Erfahrung mit aktuellen Kopfhörerverstärkern inkl. DAC

alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Jochen,

langsam, langsam ... ;-)
Der Phonitor X ist ein klasse Gerät - nicht dass mein Kommentar falsch verstanden wird. Das Gerät kam gestern erst an und vor lauter Neugier (und kindlicher Ungeduld) habe ich die ganze Nacht über gehört. Aber im Vergleich zum HDVD800 kommen die Bässe viel flacher, ohne den Druck und Punch wie ich es gewohnt bin. Die Mitten werden dagegen sehr rund und warm wiedergegeben. Dafür glitzern die Höhen nicht so, brillieren nicht - sind eher stumpf. Insgesamt klingt der Phonitor noch ein wenig kalt, hart, schroff. Das ist hoffentlich nur ein Einstellungsfehler oder braucht Einspielzeit.

Sehr gut ist auf jeden Fall die Haptik und Verarbeitung: 1a!
Pfiffig ist eine Besonderheit des lernfähigen Phonitor X: auf Tastendruck lernte ER auf die Lautstärkeregelung meiner Dynaudio-Fernbedienung zu reagieren. Das klappt hervorragend und erspart eine weitere Fernbedienung. Klasse!

Also warten wir es noch ein wenig ab ...

Ungeduldige Grüße
Jörg

EDIT:
@music is my escape: Ja Thomas, das empfinde ich 100% genau so wie du es beschrieben hast 👍
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Guten Morgen,

auch hier eine kurze Ergänzung (nach Hinweis von Mitforisten :cheers: ):
Hier gibt es bereits einen ähnlichen Thread mit guten Hinweisen.
viewtopic.php?f=23&t=12487

Wer also Infos zu diesem Thema sucht, bekommt hier einige gute Tipss 👏

Viele Grüße
Jörg
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Horntreiber hat geschrieben: 25.04.2023, 08:48Es gibt praktisch kaum einen Kopfhörer, der spontan zu unseren Ohren passt. Selbst die Besten ( ich nenne einen individuell vermessenen T+A Solitair P mein Eigen ) profitieren enorm, wenn man diese individuell auf die Ohren und die Hörgewohnheiten anpasst. Ein persönliches Audiogramm mag dabei helfen😉! Erst nach bestmöglicher Anpassung können die KH zeigen, was in ihnen steckt...klingt so ähnlich wie bei der LS-Welt😉!
Hallo,
In Ergänzung zu Klaus Beitrag: David Griesinger hat auf seiner Homepage eine Anleitung und eine App zu diesem Thema, schreibt mit deutlichen Worten ähnliches wie Klaus.
DG ist bekannter Toning und Klangforscher, hält viele Vorträge...
Grüße
Hans-Martin
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Horntreiber
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Beitrag von Horntreiber »

Hallo Hans Martin,

vielen Dank für den Link...spricht mir aus der Seele!! Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht und mich auch empirisch mit viel Datengrundlage ans Optimum angenähert.
Welchen Sinn macht es, die Nuancen unterschiedlicher Kopfhörerverstärker-Konzepte zu diskutieren,wenn ein KH z.B. um 6dB über 2 Oktaven in den Mitten durchhängt und kaum echten Tiefbass bringt😉! Oder wie im Beispiel des HD 800, der auf Grund seiner hohen und stark schwankenden Impedanz sehr stark auf den Innenwiderstand des KHV mit hörbarer Frequenzgangveränderung reagiert( wie von Jörg geschildert ) und wie jeder KH mehr oder weniger Schwächen im FG hat (schöner Thread
https://www.head-fi.org/threads/hd800-b ... th.724199/ ). Warum korrigiert man das nicht einfach ( ein guter KHV vorausgesetzt) für die eigenen Hörgewohnheiten. Voraussetzung ist aber, dass der KH das verträgt (mit wenig Verzerrungen).
Bei LS im Raum treiben wir einen immensen Aufwand, eine wie auch immer geartete Frequenzgangverbiegung gerade zu rücken, um bestmogliche Performance zu erhalten. Bei KH soll die Kombination KHV zu KH an jedem Ohr spontan funktionieren?! Und selbst wenn KHV A besser klingt als B, wird viel Potenzial mangels individueller Anpassung verschenkt. Den T+A Solitaire P hätte ich beim ersten Hören nie gekauft,weil zu kräftiger Grundton gepaart mit durchhängenden Mitten einfach langweilig und flach klangen...am RME wohlgemerkt. Nach Korrektur gewinnt dieser dermaßen an Raum, Durchhörbarkeit,Lebendigkeit,dass der Wunsch nach einem anderen KHV nicht mehr aufkommt. Ähnliches erlebte ich beim HD600...aber der hat prinzipiell nicht das Potenzial des T+A. Trotzdem ein Aha-Erlebnis. Leider gibt es nur sehr wenige Geräte, die auf dem Niveau des RME brauchbare parametrische EQ haben. Und nochmals erwähnt...die Polaritätseinstellung per Fernbedienung oder auch Crossfeed oder,oder...möchte ich nie mehr missen.

