Tonarms festgemacht haben und gleichzeitig auch die digitale Ausgabe verfügt, möge bitte einmal mitteilen, welche mit mehr S-Lauten behaftet ist. :wink: Da Dir zuhause nur die digitale Version vorliegt, weil Du keinen Plattenspieler verwendest, bei mir aber mit der "analogen" Version gegengehört hast, hinkt der Vergleich etwas. Wir hätten uns heute noch einmal treffen, wie von Dir gestern spaßeshalber vorgeschlagen und die digitale Version zum Vergleich hören sollen, dann hätte sich wahrscheinlich einiges relativiert.

Das Ganze soll aber keine Rechtfertigung für das Horn-System sein, sondern stellt nur einen Erklärungsversuch für die durch Deine Tochter und Dich wahrgenommenen Probleme respektive vermeintlichen Defizite dar. Die gleichfalls abgespielte LP "Jazz At The Pawnshop" hat Dir ja viel Spaß bereitet und klang in keinster Weise scharf oder zu hell, auch wenn sie keinen Gesang enthielt und nicht Deinem eigentlichen Musikgeschmack entsprach.

Aber wie gesagt, es bleibt dabei, die trinaurale Mitte ist prinzipbedingt heller timbriert als die Phantommitte. Es bestünde die Möglichkeit, durch eine Modifikation der Target im hochfrequenten Bereich explizit den S-Lauten entgegenzusteuern, aber bisher ist die von mir eingesetzte Targetcurve trotz des trinauralen Setups und der u.a. von Floyd E. Toole und anderen empfohlenen Modifikationen mit Dips und Peaks, die sich aber alle erheblich unterscheiden, so dass kein allgemeiner Konsens herrscht, daher bewusst unverändert geblieben. Wir arbeiten aber weiter an der Tonalität und werden ggf. im nächsten Jahr zum Forentreffen eine belastungsfähige Lösung anbieten, die dieses Problem weiter nivelliert oder idealerweise gänzlich beseitigt.



Einen erholsamen Urlaub und ein schönes Festival wünscht Euch

Holger
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schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

Lauthörer hat geschrieben: 09.06.2023, 11:29
Hallo Uli,

genau so ist das. Ich liebe diese Art, Musik genau so zu hören, weil diese Effekte zu einer authentischen Wiedergabe dazugehören. Warum sollte das allerdings im Widerspruch zu einer audiophilen Wiedergabe stehen?

Grüße Andreas


Hallo Andreas,

Live-Events haben üblicherweise ganz andere klangliche Zielvorstellungen als eine audiophile Wiedergabe, wobei der Begriff "audiophil" nicht genau definiert ist. Ein Tritt auf eine verstärkte Bassdrum in einem Live-Konzert haut einen auch im Abstand von drei, vier Metern fast um. Das hat aber nichts mit einer ausgewogenen Wiedergabe zuhause in den eigenen vier Wänden zu tun, die wir landläufig als audiophil bezeichnen. Wenn Du diesen Druck genauso dominant und losgelöst von anderen Frequenzbereichen zuhause wahrnehmen möchtest, weil Du Bass über alles liebst, des Menschen Wille ist bekanntlich sein Himmelreich.

Dann aber bitte konsequenterweise am Hörplatz zur von Dir geforderten Authenzität und "nur der Ordnung halber" mit genau den 110 Dezibel oder wieviel Dezibel auch immer des ursprünglichen Events gemäß den Kurven gleicher Lautstärkepegel nach geltender Norm ISO 226:2003, da ansonsten der Charakter und die Authenzität des Live-Konzerts in Deinem Hörraum leiden und noch weniger dem Original entsprechen, zumal schon der Raum ein anderer und damit der originalgetreuen Wiedergabe abträglich ist.

