atmos hat geschrieben: ↑27.11.2022, 13:36
Ich denke, die ITU-Norm ist kein Fake.
Hallo Günther,
nirgendwo in meinen Ausführungen habe ich mich auf die von dir angeführte ITU bezogen. Daher kann ich sie auch nicht als Fake bezeichnet haben. Insofern verstehe ich deinen nicht sachbezogenen Kommentar überhaupt nicht und ärgere mich über die daraus ableitbaren Umkehrschlüsse. Kritik sollte auf Fakten und eben nicht auf verkehrt zusammengereimten Interpretationen auf Grund mangelnder Beschäftigung mit dem zu kritisierenden Thema beruhen. Wo ist also das Problem? Oder wolltest du in meinem Vorstellungsthread einmal darauf hinweisen, wie exzellent und normgerecht nach ITU-R BS.775-3 du Musik über deine Multi-Channel-Installation hörst?
Wenn du mit deinem Multi-Channel-System seit 2014 zunehmend dieser Norm folgst, weil sie nach deinen Worten "Voraussetzung für einen exzellenten Klang ist", können deiner Meinung nach im Umkehrschluß alle anderen mit Multi-Channel-Systemen, die eben nicht Norm- und DIN-gerecht Musik hören, diese so nicht hinreichend gut genießen. Auch eine Ansicht. - DIN-Normen regeln übrigens u.a. auch Papierblattgrößen. Dürfen wir daher schöne Texte und Gedichte nur auf genormten Blättern und nicht auch auf handgeschöpftem, feinsten japanischen Büttenpapier schreiben?
Zur Rekapitulation in Kurzform und um weiteren Missverständnissen in der Zukunft vorzubeugen:
Mein System spielt wahlweise T R I N A U R A L oder S T E R E O mit 3 (drei) zur Verfügung stehenden Lautsprecherkonstrukten, die sich zu einem ziemlich harmonischen Ganzen trotz nicht normgerechter Aufstellung zusammenfügen: Weder stehen die Lautsprecher "absolut symmetrisch im Raum, noch habe ich das perfekte gleichseitige Stereo-Dreieck", und trotzdem klingt es ganz annehmlich. Ich höre auch nicht mit "Rear-Lautsprechern", falls dir das entgangen sein sollte. Sie stehen alle vor mir. - Die Erläuterungen zu meinem System sind zugegebenermaßen allerdings ziemlich lang und auf viele Seiten verteilt. Vielleicht sollte ich eine Inhaltsangabe schreiben, um wiederholt verkehrten Schlüssen vorzubeugen?
Die "RECOMMENDATION ITU-R BS.775-3" spricht übrigens ausdrücklich schon in der Einleitung von 5 (fünf) erforderlichen Lautsprechern (siehe farbige Hervorhebung). Ich habe sie daher in einem kleinen Auszug weiter unten noch einmal angeführt. Sie hat schon von daher mit meinem System überhaupt nichts zu tun. Recommendation heißt ins Deutsche übersetzt nach meinem Verständnis "Empfehlung" oder "Vorschlag" und eben nicht "Verpflichtung".
Außerdem sagt diese Norm auch noch etwas anderes, nämlich, dass gegebenfalls Kompromisse einzugehen sind (auch hier farbige Hervorhebung). Wie eigentlich immer im Leben und insbesondere auch beim HiFi.
Der Textauszug der ITU-R BS.775-3:
International Telecommunication Union hat geschrieben:RECOMMENDATION ITU-R BS.775-3*, **
Multichannel stereophonic sound system with and without accompanying picture
(1992-1994-2006-2012)
Scope
Digital TV has rapidly gained ground around the world. Several digital television broadcasting services have already been introduced in the terrestrial and in the satellite bands. As part of these digital broadcasting services, multichannel audio services are used or have been specified to enhance the directional stability of the frontal sound image and the sensation of spatial reality (ambience).
Recommendation ITU-R BS.775 recommends one universal multichannel stereophonic sound system with three front channels and two rear/side channels together with an optional low frequency effects (LFE) channel.
