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Audiophiles Hörgerät gesucht für Schwerhörigen

Verfasst: 21.01.2022, 16:08
von Tesla
Hallo Gemeinde,

Problembeschreibung:

Mein Vater ist mittelprächtig schwerhörig und trägt 2 Hörgeräte mittlerer Preisklasse (ca. 1.500 Euro). Er hat nicht nur Probleme damit, andere Menschen im normalen Leben zu verstehen, sondern gerade auch das Fernsehprogramm.

Menschliche Sprache scheint ihm nicht "definiert genug" anzukommen. (Ich denke, es ist wie ein Vergleich zwischen Elektrostat und billigem Brüllwürfel)


Die momentane Kette:

Telekom Mediareceiver 401 > S/PDIF-Kabel > Project Pre Box S2 Digital > Sommer Epilogue Cinch/XLR-Kabel > DBX Driverack PA1 (Raumakustikkorrektur) > Sommer Epilogue XLR-Kabel > Genelec 8010 Nahfeldmonitore

Ich denke, man sollte jetzt das Hörgerät upgraden bevor man zu noch besserer Elektronik greift.


Daher meine Frage:

Kennt jemand von euch einen oder mehrere Hersteller, die Hörgeräte mit besonderes transparentem Klang und knackscharfen Transienten bieten (also das RME- oder Prism Sound- oder Lynx-Equivalent an Hörgerät) ?

Verfasst: 21.01.2022, 16:23
von frmu
Moin, moin,

gleich vornweg - ich höre noch ganz gut. Der Tip ist nur aus 3. Hand (Vater eines ehemaligen Kollegen)

Oticon Opn 1 CIC von Gronde ... kostet allerding so 5.700€ das Pärchen ...


Gruß
Frank

Verfasst: 21.01.2022, 17:13
von SRLIOF
Meine Mutter bekommt den Fernsehton per Bluetooth direkt aufs Hörgerät, das klappt Top

Gruß
Stefan

Verfasst: 21.01.2022, 23:10
von shakti
frmu hat geschrieben: 21.01.2022, 16:23 Moin, moin,

gleich vornweg - ich höre noch ganz gut. Der Tip ist nur aus 3. Hand (Vater eines ehemaligen Kollegen)

Oticon Opn 1 CIC von Gronde ... kostet allerding so 5.700€ das Pärchen ...
Schliesse mich dieser Empfehlung an, die Oticon OPN Hörgeräte lassen sich wirklich hervorragend anpassen und erzeugen dann eine 360 Grad Performance mit hoher Realitätsanmutung. Der hohe Preis lohnt sich.

Da wichtigste ist aber die Korrekte Einstellung. Zumeist fehlt den Leuten das Vokabular, um sich dem Hörgeräteakustiker verständlich zu machen, dh die Einstellungen bleiben unter den Möglichkeiten.

Dieses Forum hilft, das korrekte Vokabular zu lernen und über mehrere Sitzungen die Profile der Hörgeräte zu optimieren:

https://www.schwerhoerigenforum.de/phpb ... m.php?f=12

Zumindest unserem Haushalt hat dieses Forum bei der Wahl von Hörgeräteakustiker und Gerät sehr geholfen,

Gruss
Juergen

Verfasst: 22.01.2022, 15:03
von Tesla
Erstmal danke für die Antworten.

5.700 Euro wird mein Vater sicher nicht investieren wollen. Hat jemand einen günstigeren, guten Vorschlag?

Gruß Tesla

Firma Audiosus

Verfasst: 22.01.2022, 16:30
von atmos
Hi,
in Stereo 3/2020 ist ein Artikel über Hörgeräte und Musikgenuss.

https://www.audiosus-hoerzentrum.de/team

Beyerdynamic hat KH zur Klang-Personalisierung. Evtl. ist deinem Vater schon damit geholfen.

https://www.beyerdynamic.de/kopfhorer-h ... d=mm_other

Gruß
Günther

Verfasst: 23.02.2022, 03:37
von Tesla
Danke für die Beiträge.

