Moin Forenten,
Regelung und Bassreflex schließen einander systembedingt aus. Der Bassreflex-Schall ist ja der rückwärtig abgestrahlte Schall, wobei verkomplizierend hinzukommt, dass das ganze in ein seinerseits schwingfähiges Feder-Masse-System mit der Luft im eingeschlossenen Netto-Volumen als Feder und der in der Bassreflexöffnung stehenden als Masse eingebaut wird. Statt der Luft in der Bassreflexöffnung könnte auch eine Passiv-Membran vorliegen. Das Problem für eine Regelung ist, einen geeigneten Ort für die Messungen zu finden. Denn das Bassreflex-System führt über seine -- je nach Frequenz ganz unterschiedliche -- Entlastung des Treibers zu einer völligen Entkoppelung der Membranauslenkung vom Schalldruck.
Soweit mein gediegenes Halbwissen dazu, was aber nicht allzu fehlerhaft oder unvollständig zu sein scheint, denn als ich darüber mit Herrn Gruber sprach, bestätigte er mir genau diese Schwierigkeiten. Ich hatte ihn zwecks Reparatur eines Elektronik-Einschubs -- die er sehr unkompliziert sofort bewerkstelligte, da es sich nur um das wiederanlöten des Trafos handelte, der sich beim Versand des Subwoofers zu mir losgerissen hatte -- besucht und dabei in ein Gespräch verwickelt, neugierig und unsicher, wie ich auf dem Gebiet war. Das dürfte so 2000 gewesen sein.
Letztlich ist es das alte Spiel: wenn ich einen bestimmten Schalldruck erreichen möchte, fängt mein Treiber vielleicht schon an, merklich zu verzerren, da er an seine Grenzen stößt oder sie bereits überschreitet.
- Durch Umkonstruktion von einer geschlossenen in eine Bassreflex-Box kann ich ihn merklich entlasten und damit die Wiedergabegüte -- für diese Lautstärken -- steigern (bei deutlich leiserer Wiedergabe wäre das geschlossene System besser), ohne, dass die Box in der Fertigung signifikant teurer würde: ein Abflussrohr abzusägen und eine zusätzliche Öffnung in die Außenwand der Box zu sägen, um den Rohrstummel dort zu montieren, ist überschaubar (die Box sorgfältig zu konstruieren, abzustimmen und verworfene Testexemplare wegzuwerfen ist sowieso -- so wie so -- erforderlich). Dafür handle ich mir aber ein Bündel zusätzlicher Probleme ein, siehe oben.
Durch Hinzuziehen weiterer Treiber kann ich ihn ebenfalls entlasten und damit die Wiedergabegüte -- sogar für alle Lautstärken -- steigern, jedoch nur zu einem signifikant höheren Preis. Und wenn ich ehrlich bin, reicht zum Vergleich mit einer Bassreflexkonstruktion ein zusätzliches System kaum aus. Es wird also richtig teuer. Damit handle ich mir aber ein riesiges Problem ein, denn plötzlich konkurriere ich in einer ganz anderen Preisklasse, in der es ihrerseits gut gemachte Bassreflexsysteme gibt, die nochmals leistungsfähiger als mein Vergleichssystem sind.
Herr Gruber nun erzählte mir damals, dass er gerade damit fertig geworden sei, in sein Regelungsmodell eine Bassreflexöffnung zu integrieren. Entsprechend sind alle Subwoofer mit Bassreflexöffnung bei A.C.T. geregelt. Wichtig seien die Bassreflexsubwoofer geworden, um auf dem Heimkinomarkt mitspielen zu können. Ebenso sagte er mir, dass es ganz und gar unmöglich sei, die Qualität geschlossener Systeme zu erreichen, aber das sei auch in Ordnung so, denn die unterschiedlichen Prinzipien stuften sich ja auch im Preis. Ich glaube, die Bassreflexsysteme kosten genauso viel wie die geschlossenen Systeme gleicher Größe, womit die geschlossenen Systeme gleicher Leistungsfähigkeit halt schlicht die größeren Modelle sind. Und die sind nun mal um einiges teurer. Auf die Schnelle:
http://www.benedictus.de/produkte/speaker.html
Zurück zu Manger: für mich steht der Manger MSW nicht am Anfang, sondern am Ende der Überlegungen. Diese Überlegungen sind, ohne Anspruch auf Vollständigkeit
- -- Qualitätsanspruch
-- Kompatibilität (sprich, ob die Anschlüsse passen)
-- Budget
-- übrige Randbedingungen (Designvorstellungen, Raumgröße und -gestalt, Lieferbarkeit, Händler/Service vor Ort etc.)
-- Zweck (nicht Musikart *))
Bevor ich zum Manger MSW komme, stelle ich mir also eine ganze Reihe von Fragen, vor allem die nach dem Budget. Für mich konkurriert der Manger MSW nicht mit Massenprodukten, für mich stellt sich also nicht die Frage, ein mittelmäßiges Konzept durch ihn in eine andere Klasse katapultieren zu wollen. Dieser Wunsch erscheint mir nämlich recht naiv, eben Perlen vor die Säue.
Am Anfang steht ein solides Konzept. Wenn mir der Manger MSW wirklich so gut gefällt, wie viele schreiben, dann taucht sein Preis unter "vermischtem" auf: die Treiber machen immer nur einen Bruchteil des Aufwands fürs Gesamtkonzept (wieder ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
- -- Raum
-- Raumgestaltung
-- Raumakustik mit raumakustischen Maßnahmen
-- Konzept (Stereo oder Mehrkanal, Vollbereichslautsprecher oder Subwoofer/Satelliten, Doppelbassfeld oder Solitäre)
-- Gehäuse (Bau, Oberfläche, Aufstellung)
-- Kompatibilität (Einbindung in die Gesamtübertragungskette)
-- Technik (Signalverarbeitung, ggf. Signalverstärkung)
-- Treiber
aus. Insofern würde ich mich auch erst dann an Gert und Michael zu wenden trauen, wenn ich all diese Fragen bereits für mich beantwortet oder zumindest soweit teilbeantwortet habe, dass ich zu einer sachgerechten Diskussion in der Lage wäre. Wie ich die beiden kenne und zum Beispiel gerade in den letzten Tagen Haralds hochspannende Anlagenwandlung
http://aktives-hoeren.de/viewtopic.php? ... 062e21e122 verfolge, vermute ich starkt, dass sich das Interesse von AGM durchaus wecken ließe.
Herzliche Grüße
PETER
*) Den Versuch, Lautsprecher nach Musikrichtungen zu klassifizieren, finde ich wenig intelligent. Entweder, ein Lautsprecher kann es, oder eben nicht. Was mir einleuchtet, ist, Lautsprecher nach Zweck zu klassifizieren: Musikhör- oder, wo nicht vorhanden, Wohnzimmer, wo ich jede Musikart in jeder Lautstärke höre oder Heimkino-, Übungs- oder Partykeller, wo ich es mit Partymusik ordentlich krachen lasse oder Filme gucke, mich ansonsten aber gar nicht erst aufhalte, könnte einen Einfluss auf die verwendeten Lautsprecher haben.