Walter, es ist nicht alles Gold, was als glänzend dargestellt wird.
Von 44,1 auf 192kHz hochgesampelt gibt es schon lange, um die Gier der Leute zu bedienen, die meinen, alles mit 192 sei besser als alles mit niedrigeren Zahlen.
Klar, 24 Bit könnten mehr als 16Bit, aber wenn die Aussteuerungsgrenze missbraucht wird, zu nahe daran ausgesteuert wird, kann das Format sich von derselben Seite zeigen, wie ein 16Bit Format unter gleichen Bedingungen, an dieser Stelle kein Deut besser.
Mit Dynamikkompression und höchstmöglicher Aussteuerung versuchen die Plattenfirmen, dem Verbraucher maximal ins Gesicht zu springen. Bei genauer Betrachtung, mit dem nackten Arsch.
MQA scheint gerade sein Waterloo zu erleben.
Mit Speck fängt man Mäuse, man muss die Leute anfüttern, kostenlose Sampler sind ein Mittel, bei den Magazinen mitgelieferte CDs erfüllen diesen Zweck ebenfalls. Auch STEREO war sich nicht zu schade, eine "Hörtest"-CD beizulegen, bei der sogar eine exzellente ReferenceRecording Aufnahme mit Dynamikkompression voll gegen die Bühnenkante gefahren wurde. Remastered bei Stockfisch, um Ross und Reiter zu nennen.
Bei Dynamikkompression wird das Gefüge von Laut und leise verschoben. Das, was die Raumtiefe erfahrbar macht, wird unnatürlich lauter, unterscheidet sich im Pegel vom Direktschall weniger. Auch die Zischlaute bei der Artikulation menschlicher Stimme werden angehoben, was den Einsatz von De-Essern erforderlich macht, also Frequenzgangverbiegung.
Es hat wohl traditionelle Gründe, die ich auf die Mono-Era zurückführe, dass ein überwiegender Teil der Aufnahmen diffuser ausgeliefert wird, indem das aufgenommene Signal mit anderer Polarität ausgeliefert wird als im Original. Korrekte Polarität erkennt man daran, dass die Wiedergabe nur eines Kanals die Lautsprecherposition scharf eingrenzt, die invertierte Wiedergabe wirkt größer, diffuser, lässt die Quelle (den LS) eher etwas verschwimmen, größer darstellen.
Darüber hinaus gibt es das Problem, dass gepannte, also aus einzelnen Instrumenten- und Mikrofostreams mit Panoramareglern in ein L-R-Bild hineingemischt werden, jedoch keine Laufzeit-/Phasenunterschiede mitbringen, wie sie das natürliche Hören kennt und erwartet, um Schallereignisse besser zu lokalisieren.
Seit über 60 Jahren sind in der Tontechnik diese Zusammenhänge bekannt. Umgesetzt werden sie kaum, was bedeutet, dass wir Konsumenten auf uns selbst gestellt die Fehler -postrecording- zu korrigieren bemüht sind.
Mit
FLOW ist ein Ansatz gemacht, mit
Polaritätskorrektur ein weiterer. Der 24Bit-Rahmen ermöglicht, die Pegel sinnvoll herabzusetzen, um IntersampleClipping beim DAC zu vermeiden, allerdings sind digitale Übersteuerungen in der Aufnahme nur mühsam im WAV-Editor zu redigieren. Dynamikkompression rückgängig zu machen gelingt nicht. Dagegen ist noch kein Kraut gewachsen.
Sampler haben gelegentlich 1,2 oder 3 überzeugende Stücke, die Lust auf Mehr machen. Aber die Original-CDs haben gelegentlich auch nur ihre besten Stücke preisgegeben und der Rest bleibt leider enttäuschend zurück. Ich bin gewiss nicht der Einzige, der über diesen Zusammenhang gestolpert ist. Aber schon 1 Highlight ist Anlass zur Freude, Rechtfertigung genug.
Dem Rest gebührt angemessene Skepsis, auch gegenüber verwendeten Begriffen wie
High-End oder
Audiophil, so verlockend sie auch sein mögen, aber gerade deswegen...
Grüße
Hans-Martin