Eine sehr schöne Beschreibung meines Setups und insbesondere meines Basses hast Du am 28.09.2022 nach Deinem Hörbesuch bei mir in diesem Thread abgegeben. Ich darf Dich zitieren:

Lauthörer hat geschrieben: 28.09.2022, 16:31 Nun zum Klang dieser Lautsprecher selbst:

In allen Lagen und Klangkriterien, die ich hier nicht mehr im Einzelnen erklären möchte, besticht dieses System durch souveräne Erfüllung. Dynamik (wen wundert es?), Tonalität, Basstauglichkeit ohne den Anflug von Dröhnen, Raumabbildung, seidige Streicher, an Stellen, wo manch anderer Lautsprecher eher harsch klingt, gehören mit zum Besten, was ich bisher hören konnte. Mari Boine, Mu Ahkku, dieser sanfte aber fiese Bass von links, der Mängel der Lautsprecher und der Raumakustik schnell entlarvt, bei Holger kein Problem. Nik Bärtsch, CD Randori, Modul 15, gleich zu Beginn ein sich monoton wiederholender Bass, der Lautsprecher ohne Basskorrektur auf den Hörplatz und schlechter Raumakustik schnell zum Dröhnen veranlasst, bei Holger kein Problem. Nochmal Nik Bärtsch, REA, Modul 26, ein sich immer wieder wiederholender Bassimpuls unter 30 Hz. Der hätte einen Manger c1 mit etwas mehr Pegel gnadenlos zum Einsetzen des Limiters gebracht. Bei Holger kein Problem. Ich könnte noch weiter fortsetzen, will es aber dabei belassen.
Dass dieses System im Stande ist, den gesamten Raum vollends akustisch zu füllen, versteht sich von selbst.

Fazit:

Holger hat sich mit einem in jeder Hinsicht enormen Aufwand ein Klangsystem geschaffen, das sich, wie eingangs beschrieben, einer besser/schlechter Skala souverän entziehen darf. Darauf kann er stolz sein. Er könnte sich jetzt ausruhen und sich auf das Hören konzentrieren. Das wird er, so wie ich ihn einschätze, aber nicht. Man kann gespannt sein, was da in Zukunft noch kommt.

Vielen Dank für Deine nette und hervorragende Beschreibung insbesondere (m)eines Horn-Basses! Es wird Dich sicher freuen, dass der tieffrequente Bereich mit dem zugefügten Midbass im Center jetzt noch besser spielt. - Das nur als Info, weil Du ja "gespannt warst, was da in Zukunft noch kommt".


Viele Grüße

Holger
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schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

Supersteff hat geschrieben: 30.05.2023, 13:27 Møjn Holger

Letzte Woche hatte Ich das Privileg, Uli Brueggemann einen kurzen Besuch abstatten zu dürfen. Da ging es mir wie dem alten Käpten in Udo Lindenbergs Lied "Nichts haut einen Seemann um". Mich auch! Auf der Fahrt nach Hause war Ich ganz weg vom Fenster! Dass das so gut klingen kann!? Sehr ermutigend!

Ja und dann kamen wir kurz auf dein System in Hamburg zu sprechen, und Ich war die letzten Tage wieder weg vom Fenster, weil Ich die trinauralen Seiten deines Threads unbedingt lesen musste. Ist doch richtige Grundforschung! Und vielen Dank, dass Du deine Erfahrungen und Ergebnisse mit uns anderen Teilst. Das erinnert mich an den idealen Geist der Naturwissenschaft in alten Zeiten, wo Wissen geteilt wurde, um gegenseitig weiter zu kommen. Ich denke da zum Beispiel an die Entstehung der neuen Physik, der Kvanten-mechanik. Ist doch fast vergleichbar! Hut ab.

Ich bin nun von den Synergy-horns oder Multi-Entrant-Horns sehr angetan, weil man damit Punkt-schallquelle UND Horn haben kann. Ich bin dabei zwei 130x95 cm grosse 80x60 Grad Dreiwege- Synergy´s zu bauen, die in die Stuben-Ecken gehen sollen. Aber vielleicht muss Ich doch noch ein drittes Horn bauen, um Trinaural zu hören!?

"Es gibt viel zu tun. Packen wir´s an!"

Møjn Møjn

Steffen


Hallo Steffen,

vielen Dank für Deine nette Rückkopplung!

Ich freue mich sehr, dass Dir das Hören bei Uli mit seinem trinauralen Setup unter adäquaten Bedingungen soviel Spaß bereitet hat. Da wir nicht missonarisch unterwegs sind und die meisten von uns schon über exzellente Musikanlagen verfügen, ist die trinaurale Wiedergabe eher als Spielwiese zu verstehen, die nach ausführlicher Beschäftigung und sorgfältigem Aufbau eines entsprechenden Setups eine Steigerung zu Stereo sein kann, aber nicht immer sein muss. Ich habe bereits entsprechend berichtet. Dazu spielen zuviele Einflussfaktoren eine Rolle, wie die intensive Beschäftigung mit diesem Thema und entsprechende, praktisch umgesetzte Versuche gezeigt haben. Aber wenn Du Platz für einen Center-Lautsprecher hast, spricht nichts gegen ein Experiment. Mit kleinen Tipps und Tricks helfen wir gern, falls gewünscht.

