Hallo Jochen, hallo Harald
für mich triffst Du, Jochen, mit dieser Überlegung den Nagel auf den Kopf. Eine Brucknersymphonie ist für mich etwas für den Konzertsaal und das auch nur dann, wenn noch andere Aspekte der Motivation dazu kommen. So habe ich mir eine Brucknersymphonie mit den Berliner Philharmonikern und Günther Wand angehört, weil ich den Dirigenten kurz vor seinem Tod und das Orchester live erleben wollte.
Hier spricht nun Harald einen Punkt an, der bei uns zu Hause, also auch für meine Frau, gleichermaßen gilt. Nur in Ausnahmefällen ist mein Interesse so groß, dass ich alte bzw. schlechte Aufnahmen zu Vergleichszwecken hören will, und das gilt nicht nur für Bruckner.Ein großes Problem für mich ist die Qualität der Interpretation der alten Meister zu erfahren, wenn die Qualität der Aufnahme schlecht ist, die Differenzierung gelingt mir nicht.
Aber es kommt noch etwas dazu. Ich glaube, dass auf sehr kompexe Werke mit großem Orchester in unseren Hörräumen und mit unseren Geräten die schwierigste Aufgabe wartet. Es wundert mich darum nicht, dass der Zugang zu klassischer Musik über Orchesterwerke schwer fällt. Was mich aber wundert, ist das eher geringe Interesse an Werken der Kammermusik. Ohne dass ich dafür eine Erklärung habe, gilt das auch für den Konzertbesuch. Zu Hause sollte die Wiedergabe eines Jazztrios bzw. eines klassischen Klaviertrios (Haydn, Mozart...) über die Anlage mit vergleichbarer Transparenz, Räumlichkeit und Tonalität möglich sein. Auch sollte die Verfolgung kleiner Ensembles eigentlich eher gelingen als bei einem komplexen Orchesterwerk. Mich würde nun sehr interessieren, wie ihr, egal ob in der Klassik bewandert oder nicht, dieses Paradox empfindet bzw. erklärt.
Viele Grüße
Horst-Dieter