Gruß
Klaus
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music is my escape
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Beitrag von music is my escape »

Hallo Klaus,

Danke für Deinen interessanten, nachdenklich stimmenden Beitrag.

Ich bin generell ein wenig skeptisch bezüglich solcher Eingriffe, denn weder werden während der Konzertbesuche bei mir hier im Gewandhaus die Instrumente auf meine persönliche Hörkurve abgestimmt noch halte ich alle Kopfhörerentwickler für Menschen, die ihr Handwerk nicht verstehen und deren Produkten man deshalb generell auf die Sprünge helfen muss, weil sie es nicht schaffen, einen Kopfhörer in all seinen Facetten genauso klingen zu lassen, wie es ihnen vorschwebt und er das letztendlich auch tut.
Das 'Wagnis' mit dem u.a. zum Impedanzverlauf passenden Verstärker muss man eingehen, was aber seit nun mehr etlichen Jahren u.a. aufgrund potenter, niederohmiger Ausgänge in praktisch jedem Preissegment bei unfassbar großem Angebot kein wirkliches Problem mehr darstellt, zumal man im Zweifel auf Hersteller zurückgreifen kann, die alles aus einer Hand anbieten bzw. verraten, womit sie klanglich abgestimmt haben.

Theoretisch leuchten mir die Vorteile einer umfassenden individuellen Korrektur in gewisser Weise durchaus ein, es spricht meiner Ansicht nach aber auch einiges dagegen - neben den oben bereits angedeuteten Punkten im Sinne der Wiedergabetreue bezüglich des Werkes bzw. der Aufnahme und auch gegenüber den Intentionen des Kopfhörerkonstrukteurs käme hier bspw. noch der Punkt hinzu, dass das Gehör bzw. besser gesagt das damit verbundene Gehirn des Rezipienten gerade auf der Ebene des Frequenzgangs unglaublich viel ausgleicht, wenn es nötig sein sollte und jede individuelle Korrektur diese Fähigkeiten während des Hörens obsolet werden lässt, was u.U. letztendlich mehr Verwirrung als die erhoffte Entspannung erzeugt. Der Weg bspw. in der Tinnitusbehandlung, die betreffenden Frequenzen des Tinnitus beim therapeutischen Musikhören in den Frequenzen der Musik zu eliminieren und damit kurzzeitig für Entspannung zu sorgen, hat wohl nicht selten den Effekt, dass die vom Gehör nicht wahrgenommen, weil ja gezielt eliminierten Bereiche im Anschluss vom Gehirn automatisch ergänzt werden, was den Tinitus letztendlich nur noch stärker wirken lässt (dies nur als Beispiel für die möglichen Folgen solcher Eingriffe).

Wie auch immer, natürlich hat wie üblich alles seine Berechtigung. Gefallen muss es und das ist das Wichtigste.

