Das Matterhorn-Vorfilter
Verfasst: 18.12.2012, 20:56
Liebe Freunde der gepflegten Anti-Schall-Impulse,
wie bereits angekündigt (oder soll ich sagen angedroht?) habe ich das Matterhorn-Filter ausgetestet und werde nun darüber berichten. Keine Sorge, es ist zwar Arbeit, aber bei mir in meinem Raum hat sich das gelohnt.
Ausgangslage ist eine ziemlich heftige Erhöhung im Bereich um 20 Hz in meinem Frequenzgang.
Diese Erhöhung erinnert entfernt an die Form des Matterhorn und hat ihre Ursache in einer baulich bedingten Quermode, die ich mit meinem (echten) DBA nachweislich mehr anrege. Nun war die Idee, ein Vorfilter zu generieren, das diese Form möglichst gut nachempfindet. Meine Versuche mit geeigneten IIR Filtern (in Acourate: Generate IIR Filter, Peaking EQ) waren nicht schlecht, führten aber nicht zu optimalen Vorfiltern.
Exkurs: Wann ist ein Vorfilter gut? Ich mache folgendes: ich falte das Vorfilter mit dem Resultat des LogSweep Pulse44L.dbl bzw. Pulse44R.dbl und schaue dann auf die Sprungantwort im Vergleich zur Sprungantwort des Ausgangsmaterials. Wenn die dominierende Resonanz sehr schnell abklingt oder überhaupt nicht vorkommt, war das Vorfilter gut. Ich zeige das weiter unten gleich.
Nun habe ich also mein Matterhorn-Vorfilter generiert, das z.B. für links wie folgt aussieht:
Wenn ich dieses mit dem ursprünglichen Pulse falte, ist die Sprungantwort in meinen Augen "besser" als bei einem IIR Vergleichsfilter.
Rot ist der urspüngliche Pulse44L ohne Vorfilter, blau ein IIR Filter gefaltet mit Pulse44L, wie ich ihn bereits verwendet hatte (Generate IIR Filter, Peaking EQ, f0 [Hz]=19.55, Q=1.2, Gain[dB] = 15) und cyan das Matterhorn Filter ebenfalls gefaltet mit Pulse44L. Wenn ich die Sprungantworten vergleiche, sehe ich, dass das Matterhorn-cyan schneller abklingt als das IIR-PeakingEQ-blau.
Um das Matterhorn-Filter zu generieren, habe ich keine Mühen gescheut. Ich will das Kochrezept in bewährter Weise beschreiben. Ich mache das für die Kanäle links und rechts getrennt. (Hintergrund. Was ich hier bekämpfe ist eine Quermode, die durch einen Balkenkonstruktion bedingt wird, die weit über den Hörraum hinausgeht. Insofern ist die Ursache alles andere als symmetrisch zur Hörsituation. Daher unterscheide ich L und R.) Bei der Beschreibung bleibe ich o.B.d.A. beim linken Kanal.
A. Matterhorn-Vorfilter generieren
1. LogSweep erstellen (44,1 kHz)
2. Pluse44L.dbl fenstern, dazu TD-Functions > Frequency dependend Window mit den Einstellungen 15/15 15/15, 1/24 Octave. (Hintergrund: ich möchte das Matterhorn-Filter in seiner Oberfläche etwas geglättet haben um nicht unnötige Zacken / Wendepunkte in die Berechnung eingehen zu lassen. Hier ist aber vielleicht auch noch zu variieren.)
3. Dann beginnt Haralds beschauliche vorweihnachtliche Laubsägestunde (frei nach Loriot, da ging es um Mutters Zimtsterne). Mit Generierung geeigneter IIR Filterstücke und der Funktion FD-Functions > Amplitude SplitNJoin habe ich mir ein Stück von diesem gefensterten Pulse44L.dbl ausgeschnitten und auf eine "glatte" Unterlage aufgepfropft. Ich versuche dabei, nicht differenzierbare Stellen zu vermeiden, also eine möglichst glatte Linienführung zu erzeugen.
4. Das fertige Matterhorn wird durch FD-Functions > Amplitude Inversion (minimal phase) auf den Kopf gestellt. Das Ergebnis habe ich ja weiter oben schon gezeigt.
5. Nach Durchlauf der Schritte 1 bis 4 für den rechten Vorfilter: Abspeichern des Vorfilters mit File > Save Stereo Wav.
B. Raumkorrekturfilter erstellen
1. LogSweep erstellen. Dabei im Feld "Filter 2 Channel" das Vorfilter (als wav) bekannt machen
2. Macro 1 mit FDW 15/10 (oder nach Belieben)
3. Macro 2, 3, 4 nach Belieben. Bei Macro 4 habe ich mich für Excessphase Fensterung von 6/6 entschieden.
C. Raumfilter finalisieren
1. Cor1L44.dbl laden und mit Matterhorn-VorfilterL.dbp falten.
2. TD-Functions Cut and Window anwenden: Length: 65536, Position Count 32768 before Peak, Remove DC und Window (Blackman Optimal) beides nicht aktiviert.
