Symphonien von François-Joseph Gossec

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Rudergänger
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Symphonien von François-Joseph Gossec

Beitrag von Rudergänger »

Liebe Musikfreunde,

durch den Sender Klassik Radio bin ich auf François-Joseph Gossec (1734-1829) aufmerksam geworden. Hier im Forum habe ich noch nichts über ihn gefunden und möchte daher folgende CD vorstellen:

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Die Aufnahme entstand 1997 in London in der All Saints Church. Zur Vorstellung der Werke, des Orchesters und seines Dirigenten erlaube ich mir, auszugsweise das Booklet zu zitieren (Stand 1998):

Die Sinfonie Nr. 2 in Es-Dur ist mit Streichern, zwei Flöten, zwei Klarinetten (ungewöhnlich früh im Genre Sinfonie) und zwei Hörnern besetzt. Zunächst kommt ein melodiöser, wenngleich nicht besonders melodischer Allegro moderato Sonatensatz, in dem die gepaarten Holzbläser das Nebenthema bestreiten; es folgt eine lange Durchführung, in der vor allem das Hauptthema verarbeitet wird und eine abwechslungsreiche Reprise. Die nächsten Sätze sind eine kurze, dreiteilige Romanza mit einem Mittelabschnitt in c-Moll; ein heiteres Menuett umrahmt das Trio, in dem die Bläser eine bedeutende Rolle spielen. Das Finale ist ein geschäftiges Rondo mit einem Couplet in Moll.

Die Besetzung der Sinfonie in D-Dur, op. 5 Nr. 3 besteht aus Streichern, zwei Flöten und zwei Hörnern; der Kopfsatz ist dem von Nr. 2 sehr ähnlich, obwohl er mit einer winzigen langsamen Einleitung beginnt und sehr leise endet. Der zweite Satz ist ein würdevolles, ziemlich altmodisches Adagio in G-Dur für Streicher allein; im dritten umrahmt ein duftiges Menuett ein etwas längeres Trio. Der beste Satz ist wohl das Finale, ein kompaktes, einthematisches Allegro im wirbelnden 12/8-Takt einer Tarantella, dessen dynamische Überraschungen die schon im Kopfsatz auftretenden Charakteristika der Mannheimer Schule betonen.

Die nächsten beiden Sinfonien gehören der 1769 als op. 12 (B54–59) veröffentlichten Sechsergruppe an, in der sich Gossec wieder der dreisätzigen Anlage bediente, wie in seinem op. 3. Sie sind mit Streichern, zwei Oboen und zwei Hörnern besetzt.

Die Sinfonie in Es-Dur, op. 12 Nr. 5 eröffnet eine ausführliche, langsame Einleitung (Vortragszeichen Lamentabile!), die in einen zielbewußten Sonatensatz Presto con furia mündet; in der straffen Durchführung werden die beiden wichtigsten thematischen Elemente verarbeitet. Der nächste Satz ist ein elegisches Andante moderato in c-Moll, in dem einer kurzen Eröffnung der Streicher eine längere Partie für Streicher und Bläser über den gleichen Stoff folgt, die wiederholt wird. Das Finale ist ein konziser Sonatensatz in flottem 6/8-Jagdrhythmus.

Der ungewöhnlich lebhafte, melodiöse Kopfsatz der Sinfonie in F-Dur, op. 12 Nr. 6 enthält mindestens vier Themen (das dritte in gefühlvollem g-Moll), eine Durchführung, die überwiegend die beiden ersten Themen verarbeitet, und eine verkürzte Reprise. Im zart lyrischen langsamen Satz in dreiteiliger Form in C-Dur ist der ausdrucksvolle Stil der Streicher con sordino besonders erwähnenswert. Auch im anmutigen zweiteiligen Finale sind den Streichern sehr interessante Partien zuerteilt – und etwas Spaß für die Oboen, um zu beweisen, daß sie nicht vergessen worden sind.

Die Sinfonie in D-Dur, B86, datiert wahrscheinlich von 1776 oder noch früher. Die Besetzung besteht aus Streichern und je zwei Flöten, Oboen, Klarinetten und Trompeten. Das Werk gibt sich gar nicht wie eine Sinfonie: Der erste Satz ist ein langer Triumphmarsch, der zweite (in d-Moll) wie ein Grabgesang und der dritte (Presto, 3/8-Takt) ein unbeschwertes Finale: ein Gelegenheitsstück, aber wem zu Ehren?

Die London Mozart Players, gegründet von Harry Blech (dem jetzigen Ehrendirigenten) im Jahr 1949, ist das älteste britische Kammerorchester. Als Orchester von internationalem Rang ist es für seine hervorragenden, sensiblen Interpretationen, einschließlich vieler Plattenaufnahmen, von Mozart, Haydn und Beethoven – die das Kernrepertoire bilden – aber auch von anderen Komponisten des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts bekannt. Doch das Orchester spielt auch Musik des 20. Jahrhunderts und hat mehrere Werke zeitgenössischer britischer Komponisten in Auftrag gegeben und zur Erstaufführung gebracht.

Matthias Bamert hat als Interpret eines großen, romantischen Repertoirs sowie als Pionier zeitgenössischer Musik und unkonventioneller Konzertprogrammierung einen internationalen Ruf. Er ist seit 1992 Direktor der Luzerner Festspiele und seit 1993 Musikdirektor der London Mozart Players. Seine Laufbahn als Dirigent begann er als “Lehrling” bei George Szell und später als Assistent Leopold Stokowskis. Im Laufe der Jahre war er Residenzdirigent des Cleveland Orchestra, Musikdirektor des Schweizerischen Rundfunk- Sinfonieorchesters und Erster Gastdirigent des Royal Scottish National Orchestra. Matthias Bamert tritt regelmäßig mit dem London Philharmonic Orchestra, der Philharmonia und dem BBC Symphony Orchestra und jährlich bei den Promenade Concerts der BBC auf.


Kurzum: Mir gefallen diese Symphonien - und (sofern nicht schon bekannt) Euch vielleicht auch.

Herzliche Grüße

Rainer
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