modmix hat geschrieben:
Ein idealer Hörraum hat kaum einen Sweet Spot - wo gibt es den denn in der Realität (Kirche, Club, Konzertsaal - man denke an Räume wie die Kölner Philharmonie, in der man auch in der 20. Reihe alles klar & deutlich hören kann, was auf der Bühne passiert - egal, ob man rechts, links oder in der Mitte ist).
Hallo Ulli
Sweet Spot ist ein Stereo-Idiom.
Eine natürliche Schallquelle an einem Ort ist lokalisierbar, keine Frage. Wir bewegen den Kopf, eine Menge von Mustern kann ausgewertet werden, die Ortung wird scharf und schärfer. Reflexionen an Wänden sind natürlich, sobald weit genug entfernt, kein Problem.
Schwierig wird es, sobald 2 Lautsprecher versuchen, die Signale gemeinsam in den Raum zu projizieren, jetzt hört jedes Ohr die ursprüngliche Schallquelle aus 2 Orten, muss sie im Kopf zusammensetzen.
Dann kommen bei Kopfbewegungen noch Raumwandreflexe hinzu, viel früher und intensiver als live und viel verwirrender, sie tragen nicht zur scharfen Ortung bei.
Man kann die Balance bei einer Monoaufnahme nach links drehen. "Mercedes Benz" von Janis Joplin wäre gut geeignet, um festzustellen, dass bei Balance auf einen Lautsprecher gedreht die Natürlichkeit der Stimme stimmt, bei Wiedergabe von 2 Lautsprechern die Ortung zwar mittig (Phantomquelle) erscheint, aber die Höhen unnatürlich werden. Schrill, spitz, so klingt eine zum Vergleich herangezogene Stimme vor Ort nicht.
Ich mag Live-Events...
Die Mehrkanalwiedergabe (angefangen bei Stereo) hat Nachteile, die wir meistens nicht bewusst wahrnehmen, weil es schon immer so war.
Tonale Natürlichkeit (High Fidelity) geht tatsächlich nur in Mono, die verzögerte Ankunft eines zweiten Signals erzeugt an den Ohren Kammfiltereffekte, wie sie in der Natur nicht vorkommen.
Bei der Wiedergabe in Stereo zeigt sich der Konflikt humaner Ortung im Bass mit Phasen-/Laufzeitunterschieden und im Hochton rein intensitätsbezogen, wo die Wellenlängen zu kurz sind, gemessen am Ohrabstand.
In der Natur gibt es den Konflikt nicht, denn der Direktschall kommt von nur einer Quelle, der Diffusschall mag von mehreren Reflexen her kommen. Intensitätsunterschiede und Laufzeitunterschiede passen immer zusammen (beim Direktschall). Scharfe Ortung geschieht im Nahbereich, wenn allerdings der Diffusschall dominiert, geht auch da nichts mehr.
Scharfe Ortung bei Stereo geht besser mit Intensitätsstereofonie-Aufnahmen. Mit Intensität ortet das Gehör offenbar schärfer als mit Laufzeit (sagen dei Forscher). Der Klang spielt sich möglichst zwischen den Boxen ab, ausserhalb der Boxen möglichst nix. Ausserhalb wäre alles Fake oder Zufall (oder tonal fragwürdig - oder synthetisch platziertes Monosignal, wie bei Q-Sound).
Ein idealer Hörraum hat kaum einen Sweet Spot
Davon träume ich schon seit Jahren: Egal, wohin man sich setzt, es stimmt alles und immer.
Hast Du es selbst erlebt, oder entspringt diese Aussage einer idealisierten Vorstellung?
Ich wage sogar zu behaupten, dass mehr als 60% der Hörer den Sweet Spot in ihrem Hörraum nicht gefunden haben oder ihn nicht nutzen. Nicht weil es ihn kaum gibt, sondern weil sie ihn nicht wirklich gesucht und folglich nicht gefunden haben.
Grüße Hans-Martin