Hintergrund: Das so generierte Raumkorrekturfilter hat nach dieser Faltung eine Länge von 2*65536 = 131072. Das erhöht unnötig den Rechenaufwand, daher Cut and Window.
3. Mit dem Ergebnis Cor1L44.dbl überschreiben. Für Cor1R44.dbl analog.
Hörvergleich
Wieder habe ich AcourateConvolver geladen. Als neue Filterbank (2) den mit dem Matterhorn-Vorfilter erzeugten Raumkorrekturfilter. Filterbänke (1) mit dem hier erstellten Raumfilter (auf Basis des erwähnten IIR Vorfilters) und (3) ein dummy-Filter, das alles unverändert lässt.
Ergebnis: (2) ist nochmals deutlich besser als (1). Die große Trommel bei der Missa Criola ist im Vergleich zu (3) zwar leiser und trockener aber dennoch räumlich sehr schön differenziert und nicht "zu klein" geraten. Die Bühnenstaffelung ist nochmals deutlich genauer als bei (1) und sehr viel genauer als bei (3)
Bei Loussier (Daten s.o.) ist bei (2) der gezupfte Bass jetzt nicht nur - wie schon bei (1) - sauber auf der Bühne lokalisiert, es gibt auch eine deutlich verbesserte Tiefe dieser Bühne (alles zunächst ohne flow und ohne Inversion). Das Anzupf-Verhalten ist wie beim Orgiginal (3) präzise und entbehrt jener Dumpfheit, die ich mich bei den Korrekturen bisher gestört hat.
Meine Begeisterung geht noch weiter. Ich falte viele meiner Stücke, um die Bühne in einer bisher nicht bekannten Tiefe und die räumliche Genauigkeit zu erleben, ohne dass ich nennenswerte Kompromisse im Einschwingverhalten hinnehmen müsste. Wenn ich anfange, alt bekannte Aufnahmen neu zu entdecken, hat sich ein echter Fortschritt in meiner Kette eingestellt.
Ausblick:
Es würde mich sehr interessieren, was Ihr von diesem Verfahren haltet.
Ich habe nur einen Peak in meinem Frequenzgang damit korrigiert. Ganz bewusst, weil ich zu wissen glaube, was die bauliche Ursache dafür ist und weil ich mich sonst eigentlich durch kein größeres Gebirge mehr graben müsste.
Im nächsten Schritt werde ich dieses Ergebnis mit dem S-Weichen-Vorfilter kombinieren. Mal sehen, ob ich jetzt einen Unterschied zur S-Weiche der AGM ohne Filter hören kann.
Beste Grüße
Harald
P.S. Herzlichen Dank Uli, für Deinen telefonischen Support!
wie bereits angekündigt (oder soll ich sagen angedroht?) habe ich das Matterhorn-Filter ausgetestet und werde nun darüber berichten. Keine Sorge, es ist zwar Arbeit, aber bei mir in meinem Raum hat sich das gelohnt.
Ausgangslage ist eine ziemlich heftige Erhöhung im Bereich um 20 Hz in meinem Frequenzgang.
Diese Erhöhung erinnert entfernt an die Form des Matterhorn und hat ihre Ursache in einer baulich bedingten Quermode, die ich mit meinem (echten) DBA nachweislich mehr anrege. Nun war die Idee, ein Vorfilter zu generieren, das diese Form möglichst gut nachempfindet. Meine Versuche mit geeigneten IIR Filtern (in Acourate: Generate IIR Filter, Peaking EQ) waren nicht schlecht, führten aber nicht zu optimalen Vorfiltern.
Exkurs: Wann ist ein Vorfilter gut? Ich mache folgendes: ich falte das Vorfilter mit dem Resultat des LogSweep Pulse44L.dbl bzw. Pulse44R.dbl und schaue dann auf die Sprungantwort im Vergleich zur Sprungantwort des Ausgangsmaterials. Wenn die dominierende Resonanz sehr schnell abklingt oder überhaupt nicht vorkommt, war das Vorfilter gut. Ich zeige das weiter unten gleich.
Nun habe ich also mein Matterhorn-Vorfilter generiert, das z.B. für links wie folgt aussieht:
Wenn ich dieses mit dem ursprünglichen Pulse falte, ist die Sprungantwort in meinen Augen "besser" als bei einem IIR Vergleichsfilter.
Rot ist der urspüngliche Pulse44L ohne Vorfilter, blau ein IIR Filter gefaltet mit Pulse44L, wie ich ihn bereits verwendet hatte (Generate IIR Filter, Peaking EQ, f0 [Hz]=19.55, Q=1.2, Gain[dB] = 15) und cyan das Matterhorn Filter ebenfalls gefaltet mit Pulse44L. Wenn ich die Sprungantworten vergleiche, sehe ich, dass das Matterhorn-cyan schneller abklingt als das IIR-PeakingEQ-blau.
