Ansgar Dälken - All Ways Know (Gitarrenjazz)

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
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Rebe
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Ansgar Dälken - All Ways Know (Gitarrenjazz)

Beitrag von Rebe »

Auf dem Album ‚All ways know’ interpretiert der Akustik-Gitarrist Ansgar Dälken 20 Stücke aus der Feder von Thelonious Monk. Dabei sind die ausgewählten Titel nur eine kleine Auswahl aus dem Monk-Fundus, hat Dälken doch alle Kompositionen des Musik-Genies für Gitarre umgeschrieben.

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Es gehört sehr viel Mut dazu, Monk-Kompositionen solo und ohne Overdubs auf 6 Nylonsaiten zu interpretieren, da sie hinsichtlich Rhythmus, Akkordwahl und Anschlag oft ungewohnt sind und Hörer (wie auch Musiker) auf die Probe stellen. Dälken hat diese Aufgabe meisterlich gelöst, indem er den Spagat zwischen augenzwinkerndem Spiel und nahezu dissonanten Akkorden auf wunderbare Weise schafft. Hilfreich ist hierbei die offene Stimmung seiner Gitarre, welche den Stücken immer eine grundlegende Fröhlichkeit entlockt, ohne dabei anbiedernd zu sein.

Monk-Interpretationen gibt es zuhauf, doch fehlt ihnen oft die Entschlossenheit, die Eckpfeiler der Original-Interpretation aufzunehmen. Genau diese finden sich auf der CD wieder. Wo der Tastenanschlag hart intoniert wird, ist die Saite stark gezupft; sonderbar klingende Akkorde (wie auf ‚Crepuscule with Nellie’) werden nicht verwaschen, sondern bleiben betont.

Die Stücke wirken dabei dennoch gänzlich unangestrengt und sind auf das Wesentliche der Musik Monk’s reduziert. Grund für die Leichtigkeit– und das ist für mich der Schlüssel für den Erfolg dieses Experiments – sind das Timing und die Phrasierung. Einzelne Themen (‚I mean You’, ‚Pannonica’) wirken verschmitzt und beschwingt. So öffnet sich die Musik dieses genialen Musikers hoffentlich auch Hörern, die von den übermäßige Dreiklängen, den Ecken und rhythmischen Verschiebungen bisher vielleicht abgeschreckt waren.

Die klanglichen Qualitäten lassen ebenfalls nichts zu wünschen übrig. Die in den Berliner Teldex-Studios von Jörg Surrey aufgenommene CD verzichtet auf die Sünden, welche vielen Akustikgitarren-Aufnahmen eigen sind. Künstlicher Hall wird nur spärlich eingesetzt (z.B. in ‚Evidence’); dennoch klingen die Stücke nicht schalltot, sondern tendenziell warm. Wohltuend ist dabei auch, dass keinerlei nervige Topfigkeit aus den Lautsprechern strahlt. Der Sustain kommt offenbar rein aus dem Resonanzraum der Gitarre und nicht aus einem Mischpultregler, Dynamikspitzen werden nicht abgeschnitten, sondern bewusst eingesetzt, was dem Charme des Originals entspricht. Die von Theo Scharpach gefertigte Gitarre hat dabei einen eher klassisch ausgerichteten Klang, was den Reiz der Musik aber meines Erachtens erhöht.

Zusammenfassen läßt sich die CD mit einem Titel von Thelonious Monk: ‚Straight no chaser’. Dass dieser Titel auf der CD fehlt, ist für mich der einzige Wermutstropfen der in jeder Hinsicht hervorragenden Aufnahme.
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