AVM Ovation PA 8.3 Vorverstärker - Erfahrungen

Fujak
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AVM Ovation PA 8.3 Vorverstärker - Erfahrungen

Beitrag von Fujak »

Hallo zusammen,

schon länger schleiche ich um das oben genannte Gerät herum, nachdem mir dies als Ausstellungsstück von einem befreundeten Hifi-Händler zu einem wirklich günstigen Preis gegenüber dem Listenpreis von 11.390 € (Grundgerät plus XLR-Out-Modul) angeboten wurde.

Nun kann ich zwar feststellen, dass sich dieser Vorverstärker deutlich von meinem bisher verwendete Master 1 von AudioGD abhebt - und zwar in allen mir wichtigen Disziplinen wie dynamische Kraftentfaltung, Detailauflösung, Raumabbildung, Basskontrolle. Aber ich kann diesen Vorverstärker überhaupt nicht einordnen, wo er qualitativ und klanglich anzusiedeln ist gegenüber anderen Kandidaten in gleicher Preisklasse. Wenn ich schon ein ordentliches Bündel Geldscheine in die Hand nehme, dann würde ich aber genau das einschätzen können - und die entsprechenden alternativen Kandidaten vielleicht sogar im Direktvergleich anhören.

Nachdem der Thread über die Vorverstärker-Suche in mancherlei Hinsicht kein schönes Ende genommen hat, von dem ich mir jedoch eine gewisse Orientierung versprochen hatte, hoffe ich, dass vielleicht der ein oder andere den AVM Ovation PA 8.3 einmal im Vergleich zu anderen Kandidaten gehört hat und seinen Eindruck hier schildern mag. Darüber würde ich mich sehr freuen.

Grüße
Fujak
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Franz
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Beitrag von Franz »

Hallo Fujak,

wenn du diesen link anklickst, erscheint rechts ein Feld, wo ein Hinweis erscheint: "Triff einen Besitzer". Die werden dann auch gezeigt. Vielleicht kann dir das weiterhelfen: https://www.nubert.de/ovation-pa-8-3/p4 ... tegory=329

Gruß
Franz
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easy
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Beitrag von easy »

Hallo Fujak,
über Den AVM kann ich Dir nichts sagen, aber sprech mal Jürgen (h0e) an. Er kann Dir vielleicht weiterhelfen, hatte früher auch AVM Komponenten. Ansonsten kannst Du die AVM ja gegen Jürgen‘s excellente Tidal vergleichen, hilft Dir ja dann auch schon weiter.

Grüße Reiner
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shakti
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Beitrag von shakti »

Da ich mich aus verständlichen Gründen nicht über einen Pre äussern mag, den ich nicht im portfolio habe,
mag ich einfach ein paar andere interessante Alternativen aufzeigen.

in ähnlicher Preisklasse liegt zB der

QED Trace

https://www.qed-audio.de

Bei Bedarf kann ich sicherlich eine Teststellung ermöglichen.

Aktuell spielt bei mir in dieser Klasse auch ein

Audionet PRE G2

https://www.audionet-webshop.de/pre-g2.html

Was im Bereich Vorverstärker noch möglich ist, durfte Reiner (easy) ja kürzlich mit einem

Trinity Reference

https://trinity-ed.de/reference-line/

erfahren. Die qualitativen Möglichkeiten, die eine Top Vorstufe bieten kann, werden nur schwer an einer anderen Stelle der Anlage realisiert,
insofern lohnt sich (aus meiner Sicht) an dieser Stelle eine sorgfältige Auswahl.

Gruss
Juergen
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h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo Fujak,

die PA 8.3 kenne ich persönlich nicht. Ich selbst hatte nur recht alte Vorstufen von AVM, die aber nicht wirklich wahnsinnig gut waren. Ganz im Gegensatz zu den Endverstärkern, aber die brauchst Du ohnehin nicht. Im Zweifelsfalle probieren, ich höre mir das auch gerne mit an. :D
Gute Vorstufen sind recht rar und vor allem eher recht teuer. Alles was mein Namensvetter vorschlug ist ja schon deutlich über dem Listenpreis der AVM und somit wahrscheinlich auch nicht wirklich in Deinem Budget.
Da würde ich eher am Gebrauchtmarkt suchen, z.B. eine ML 326S, eine ältere Krell oder Pass. Das könnte Deinem Hörempfinden entgegenkommen.

