Empfohlene Neuerscheinungen

[alcedo]

Guten Morgen zusammen,

da gerade die Kammermusik im Forum "en vogue" zu sein scheint, kommt hier passend eine außerordentlich empfehlenswerte Neuaufnahme der Klaviertrios von Franz Schubert: der krebskranke Pianist Lars Vogt nahm diese gemeinsam mit dem Geiger Christian Tetzlaff und der Cellistin Tanja Tetzlaff kurz vor seinem Tod auf.



Die letzten Werke eines Komponisten oder eines aufführenden Künstlers werden gerne gehypt und gewinnträchtig als "Vermächtnis" vermarktet. Zumal der Pianist selbst noch verlauten ließ, dass "... sich alles in meinem Leben zielgenau auf Schuberts Es-Dur-Trio hin entwickelt habe."

Unabhängig von solchen Gedanken ist dies tatsächlich eine wunderbare, tief empfundene Interpretation. Jedes Detail wird sorgfältig ausgelotet. Insbesondere die leisen Passagen werden unglaublich filigran, zart, gar intim gespielt. Zum Niederknien! Irgend jemand beschrieb dies passend mit "schmerzhaft schön". Hier wird (für mein Empfinden) über die professionelle Zusammenarbeit hinaus die tiefe Freundschaft der Musizierenden spürbar.

Ein Meisterwerk - von Schubert und diesem Trio!

EDIT: wer nach Vergleichen suchen mag: für das Klaviertrio Nr.1 gilt meist die Aufnahme mit Stern, Istomin und Rose als das Maß der Dinge, während beim Trio Nr. 2 für meinen Geschmack die Aufnahme aus dem Jahre 1935 (!!) mit Rudolf Serkin sowie Adolph und Herman Busch empfehlenswert ist. Anekdote am Rande: Rudolf Serkin heiratete kurz darauf Irene Busch, die Tochter von Adolph Busch und zog in dessen Doppelhaushäfte ein

Viele Grüße
Jörg

[Horse Tea]

Hallo Jörg,

zum Vergleich aller Klaviertrios von Franz Schubert biete ich hier das Album mit Andras Schiff, Yuuko Shiokawa und Miklos Perenyi an:



Viele Grüße
Horst-Dieter

[Hironimus_23]

Hallo Zusammen,

hier mal eine genreübergreifende Empfehlung:

Los Temperamentos – Festejo Peruano
https://open.qobuz.com/album/uxw9aw6huyiab


Beim ersten Hören dachte ich an eines der Musikprojekte von Christna Pluhar mit ihrer L´Arpeggiata-Gruppe, aber nein, es ist das Ensemble Los Temperamentos, arrangiert unter der Leitung von Néstor Fabián Cortés Garzón. Los Temperamentos beschäftigen sich viel mit Musik aus dem 17. und 18. Jahrhundert und das im Gegen- bzw. Zusammenspiel zwischen Lateinamerika und Europa (Barock). Vertreten sind Cello, Cembalo, Barockgitarre, Laute, Traversflöte, Barockgeige, Bratsche, Perkussion und Gesang (schöne Stimmen).

Die Aufnahme ist sehr räumlich, klar durchzuhören, ggf. mit etwas Hall aufgenommen und besticht auch durch das tolle Zusammenspiel der Protogonisten.

Diese Musik macht mir richtig Spaß zu hören, eine schöne Kombination aus Folkloristik und klassischem Barock. Eine Gruppe, die ich, wenn irgendwie möglich, dieses Jahr live erleben möchte.

Viel Spaß beim Anhören
Hironimus

[Horse Tea]

Hallo Hironimus,

Deine Beschreibung klingt so anziehend, dass ich versuchen möchte, es Dir mit einem Konzertbesuch gleich zu machen. Aber erst einmal höre ich mir das Album an. Schön, dass das bei Qobuz möglich ist. Danke für den Link.

Viele Grüße
Horst-Dieter

[alcedo]

Hallo Klassikfreunde,

heute mal wieder ein Klavieralbum: das relativ neue Album des schweizer Pianisten Francesco Piemontesi mit den Etudes d'execution transcendante und - als Zugabe! - die h-moll Sonate von Franz Liszt.