Freundliche Grüße,
Thomas
:cheers:
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

music is my escape hat geschrieben: 30.04.2023, 18:47Ich bin generell ein wenig skeptisch bezüglich solcher Eingriffe, denn weder werden während der Konzertbesuche bei mir hier im Gewandhaus die Instrumente auf meine persönliche Hörkurve abgestimmt noch halte ich alle Kopfhörerentwickler für Menschen, die ihr Handwerk nicht verstehen und deren Produkten man deshalb generell auf die Sprünge helfen muss, weil sie es nicht schaffen, einen Kopfhörer in all seinen Facetten genauso klingen zu lassen, wie es ihnen vorschwebt und er das letztendlich auch tut.
Hallo Thomas,
das Gewandhausorchester ist wie es ist. Und Sitzplatz 5 Reihen weiter zurück hört es sich schon etwas anders an.
Die handwerkliche Qualität der Kopfhörerentwickler könnte man aus der Verschiedenartigkeit der gelieferten Modelle im Portfolio in Zweifel ziehen. "Er hat sich stets bemüht" interpretiert man seit Jahrzehnten als "er hat nichts hinbekommen".
Das 'Wagnis' mit dem u.a. zum Impedanzverlauf passenden Verstärker muss man eingehen, was aber seit nun mehr etlichen Jahren u.a. aufgrund potenter, niederohmiger Ausgänge in praktisch jedem Preissegment bei unfassbar großem Angebot kein wirkliches Problem mehr darstellt, zumal man im Zweifel auf Hersteller zurückgreifen kann, die alles aus einer Hand anbieten bzw. verraten, womit sie klanglich abgestimmt haben.
Stereoplay lese ich inzwischen nicht mehr, aber damals wurde bei jedem KH dazu eine Anschlussart empfohlen, entweder niederohmig aus LS-Anschluss gespeist oder über den üblichen Ausgangswiderstand der KH-Buchse, der oft bei >/=100 Ohm liegt und dann mit der Impedanzkurve interagiert.
Theoretisch leuchten mir die Vorteile einer umfassenden individuellen Korrektur in gewisser Weise durchaus ein, es spricht meiner Ansicht nach aber auch einiges dagegen - neben den oben bereits angedeuteten Punkten im Sinne der Wiedergabetreue bezüglich des Werkes bzw. der Aufnahme und auch gegenüber den Intentionen des Kopfhörerkonstrukteurs käme hier bspw. noch der Punkt hinzu, dass das Gehör bzw. besser gesagt das damit verbundene Gehirn des Rezipienten gerade auf der Ebene des Frequenzgangs unglaublich viel ausgleicht, wenn es nötig sein sollte und jede individuelle Korrektur diese Fähigkeiten während des Hörens obsolet werden lässt, was u.U. letztendlich mehr Verwirrung als die erhoffte Entspannung erzeugt.
Bei der Wiedergabe eines Tonträgers oder eines Streams vertraut der Hörer doch auf die Richtigkeit der Aufnahme, Mikrofone mit linearen FG, perfekt positioniert, Mastering primär über LS im üblichen gleichseitigen Dreieck (aber auch kontrolliert über KH, jedoch nicht mit dem vorrangigen Ziel für KH zu produzieren). Mit raumakustischen Maßnahmen oder digitalen Korrektursystemen bemüht man sich, dieses "lineare" Signal auch angemessen wiederzugeben. LS-Entwickler halten sich vermutlich noch heute an die Vorgabe von Paul W. Klipsch vor ca. 60 Jahren, ein +/-3dB Toleranzfeld anzustreben.
Weiter oben schrieb ich, dass Probanden bei dem identischen KH (zum Zwecke einer Diffusfeldentzerrungskurve beil STax Lambda Professional) im identischen Raum beim Vergleich mit mit identischen linearisierten LS beim Institut für Rundfunktechnik München durchaus 9dB individuelle Abweichungen zeigten. Also entweder haben die Probanden schlechte Leistung abgeliefert oder es gibt diese Variationsbandbreite.
Ircam.fr hat einst (iirc) 52 Kunstkopfumgänge mit rosa Rauschen bereitgestellt, um die Vielfalt der Ohren darzustellen.
AKG hatte einst zum K1000 einen Digitalprozessor BAP... entwickelt, da konnte man 8 vorgegebene Programme abrufen, oder sich bei AKG eine individuelle Korrektur bestimmen lassen. Letzteres habe ich nicht gewagt, und keines der 8 Speicherprogramme passte auch nur annähernd überzeugend zu meinem Gehör.