Grüsse Jürgen
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Rückmeldungen, auf die ich im nachfolgenden eingehen möchte:

@ Franz: Dein Hinweis verweist auf eine an sich gute Idee. Es werden aber leider nur Besitzer von Nubert-Produkten - resp. Nubert-Lautsprechern - angezeigt.

@ Reiner: Jürgen hat sich dankenswerterweise ja mittlerweile hier gemeldet. Ein Vergleich des AVM-Preamp mit seinem von Tidal ist übrigens bereits voraussagbar: das macht nur unglücklich. :D

@ Jürgen (shakti): Danke für die Nennung der konkreten Alternativen in der Preisklasse. Die werde ich mir einmal genauer im Web anschauen und ggf. auf Dich mit einer PN zukommen. Dein Statement trifft übrigens auch aus meiner Sicht den Nagel voll auf den Kopf:
Die qualitativen Möglichkeiten, die eine Top Vorstufe bieten kann, werden nur schwer an einer anderen Stelle der Anlage realisiert, insofern lohnt sich (aus meiner Sicht) an dieser Stelle eine sorgfältige Auswahl.
Ich habe zweimal bei Dir hören können, in welch breitem Spektrum sich das klangliche Potenzial von Vorverstärkern abspielt.

@Jürgen (h0e): Auch Dir Danke für Deine Hinweise und dein Angebot, die ein oder andere Vorstufe gemeinsam anzuhören. Darauf komme ich ggf. gerne zurück. Ich denke auch, dass ich im Gebraucht-/Vorführ-Segment das beste fürs Geld bekommen kann.

Ich werde Euch auf dem laufenden halten.

Grüße
Fujak
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Fujak,

ich möchte an dieser Stelle gerne darauf hinweisen, dass ich mit der Kulanz von AVM sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Mein Eindruck ist, dass man sich dort um seine Produkte, seinen Ruf und seine Kunden sehr gut kümmert. Ich besitze einen AVM CD 6.2, der auch klanglich sehr weit oben ist. Weil dies aber nicht die Vorstufe ist, hatte ich bis hierher stillgehalten.

Freundliche Grüße
Horst-Dieter
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Horst-Dieter,

danke, auch Deine Information zum Umgang von AVM mit Kunden finde ich wichtig, denn der Fall der Fälle kann immer eintreten.

Grüße
Fujak
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Horse Tea hat geschrieben: 04.02.2022, 11:12ich möchte an dieser Stelle gerne darauf hinweisen, dass ich mit der Kulanz von AVM sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Mein Eindruck ist, dass man sich dort um seine Produkte, seinen Ruf und seine Kunden sehr gut kümmert.
Hallo,
auch ich habe gute Erfahrungen mit AVM gemacht, als mein alter AVM Vorverstärker seinen Dienst quittierte. Der telefonisch vermittelte Tip, dass der Schalter in der Kopfhörerbuchse logisch mit dem Ausgangsrelais verknüpft ist, führte zu vielen weiteren ungestörten Betriebsstunden.
Ähnlich entgegenkommendes Verhalten habe ich bei T+A erlebt.
Loyalität gegenüber einer nicht selbst hergestellten Marke zeigt SUN-Audio mit der Gewährleistungszeit für Bryston, da wurde einem Bekannten sogar nach gerade abgelaufenen 20 Jahren ein Endstufendefekt noch kostenfrei repariert und sogar die Elkos aufgefrischt.
Deren einziges Produkt, welches ich in meiner Kette gelegentlich benutze, ist das GoreTex ummantelte AES/EBU Kabel, dazu habe ich aber keine Zukunftsängste, sowas ist nachvollziehbar unkaputtbar... Es war auch schon eingespielt (gebraucht), als es in meine Hände fiel.
Grüße
Hans-Martin
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kontrabass
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Beitrag von kontrabass »