Ich mag Piemontesis Spielweise schon lange und wurde von seinem neuen Album (für das er sich 2 Jahre während des Corona-Shutdowns Zeit gelassen hat) nicht enttäuscht. Feine Anschläge, ein Meer an Klangfarben, sehr musikalisch und virtuos, aber ohne Effekthascherei oder technisches Überbrillieren. So mag ich es!

Zu den Werken muss man wohl nicht viel erzählen: sie gehören zum Schwersten, was ein Pianist spielen kann. Piemontesi selbst nennt sie den "Mount Everest". Bei ihm klingt es so souverän und "leicht" gespielt, als ob es nur der Dorfhügel sei.

Eine dicke Empfehlung!

Viele Grüße
Jörg

[alcedo]

Guten Abend,

ein kleiner Nachtrag zu obiger Empfehlung:
obgleich mir die Aufnahme ganz hervorragend gefällt und sicher schon jetzt zu meinen Lieblingsaufnahmen der "Etudes d'execution transcendante" gehört, habe ich mir heute Abend noch einmal die Allzeit-Klassiker vorgenommen. Konkret also Arrau (1974) und die beiden Melodia-Aufnahmen mit Lazar Berman (1963 und 1959). Und wieder hat mich die unglaubliche Leichtigkeit und Virtuosität von Lazar Berman verzaubert. Interessierten sei hier die 2021 erschienene "New Remastered" von 1959 empfohlen.

Viele Grüße
Jörg

[Bajano]

Hallo zusammen,

wenn ein Klassikalbum bei mir den berühmten Fußwippfaktor auslöst, dann höre ich immer ganz genau hin. Im Morgenmagazin von ARD und ZDF war heute Sol Gabetta zu Gast und deshalb habe ich mir das neueste Album, das sie gemeinsam mit Bertrand Chamayou eingespielt hat, angehört.

IMG_0372.jpeg (310.16 KiB) 2440 mal betrachtet

https://www.jpc.de/jpcng/classic/detai ... m/11522833

Obwohl ich mich nach wie vor meistens nicht mit dem Genre Klassik anfreunden kann, gefällt mir dieses Album ausgesprochen gut . Für mich spielen die Protagonisten mit einer hörbaren Leichtigkeit, die den sprichwörtlichen Funken auf mich überspringen lässt.

Viel Hörspaß,
Oliver

[alcedo]

Hallo

Michael Wollny hat - zusammen mit dem Altmeister Joachim Kühn - ein neues, knapp 40 Minuten dauerndes Album herausgebracht. Es ist eine Aufzeichnung ihres Konzerts vom 23. Januar 2023 in Frankfurt - lediglich an einer Stelle sei die Reihenfolge geändert worden. Keine Beschönigungen, keine Retuschen - pures Konzert.



Seit ein paar Tagen höre ich mir dieses Album nun schon an - und bin nach wie vor begeistert! Schon lange hat mich kein Jazz-Album mehr so in den Bann gezogen, so zum Zuhören verleitet und dabei die Zeit vergessen lassen wie dieses. Die beiden improvisieren von der ersten Sekunde an und verstehen sich offenbar blind. Feiner Schmelz, herrliche Kontraste, schöne Melodien, tolle Dialoge auf Augenhöhe - für mich ein Hörgenuss ohnegleichen!

Interessant finde ich, dass Wollny (inzwischen selbst längst Professor an der HS Leipzig) 2001 seine Diplomarbeit über "Tonwirbel in den Improvisationen von Joachim Kühn" geschrieben hat.

Noch eine Anmerkung: auf der Coverrückseite ist ein Vermerk "Chateau Palmer". Die Alkoholiker unter uns wissen dann Bescheid: das Label ACT hat eine Kooperation mit diesem bedeutenden Grand Cru Weingut im Bordeaux abgeschlossen! Vielleicht gibt es deshalb auch die limitierte Vinylausgabe in einer Korkverpackung

Begeisterte Grüße
Jörg

[Melomane]

Die Alkoholiker unter uns wissen dann Bescheid: das Label ACT hat eine Kooperation mit diesem bedeutenden Grand Cru Weingut im Bordeaux abgeschlossen!