Die eigenen Ohren mögen sich mit den Jahren verändern (Knorpel wächst mit dem Alter, das Innenohr wird zunehmend geschädigt) etc, aber was doch zählt, ist der Vergleich einer Livedarbietung oder Originalklang) mit der Aufnahme-Wiedergabe. Jetzt!
Und bei diesem Satz klemmt es bei mir :
dass das Gehör bzw. besser gesagt das damit verbundene Gehirn des Rezipienten gerade auf der Ebene des Frequenzgangs unglaublich viel ausgleicht, wenn es nötig sein sollte und jede individuelle Korrektur diese Fähigkeiten während des Hörens obsolet werden lässt,
Wir kennen den Verdeckungseffekt und wissen, dass man Frequenzlücken (Dips) deutlich weniger wahrnimmt als Überhöhungen (Peaks). Bei einer B&W N800 kann man nicht näher an die Wand rücken als das Gehäuse und der Sockel zulassen. Eine Allison Auslöschung bei ca 92 Hz ist unausweichlich. Ich habe sowas mit 2 umgedrehten (an die Wand strahlenden ) Subwoofern und DSP kompensiert. Lässt man bei Orgelmusik nur die Subwoofer laufen, hört man, wie oft dieser Ton in Musik vorkommt - "selten" habe ich nicht geschrieben, weil absolut unzutreffend. Sowohl in der Häufigkeits- wie auch in der Amplitudenstatistik ist diese Frequenz sehr häufig. Wäre das Gehirn imstande , den fehlenden Ton zu ersetzen, dürfte diese kleine Lücke zu füllen keinen nennenswerten Unterschied machen.
Der Unterschied ist aber verblüffend groß, aufgrund dieser Erfahrung kann ich nicht schweigen: Die räumliche Abbildung wird besser und erst wenn der Ton da ist, merkt man, das das Klangbild ohne ihn nicht vollständig war.
Der Weg bspw. in der Tinnitusbehandlung, die betreffenden Frequenzen des Tinnitus beim therapeutischen Musikhören in den Frequenzen der Musik zu eliminieren und damit kurzzeitig für Entspannung zu sorgen, hat wohl nicht selten den Effekt, dass die vom Gehör nicht wahrgenommen, weil ja gezielt eliminierten Bereiche im Anschluss vom Gehirn automatisch ergänzt werden, was den Tinitus letztendlich nur noch stärker wirken lässt (dies nur als Beispiel für die möglichen Folgen solcher Eingriffe).
Das würde ja bedeuten, dass Tinnitus nicht mit geschädigten Zilien /Härchenzellen oder Nervenbahnen zusammenhängt, wie ich bisher angenommen hatte, sondern anschließend bei der weiteren Auswertung im Gehirn, bevor die Siganale im oberen Olivenkomplex ankommen, wo L und R zur Richtungsortung ausgewertet werden. Aber da bin ich nicht auf einem neueren Stand als vor mehr als 7 Jahren.
Hast du mehr Informationen zu dem Thema?
Ich kennen einen Prof. der Physik, der erfolgreich Notchfilter einsetzt und danach lauter seinen Lieblingsjazz hören konnte. Ich weiß allerdings nicht, ob er "seine" Frequenzen per OAE (Otoakustische Emissionen) hat bestimmen lassen, dazu Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Otoakustische_Emissionen oder mit anderen Methoden. Immerhin hat er mir dargestellt, dass das Ausblenden der Frequenzen hilfreich war.
https://de.wikipedia.org/wiki/Tinnitus
Grüße
Hans-Martin
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Horntreiber
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Beitrag von Horntreiber »