Vielleicht darf ich auch etwas beisteuern: ich hatte einen recht einfachen AVM Vorverstärker, mit dem ich an alten Backes & Müller Boxen (BM8) recht zufrieden war. Inzwischen bin ich stolzer Besitzer der AGM 3.3S und diese werden angefeuert von einem Audio Flight FLS1 mit Digital- und Phonoeinschub (Neu ca 9.500 €). Ich kann nur feststellen: Sensationell !
Große Bühne, detailreich, präzise, keine hörbaren "Dellen" im Frequenzverlauf ( bin kein Techniker und messe auch nicht nach, mein Messgerät sitzt rechts und links am Kopf)

Good Luck bei der Suche!

Michael
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure weiteren Rückmeldungen - wenn nicht in Bezug auf diese spezielle Vorstufe, dann doch immerhin zu dem Hersteller. Ich habe für die kommenden Zeit einige Hörvergleiche mit der besagten Vorstufe und anderen Kandidaten geplant, die in gleicher und niedrigerer Preisregion angesiedelt sind. Ich werde zu gegebener Zeit darüber berichten.

Grüße
Fujak
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Fujak
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Ein paar Vorstufen zum Klang-Olymp

Beitrag von Fujak »

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Hallo zusammen,

nun ist die Zeit gekommen, über meine Erfahrungen zu berichten, und möchte dies gerne in eine Art Mini-Vergleichstest packen, um eine Einordnung der besagten AVM-Vorstufe zu ermöglichen.

1. Einleitung

In puncto Vorstufe hätte mit meinem AudioGD Master 1 weiterhin alles beim Alten bleiben können. Denn ein paar Vorverstärker- Kandidaten hatte ich in den Jahren immer mal wieder ausprobiert, ohne allerdings von der jeweilig erforderlichen Mehrinvestition überzeugt zu sein. Möglicherweise lag das an meiner bislang definierten Schallgrenze von 5.000,- €.

Von Ende Dezember klang noch die beeindruckende Erfahrung bei Gert (Fortepianus) nach, wie ein bereits in seiner Ausgangsstufe optimierter G-ADSM3 klingt, wenn zusätzlich eine hochwertige Vorstufe vor den Lautsprechern eingeschleift wird. Und natürlich erinnerte ich mich an die Vorverstärkervergleiche von Jürgen (Shakti) auf unseren Forumstreffen kompetent durchgeführt. Dort konnte ich den Zugewinn an Wiedergabequalität durchaus noch in Regionen jenseits von 10.000 € heraushören.
Wie so oft in unserem Hobby bleibt am Ende die sehr persönliche Frage, bis zu welcher Höhe eine Investition angesichts des erzielten Zugewinns an Wiedergabequalität vertretbar scheint.

Ein Zugewinn an Wiedergabequalität ist für mich dann gegeben, wenn er mir die Augen bzw. Ohren öffnet für etwas, was ich bei der bisherigen Wiedergabe - insbesondere vertrauter Musikstücke - so noch nicht gehört habe und mich dadurch tiefer in die Musik eintauchen lässt.

Das Angebot eines befreundeten Händlers aus der bayerischen Drogen-... äh, Hifi-Szene brachte den Stein ins Rollen. In typischer Dealer-Manier, drückte er mir die Vorstufe von AVM in einem schicken Flightcase-Koffer in die Hand und meinte. "Hey, probier doch mal. Wenn er Dir nicht gefällt, kannst Du ihn mir ja zurückgeben." Es kam, wie es kommen musste: Er gefiel mir - sogar sehr. Aber dieser Wahnsinnspreis! :shock: Gut, er machte mir ein verlockendes Angebot, aber es blieb in meinem Preiskosmos immer noch eine andere Galaxie.

