Hallo zusammen,
nicht nur bei uns, sondern auch in anderen Foren bilden sich beim Reclocking stark polarisierte Meinungen und Lager, die sich unversöhnlich gegenüber stehen. Ich schreibe das bewusst zum eigentlichen Thema vorweg, weil ich das sehr Schade finde. Denn beide Seiten können voneinander profitieren, wenn sie einander zuhören. Vielleicht gelingt es uns den Ball bei den weiteren Diskussionen flach zu halten.
UpTone Audio (hier der Firmeninhaber mit dem Usernamen Superdad) hat den Thread "
Master Clock for your EtherREGEN" wegen ausufernder Beschimpfungen zeitweise sperren müssen. Der Grund, warum ich das hier verlinke ist, dass UpTone Audio aus meiner Sicht sachlich und fundiert auf Messungen als solches und auf den Nutzen guter Clocks eingegangen ist. Ich möchte auch hervorheben, dass UpTone Audio Erics Bemühungen und Beiträge sehr positiv sieht und sehr respektvoll auf andere oder zusätzliche Erkenntnisse hinweist. Nachfolgend habe ich einiges aus dem Thread mit Googels Hilfe übersetzt, möchte aber Fehler bei der Übersetzung nicht ausschließen. Der Original Wortlaut ist oben verlinkt.
Was wird gemessen und womit?
Kritisiert wird, dass Erics Ausrüstung Tektronix TDS784D mit den "eye-pattern single jitter" Messungen die Story nicht richtig oder vollständig erzählt. Der Entwickler John Swenson verfügt über eine bessere Ausrüstung (Jackson Labs PhaseStation). Bei den Messungen besteht lt. Upton Audio die Herausforderung darin, dass 100 Mbit/s und Gigabit Ethernet-Signale mehrstufig sind (3 Spannungen für 100 Mbit/s, 5 für Gigabit). Und im Falle von 100 Mbit/s sind sie auf jedem Drahtpaar bidirektional.
Kritisiert wird auch, dass die schlechteren Jitter-Werte einer externen Clock nur auf Grundlage der Neutron Star 3 für alle anderen Clocks verallgemeinert wird, obwohl noch nie jemand ein richtiges Phasenrauschdiagramm dazu veröffentlicht hat. Uptone Audio vermutet, dass dessen 10-Hz-Offset-Leistung in einem EtherREGEN schlechter ist als die der Crystek CCHD-575 des EtherREGEN. Aber hier wird Eric noch Messwerte mit einer Mutec REF10 nachliefern.
Ich bin gespannt, ob Uptone Audio eigene Messwerte veröffentlichen wird.
Der mögliche Nutzen einer Masterclock
Sehr interessant fand ich dann Upton Audios These, dass Jitter auf jedem Eingangssignal (nicht nur Ethernet sondern für alle digitalen Übertragungen!) Amplitudengeräusche in den Chips und auf der Grundebene der Leiterplatte verursachen. Diese AM (Amplitudenmodulation) wird in PM (Phasenmodulation) umgewandelt.
Dieses Jitter/Phasenrauschen (das gleiche, nur ausgedrückt im Zeit- oder Frequenzbereich) breitet sich aus - sowohl mit Schnittstellen wie Ethernet, USB, S/PDIF, I2S, als auch in den Chips auf den Boards. Selbst ein DAC mit einer perfekten Uhr, die direkt neben dem DAC-Chip sitzt, wird von all dem vorgelagerten Jitter/Phasenmodulation beeinflusst, die in den Chips und auf der Leiterplatte kurz davor stattgefunden hat.
Daraus schließe ich, dass eine gute vorgelagerte Clock diese negativen Effekte verringern kann.
meine Meinung
Upton Audio schreibt weiter vorne im Thread, dass OCXO Clocks mit außergewöhnlichen Phasenrauschleistungen sehr teuer sind. Dieses Geld und solide Technik können für anspruchsvollere Layouts und Design ausgegeben werden, so dass dies vielleicht nicht immer benötigt wird.
Meine Erfahrung mit einer guten OCXO Clock begann mit der Giesemann PRINCE von AfterDark (Phase Noise -131 dBC at 10Hz), die sogar die hoch angesehenen Pink Faun Ultra OCXO Clock (Phase Noise -130 dBC at 10Hz) übertraf. Mein erster Klangeindruck war wie folgt:
Nach 1-2h war ich richtig geflasht. Die Ortungsgenauigkeit hat signifikant zugenommen. Der Bass ist noch körperhafter und auf den Punkt. Bei einem bekannten Titel hörte ich auf einmal ein Detail, welches ich bisher nicht kannte. Die Musik umfließt mich, anders kann ich es nicht ausdrücken.
Ich legte mir dann noch einen Switch mit der besten Clock zu, die es momentan gibt: Emporer Giesemann Eva: -121dBc/Hz bei 1Hz, -145dBc/Hz bei 10Hz. Mein Klangeindruck:
Nachdem ich das übliche Spielchen die neueste Firmware aufzuspielen durchhatte, war ich beim Anspielen richtig platt: die Klangverbesserung war ohne Einbrennzeit sofort hörbar. Eine sensationelle Durchhörbarkeit einzelner Instrumente und ein weit aufmachender Raum. Drums und Rhythmik kommen sowas von auf den Punkt. Wenn das Einbildung ist hätte ich gerne mehr davon.
Natürlich sind meine Klangeindrücke sehr subjektiv und in meinem System so gehört. In anderen Systemen mag es anders ausgehen. Aber mir (und anderen) regelmäßig zu unterstellen, ich sounde meine Anlage mit HF und gönnerhaft hinzuzufügen, jeder kann ja hören wie er will, bringt die Diskussionen nicht voran.
Denn ich stelle nicht in Abrede, dass andere Faktoren vielleicht wichtiger sind als "nur" eine gute Clock. Ich kaskadiere zum Beispiel zwei Buffalo BS-GS2016 an derselben Clock, aber mit LWL verbunden. Afterdark hat auch einiges an der Stromversorgung getan. Die Emporer Giesemann Eva wird von einem separaten linearen Netzteil versorgt. Die beiden Buffalos werden vom JCAT OPTIMO S ATX Netzteil mit sehr geringem ripple noise gespeist. Hinzu kommen Softwareeinstellungen (Abschalten nicht benötigter Ports, MAC-Adress-Filterung, etc.), welche weniger Störungen verursachen.
Wie Uptone Audio selbst schreibt, gibt es eine Vielzahl von Gründen, warum jemand Unterschiede mit jedem dieser Dinge hört!
Lasst uns freundlich und wertschätzend miteinander umgehen. Ich wüsste auch gern, mit welchen Maßnahmen die größten Effekte zur Steigerung der Klangqualität erzielt werden können. Ich habe ein Heidengeld für eine hochwertige OCXO Clock ausgegeben. Wenn das mit weniger Geld geht nur her damit.
Grüße Gabriel