Hallo Hans Martin, Thomas ,

danke Hans Martin für Deine Ausführungen...schließe mich uneingeschränkt an!
Die KH Entwickler wissen sehr genau um die Unzulänglichkeiten eines KH Systems. Deshalb liefert Focal sogar korrigierte Signale über ihren Arche an die Top-Player. Entwicklungsziel ist, sich statistisch möglichst vielen Hörern anzunähern, um möglichst viele KH zu verkaufen. Ein perfektes System kann man weder erwarten, noch gibt es das...so wie bei LS. Ist eine Korrektur von LS im Raum mit accurate unnatürlich?? Im Gegenteil, erst durch die Korrektur nähert man sich der perfekten REPRODUKTION! Sonst wären ja Raummaßnahmen mit Bassabsorber oder Diffussoren auch entgegen einer naturgetreuen Reproduktion. Und bei KH liegt der Fall noch ganz anders...die Wechswirkung von dynamischen Wandler über die Ohrgeometrie und das Gehör soll spontan REPRODUZIEREN...irrige Annahme,sorry!
Die Korrekturen liegen übrigens in einem gar nicht so großen Bereich von +/- 4dB...je nach Bereich...kein großes Ding, allerdings mit großen Auswirkungen...größer als jeder Verstärkerwechsel!

Gruß
Klaus
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music is my escape
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Beitrag von music is my escape »

Hallo Klaus,

Es geht eben nicht um die passive und damit indirekte Beeinflussung des Schallverlaufs wie es bspw. bei Absorbern und Diffusoren in der Raumbehandlung der Fall ist, sondern um die digitale Manipulation des Frequenzgangs im Direktschall. Ein ansatzweises Äquivalent zu ersterem wäre bspw. die Anpassung des Hörers via Polster, welche einen eklatanten Einfluss hätte und auch im Sinne der 'reinen Lehre' vollkommen legitim ist, weshalb die Fähigkeiten hierzu zur Grundausstattung jedes einigermaßen fähigen Kopfhörerentwicklers gehören. Dieses mit einem Eingriff in den FQ-Gang quasi zu 'kontakarieren' kann man machen - meines ist es aus vielen Gründen nicht.

@Hans-Martin

Danke für Deine Replik und ja, selbstverständlich kann man alles Angerissene auch exakt so sehen, wie Du es tust. Ich möchte gern den Aufnahme- und Masteringingenieuren (und zuallererst den Künstlern selbst) vertrauen wie auch den Kopfhörerentwicklern und den Konstrukteuren des zuspielenden Equipments - und zwar in dem Sinne, dass diese alle zumindest in den wesentlichen Dingen ihrer Profession ein klitzekleines Wenig mehr auf dem Kasten haben, als dies bei mir der Fall ist.

Was die möglichst breite Aufstellung für die versch. Hörtypen und Geschmäcker betrifft, die ein Hersteller aus wirtschaftlichen Zwängen genötigt ist zu treffen, mag das ein Punkt sein, der gewisse Eingriffe auch für mich rechtfertigt. Diese fielen aber nicht in den Bereich eines digitalen Eingriffs in den Frequenzbereich des Direktschalls, sondern zeigten sich bspw. in der Wahl des passenden Kopfhörers, der des stimmig dazu passenden Verstärkers und weiterer Themen wie der eigentlichen Zuspielung, Verkabelung, Aufstellung, Filterung etc...

Aber das ist, wie erwähnt, Geschmackssache und jeder kann entscheiden, wie seine Vorlieben sind, wo seine Prioritäten, seine Herangehensweisen liegen. Schwierig wirds, wenn hier eines gegen das andere ausgespielt wird und einer seine Herangehensweise damit versucht zu erhöhen, indem er die anderer runtermacht. Dafür ist das gesamte Thema meines Erachtens viel zu relativ und subjektiv.

Noch kurz zum Thema Tinnitus: ich denke, Millionen Betroffener gäben einiges darum, wenn sich der Komplex auf rein physische im Sinne von materiell greifbare und damit im Sinne von Ursache und Wirkung übersichtlich einzuordnende und damit ggfs. auch einfacher zu behandelnde Gründe reduzieren ließe. Und wie gesagt ist es auch bei den hier angewandten Methoden so, dass das, was gezielt weggenommen wird, weil vermeintlich zuviel davon da ist, von anderer Stelle kompensiert wird, so dass letztendlich nur noch mehr vorhanden ist.