Gruß
Tesla

Verfasst: 23.02.2022, 07:30
von Mr.Nixie
Moin Tesla,

Ich würde mal über den Tellerrand hinaussehen und von allen Sachen, die für "Behinderte" hergestellt werden, die Finger lassen, da es hier einen entsprechend heftigen Preisaufschlag gibt.
Folgenden Versuch würde ich mal wagen: Schau bitte erst mal, ob der Fernseher einen Kopfhörerausgang hat, und wenn ja, würde ich Deinem Vater mal einen "Over Ear" Funkkopfhörer bestellen auf Amazonas (man kann es ja bei Nichtgefallen anstandslos zurückgeben).
Nachteil an dieser Sache ist natürlich, wenn Dein Vater fernsehen will, muss er seine beiden Hörgeräte ablegen, bevor er diesen Kopfhörer aufsetzt.
Und dann würde ich erst einmal checken, wie er mit dem "direkten" Klang zurechtkommt.
Ist das halbwegs zufriedenstellend, so kann man diesen mittels eines kleinen Equalizers oder eines Exciters in den Höhen noch ein wenig "aufpolieren"; das muss aber Dein Vater entscheiden*.
Zumindest kommt man mit so etwas "Handgestricktem" mit etwa 200 EUR gut zurecht.
Schade, dass Du nicht gesagt hast, welche Schwerhörigkeit Dein Vater hat (Audiogramm zur Hand?).

* Mal ein Vorschlag: Behringer FBQ800 (Equalizer) oder SX3040 V2 (Exciter)

LG Jürgen

Verfasst: 23.02.2022, 21:40
von biciulis
Hallo Tesla!
Zufälligerweise stieß ich auf Deine Frage. Da ich selbst seit ein paar Jahren EIN Hörgerät nutze ein paar Bemerkungen von mir.
Seit 30 Jahren wusste ich, dass ich auf einer Seite Hörprobleme habe, wahrscheinlich mein ganzes Leben lang. Es ging aber lange gut, ohne Hörgerät. Dann, bei einem Sprachkurs, musste ich feststellen, dass ich so Manches nicht mehr richtig verstehe. Also ab zum HNO Arzt und dann zum Hörgeräteakustiker. Der Prozess danach war nicht einfach, bis ich das FÜR MICH richtige Gerät gefunden habe.
Mein Tips bzw. Fragen
1. Welches Hörproblem hat Dein Vater? Was sagt das Audiogramm? - Ich habe eine schöne Senke im linken Ohr bei 2,5 KHz. Sprachverständlichkeit... Ich höre aber noch die 12 KHz, auf beiden Ohren.
2. Ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren! Ich habe verschiedene Geräte ausprobiert. Die erste, nicht unbedingt die billigsten, klangen in meinem Ohr blechern.
3. Zuerst hatte ich eine Otoplastik im Ohr. Hörte Musik und die Becken waren nicht mehr zu hören! HNO Ärzte gehen wohl davon aus, dass man Töne über 8 KHz nicht mehr hören kann bzw. muss. Das wird auch nicht getestet... - Konsequenz für mich: Nichts, was das Ohr nach außen abschließt. Ich habe deshalb kein Hörgerät, was im Ohr ist, sondern eins hinterm Ohr und ein Schirmchen im Ohr, dass das Lautsprecherchen festhält und den Schall von außen durchlässt. Und für mich ist das Tragen eines Hörgeräts keine Schande, auch wenn uns die Werbung etwas Anderes weiß machen will.
4. Das Gehirn muss sich erst einmal daran gewöhnen, die verloren gegangenen Frequenzen wieder wahrzunehmen. Hörgerät tragen, tragen, tragen! Je früher man ein Hörgerät benutzt, desto länger erhält man sein Gehör! Was erst einmal nicht mehr vom Gehirn wahrgenommen wir, das verlernt es!
5. Der Preis eines Hörgeräts entscheidet sich vor allem durch die verwendete Software. Je mehr Frequenzbänder, desto teurer. Meine Empfehlung: Beim teuersten Gerät anfangen und sich dann "herunterarbeiten", bis man das richtige Preis- Leistungsverhältnis gefunden hat. Das kostet nichts!
6. Ich habe den verlangten Preis für mein Hörgerät heruntergehandelt. Ich weiß nicht, wie Dein Vater versichert ist. Meine private Krankenkasse hat €1500,- beigesteuert und nach sechs Jahren hat man Anspruch auf etwas Neues. Und wenn einem der Hörgeräteakustiker NICHT zusagt, wechseln. Vor allem das Rezept NICHT aus der Hand geben!
Und wie bin ich bei meinem Gerät gelandet? - Ich habe Einiges ausprobiert. Wie gesagt, der Klang. Und dann hatte ich eins, wo es eine App gab. War aber nur eine altmodische Klangwaage. Für die, die es nicht mehr kennen: Höhen rein und Bässe weg oder umgekehrt. Das brachte nichts. Dann den AppStore nach Apps für Hörgeräte durchstöbert und ausprobiert. Die einzige App, die mir damals gefiel, war die von Widex. Dreifacher Equalizer, Abspeichern eigener Frequenzgänge, naja, für Bässe Mitten und Höhen, Richtungseinstellung. Beeinflussung der Wiedergabe auch im laufenden Betrieb, ohne den Hörgeräteakustiker aufsuchen zu müssen. Also wurde es ein Widex Beyond, wo mir auch der Klang gut gefiel.
Wie oft ich das benutze das Ganze? Im täglichen Gebrauch selten, aber bei lauten Veranstaltungen kann ich mit Hilfe der App das Hörverstehen zum Positiven beeinflussen. Musik geht auch noch ohne Hörgerät, mit ist meist besser.
Was die Anbindung an ein Fernsehgerät anbetrifft, habe ich keine Ahnung. Als ich mich vor ein paar Jahren mit der Materie beschäftigt habe, gab es immer wieder Kopplungsprobleme, aber das war vor vier Jahren, und wir wissen ja, wie schnell vor allem die Softwareentwicklung voranschreitet...
Das sind meine persönlichen Erfahrungen. Ich hoffe, hier auch anderen mit Gehörproblemen kämpfenden Mitstreitern ein wenig geholfen zu haben.
Olaf
Und übrigens - ein Equalizer kann kein Hörgerät ersetzen. Wie soll das auch bei mir - und bestimmt auch Anderen - gehen? EIN Ohr hat EIN Problem und wir haben ZWEI Ohren, die ganz unterschiedliche Probleme haben können!