"Grundlagenforschung" mag auf der einen Seite ein bisschen hochgestochen klingen, ist es nüchtern betrachtet aber wohl zumindest in Ansätzen, weil es selbst bei sorgfältiger Recherche diesbezüglich bisher weltweit (man kann es kaum glauben und es daher auch nur ungern schreiben) keine validen Ergebnisse bei diffizileren Fragestellungen zu diesem Thema gibt oder sogar Thesen Verbreitung finden, die sich als nicht richtig herausgestellt haben. Also "basteln und forschen" wir weiter.

Dir wünsche ich mit Deinem Projekt mit den Multiple Entry respektive Synergy Hörnern, wie sie Tom Danley kommerziell anbietet, viel Spaß und Hörgenuss. Ich muss gestehen, dass ich derartige Hörner bisher noch nicht mit eigenen Ohren, wohl aber von ihnen gehört habe.


Viele Grüße

Holger
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schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

Parallel verlaufende Integration eines JMLC-200T- und eines JMLC-200-Horns in einen Center-Lautsprecher für trinaurale Wiedergabe 2023 - Teil 6


An alle Mitreisenden und Pixi-Buch-Interessierten,

der letzte Teil meiner Reisegeschichte endete mit den Sätzen "Also, Schluß mit dem Geschnacke und der Erinnerung an die guten alten Zeiten und 'ran an die Arbeit. Aber vorher noch eine kleine, genüssliche Kaffeepause mit einem leckeren dunklen Espresso von Quijote-Kaffee einlegen, bevor es mit vielen Bildern in medias res geht."

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Dann mal los.

Man nehme zunächst einmal zwei Reste eines DN 300/315 Kanalrohrs mit einem Volumen von ca. 30 l (späteres Rückkammervolumen) und füge diese auf die altbewährte, aus Funk und Fernsehen bekannte Art und Weise zusammen. - Der GPA-Treiber braucht übrigens etwas mehr Rückkammervolumen als der TAD, der auch mit 20 l ganz gut auskommt, daher die Resteverwertung, denn ein ausreichend langes Kanalrohr in einem Stück von ca. 45 cm Länge war nicht mehr vorhanden. Es spricht aber nichts gegen ein ganzes Stück, zumal es Arbeit erspart. :wink:

Zur "Konjugation" der Kanalrohre als erstes Anzeichnen mehrerer Markierungen mit Hilfe eines Tischlerwinkels und eines Edding-Stiftes, damit die Schrauben- und Befestigungslöcher für die vibrationshemmenden Anschlagpuffer und Ringschrauben auf einer Achse liegen.

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An den markierten Stellen Setzen multipler Bohrlöcher, Einschrauben der Puffer und Ringschrauben in das Kanalrohr: Dabei erfolgten die Bohrungen bewusst mit einem kleineren Durchmesser als dem der einzuschraubenden Elemente, um eine sichere Dichtheit der Rückkammer zu gewährleisten und störende Geräusche entweichender Luft bei Kompression in der Rückkammer zu vermeiden. Jeder kennt diese unangenehmen und peinlichen Töne. :lol:

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Abschließend letztmaliges gemeinsames Antreten zum Morgenappell vor dem Verschrauben der Anschlagpuffer. 16 Freunde müsst ihr sein, oder gemeinsam geht es besser, denn geteiltes Leid ist halbes Leid bei einer so schweren Last. Geht mathematisch gesehen bei 16 Freunden zwar nicht auf, aber was soll's. Oder ist es eher eine Auszeichnung und Ehre, ein JMLC-Horn tragen zu dürfen und deswegen möchten soviele daran teilhaben? :wink:

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Schon als Paar erkennbarer, aber noch getrennt erfolgender Auftritt nach den ersten vorbereitenden Arbeiten vor dem (un-)trennbaren Bund der Ehe beider Partner. Ein letztes Mal solo auf Freiersfüßen. Sozusagen Junggesell(inn)en-Abschiedsabend.