Das Entfernen/ Verhindern von Fehlern schadet hingegen vermutlich eher seltener (ein Bekannter hatte sich vor ein paar Jahren zusammen mit ein paar Kommilitonen im Rahmen einer größeren Studie an seiner Fakultät in die Selbstständigkeit gewagt und ein paar Jahre beeindruckend tiefschwarze Zahlen geschrieben, steht aktuell aber vor der nur noch schwer zu verdrängenden Tatsache, dass seine Herangehensweise und damit auch das Geschäftsmodell in zu vielen Fällen bestenfalls während der Dauer der Behandlung hilft, realiter aber eher nicht nur keinen Nutzen bringt, sondern offenkundig schadet - kurz: der Kompensationseffekt zuschlägt).

Freundliche Grüße,
Thomas
:cheers:
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Thomas,
der von dir zitierte "Kompensationseffekt" scheint ja nach deiner Darstellung größer zu sein als der initial angestrebte und praktizierte Effekt.
Also: eine angestrebte Linearisierung hat den Effekt eines (nun unerwünschten) nichtlinearen Abweichens zur Folge.
Oder anders ausgedrückt: wird als solches interpretiert.

Paul Watzlawick hat ein Beispiel für die Illusion der Alternativen geschildert (von mir sinngemäß mit meinen Worten reduziert): Eine Mutter kauft ihrem Sohn 2 Trikothemden, rot und grün. Freudestrahlend zieht er sich das rote an. Sie sieht ihm zu und fragt: das grüne gefällt dir nicht?

Abgesehen davon, dass ein eklatanter Unterschied zwischen LS-Wiedergabe, für die fast alle Produktionen ausgerichtet sind und Kopfhörerwiedergabe, wofür die nur seltenen Kunstkopfaufnahmen geeignet sind, aber selbst da gibt es berechtigte Zweifel an der perfekten Umsetzung, viel mehr als an der durch Lautsprecher wiedergegeben Standardaufnahmen (= nicht Kunstkopf).
Die Versuche bei EMI mit "Sensaura", Kunstkopfaufnahmen für Wiedergabe mit LS umzurechnen (unter weitgehender Beibehaltung der KH-Kompatibilität), haben sich letztlich kommerziell nicht durchgesetzt, mir sind weniger als ein Dutzend Aufnahmen bekannt.

Fakt ist: bei LS-Wiedergabe im Diffusfeld greift unser "normales" Hören wie bei einer Live-Darbietung.
Bei Kopfhörerwiedergabe wird das unter 90° eingestrahlte Signal völlig andere Rahmenbedingungen mitbringen, womit vieles nach der Stabilisierung in der Adoleszenz langjährig Erlerntes hinfällig wird, indem nahezu direkt in den Gehörgang geblasen wird, Ohrmusche/Pinna-Individualität wird dabei teilweise ausgehebelt.
Das mag suggerieren, dass nun klare Verhältnisse geschaffen sind, aber das wage ich nicht zu behaupten.
Gewiss ist nur eins, in seiner vollen Vielfalt : LS-Wiedergabe unterscheidet sich im Gesamteindruck erheblich von KH-Wiedergabe. Das ist zweifellos einerseits prinzipbedingt aber auch personenbezogen-individuell.
Am ersten fehlen uns teilweise die nötigen Möglichkeiten, bleibt beim letzteren ein aufwendiger Equalizer-Einsatz.

Wer Erfahrungen mit digitaler Raumkorrektur hat und rückblickend vergleicht, wie klein dagegen die vorausgegengenen Versuche und Fortschritte mit Verstärkertausch und Kabeleinflüssen waren, wird zustimmen, dass Korrektur weitaus mehr bewirken kann als Elemente, die so konzipiert wurden, dass ein messtechnischer Unterschied von Eingang und Ausgang (außer Verstärkung, auch negativ) unterhalb der als bekannt vorausgesetzten Hörschwelle bleibt.

Mich nervt die IKL (Im-Kopf-Lokalisation), und die angemessene Polarität und Entzerrung sind Maßnahmen dagegen.
Für mich gilt hier noch der Spruch meines Mathe/Sportlehrers: Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist träge...
KH sind nett, stehen aber nicht auf meiner Prioritätenliste (weil fast alle Aufnahmen nicht dafür gemacht sind).

