Acourate und das unsymmetrische Stereo-Setup
Verfasst: 13.07.2021, 14:48
Ich möchte die Gelegenheit nutzen das Sommerloch mit einer weiteren kleinen Anleitung zu Acourate zu füllen.
Diesmal könnte man das Sommerloch mit einem Bassloch vergleichen, welches sich bei unsymmetrischen Verhältnissen einer gegebenen Stereo-Anordung ergeben kann. Beispiele wären u.a. ein L-förmiger Raum, eine unsymmetrische Aufstellung (ein LS in der Ecke, der andere LS in der Wandmitte) oder auch unsymmetrische Möblierungen.
Ausgangspunkt sei ein gegebenes System in einem L-Raum. Die Testfaltung zeigt das ungeglättete Ergebnis der Korrektur
Soweit so gut, soweit ok.
Addiert man aber nun die Pulsantworten ergibt sich ein Summenfrequenzgang
welcher im markierten Bereich einen deutlichen Einbruch zeigt. Dabei meine ich nicht nur das schmalbandige Loch, sondern auch die Absenkung im Bereich 35 Hz bis 70 Hz. Gerade da wo man den Bass für die Wärme braucht fehlt er. Obwohl ja beide Kanäle für sich betrachtet ok sind.
Was kann man nun tun? Ein Ansatz, vielleicht oft auch unbewusst verwendet ist das Ändern der Zielkurve mit einer Bassanhebung, z.B. per Bassbuckel bei 60 Hz. Das bedeutet jedoch, dass man mehr Energie in die LS steckt, die Membranen müssen mehr arbeiten.
Ein anderer Ansatz sei nun hier vorgestellt:
Das Minimum im markierten Bereich liegt bei 49.796 Hz, angezeigt rechts vom Frequenzgang-Chart.
Es wird nun mit Generate - Tone Generator ein Sinus mit dieser Frequenz erzeugt und die beiden Pulsantworten jeweils mit dem Sinus gefaltet.
Im Zeitdiagramm zeigt sich dann
Reingezoomt in den stationären Bereich in der Mitte (=eingeschwungener Zustand) sieht man schön, dass die Schwingungen gegenphasig laufen. Die Schallanteile löschen sich aus.
Passieren tut das Ganze bereits beim Einschwingen, man sieht dass der rechte Kanal irgendwie verzögert wird. Obwohl beide Kanäle gleichzeitig starten.
Die Ursache ist in dem L-förmigen Raum zu suchen, der Bass breitet sich eben nicht-symmetrisch aus. Und es ergeben sich damit auch andere Reflexionszustände.
Nun kann man per Generate - IIR-Filter einen Allpass mit den 49.796 Hz erzeugen, als weiterer Parameter ist die Güte anzugeben. Hier muss man dann ein wenig spielen. In unserem Fall ist Q=4 gewählt. Unabhängig von der Güte (die prinzipiell die Gruppenlaufzeit beeinflusst) ergibt sich ein Phasenverlauf der bei 0° beginnt, dann bei der gewählten Frequenz mit -180° bzw. -Pi die Phase schiebt und dann im oberen Frequenzbereich wieder phasenrichtig verläuft. Die Güte definiert lediglich die Steilheit der Kurve.
Nun ist der jeweils andere Kanal mit dem Allpass zu falten, hier also der linke Kanal. Der rechte Kanal weist ja bereits die Verzögewrung auf.
Das Ergebnis ist dann noch per CutNWindow auf die ursprüngliche Länge ab Position zurückzuschneiden.
Das Ergebnis ergibt dann einen neuen Summenfrequenzgang (braun), dargestellt im Vergleich zur vorherigen Summe (blau).
Wie man sieht bewirkt allein die zeitliche Verschiebung des Frequenzbereichs um 50 Hz eine klare Verbesserung. Und das ohne zusätzlichen Ernergieaufwand!
Zuletzt verbleibt dann noch die Aufgabe die entsprechenden Korrekturfilter mit dem Allpass zu falten (erzeugt je Abtastrate) und auf die richtige Länge zurückzuschneiden.
Das Ergebnis lohnt sich, am Hörplatz ist nun der Bass so vorhanden wie es sein soll. Die zusätzliche Verzögerung ist nicht wirklich wahrnehmbar (wie zu sehen tut ja die Räumlichkeit ja auch ihren Anteil dazu).