Nun ergab sich dann zur gleichen Zeit noch ein weiteres Angebot aus dem Forum, eine G-ML326S, die preislich meiner Schallgrenze wesentlich mehr entgegenkam, wenn auch ebenfalls darüber lag. Netterweise konnte ich ihn vor einem möglichen Kauf zum Probehören ausleihen. Dafür nochmal ein großes Danke. :cheers:

Und dann hatte ich vor ein paar Wochen noch einen im Vergleich zu den anderen Vorstufen geradezu winzigen Preamp in meinem Setup getestet, der bei dem Mess-Diener Amir im Audioscience-Forum messtechnische Bestnoten erzielte, und das für knapp 600,- € -. Es handelt sich um den Topping PA90. Das machte mich neugierig, wie weit man klanglich damit kommt.

Über diese 4 Kandidaten möchte ich im nachfolgenden berichten, auch wenn der kleine Preamp nicht mehr bei mir ist und ich ihn daher nur mit dem Master 1 vergleichen konnte, dafür aber mit einem eindeutigen Ergebnis.


2. Das Test-Setup

Alle Vorstufen bekommen die gleiche Verkabelung.
Netz: DP4.1 mit Viborg Reinkupfer-Stecker über G-PPP
XLR-Input: H-Kabel
XLR-Output: Refine Emotion

Lautsprecher: Neumann KH420, Sub Teufel M11000 THX, Klipsch R-115SW
Quelle: Streamer/Renderer (DIY-Projekt)
DAC: AudioGD HE-7 und DIY-DAC-Projekt

Die Lautsprecher sind mittels Acourate auf den Hörraum eingemessen und die Filter entfalten mittels ConvoFS auf dem NAS ihre segensreiche Wirkung auf die zugeführten Musikfiles. Durch die beiden Subwoofer geht die untere Grenzfrequenz auf 22Hz.

Alle Vorstufen sind ausgephast und mittels Voltmeter eingepegelt auf der Basis eines 1kHz Sinus-Tons.

Noch eine Bemerkung zu der Klang-Disziplin "Tonalität" die ich im folgenden verwende: Alle vier Vorstufen weisen bei ihren Messungen einen nahezu geraden Strich über den gesamten hörbaren Frequenzbereich auf. Und dennoch unterscheiden sie sich deutlich voneinander in ihrem tonalen Charakter. Diese Diskrepanz zwischen Messen und Hören war in Vergangenheit Gegenstand vieler Erörterungen, bei denen offenbar weitere elektrische Parameter als relevant identifiziert werden, was ich allerdings hier nicht weiter vertiefen möchte.

3. Musikauswahl

Mercedes Sosa - Misa Criolla,
Beethoven Sonaten - Wispelwey, Lazic
J.S. Bach - Weihnachtsoratorium - Einspielung Behringer (diverse)
Snetberger - Nomad
Mika Koivusalo - Lux aeterna
Paul Kuhn - How deep is the ocean
Tord Gustavsen Quartett - Eg Veit I Himmerik Ei Borg
Franz Von Suppe - Poet And Peasant
F.M. Bartholdy - Abschied vom Walde - Sächsisches Vocalensemble
Marla Glen - The Cost of Freedom
Kari Bremnes - Sangen Om Fyret Ved Tornehamn


4. Kandidaten

Es treten also folgende Vorstufen an:

1. Topping Pre90 (UVP: 599,- €)

2. AudioGD Master 1 (NP: 1500,- €)

3. Mark Levinson G-ML326S (UVP: 12.990,- € plus Gertifizierung)

4. AVM Ovation PA 8.3 (UVP: 12.770,- €)

Bild

Hier ein Gruppenfoto der drei größeren Geräte.