Hallo Jörg,

das nenne ich doch mal konsequent dekadent! Da suche ich mal nach dem Vinyl. Auch wenn ich bislang standhaft meinem Vorsatz gefolgt bin, 2024 zum Jahr des Nichtkaufs zu machen.

Edit: Es bleibt bei dem Vorsatz! Ca. 100€ dafür. Nein danke! Da fertige ich mir eine CD und packe die in Kork. Der wäre nämlich schon verfügbar.

Viele Grüße

Jochen

[alcedo]

Also Jochen,

du musst bedenken, dass du keinen Erstwein vom Chateau Palmer unter 300€ die Flasche bekommst. Davon dann die Korken nehmen, bis eine Vinylhülle damit gestaltet werden kann, kostet halt

Aber zugegeben: ich habe mir auch lieber den Download gegönnt. Und trinke gerade einen ordinären Wageck-Pfaffmann Riesling vom Kalkmergel - der ist noch vom letzten Forumstreffen

Viele Grüße
Jörg

[Jupiter]

Hallo Jörg,

Also Jochen,

Und trinke gerade einen ordinären Wageck-Pfaffmann Riesling vom Kalkmergel - der ist noch vom letzten Forumstreffen

Viele Grüße
Jörg

Einspruch euer Ehren, man kann jetzt nicht gerade so En Passant den Riesling vom Kalkmergel als ordinär bezeichnen.
Auch nicht wenn es sich im Vergleich um einen Wein eines Grand Cru Weingut im Bordeaux handelt.
So mal unter uns, werden doch französische Weine überbewertet, preislich sowieso.

Da Lob ich mir die Spanier, die Pfälzer Rieslinge sowieso.

[kontrabass]

Zurück zum Thema
Leider hat die Korkversion LP deutliche Pressfehler. Zwar gab es einen Austausch vom Produzenten, der aber leider auch nicht ganz fehlerfrei ist. Danach hüllt sich ACT bei Reklamationen in Schweigen.
Im übrigen sei mir der kleine Hinweis auf die Friedenskirche in Ratingen erlaubt. Warum ? Weil dort seit vielen Jahren unter den Titel „eastplugged“ feine Jazzkonzerte veranstaltet werden. Und tatsächlich konnte ich Wollny/kühn am Tag nach dem Frankfurter Konzert dort mit dem gleichen Programm hören. Es klingt mir heute noch in den Ohren - ein unglaubliches , intensives Erlebnis.
Es geht nichts über Livejazz!

[Melomane]

Die Äußerungen bei jpc zum Thema Pressfehler zeigen ein zwiespältiges Bild: Die frühen Pressungen sollen gruselig sein, die Nachauflage gut. Wer weiß, was jpc oder ein sonstiger Versender da noch aus dem Keller kramt.

[alcedo]

Moin zusammen,

Leider hat die Korkversion LP deutliche Pressfehler. Zwar gab es einen Austausch vom Produzenten, der aber leider auch nicht ganz fehlerfrei ist. Danach hüllt sich ACT bei Reklamationen in Schweigen.

Mir scheint, das ist eine ziemlich verkorkste Produktion.

VG
Jörg

[Hironimus_23]

Hallo zusammen,

nun höre ich genreübergreifend so durch die Neuerscheinungen und habe mich dabei ertappt dieses Album bestimmt schon 3-4 Mal gehört zu haben. Da muss also etwas dran sein, das mich anspricht und mich jetzt motiviert, es hier bei den Neuerscheinungen zu erwähnen.

Philip Glass höre sowieso recht gerne, in diesem Album sind zwei Klaviere vertreten, die von den Schwestern Katja und Marielle Labèque zusammen gespielt werden. Ein, wie ich finde, sehr schönes Zusammenspiel mit teilweiser überbordender Power.

Auf dem Album sind seine (Glas) Opernkompositionen (instrumental) von Orphée, La Belle et la Bête und Les Entfants terrible, die auf den Filmen von Jean Cocteau basieren. Die originalen Filmmusiken sind durch Glass´ eigene Kompositionen ersetzt.

Die Les Entfants terrible wurden von Katja und Marielle Labèque bereits 2020 eingespielt.

Hört mal rein, schöne Klavier-„Minimal“-Musik .



Viele Grüße
Hironimus