Funky hat geschrieben:
Aber wie gesagt, die Diagramme sind alle vor der Raumbehandlung erstellt worden, ...
Hallo Funky,
dann hatten wir hier ohnehin ein kleines Missverständnis ... gut daß es korrgiert wurde.
Grundsätzlich ist es in quadratischen Räumen ein Problem (oder eine "Herausforderung"...), daß es sog. "entartete" Moden gibt (ein häßliches Wort, ist aber so üblich). D.h. es gibt in einem quadratischen Raum Moden mit unterschiedlicher räumlicher Ausprägung, die aber auf derselben Frequenz oder nahe beieinander liegen.
Z.B. ist die Grundresonanz des Raums in Längs- und Querrichtung dieselbe.
Jetzt ist das bei den Moden niedriger Ordnung oft noch kein großes Problem, weil meist ohnehin nur eine der (ich nenne sie jetzt mal ...) (Kombinatorische-) "Schwestern" angeregt wird.
Je nach Anregungsorten kommen jedoch bei den Moden höherer Frequenz dann häufiger Situationen vor, wo beide angeregt werden können und sich die "Schwestern" Energie untereinander austauschen. Dazu später ...
Der quadratische Raum hat, wie man an Deinem Raum bereits an den beiden Messungen sehen kann, also für HiFi Wiedergabe meist weniger ein Problem im Bereich der Grundmoden (*). Diese liegen oft tief genug und es wird meist nur eine der "Schwestern" angeregt. Es gibt jedoch allein schon Probleme (oder Herausforderungen ...) dadurch, daß 2 Moden, die auf derselben Frequenz "hocken",
nicht auf effektive Weise zur modalen Überlappung des Raums beitragen.
Ein Übergang vom modalen zum statistischen Bereich des Raums wird etwa bei einer modalen Überlappung von 3 (Modal Overlap Factor = 3) angesetzt:
D.h. innerhalb der Bandbreite einer Raummode findet man dann im Mittel 2 weitere. Damit wäre
potentiell eine rel. ausgewogene Wiedergabe schon möglich, auch ohne daß man die Moden im Raum "mit Vornamen" selektiv anregen und ausbalancieren muss ...
Unterhalb dieser Transitionsfrequenz ist die modale Überlappung schlechter ("spärlicher", "dünner").
Da beim (nahezu ...) quadratischen Raum aber praktisch jede Mode eine "Schwester" hat, deren räumliches Muster um 90 Grad gedreht ist, steigt die "effektive" modale Überlappung nur viel langsamer mit der Frequenz an, als bei einem quaderförmigen Raum z.B. mit "krummen" Seitenverhältnissen.
Die (effektiv) dünne Besetzung mit Eigenmoden macht sich dann in Relation besonders im mittleren Bass bemerkbar, wo der quadratische (Klein-) Raum tendenziell die minderwertigere Akustik eines Raumes zeigt, der (scheinbar und hinsichtlich der modalen Überlappung) noch viel kleiner ist als in der Realität.
Die "Schwestermoden" können außerdem Situationen verursachen, wo man mit bestimmten Anregungspostionen (LS-Positionen) einfach "keine Energie in den Raum hineinbekommt" oder auch ein "schwebungsartiges" Hin- und Herfluten von Energie zwischen zwei (fast) "Schwestermoden" in einem fast quadratischen Raum mit fast gleichen Frequenzen ...
Um solchen Räumen im Tiefton wirksam beizukommen, kann man u.a. versuchen, die Anregung gezielt so gestalten, daß bei den entarteten Moden stets nur eine davon auf eindeutige Weise und maßvoll angeregt wird, so daß der Raum wenigstens die geringe modale Überlappung, die er hat, gut zur Wiedergebe nutzen kann.
In einem solchen Raum sind getrennt positionierbare Subwoofer und natürlich Subwoofer-Systeme mit Richtwirkung - sie ermöglicht das tendenzielle "Ausblenden" von Raumrichtungen in der Modenanregung - hilfreich. Der Nachteil zum rechteckigen Raum kann dadurch praktisch ausgeglichen werden.
Basswiedergabe nur auf 2 Stereo-Haupt LS beruhend, ist in so einem Raum m.E. ein relativ sinnloses Unterfangen, zumal wenn die Haupt LS (beides Monopole ohne Richtwirkung) bereits aus anderen Gründen "eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten" haben (**).
Bleibt natürlich die "hörplatzbezogene DSP-Korrektur", die den Raum aber auch nicht "weniger quadratisch macht". Ein Subwoofersystem (mit Richtwirkung) kann hingegen genau das im Sinne der Modenanregung.
Grüße Oliver
P.S. Man kann hier
http://www.hunecke.de/de/rechner/raumeigenmoden.html oder hier
http://www.bobgolds.com/Mode/RoomModes.htm
aus Spaß mal mit "quadratischen" oder "annähernd quadratischen" Räumen spielen.
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(*) Zumindest kein anderes als viele Räume mit rechteckigem Querschnitt ...
(**) Also keine hinrechend "kompromisslose" Aufstellung bezüglich Modenanregung im Tiefton möglich ist.