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Dann schon "übereinander herfallend" ob der Vorfreude auf zukünftige (musikalische) Erlebnisse, aber letztlich noch immer frei ohne dauerhafte Bindung. Wahre Schönheit kommt bekanntlich von innen,

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manchmal auch von außen, je nach Sichtweise des Betrachters allerdings manchmal auch gar nicht. Zum Glück sind die Geschmäcker und Bedürfnisse unterschiedlich.

Nach getaner Arbeit erstmal Begutachtung des Bohrabfalls, der ein wenig an leckere italienische Nudelkreationen erinnernd, leider auch nach längerem Erhitzen in Wasser "al dente" bleibt und zum Verzehr nur bei ausgeprägtem Heißhunger auf Polypropylen geeignet ist. Damit verbundene Kalorienaufnahme dann für Gewichtsabnahmefreaks allerdings gegen Null strebend, insofern prädestiniert für eine Nulldiät.

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Nach dem abschlägig beschiedenen Test "Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Besseres findet", standesamtliche Vermählung der Partner. Beide sind zur Feier des Tages Ton in Ton in ein wunderschönes karminrotes Outfit gekleidet. "Ganz in Weiß" ist heute auch bei Horn-Hochzeiten selten geworden. Zur vollständigen Verschmelzung miteinander werden sie an den Kontaktflächen noch durch ein vereinendes, schwarz kontrastierendes bildhübsches Moosgummiband verbunden. Getreu der stehenden Wendung "Im Land der Dichter und Denker". Dazu werden die beiden Partner mit Hilfe eines speziellen Haltemechanismus unter Verwendung mehrerer Ringschrauben auf Kompression gebracht. Zwischen die beiden passt gedanklich und körperlich kein Blatt Papier, so eng sind sie miteinander vereint. Eben wahre, echte Liebe! Beide wollen jetzt und ohnehin schon immer nur das Eine: Musik, zwo, drei, vier!

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Schon ziemlich weit gekommen. Angesichts meines Alters hat mir mein Geriater eine kleine Verschnaufpause verordnet: Ich darf angeblich laut Arbeitszeitverordnung und Arbeitsschutzgesetz für Senioren in der neuesten Ausführung von Mai 2023 maximal 18 Stunden am Stück in vorn übergebeugter Zwangshaltung verbringen, die ich natürlich weit überschritten habe, weil ich so langsam arbeite und sonst nichts schaffe. - Wenn ich mich ohne LumboTrain-Bandage wieder allein aufrichten kann, geht es bei Interesse sofort weiter. Zwischendurch trinke ich erst einmal einen Espresso.

Viele Grüße

Holger
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Radian
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Beitrag von Radian »

Hallo Holger,

phantastische Arbeit.

Wollte nur kurz was richtig stellen.
In meinem Thread von damals, habe ich geschrieben, dass der Meyer Sound MS1401a identisch mit dem JA6681ist, und das stimmt. In deinem Bild von dieser Konversation hast du leider die falsche Antwort eines Mitglieds mit drauf. Er hat die MS1401a mit der b-Version verwechselt, welches ein Radian 475pb ist.

Übrigens sind wir dabei Ersatz-Diaphragmen für den JA6681b zu entwickeln. Naja wir stecken noch in der Brainstorming Phase. Es ist nämlich keine Frage ob die Beryllium/Kupfer Finger brechen, sondern wann.
Meine Treiber liegen mit gebrochenen Fingern im Kra äh Keller.

Gruß Klaus
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Schorsch
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Beitrag von Schorsch »

Hallo Holger,

vielen Dank für Kapitel 6 deiner Reise!
schoko-sylt hat geschrieben: 16.06.2023, 11:28 ... "Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Besseres findet", ...
Deine Bilder erinnern irgendwie an drums, genauer toms und als Hommage an Deine handwerklichen Fähigkeiten poste ich den Link zu einem Video, welches Du Dir in der nächsten Verschnaufpause als Anregung für zukünftige Versionen anschauen mögest:
https://www.youtube.com/watch?v=bqGdc98mQIY
schoko-sylt hat geschrieben: 16.06.2023, 11:28 Aber vorher noch eine kleine, genüssliche Kaffeepause mit einem leckeren dunklen Espresso von Quijote-Kaffee einlegen, bevor es mit vielen Bildern in medias res geht."
Habe mir gerade Uberfrettchen bei Euch in HH bestellt.

