Hallo,
es war ursprünglich nicht meine Absicht, über das gestrige Konzert zu berichten.
Fazit: Wer nicht da war, hat was verpasst. Von daher: wer Gelegenheit hat, diesen Pianisten zu hören (besser: zu erleben!), sollte unbedingt diese Chance wahrnehmen.
Kit Armstrong ist als Pianist, Organist und Komponist wahrlich nicht unbekannt, steht aber selten im Mittelpunkt, weil er sich von Anfang an dem Rampenlicht entzog. Im Gespräch ist der US-Amerikaner mit taiwanesischen Wurzeln charmant und äußerst beeindruckend. Er spricht 10 Sprachen, 4 davon (darunter deutsch) fliessend!
Er gilt als Genie mit multiplen Begabungen. Bereits mit 2 Jahren (!) "... entdeckte er, dass wenn man eine Zahl, die nur aus n Dreien besteht, mit sich selbst multipliziert, die Ergebnisse aus folgenden Ziffern bestehen:
(n-1) Einsen | Null | (n-1) Achten | 9
z. B.: = 333 * 333 = 110889
So berichtet wikipedia. Also meine Kinder haben sich mit 2 Jahren noch mit anderen Dingen beschäftigt
😇
Um es kurz zu machen: er studierte nicht nur Musik, sondern auch noch Physik, Mathematik, Biologie und Chemie.
Wohlgemerkt: er ist erst 32 Jahre alt!
Zum Konzert selbst: extrem beeindruckend!
Das Programm findet ihr weiter oben. Neben den sehr schweren Etudes d´exécution tanscendante von Liszt (für die allein er schon standing ovations erhielt) spielte er zuvor noch die 15 Sinfonien von Bach. Diese sind im eigentlichen Sinne ja auch Etüden und sehen gar nicht mal schwer aus. Das Übliche eben: reine Übungsstücke zwischen Lehrer und Schüler (also eher die Kategorie "langweilig", zumindest für die, die emsig durch die Klavierlehre gehen durften

)
Das gab gestern auch Kit Armstrong zu (ich selbst habe diesen Zyklus auch zuvor noch nie im Konzert gehört) und fügte hinzu, die Herausforderung sei, diese Stücke auch noch schön zu spielen. Hört sich simpel an - ist es aber nicht. Und Armstrong spielte sie anschließend traumhaft schön!
Ich habe mir auf der Zugrückfahrt noch die Einspielungen von
Glenn Gould und
Till Fellner (letztere ist besonders zu empfehlen) angehört - da kann Armstrong locker mithalten.
PS: vielleicht noch eine (sicherlich gewagte) Anmerkung. Armstrong spielte gestern auf einem Bechstein-Flügel. Mir gefällt dieser mit seinem andersartigen Diskant besser als ein Steinway - zumindest bei dieser Musik. Er klingt (für mich) irgendwie perlender, "heller". Ich mag mich da aber auch irren. Es stand leider kein 2. Flügel zum Vergleich auf dem Podium. Eine derartige Gegenüberstellung soll Armstrong aber bereits mal auf der Bühne realisiert haben, so mein Sitznachbar - allerdings mit unterschiedlichen Flügeln der gleichen Firma.
Beeindruckte Grüße
Jörg