The ITU Radiocommunication Assembly,
considering
a) that it is widely recognized that a two-channel sound system has serious limitations and improved presentation is necessary;
b) that the requirements of cinema presentation differ from those that apply in the home, particularly with respect to room and screen size and distribution of listeners, but that the same programmes may be reproduced in either the cinema or the home;
c) that broadcast HDTV signals, and those delivered by other media, should be capable of giving appropriate sound quality with a wide range of domestic loudspeaker configurations, including compatibility with two-channel stereophonic and monophonic listening;
d) that for multichannel sound it is desirable to separate the requirements of production, delivery and domestic presentation, though these are mutually interacting;
e) that investigations about multichannel sound transmission and reproduction associated and not associated with accompanying picture are being carried out with the basic requirements;
f) that one universal multichannel sound system applicable to both sound and television broadcasting would be beneficial to the listener;
g) that compromises may be necessary to ensure that the system is as universal and as practical as possible;
h) that a hierarchy of compatible sound systems for broadcasting, cinema and recordings is useful for programme exchange and up- and down-mixing depending on the programme material;
j) that ancillary services such as those for the visually impaired and hearing impaired are desirable;
k) that advances in digital audio coding currently allow the delivery of multiple audio channels in an efficient manner,
recommends
1 the universal multichannel stereophonic sound system, with or without accompanying picture, within a hierarchy given in Annex 1;
2 the following reference loudspeaker arrangement (see Fig. 1):
– three front loudspeakers combined with two rear/side loudspeakers (Note 1);
– the left and right frontal loudspeakers are placed at the extremities of an arc subtending 60° at the reference listening point (Notes 2 and 3).
Where for reasons of available space, it is preferred to place the frontal loudspeakers on a straight line base, then it may be necessary to introduce compensating time delays in the signal feed of the centre loudspeaker;
– both side/rear loudspeakers should be placed within the sectors from 100° to 120° from the centre front reference. Precise location is not necessary. Side/rear loudspeakers should be no closer to the listener than the frontal loudspeakers, unless compensating time delay is introduced (Notes 4 and 5);
– the acoustic centre of frontal loudspeakers should ideally be at a height approximately equal to that of the listener’s ears. This implies an acoustically transparent screen. Where a non-acoustically transparent screen is used, the centre loudspeaker should be placed immediately above or below the picture. The height of side/rear loudspeakers is less critical
Zum dem von dir geschriebenen Satz "absolut symmetrisch im Raum und optimalem Stereodreieck einschl. Hörposition" habe ich in meinem Vorstellungsthread schon Eberhard Sengpiel zitiert: "Die Aufstellung der Stereolautsprecher im ±30° = 60° gleichwinkligen und damit auch gleichseitigen Stereo-Dreieck mit dem Zuhörer war nicht von Anfang an in dieser speziellen Art so festgelegt.
So hatte beispielsweise K. De Boer in "Plastische Klangwiedergabe", Philips Technische Rundschau, 5. Jahrgang, Heft 4, 108 - 115 (1940) vom Zuhörer aus gesehen einen Abhörwinkel von ±26,6° = 53,2° und F. H. Brittain, D. M. Leakey in "Two-channel stereophonic sound systems. Wireless World, pp. 206 - 210, (1956) hatte einen Abhörwinkel von ±32° = 64°.
Um überhaupt diese Winkel mit den wissenschaftlich gefundenen Pegeldifferenzwerten in dB der verschiedenen Autoren vergleichen zu können, musste die unpraktische Winkelgradeinteilung verlassen werden und in die praxisnahe prozentuale lineare Verteilung auf der Lautsprecherbasis umgerechnet werden.
Die wenigsten Menschen hören zu Hause ihre Stereoaufnahmen im Sweetspot des 60°-Stereodreiecks ab.
Wenn man sich zu nahe auf der Mittellinie zu den Lautsprechern befindet, dann werden Phantomschallquellen im Center über den Lautsprechern erhoben (elevated) erscheinen. Dass dadurch die Klangbühne dabei auseinanderfällt ist nicht bekannt: vorausgesetzt ist immer eine gute Tonaufnahme.
Bei einer strikt den Empfehlungen folgenden 60° Einwinklung mit gleichseitigem Stereodreieck bildet sich auf Grund der mir vorgegebenen Stereobasisbreite von etwas über 290 cm bei einem physisch so großen Lautsprecherkonstrukt wie dem meinen wegen der vielen voneinander zum Teil weit auseinander liegenden Treiber kein verschmelzendes Klangbild mehr, weil der Hörabstand dann folglicherweise auch auf 290 cm begrenzt ist. Die Chassis werden als einzelne Schallquellen hörbar, es klingt nicht mehr homogen, und es kann sich kein kohärentes Klangbild entfalten. Daher sind meine Lautsprecher auf einen Hörabstand von ca. 340 cm eingemessen. Ich nehme an, deine Lautsprecher sind bei dem von dir beschriebenen Hörabstand von 170 cm deutlich kleiner?
Zur Minimierung von Kammfiltereffekten und Tonalitätsunterschieden zwischen Stereo und Trinaural darf der Center bei einem trinauralen Setup wegen des interauralen Abstandes der Ohren eben nicht auf einem Kreisbogen mit den Stereo-Lautsprechern liegen, bei dem der Mittelpunkt des Kreisbogens der Hörplatz ist, wie von Torsten, Uli und mir ausführlich erläutert und messtechnisch gezeigt.
Gruß
Holger