Um das Matterhorn-Filter zu generieren, habe ich keine Mühen gescheut. Ich will das Kochrezept in bewährter Weise beschreiben. Ich mache das für die Kanäle links und rechts getrennt. (Hintergrund. Was ich hier bekämpfe ist eine Quermode, die durch einen Balkenkonstruktion bedingt wird, die weit über den Hörraum hinausgeht. Insofern ist die Ursache alles andere als symmetrisch zur Hörsituation. Daher unterscheide ich L und R.) Bei der Beschreibung bleibe ich o.B.d.A. beim linken Kanal.
A. Matterhorn-Vorfilter generieren
1. LogSweep erstellen (44,1 kHz)
2. Pluse44L.dbl fenstern, dazu TD-Functions > Frequency dependend Window mit den Einstellungen 15/15 15/15, 1/24 Octave. (Hintergrund: ich möchte das Matterhorn-Filter in seiner Oberfläche etwas geglättet haben um nicht unnötige Zacken / Wendepunkte in die Berechnung eingehen zu lassen. Hier ist aber vielleicht auch noch zu variieren.)
3. Dann beginnt Haralds beschauliche vorweihnachtliche Laubsägestunde (frei nach Loriot, da ging es um Mutters Zimtsterne). Mit Generierung geeigneter IIR Filterstücke und der Funktion FD-Functions > Amplitude SplitNJoin habe ich mir ein Stück von diesem gefensterten Pulse44L.dbl ausgeschnitten und auf eine "glatte" Unterlage aufgepfropft. Ich versuche dabei, nicht differenzierbare Stellen zu vermeiden, also eine möglichst glatte Linienführung zu erzeugen.
4. Das fertige Matterhorn wird durch FD-Functions > Amplitude Inversion (minimal phase) auf den Kopf gestellt. Das Ergebnis habe ich ja weiter oben schon gezeigt.
5. Nach Durchlauf der Schritte 1 bis 4 für den rechten Vorfilter: Abspeichern des Vorfilters mit File > Save Stereo Wav.
B. Raumkorrekturfilter erstellen
1. LogSweep erstellen. Dabei im Feld "Filter 2 Channel" das Vorfilter (als wav) bekannt machen
2. Macro 1 mit FDW 15/10 (oder nach Belieben)
3. Macro 2, 3, 4 nach Belieben. Bei Macro 4 habe ich mich für Excessphase Fensterung von 6/6 entschieden.
C. Raumfilter finalisieren
1. Cor1L44.dbl laden und mit Matterhorn-VorfilterL.dbp falten.
2. TD-Functions Cut and Window anwenden: Length: 65536, Position Count 32768 before Peak, Remove DC und Window (Blackman Optimal) beides nicht aktiviert.
Hintergrund: Das so generierte Raumkorrekturfilter hat nach dieser Faltung eine Länge von 2*65536 = 131072. Das erhöht unnötig den Rechenaufwand, daher Cut and Window.
3. Mit dem Ergebnis Cor1L44.dbl überschreiben. Für Cor1R44.dbl analog.
Hörvergleich
Wieder habe ich AcourateConvolver geladen. Als neue Filterbank (2) den mit dem Matterhorn-Vorfilter erzeugten Raumkorrekturfilter. Filterbänke (1) mit dem hier erstellten Raumfilter (auf Basis des erwähnten IIR Vorfilters) und (3) ein dummy-Filter, das alles unverändert lässt.
Ergebnis: (2) ist nochmals deutlich besser als (1). Die große Trommel bei der Missa Criola ist im Vergleich zu (3) zwar leiser und trockener aber dennoch räumlich sehr schön differenziert und nicht "zu klein" geraten. Die Bühnenstaffelung ist nochmals deutlich genauer als bei (1) und sehr viel genauer als bei (3)
Bei Loussier (Daten s.o.) ist bei (2) der gezupfte Bass jetzt nicht nur - wie schon bei (1) - sauber auf der Bühne lokalisiert, es gibt auch eine deutlich verbesserte Tiefe dieser Bühne (alles zunächst ohne flow und ohne Inversion). Das Anzupf-Verhalten ist wie beim Orgiginal (3) präzise und entbehrt jener Dumpfheit, die ich mich bei den Korrekturen bisher gestört hat.
Meine Begeisterung geht noch weiter. Ich falte viele meiner Stücke, um die Bühne in einer bisher nicht bekannten Tiefe und die räumliche Genauigkeit zu erleben, ohne dass ich nennenswerte Kompromisse im Einschwingverhalten hinnehmen müsste. Wenn ich anfange, alt bekannte Aufnahmen neu zu entdecken, hat sich ein echter Fortschritt in meiner Kette eingestellt.
Ausblick:
Es würde mich sehr interessieren, was Ihr von diesem Verfahren haltet.
Ich habe nur einen Peak in meinem Frequenzgang damit korrigiert. Ganz bewusst, weil ich zu wissen glaube, was die bauliche Ursache dafür ist und weil ich mich sonst eigentlich durch kein größeres Gebirge mehr graben müsste.
Im nächsten Schritt werde ich dieses Ergebnis mit dem S-Weichen-Vorfilter kombinieren. Mal sehen, ob ich jetzt einen Unterschied zur S-Weiche der AGM ohne Filter hören kann.
Beste Grüße
Harald
P.S. Herzlichen Dank Uli, für Deinen telefonischen Support!