Der Topping Pre90 ist nicht auf dem Gruppenfoto, denn er trat bereits vor ein paar Wochen gegen den Master 1 an und weilt nicht mehr bei mir. Hier ein Bild von Rück- und Vorderseite (Maße: 22,2, x 16,0 x 4,5 cm):

Bild
Quelle: www.tpdz.net

Um gleich zu klären, ob die Größe einer Vorstufe eine Aussage über den Klang hat, fange ich mit dieser Vorstufe an:


5. Hörvergleich

1. Topping Pre90

Es wäre zu schön gewesen, wenn dieser Preamp für seinen Preis tatsächlich ein Überflieger wäre, wie die Messungen bei www.audiosciencereview.com erwarten lassen. Doch im Gegenvergleich mit dem Master 1 kehrt schnell Ernüchterung ein:

Tonalität:
Er ist eher auf der neutralen bis kühleren Seite. Im Bassbereich schwächelt er gegenüber dem Master 1 und hört sich eher dünn bis blutleer an.

Raumabbildung: Hier ist der eklatanteste Mangel zu hören. Die Bühne wirkt klein, eng und flach, dass man bei längerem Hören audiophile Klaustrophobie bekommt.

Auflösung:
Bescheiden. Denn diese Vorstufe verschleift die Auflösung, die ein HE-7 bzw. mein DIY-DAC anliefert.

Dynamik:
Auch hier gibt es nur trauriges zu berichten. Matt ist am ehesten der Ausdruck, der mir dazu einfällt. Eine echte Spaß- weil Dynamikbremse. Als wäre ein Wasserhahn nur zur Hälfte aufgedreht.

Fazit:
Am Ende fragt man sich, wozu man einen solchen Preamp überhaupt braucht. In einigen Testberichten war immerhin herauslesen, dass der Pre90 als Pendant zu dem hauseigenen DAC (Topping DA 90 SE) aus der gleichen Baureihe einen gewissen klanglichen Zugewinn bringt und insofern dort besser aufgehoben ist als in höherwertigen Setups.


2. AudioGD Master 1

Diese Vorstufe kenne ich schon seit Jahren. Auf sie bin ich quasi geeicht.

Tonalität:
Der Master 1 befindet sich auf der neutralen bis hellen Seite, lässt im Umkehrschluss im Vergleich zu den beiden nächsten Kandidaten die Grundton-Ausleuchtung schlanker erscheinen.

Raumabbildung:
Man kann sagen, Raum kann er wirklich gut - und zwar in alle Himmelsrichtungen. Auch in der Lokalisationsschärfe und Darstellung einer stabilen Phantom-Mitte ist er in meinen Ohren ohne Fehl und Tadel.

Auflösung:
Ob man den HE-7 als DAC direkt an den Lautsprechern betreibt oder den Master 1 als Vorstufe einschleift, hört man vor allem an der Auflösung. Letzterer offenbart Details, die mit dem HE-7 alleine verloren gehen würden. Das ist insofern erstaunlich, als die analoge Verstärkerstufe im HE-7 ähnlich aufwändig (diskret statt integriert mit OPAs) wie im Master 1 gebaut wurde. Mit seinem analogen XLR-Output von 5V bei nur 10 Ohm Ausgangsimpedanz kann man - digitale Lautstärkeregelung an der Musik-Quelle vorausgesetzt - mit dem HE-7 selbst über lange Kabelstrecken sehr verlustarm Aktiv-Lautsprecher antreiben. Doch wie bei den meisten DACs wird erst durch einen Vorverstärker deutlich, welches Potenzial in ihm steckt. Genau das offenbart der Master 1. Ein Master ist diese AudioGD-Vorstufe übrigens auch beim Leisehören. Selbst bei kleinsten Lautstärken spielt er weiterhin detailliert und frisch. Das gilt auch für die folgende Kategorie.

Dynamik:
Ob leise oder laut: der Master 1 liefert, was man anfordert - nicht mehr und nicht weniger. Bei perkussiver Musik spricht er direkt und energievoll an. Da kann er gegenüber dem nachfolgenden Kandidaten mithalten.

Fazit:
Für den aufgerufenen Preis finde ich diese Vorstufe nach wie vor mehr als ihren Preis wert. Sie kann sogar gegenüber der nachfolgenden Vorstufe in einigen Disziplinen punkten.