Mit Austausch allein des Verstärkers wird man die IKL jedenfalls nicht los...
Grüße
Hans-Martin
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Guten Morgen,

so schön die letzten Posts alle zu lesen waren, so bekannt ist doch auch der Sachverhalt. Hier geht es mir nicht primär um IKL, auch nicht um Kopfhörer vs Lautsprecher, sondern schlicht um Erfahrungen mit verschiedenen Kopfhörerverstärkern (inkl. DAC).
Meine Gründe hatte ich am Anfang dargelegt und ich habe auch kein wirklichen Probleme mit KH, obgleich ich meist viel lieber mit Lautsprechern höre ;-)
Von daher meine Bitte, doch wieder gezielt auf das eigentliche Thema zurückzukommen.

Beim Stöbern in unserem Forum bin ich auf eine sehr schöne Empfehlung von Schorsch (Georg) aus dem Jahre 2019 gestoßen, die ich hier noch einmal verlinken möchte: viewtopic.php?f=50&t=10341

Es handelt sich dabei um die lesenswerte Broschüre ("Kopfhörer-Verstärker-Kochbuch") sowie ein Erklärvideo von Fried Reim
https://www.cma.audio/media/pdf/c2/b1/8 ... ch_V18.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=LQ9KS_LMtVM

Für einen technischen Laien wie mich recht gut erklärt 👍

Viele Grüße
Jörg
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music is my escape
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Beitrag von music is my escape »

Hallo noch einmal Hans-Martin,

Seinen Watzlawick sollte man in der Tat gelesen haben bzw. gern auch immer mal wieder herausholen - so trivial einem Vieles darin vielleicht auch erscheinen mag, die Welt würde dadurch sicher keine schlechtere.

Was die 90* Einwirkung des Schalls bei Kopfhörern und damit, wenn ich es richtig verstehe, einen Gutteil Deiner Argumentationsgrundlage betrifft: keines der von mir genutzten Modelle weißt diese auf, bei jedem sind die Treiber nach vorn gesetzt und angewinkelt, zudem empfielt es sich (und ist auch von den Konstrukteuren so vorgesehen), das Teil mit den Schalen soweit wie es die Hinterseite des äußeren Ohres zulässt, nach vorn zu ziehen, so dass sich die Auswirkung noch verstärkt. AKG hatte sich hierzu seinerzeit sogar spezielle sich verjüngende Ausformungen im hinteren unteren Bereich des Polsters ausgedacht, um die Möglichkeit zu maximieren und zugleich einen Indikator für den korrekten Sitz zu schaffen.

Ich weiß nicht, wie das aktuell bei den Herstellern aussieht, meine aber, beim Überfliegen von Neuvorstellungen und Produktrezensionen immer mal wieder etwas über ‚in soundsoviel Grad angewinkelte und vorgesetzte Treiber‘ zu lesen. Dass dies sicher nicht zu 100% dem klassischen Stereodreieck entspricht, bleibt freilich unbenommen.

Wie auch immer: jeder hat seine Präferenzen und im Privaten ist hier eh alles erlaubt (solange dabei die Vorhänge geschlossen bleiben).

@Jörg

Sorry für OffTopic, der Beitrag war bereits verfasst und abgeschickt - gibt es denn schon Neuigkeiten von der SPL-Einspielfront?

Freundliche Grüße und einen angenehmen Feiertag,

Thomas
:cheers:
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Thomas,

ich habe weder etwas gegen Watzlawick, dessen Erkenntnisse ich nach wie vor sehr schätze (man kann nicht nicht kommunizieren) noch gegen weiterführende Erörterungen und will schon gar nicht als Zensor agieren 8)