Verfasst: 24.02.2022, 10:12
von shakti
Tesla hat geschrieben: 22.01.2022, 15:03 5.700 Euro wird mein Vater sicher nicht investieren wollen. Hat jemand einen günstigeren, guten Vorschlag?
Die Krankenkasse übernimmt doch einen erheblichen Anteil.

Gruss
Juergen

Verfasst: 24.02.2022, 16:52
von Tesla
Mein Vater hat sich zwischenzeitlich ein neues Hörgerät gekauft und ich vermute, es ist noch schlechter als das alte. Mein Vorschlag, einmal etwas super teures - testweise - auszuprobieren hat er (aus Geiz und Ignoranz - Stichwort "Hifi-Spinner") abgelehnt. Ich kümmere mich zukünftig nicht mehr darum. Ich werde die Worte für ihn auch nicht mehr wiederholen. Sein Problem, wenn er nichts versteht.

Gruß
Tesla

Verfasst: 08.06.2022, 14:34
von Horse Tea
Hallo Tesla, hallo biciulis,

stellvertretend für alle Beiträge in diesem Thread mein Dankeschön an Euch.

Ich habe Eure Tips und Informationen an einen 94jährigen Musikliebhaber weitergeleitet, der mental noch extrem gut dabei ist. Er hat den Hörgeräteakustiker so lange gewechselt, bis er Verständnis für seine Interessen gefunden hat und dann auch keine Kosten gescheut. Er ist sehr glücklich mit dem Ergebnis.

Viele Grüße
Horst-Dieter

Verfasst: 08.06.2022, 22:17
von shakti
Magst Du den ausgewählten Gerätetyp mit uns teilen?

Gruss
Juergen

Verfasst: 09.06.2022, 00:16
von Horse Tea
Hallo Jürgen,

im Grunde gerne, zumindest kann ich es versuchen. Schaun wer mal...

Viele Grüße
Horst-Dieter

Verfasst: 11.06.2022, 13:27
von Horse Tea
Hallo Jürgen,

es wurde das Bernafon Alpha 7 miniRITE T R (https://www.bernafon.de/hearing-aid-use ... aids/alpha).

Die Steuerung erfolgt durch ein Handy. Das funktioniert einwandfrei, vorausgesetzt man hat die aktuellste Bluetooth Version und ein aktuelles Handy. Ältere Handys sind nicht kompatibel. Mit der App kann der Nutzer abhängig vom Musikprogramm den Ton am Fernsehgerät, an der zwischengeschalteten Stereoanlage und am Handy beeinflussen.

Diese Informationen bekam ich per Email von einem Musikliebhaber, der in der nächsten Woche seinen 95. Geburtstag feiern wird. Unglaublich, aber wahr!

Viele Grüße
Horst-Dieter