3. Mark Levinson G-ML326S

Seinen größeren Bruder (natürlich ebenfalls gertifiziert) durfte ich bereits bei Gert vor ein paar Wochen hören. Wie bereits berichtet, war der Unterschied zwischen seinem G-ADSM 3 solo und im Verbund mit seiner Vorstufe wirklich eklatant. Umso mehr war ich nun gespannt auf den kleineren Bruder. Er unterscheidet sich vom größeren Bruder rein optisch vor allem darin, dass er sein Netzteil in einem einzigen Gehäuse mit der Verstärker-Einheit integriert hat, während der große Bruder das Netzteil in einem eigenen Gehäuse beherbergt.

Tonalität:
Hier zeigt sich gegenüber dem Master 1, wie sich eine bessere Ausleuchtung im Grundtonbereich positiv auswirkt. Instrumente wie auch Stimmen bekommen mehr Fundament und Körper. Das ist unter anderem das, wonach ich bei einer neuen Vorstufe auf der Suche bin. Denn es bedeutet für mich einen klanglichen Aspekt der zu einer authentischen Wiedergabe gehört und mich stärker in die Musik hineinzieht. Doch leider gibt es auch einen Frequenzbereich dieser Vorstufe, der in meinen Ohren ein wenig unangenehm hervorsticht, nämlich der Mittenbereich (zwischen ca. 500Hz bis 1kHz). Einerseits lässt er dadurch Stimmen und Soloinstrumente mehr aus dem Klanggeschehen hervortreten, andererseits lässt es das Klangbild dadurch ein wenig angestrengt und unharmonisch auf mich wirken.
Ich experimentierte in diesem Zusammenhang auch mit unterschiedlichen Eingangsempfindlichkeiten, die man für jeden Input separat konfigurieren kann. Auch wenn sich das Phänomen bei höherer Eingangsempfindlichkeit verstärkt und bei geringerer Empfindlichkeit abschwächt - am Ende bleibt diese für mich wenig angenehme Klangsignatur.

Raumabbildung:
Hier war ich ehrlich gesagt enttäuscht. Im Vergleich zum Master 1 offenbart sich hier eine gewisse Schwäche: Zum einen wirkt die Bühne eingeengter (wenn auch bei weitem nicht so stark wie bei der Topping-Vorstufe), Zum anderen nimmt die Tiefe ab, was die Bühne eher flacher und lebloser wirken lässt. Ich veränderte die Einwinkelung der Lautsprecher ein paar Grade nach außen, was im allgemeinen etwas mehr Luftigkeit erzeugt. Hier aber fiel dann jedoch die Raumdarstellung etwas auseinander und verlor damit ihre Konsistenz in der Phantom-Mitte.

Auflösung:
Sie ist im Hochton- und Mittenbereich vergleichbar wie die des Master 1. Durch die oben erwähnte bessere Ausleuchtung des Grundtons treten bei der Mark Levinson Vorstufe allerdings mehr Details z.B. bei Bassläufen oder den tiefen Orgelregistern zu Tage. Auch bei Schlagzeug passiert im Grundtonbereich mehr Bewegung. Es klingt einfach glaubwürdiger.

Dynamik:
Unzweifelhaft geht diese Vorstufe ziemlich direkt zur Sache, aber auch ein wenig angestrengt - und damit auf Dauer tendenziell leicht anstrengend. Gerade bei Klassik wirkt die Darstellung verglichen mit dem Master 1 sowie der nachfolgenden Vorstufe auf mich etwas grob und holzschnittartig, wozu auch der angesprochenen Mittenbereich und die geringeren Raumabbildung beiträgt.

