@Uli: Bitte lese meinen letzten Beitrag doch vielleicht nochmal genau, dann ist die Sache geklärt. Wenn die im Studio 24/192 aufgenommen und so gemastert haben, dann enthält die CD eben nur gut 15% der Daten. Das ist einfache Mathematik.
Eine richtige Einordnung dieser Erkenntnis ist dann natürlich ein ganz anderes Thema. Darüber brauchen wir uns glaube ich auch nicht zu streiten und deshalb hätte ich persönlich auch Skrupel vor solch einer Argumentation; das hatte ich auch bereits angemerkt. Dennoch bedarf es eben manchmal solch einfacher Formeln, um etwas zu bewegen. Bei Neil Youngs Aussage ist doch zumindest etwas Wahres dran, denn die Eindampfung auf 15% oder weniger bleibt nicht ganz folgenlos.
Nun aber bitte weg von den Zahlenspielen: "Nur dann hört man wirklich, was ich da mache", das war für mich der entscheidende Punkt an dem ich aufgemerkt habe und Lust verspüre, mir seine Platte mal zu kaufen. Das ist auch kein Widerspruch zu den Anmerkungen hier, dass seine Platten gar nicht so toll klingen. Die mit vielen technischen Details geführten Diskussionen um die unterschiedlichen Formate kratzen letztendlich dann doch immer nur an der Oberfläche. Wir sollten uns doch aber viel mehr fragen, warum gibt es Musik, warum wird musiziert, was will man damit erreichen, respektive warum wird Musik gehört, was erwarte ich als Hörer vom Musikhören, und damit also auch: was muss eine „Musikkonserve“ wirklich leisten.
Wunderbar getroffen von Frank:
frmu hat geschrieben:Welch eine bescheidene Tonqualität, enttäuschend.
ja, wohl war ... auf einer Silbersand oder B&M wohl unhörbar ...
Aber, z.B. Cowgirl in the Sand, Southern Man oder Words ist einfach geile Musik ...
Letztlich geht es dann nur leider – oder irgendwie doch auch zum Glück - um sehr schwer greifbare und höchst subjektive Dinge wie Aussagekraft, Atmosphäre, emotionale Wirkung, Unterhaltung, Genuss… Ich verwende so gerne das Beethoven Zitat "Musik muss man erst fühlen, dann lieben und dann verstehen", denn damit ist das Wesentliche eigentlich schon gesagt.
Natürlich kann mit besserer Aufnahmequalität der Klang auch besser werden – was auch immer mit „guter Klang“ gemeint ist. Für mich persönlich ist das zwar ein durchaus nicht unwichtiger aber dennoch nur ein Nebenschauplatz beim Werben für bessere Audiostandards. Das „fühlen“ und das „lieben“ ist für mich eher die treibende Kraft beim Streben nach besseren Formaten, denn letztlich ist es wohl bei den wenigsten Menschen das „verstehen“, das sie zum Musikhören bringt.
Es gibt meiner Erfahrung nach einen Zusammenhang zwischen der Fähigkeit von Audioaufzeichnungen, diese wesentlichen Zwischentöne der Musik zu übertragen, und der technischen Qualität. Gustav Mahler sagte einmal: „Das wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten“. Es scheint mir so, als ob genau diese Komponente zwischen den Noten, so schwer sie beim Interpretieren zu vermitteln ist, auch so schwer bei der Aufzeichnung zu bewahren ist. Lange bei der Analogtechnik gehalten und früh zu hochauflösenden Formaten getrieben haben mich nicht die technischen „Hochglanzeigenschaften“ wie Verzerrungs- oder Rauscharmut. Es waren zunächst einmal immer nur die musikalischen Aspekte. Hat man Künstler vor dem Mikrofon, die eine Aussage über „die richtigen Töne am richtigen Platz“ hinaus liefern und wurde das eingefangen, ist es einfach erschreckend, wie nivellierend sich die Reduktion auf CD oder gar MP3 auswirkt. Das heißt zwar nicht, dass man an einer CD nicht auch viel Freude haben kann. Nur man weiß auch nie was einem eigentlich entgeht. Ich schalte kein Radio mehr ein und klassische Konzerte am Fernsehen habe ich mir auch fast vollständig abgewöhnt. Manchmal probiere ich es nochmal, schalte dann aber spätestens nach fünf Minuten ab, weil ich zu oft einfach keinen Sinn darin erkennen kann. Sind die Künstler denn auf einmal so langweilig geworden …? Live-Erlebnisse im Konzert bestätigen das nicht. Wenn ich aber auf der anderen Seite genau weiß, wie langweilig und blass die Datenreduktion eine grandiose Musikdarbietung werden lässt, dann liegt der Verdacht doch nahe, dass die sehr bescheidene Datenrate, neben den anderen Begrenzungen im Produktionsprozess, nicht ganz unbeteiligt ist.
Genau so etwas steckt wohl in Neil Youngs Satz. Es geht ihm nicht um klangtechnische Gimmicks, sondern er hat als Künstler das Gefühl, dass ansonsten nicht das transportiert wird was er ausdrücken möchte: "Nur dann hört man wirklich, was ich da mache". Über den Klang seiner Platten kann ich nichts sagen, weil ich keine kenne. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es ihm eben eher um musikalisch guten Klang geht und das nicht unbedingt zwingend technisch guten Klang meint. Idealerweise kommt beides zusammen, aber jeder mag unterschiedliche Prioritäten setzen...
Grüße
Ralf