Hallo
als wir am Wochenende in Wuppertal nach einem wunderbaren Konzert mit Mozarts "Requiem" (mit 4 Chören und 2 Dirigenten) abends noch zusammensaßen, kam die Frage auf "warum stimmen sich im Orchester die Instrumente nach der Oboe ein?"
Was wir wussten, war, dass die Oboe etwas näselnd klingt und durch diesen Klang im Stimmgewirr sicherlich etwas hervorsticht. Dafür könnte man aber auch eine Flöte oder ein anderes Blechblasinstrument nehmen. Mein Bruder spielt in einer Big Band und dort wird oftmals eine Trompete oder ein Saxophon genutzt.
Hat jemand eine Erklärung dafür?
Oder ist es letztlich nur eine Tradition (hier im Rheinland würden wir Brauchtum dazu sagen ) ?
Viele Grüße
Jörg
Warum gibt im Orchester die Oboe den Kammerton A vor?
Hallo Jörg,
wenn eingestimmt wird, gibt es kein Stimmengewirr, sondern die Oboe gibt nach Aufforderung des Konzertmeisters ganz allein das a (vom Stimmgerät kontrolliert) von heuzutage meist 443 Hz an. Dann stimmt der Konzertmeister das a auf seiner Geige und gibt es an alle Streicher weiter. Das ist besser, als das a direkt von der Oboe abzunehmen wegen der Klangfarbe. Wenn die Streicher fertiggestimmt haben (nach einer halben Minute) wird nochmal das a von der Oboe angegeben und die Bläser stimmen danach ein. Den Stimmton hören sich alle kurz an und dann wird gestimmt. Da braucht die Oboe dann nicht mehr spielen. Wenn der Oboist mal schlecht drauf ist stimmt er gerne etwas tiefer ein. In der Tat hat die Oboe einen Klang , der präsenter, glatter und leichter zu hören als der einer Flöte ist. In der Bigband gibt es keine Oboe, daher würde ich ein ähnlich durchdringendes Instrument nehemen. Sax oder Trompete passt da. Bläser müssen eigentlich gar nicht einstimmen, wenn eine normale Temperatur herrscht. Nur Saiten verstimmen sich nach einer bestimmten Zeit. Dummerweise werden Streicher bei Kälte höher und Bläser tiefer.
Jetzt muss ich weg zur Probe!
Viele Grüße
Martin
wenn eingestimmt wird, gibt es kein Stimmengewirr, sondern die Oboe gibt nach Aufforderung des Konzertmeisters ganz allein das a (vom Stimmgerät kontrolliert) von heuzutage meist 443 Hz an. Dann stimmt der Konzertmeister das a auf seiner Geige und gibt es an alle Streicher weiter. Das ist besser, als das a direkt von der Oboe abzunehmen wegen der Klangfarbe. Wenn die Streicher fertiggestimmt haben (nach einer halben Minute) wird nochmal das a von der Oboe angegeben und die Bläser stimmen danach ein. Den Stimmton hören sich alle kurz an und dann wird gestimmt. Da braucht die Oboe dann nicht mehr spielen. Wenn der Oboist mal schlecht drauf ist stimmt er gerne etwas tiefer ein. In der Tat hat die Oboe einen Klang , der präsenter, glatter und leichter zu hören als der einer Flöte ist. In der Bigband gibt es keine Oboe, daher würde ich ein ähnlich durchdringendes Instrument nehemen. Sax oder Trompete passt da. Bläser müssen eigentlich gar nicht einstimmen, wenn eine normale Temperatur herrscht. Nur Saiten verstimmen sich nach einer bestimmten Zeit. Dummerweise werden Streicher bei Kälte höher und Bläser tiefer.
Jetzt muss ich weg zur Probe!
Viele Grüße
Martin
Hallo Jörg,
sogar eine physikalische. Die Oboe ist das Instrument mit den wenigsten "Stör-"Frequenzen, hat somit den "reinsten Ton".
Hatte ein Kommilitone in seiner Master-Arbeit "erforscht". Eventuell finde ich den Auszug noch.
viele Grüße
Thomas
ps: Im Mozart Requiem sind gar keine Oboen besetzt:
"Auffällig ist das Fehlen der hohen Holzbläser (Flöten, Oboen) und der Waldhörner. Der Klang des Orchesters wird somit stark durch den biegsamen, dunklen Ton der Bassetthörner bestimmt. So wird eine „durch die sparsame Instrumentation noch verstärkte starke Abdunklung und Transparenz erreicht, und eine düster-ernste Grundstimmung erzielt“."
sogar eine physikalische. Die Oboe ist das Instrument mit den wenigsten "Stör-"Frequenzen, hat somit den "reinsten Ton".