Viele Grüße
Georg
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schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

Hallo Georg,

habe mir die ganze Reportage des SWR mit dem Titel "Wie man ein Schlagzeug baut" unter dem Thema "Handwerkskunst" angeschaut und mich an der Ruhe und Gelassenheit des Schreiners Boris Ritscher erfreut, der aus uralten bereits genutzten Gegenständen wie Eichenholz-Rotweinfässern Schlagzeuge herstellt. Er nennt es Upcycling.

Ich möchte mich mit ihm daher auch nicht auf eine Stufe stellen, obwohl ich teilweise zwar auch uralte, bereits gebrauchte Gegenstände wie Kompressionstreiber etc. verwende, die eigentlich für den PA-Betrieb gedacht waren und sie für HIFI-Zwecke entfremde, aber gewissermaßen innerhalb eines Genres bleibe und kein eigentliches Upcycling betreibe. Dass man aus Kanalrohren wunderschöne Behausungen für Lautsprecher bauen kann, verleitet nicht dazu, bereits 100 Jahre lang genutzte Abwasserrohre zu verwenden, zumal diese sicherlich auch einen anderen Geruch als Hölzer aus alten Rotweinfässer verströmen würden. :wink:

Außerdem ist es erfreulich, mit welch handwerklicher Präzision er mit Hilfe selbstgebauter Maschinen komplexe handwerkliche Tätigkeiten verrichtet. Selbst erdachte Lösungen eines (bisher) ungeklärten Problems sind sehr befriedigend. Danke für den Hinweis auf den Film und diesen besonderen Menschen.

Der für mich wichtigste Satz seines Denkens lautet: "Mit den Händen was machen, tut dem Kopf auch gut". Damit spricht er mir aus der Seele, und das erklärt vielleicht zumindest zum Teil mein ewiges "Basteln" und nicht zum Ziel kommen, wie es manch ein anderer empfinden mag. Für mich persönlich ist es Teil meiner Reise und grundlegender Inhalt der Beschäftigung u.a. mit dem Thema HIFI in vielleicht etwas anderer Form. Habe ich allerdings erst spät entdeckt. HIFI-Geräte, Lautsprecher und sonstige Utensilien "getauscht" habe ich viele Jahrzehnte lang, ist aber nicht so befriedigend, wie etwas mit den eigenen Händen in diesem Bereich zu erschaffen, wie ich inzwischen zumindest für mich selbst konstatieren kann. Auch das Operieren eines Patienten bereitet(e) mir persönlich mehr Spaß als das Ausfüllen des Überweisungsscheins zur Operation, obwohl beides manuelle Tätigkeiten sind. Aber da gehen die Meinungen zum Glück weit auseinander.

Hinsichtlich des jetzigen und bei intensiver Auseinandersetzung sehr komplexen Themas "Trinaural" sind uns viele, teils noch nicht geklärte, teils inzwischen wieder verworfene Gedanken gekommen, so dass wir wohl noch eine Zeitlang damit beschäftigt sind, es zu einem würdigen Abschluss zu bringen. Es ist schwierig, anderen an dem Projekt nicht beteiligten Personen die Gedankengänge und Hypothesen zu erläutern, die zu einer so langen Beschäftigung mit diesem komplizierten Thema über mittlerweile zehn Monate führen, weil sie nur aufwendig und mit vielen Wörtern niederzulegen sind. Ein Podcast wäre vermutlich das richtige Medium, um die Ideen zumindest ansatzweise besser zu erklären und zu verdeutlichen, was das Ganze eigentlich soll.

Mit jeder neuen Stufe, die wir erklimmen, wird gewissermaßen die Übersicht über das Ganze besser, aber mit jeder bestiegenen Stufe sehen, hören oder erfahren wir durch den veränderten Blick- oder Einfallswinkel auch zusätzliche bisher unbekannte Untiefen, die es zu bewältigen und klären gilt. Aber das ist Dir aus Deiner Arbeit an der Uni sicher nicht fremd. Ob es jemals zu einer auch unter sehr kritischen Gesichtspunkten völlig überzeugenden Lösung des Themas Trinaural ohne wesentliche Fallstricke kommt und die weniger fehlerbehaftet als Stereo ist, sei dahingestellt, erscheint unserer Ansicht nach aber noch immer als ein lohnenswertes Ziel. Wir sehen inzwischen Land am Horizont und segeln darauf zu.


Viele Grüße und einen schönen Genuss des Kaffees Uberfrettchen wünscht

Holger
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