Witzigerweise habe ich gerade erst gestern Abend wieder mit meinen Kopfhörern genau das von dir beschriebene Vorgehen ausprobiert und die Schalen unterschiedlich um das Ohr "drappiert". Und tatsächlich klingt es am Besten (am räumlichsten, transparentesten), wenn sie bei mir weit nach vorne geschoben sind. Beim HD800 hört man ganz leicht den kolossalen Unterschied. Zumal sie auch enorm viel Platz um die Lauscher lassen ...
music is my escape hat geschrieben: 01.05.2023, 09:12 Sorry für OffTopic, der Beitrag war bereits verfasst und abgeschickt - gibt es denn schon Neuigkeiten von der SPL-Einspielfront?
Der SPL holt langsam, aber stetig auf! Noch nie habe ich es erlebt, dass Einspielen so viel bringt! Im Moment würde ich es so einschätzen, dass er mit dem Audeze-Hörer gleichauf mit dem Sennheiser HDVD800 spielt. Aber er kommt (noch) nicht das das Top-Matching HD800 mit HDVD800 (an XLR-Buchse, die hier wirklich enorm was bringt) ran.

Inzwischen habe ich auch noch einen AudioGD D28 (ich glaube, die aktuelle Version D28.38) und einen CocktailAudio HA500H gehört. Beide klingen recht gut. Der Audio-GD gefällt mir aber von der Optik/Haptik nicht. Den CocktailAudio finde ich technisch interessant als Hybrid-KHV mit Röhren, auch klingt er wirklich gut - ist mir (optisch) aber zu verspielt.

Demnächst höre ich mir noch einen Violectric (allerdings ein älteres Modell) an.

Also: der SPL läuft weiter im Dauerbetrieb zum Einspielen ...

Viele Grüße
Jörg
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo,
der Versatz der Hörersysteme in Richtung Nase wurde vor 30 Jahren von Dr. Florian König propagiert, der nach diesem Prinzip unter der Marke Ultrasone Kopfhörer von preiswert bis Mehrkanal produzierte. Das funktionierte auch mit all meinen Hörern, allerdings nicht ohne wharnehmbare Frequenzgangänderung. Mit dem Stax Sigma waren die Hörersysteme nahezu in einer Ebene vor den Ohren, auch der AKG K10 war dahingehend verstellbar, büßte allerdings dann Bass ein und war schnell übersteuert, wenn man das mit Klangreglern auszugleichen versuchte.

Bei einem Versuch, mit 4 Hörersystemen ein 4-Kanalsystem aufzubauen bin ich hoffnungslos gescheitert und nahm eine interessante Erkenntnis mit, die sich auch mit einem HD800 auf einer Messe nachvollziehen ließ: Versetzt man die Hörersysteme nach hinten und öffnet sie nach vorn mit einem Spalt (nebenbei auch Winkelkorrektur, um das Ohr auf Achse des Hörers zu erreichen), bekommt man auch eine virtuelle Bühne vor einem. Abhängig vom Spalt büßt man Bass ein, erhöht aber die Grundtonkopplung der Kanäle um den Schädel, also eine Art mechanisches Crossfeed.

Mit der Anordnung von 4 identischen Systemen vor und hinter dem Ohr war es mir nicht möglich, die hinteren Systeme auch als hinten zu orten (dafür vordere abgeschaltet), habe aber nicht mit der Polarität herumgespielt (die hinteren hätte ich invertieren können, dann wäre der Bass weg gewesen).
Grüße
Hans-Martin
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atmos
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Pro-ject DAC Pre Digital RS

Beitrag von atmos »

Hi,
der Pre hat für den KH einen Ohm-Out-Schalter mit 5, 50 und 20 Ohm.
Damit lässt sich ein KH wunderbar anpassen.

Mein Sabaj D5 DAC hat einen 2. symmetrischen KH-Anschluss.
Mangels symm. KH keine Beurteilung.

Gruß
Günther
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Guten Abend,

Auch hier der guten Form halber mein Ergebnis: es ist der SPL Phonitor X geworden. Nach ewigem "Einbrennen" hat er schlussendlich meinen Sennheiser HDVD800 schlagen können. Danke für den Tipp an Thomas (music is my escape).

Allerdings habe ich den SPL daheim gelassen und nach Spanien nun doch lieber den Sennheiser mitgenommen :wink:

Danke für eure Hinweise und viele Grüße,
Jörg
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