Moin Forenten,
kommt mir sehr bekannt vor!
Also jetzt nicht konkret dieses Produkt, aber als in den 80er Jahren der Lautsprecher-Selbstbau schwer à la Mode war und sogar bis zu äußerst leistungsfähigen Aktivlautsprechern reichte, bin auch ich schwach geworden. Es ist ja auch zu schön. Ausgangspunkt meiner Überlegungen war die von Guido J. Wasser gleichermaßen begeistert wie fundiert beworbenen Sardec CH2
http://top-audio.de/speaker/activ/ch-2/sardec1.jpg. Ich bitte beim Blick auf die Box zu bedenken, dass die drei Basslautsprecher 38 cm Durchmesser haben. Also jeweils.
3 38er-Bässe, der Quad-Elektrostat und 6 Bändchen-Hochtöner, 1,75 m Gesamthöhe, 1 m Breite, hm, das ist für sich genommen schon ein Wort, das will ich gerne einräumen, aber ich gebe unumwunden zu, dass ich darin lediglich einen Denkanstoß als eine endgültige Antwort zu erblicken vermocht habe und mich die Frage fortan nicht mehr losließ: kann man da nicht noch etwas Honig drübergießen?
Man kann. Ich kann jedenfalls: meine Gedanken endeten bei 6 Bässen und von den Hochtönern lassen sich auf Raumhöhe auch mehr als 6 unterbringen: ich fand 16 angemessen, wobei ich den ursprünglichen Gedanken, die dann 4 x 4-fach zu verdrahten, um sie dann mit einer Endstufe betreiben zu können, da die resultierende Impedanz dann ja wieder dem Einzelchassis gleicht, alsbald wieder verworfen, denn das erschien mir nicht gut für die Membrankontrolle zu sein.
Papperlapapp, sowas lässt man schnell hinter sich und beginnt, sich in Gedanken ganz anderer Art zu verlieren. Vertiefen meinte ich: wie lassen sich solche Boxen transportieren, was zu allererst bedeutet, wie sie sich sinnvoll teilen lassen. Und dann, wie viel kürzer als die Raumhöhe muss die Boxenhöhe ausfallen, damit man sie im Zimmer kippen kann? Ja, man muss die Box im Raum schließlich aufrichten können, sonst könnte man nur im liegen hören und so alt bin ich noch nicht. Und die Breite? Man muss die Box, also die Teilboxen ja dann, durch eine normale Zimmertür bekommen, auch, wenn die Vorstellung, derartige Boxen in Räumen zu betreiben, die sich durch normale Zimmertüren erschließen lassen, etwas zutiefst würdeloses hat. Aber darum geht es nicht, im Gegenteil: das wäre ja ein innerer Widerspruch. Niemand, der solche Boxen will, hat solche Türen. Worum geht es dann? Ganz einfach: jeder, der solche Boxen baut, hat solche.
Zurück zu den Boxen. Die Hochtöner wollte ich dann mitten vor dem Quad platzieren, in einer Chromstange, wegen der Abstrahlcharakteristik. Das hätte man dann mit einem Verzögerungsglied aufeinander abstimmen können. Das zweite Bassmodul hätte man dann wohl mit einer Rampe oben auf den Quad bewegt, da aufgrund der Boxenhöhe, die die Raumhöhe voll ausnutzen müsste, ein Kran ausscheidet. Man kann ja nicht die Decke ausstemmen, um die Boxen aufzustellen. Und wenn der Raum höher ist, was in diesen Kreisen vorkommt, ändert das nichts, außer, dass man immer weitere Bassmodule oben drauflegen muss, bis man an der Decke angekommen ist. Wieder wegen der Abstrahlung und wegen der DBA-Idee. Und ob ich nun mit dem zweiten Bassmodul an die Decke eines 2,50 m hohen Raumes oder mit dem vierten Bassmodul an die eines 4 m hohen Raumes stoße, macht hohe Räume eher komplizierter als einfacher. Abgesehen von der Frage, ob ich den Quad-Elektrostaten dann zwischen Bassmodul 1 und 2 oder 2 und 3 anordne; und wie ich in dem einen oder anderen Fall am besten sitze. Ja, ja, will alles bedacht werden.
Das Projekt ist dann irgendwie eingeschlafen; ich weiß gar nicht recht, warum. Doch, jetzt erinnere ich mich: bei Wiesenhavern stand ein Paar Canton CA 20 in der Vorführung für 5.000 Mark und da bin ich weich geworden. Das dürfte 1992 gewesen sein. Hat auch Nachteile, wenn man mal Geld übrig hat: hätte ich es nicht gehabt, hätte ich sie nicht gekauft und die Gedanken zu meinen Superboxen vielleicht weitergeführt. So aber habe ich begonnen, Musik zu hören und mein Boxenprojekt im Stich gelassen.
Kurz: die BM Line 100 lässt mich, hm, gerührt zurück. Das ist Gigantomanie, mit der BM seine technische Kompetenz beweisen möchte, um Aufmerksamkeit zu erregen. Insofern ist das entschuldigt: es ist vollkommen legitim, ja sogar Teil des schönen Spiels, im Markt aufzufallen. Kurz: was für Angeber.
Klanglich sollte man sich keine allzu großen Illusionen machen: sowas hat nicht nur Vorteile. Derartige Ansätze gehen stets auf Kosten von Präzision, Ortungsschärfe und allem, was damit zu tun hat und geht immer in Richtung übergroßer Perspektive, was vielleicht mit dem Begriff Süffigkeit am ehesten gekennzeichnet werden kann. Also weniger süffigem Klang als süffiger Perspektive, falls Ihr versteht, was ich meine.
Zusammenfassend könnte man sagen, dass mein Interesse, derartige Produkte einmal zu hören, heutzutage deutlich begrenzter ist als damals in den 80ern. Muss man alles nicht so ernst nehmen, sage ich mal.
Ganz herzliche Grüße
PETER