Hatte ein Kommilitone in seiner Master-Arbeit "erforscht". Eventuell finde ich den Auszug noch.
viele Grüße
Thomas
ps: Im Mozart Requiem sind gar keine Oboen besetzt:
"Auffällig ist das Fehlen der hohen Holzbläser (Flöten, Oboen) und der Waldhörner. Der Klang des Orchesters wird somit stark durch den biegsamen, dunklen Ton der Bassetthörner bestimmt. So wird eine „durch die sparsame Instrumentation noch verstärkte starke Abdunklung und Transparenz erreicht, und eine düster-ernste Grundstimmung erzielt“."
Hallo Jörg,
dann gebe ich auch noch kurz meinen Senf mit meinen Worten dazu. Bei der Oboe kommt es vom Instrument her (wie beim Fagott) zu keiner Verstimmung. Allerdings liegt die Stimmlage der Oboe auf Höhe der Geigen, während das Fagott ein Bassinstrument ist. Wie Martin schon erklärte, liegt es also am Oboisten (Ansatz, Luft), wenn die Stimmung der Oboe nicht stimmt. Aber gute Oboisten haben keinen schlechten Tag ...
Viele Grüße
Horst-Dieter
dann gebe ich auch noch kurz meinen Senf mit meinen Worten dazu. Bei der Oboe kommt es vom Instrument her (wie beim Fagott) zu keiner Verstimmung. Allerdings liegt die Stimmlage der Oboe auf Höhe der Geigen, während das Fagott ein Bassinstrument ist. Wie Martin schon erklärte, liegt es also am Oboisten (Ansatz, Luft), wenn die Stimmung der Oboe nicht stimmt. Aber gute Oboisten haben keinen schlechten Tag ...
Viele Grüße
Horst-Dieter
Guten Abend,
Danke für eure schnellen Antworten!
Das Requiem war der Anlass unseres Treffens, nicht der Auslöser des Themas
Abgesehen davon ist obiges Zitat abhängig von der jeweiligen Bearbeitung. Mozart selbst hat ja nur den Introitus vollständig instrumentiert. Meines Wissens gibt es neben der Süßmayr-Bearbeitung/ Vervollständigung einige, die u.a. auch an der Unzulänglichkeit des Orchesterparts ohne hohe Bläser arbeiteten. Ich meine Robert Levin und Karl Marguerre haben Oboe und Klarinetten hinzugefügt. Aber ich bin kein Musikwissenschaftler und kann hier auch völlig falsch liegen.
Beste Grüße
Jörg
Danke für eure schnellen Antworten!
Ich ahnte, dass einer mit dieser Antwort kommtThomas86 hat geschrieben: ↑09.11.2022, 16:48 ps: Im Mozart Requiem sind gar keine Oboen besetzt:
"Auffällig ist das Fehlen der hohen Holzbläser (Flöten, Oboen) und der Waldhörner. Der Klang des Orchesters wird somit stark durch den biegsamen, dunklen Ton der Bassetthörner bestimmt. So wird eine „durch die sparsame Instrumentation noch verstärkte starke Abdunklung und Transparenz erreicht, und eine düster-ernste Grundstimmung erzielt“."
Das Requiem war der Anlass unseres Treffens, nicht der Auslöser des Themas
Abgesehen davon ist obiges Zitat abhängig von der jeweiligen Bearbeitung. Mozart selbst hat ja nur den Introitus vollständig instrumentiert. Meines Wissens gibt es neben der Süßmayr-Bearbeitung/ Vervollständigung einige, die u.a. auch an der Unzulänglichkeit des Orchesterparts ohne hohe Bläser arbeiteten. Ich meine Robert Levin und Karl Marguerre haben Oboe und Klarinetten hinzugefügt. Aber ich bin kein Musikwissenschaftler und kann hier auch völlig falsch liegen.
Beste Grüße
Jörg
Hallo Thomas,
leider musste ich länger nach der Stelle suchen als zunächst gedacht. Ich meinte, es wäre auf der CD "Die Oboe" von und mit Albrecht Mayer. Ist sie aber nicht. Hier bin ich dann doch noch fündig geworden bei den Berliner Philharmonikern (bei ca. 9:20 min):
Albrecht Mayer: a portrait
LG Haiko
leider musste ich länger nach der Stelle suchen als zunächst gedacht. Ich meinte, es wäre auf der CD "Die Oboe" von und mit Albrecht Mayer. Ist sie aber nicht. Hier bin ich dann doch noch fündig geworden bei den Berliner Philharmonikern (bei ca. 9:20 min):
Albrecht Mayer: a portrait
LG Haiko