Fazit:
Wenn ich meine Ausgangsprämisse zugrunde lege, dass mir eine neue Vorstufe neue klangliche und musikalische Aspekte eröffnen sollte, dann gehört diese Vorstufe nur bedingt dazu. Zwar hat sie mir gezeigt, wie eine klarere Autorität im Grundtonbereich der Musik mehr Authentizität und Involviertsein verleiht. Aber neben diesen lichtvollen Seiten, gibt es auch die erwähnten Schattenbereiche. Sie haben interessanterweise auch dazu geführt, dass ich mich immer wieder dabei ertappte, den eingepegelten Bereich zu verlassen und leiser zu regeln. Es war mir auf Dauer zu anstrengend.
Angesichts einer im Vergleich zum Master 1 anderen Preisregion fand ich die in Relation stehende Klangperformance nur bedingt überzeugend. Genau deshalb hatte ich sie wirklich mehrfach im Vergleich zu den anderen beiden großen Kandidaten gegengehört - aber der Eindruck bleibt für mich unbefriedigend.


4. AVM Ovation PA 8.3

Wie man dem Eröffnungsbeitrag entnehmen kann, hat mir diese Firma überhaupt nichts gesagt. Die Vorstufe selbst besteht aus einem Grundgerät - was ketzerisch gesprochen nicht anderes ist als ein Netzteil plus digital gesteuerter Bedieneinheit in einem schicken Gehäuse. Dafür bezahlt man knapp 9.000,- € (UVP), allerdings ohne dass auch nur ein Ton erklingt.

Dafür braucht es sogenannte Module, die in einem internen Bus-System eingesteckt werden. Entsprechend gähnt im gesamten hinteren Drittel des Gehäuses gähnende Leere, die gefüllt werden möchte - mindestens mit einem Input-Modul und einem Output-Modul.
Diese Grundmodule haben jeweils XLR und RCA-Anschlüsse, die unabhängig voneinander betrieben werden können. Insofern hat man damit schon zwei schaltbare Eingänge und zwei parallel laufende Ausgänge. Und schwubs landet man damit schon bei einem Preis auf der anderen Seite der magischen 10 Kilo-Euro-Grenze.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass AVM weitere interessante Karten für die Vorstufe anbietet, z.B. ein Röhrenausgangsmodul, welches noch musikalischer, noch feiner, noch farbiger, noch ... klingen soll (Jaja, mein Dealer wollte mir auch hier den Mund wässrig machen), sowie eine FM-Tuner-Karte, eine digitale Inputkarte mit D/A-Wandler an Bord und noch einige andere. Insgesamt gibt es 10 Steckplätze zu vergeben - neben den erwähnten Karten können auch für mehrere Input-Karten eingesetzt werden, um mehrere Quellen anzuschließen. Die interne Software erkennt die belegten Steckplätze automatisch und bietet sie dann auch auf dem Display zur Auswahl mittels linken großen Drehknopf zur Auswahl an. Nun zum Klang.

Tonalität:
Diese würde ich eher auf der neutralen bis warmen Seite verorten. Zugleich leuchtet sie jeden Bereich sehr präzise aus von den tiefsten Oktaven im Keller bis zu den höchsten Höhen (Becken, Anblasgeräusche, Zischlaute etc.). Das schöne an dieser Tonalität ist in meinen Ohren, dass sie jeder Stimme und jedem Instrument einen lebendigen Körper verleiht. Selbst bei heller / kühler aufgenommenen Musikstücken (Kari Bremnes - "Fantastisk Allererde" z.B.) bleibt diese Vorstufe überzeugend, weil weich und feinaufgelöst - geradezu cremig wie ein perfekter Milchschaum.

Raumabbildung:
Hier geht für mich die Sonne auf. Eine sehr weite und zugleich präzise lokalisierte Bühne wird hier in Breite und Tiefe aufgespannt, die über die des Master 1 eindeutig hinausgeht. Diese durchhörbare Raumdarstellung vermittelt spontan das Gefühl von Mittendrin und emotionalem Involviertsein. Sie ist auch die Vorstufe unter den vier Kandidaten mit der aufgeräumtesten Bühne und der präzisesten Lokalisation. Man fragt sich unwillkürlich, vorher die Vorstufe diese Informationen hernimmt, weil sie beim Direktanschluss des DAC in dieser Detailliertheit überhaupt nicht zu hören ist.

Auflösung:
Die gleiche Frage stellt sich auch hier, denn auch diese Disziplin geht weit über den direkt angeschlossenen DAC hinaus. Und nicht nur das: In dieser Disziplin überflügelt er alle anderen Kandidaten deutlich. Sowohl im Hochton- als auch im Mittenbereich kommen wirklich neue Aspekte in Form feinster Details hinzu, die ich bisher nicht wahrgenommen hatte. Und obwohl die Tonalität ins Warme tendiert, behält diese Vorstufe auch bei den tiefsten Frequenzen den Überblick. Nichts wummert, dröhnt oder wirkt verschwommen. Diese Vorstufe hält auch die tiefsten Tiefen präzise am Zügel, sodass man Melodie-Linien tiefster Orgelregister oder E-Bass/Kontrabass-Läufe durchgezeichnet und differenziert verfolgen kann.

Dynamik:
Wenn man nicht wüsste, dass es nur eine Vorstufe ist, könnte man meinen, dass hier eine potente Endstufe am Werk ist. Denn sie ist zu einer anstrengungslosen Kraftentfaltung imstande wie keine der anderen Kandidaten. Die Schubkraft in den unteren Lagen schafft ein lebendiges und authentisches Fundament bei jeder Art von Musik, was mich wirklich begeistert. Auch im Mitten- und Hochtonbereich weist die Vorstufe eine beeindruckende Dynamik auf. Die harten zuweilen ins metallische tendierenden Klavieranschläge eines Steinway im Fortissimo kommen ebenso explosiv daher wie Perkussionssalven eines Drumsets. Knackig präzise und zugleich mit Tiefgang und Wärme. Weniger spektakulär aber in ihrer Unmittelbarkeit bemerkenswert sind die Anblas- und Anstreichgeräusche klassischer Blas- und Streichinstrumente, die ich in der Authentizität bei keinem der anderen Kandidaten höre.

Fazit:
Diese Vorstufe hat mir wirklich neue Seiten der Musikwiedergabe gezeigt und kommt meinem Klangideal sehr nahe, nämlich die Verbindung von einem eher warmen und zugleich hoch aufgelösten, dynamischen und zugleich entspannten Klangbild. Es entspricht damit jener Signatur, wie ich sie in klassischen Konzerten live wahrnehme. Unsere seit Jahrzehnten erfolgte digitale Klang-Sozialisation lässt manchmal aus den Augen bzw. Ohren verlieren, wie Musik mit Naturinstrumenten wirklich klingt. Das beste Korrektiv besteht daher aus meiner Sicht in regelmäßigen Konzert-Besuchen.

Es ist übrigens durchaus realistisch anzunehmen, dass man in dieser Preisregion um die 10K€ noch weitere begeisternde Kandidaten findet, die es wert wären, im Vergleich zur AVM-Vorstufe gehört zu werden. Thomas (Thomas86) hatte hierzu bereits etwas in seinem V-Thread gepostet. Die AVM-Vorstufe ist jedenfalls für mich eindeutig eine (Vor-)Stufe zum Klangolymp.

Grüße
Fujak
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Thomas86
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Beitrag von Thomas86 »

Hallo Fujak,

Danke für deinen Bericht.
Vor allem deinen Eindruck zu dem Topping Pre90 war sehr bereichernd!

Hast du die AVM nun behalten?
Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich etwas überlesen habe.

Grüße
Thomas
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h0e
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Beitrag von h0e »

Thomas86 hat geschrieben: 20.03.2022, 12:50 Hast du die AVM nun behalten?
Hallo Thomas,

ich habe ob des durchaus begeisterten Berichts angenommen, dass der AVM Pre bleiben durfte und ein Blick in Fujaks Profil hat mich in der Annahme bestärkt.

Grüsse Jürgen
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Thomas, hallo Jürgen,

stimmt, ich hatte es nicht explizit geschrieben, aber genau so ist es, wie Jürgen geschlussfolgert hat: die AVM-Vorstufe gehört nun zum festen Bestandteil meines Setups. Alles andere wäre Masochismus. ;-)

Grüße
Fujak
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