Happy tuning und viele Grüsse
Uli
PS noch einige Anmerkungen:
- da jede Konfiguration anders ist, muss man tatsächlich probieren, also ein wenig Spielfreude mitbringen. Es gibt auch schmalbandige Löcher wo es sich nicht lohnt. In unserem Beispiel ist der Versuch, das Loch bei 64.6 Hz zu füllen, kontraproduktiv.
- theoretisch könnte man den Allpass reversieren und dann den rechten Kanal damit falten. Der Summenfrequenzgang ist dann auch ok. Allerdings erzeugt das ein klares Preringing und das ist nicht wirklich gewollt
Diesmal könnte man das Sommerloch mit einem Bassloch vergleichen, welches sich bei unsymmetrischen Verhältnissen einer gegebenen Stereo-Anordung ergeben kann. Beispiele wären u.a. ein L-förmiger Raum, eine unsymmetrische Aufstellung (ein LS in der Ecke, der andere LS in der Wandmitte) oder auch unsymmetrische Möblierungen.
Ausgangspunkt sei ein gegebenes System in einem L-Raum. Die Testfaltung zeigt das ungeglättete Ergebnis der Korrektur
Soweit so gut, soweit ok.
Addiert man aber nun die Pulsantworten ergibt sich ein Summenfrequenzgang
welcher im markierten Bereich einen deutlichen Einbruch zeigt. Dabei meine ich nicht nur das schmalbandige Loch, sondern auch die Absenkung im Bereich 35 Hz bis 70 Hz. Gerade da wo man den Bass für die Wärme braucht fehlt er. Obwohl ja beide Kanäle für sich betrachtet ok sind.
Was kann man nun tun? Ein Ansatz, vielleicht oft auch unbewusst verwendet ist das Ändern der Zielkurve mit einer Bassanhebung, z.B. per Bassbuckel bei 60 Hz. Das bedeutet jedoch, dass man mehr Energie in die LS steckt, die Membranen müssen mehr arbeiten.
Ein anderer Ansatz sei nun hier vorgestellt:
Das Minimum im markierten Bereich liegt bei 49.796 Hz, angezeigt rechts vom Frequenzgang-Chart.
Es wird nun mit Generate - Tone Generator ein Sinus mit dieser Frequenz erzeugt und die beiden Pulsantworten jeweils mit dem Sinus gefaltet.
Im Zeitdiagramm zeigt sich dann
Reingezoomt in den stationären Bereich in der Mitte (=eingeschwungener Zustand) sieht man schön, dass die Schwingungen gegenphasig laufen. Die Schallanteile löschen sich aus.
Passieren tut das Ganze bereits beim Einschwingen, man sieht dass der rechte Kanal irgendwie verzögert wird. Obwohl beide Kanäle gleichzeitig starten.
Die Ursache ist in dem L-förmigen Raum zu suchen, der Bass breitet sich eben nicht-symmetrisch aus. Und es ergeben sich damit auch andere Reflexionszustände.
Nun kann man per Generate - IIR-Filter einen Allpass mit den 49.796 Hz erzeugen, als weiterer Parameter ist die Güte anzugeben. Hier muss man dann ein wenig spielen. In unserem Fall ist Q=4 gewählt. Unabhängig von der Güte (die prinzipiell die Gruppenlaufzeit beeinflusst) ergibt sich ein Phasenverlauf der bei 0° beginnt, dann bei der gewählten Frequenz mit -180° bzw. -Pi die Phase schiebt und dann im oberen Frequenzbereich wieder phasenrichtig verläuft. Die Güte definiert lediglich die Steilheit der Kurve.
Nun ist der jeweils andere Kanal mit dem Allpass zu falten, hier also der linke Kanal. Der rechte Kanal weist ja bereits die Verzögewrung auf.
Das Ergebnis ist dann noch per CutNWindow auf die ursprüngliche Länge ab Position zurückzuschneiden.
Das Ergebnis ergibt dann einen neuen Summenfrequenzgang (braun), dargestellt im Vergleich zur vorherigen Summe (blau).
Wie man sieht bewirkt allein die zeitliche Verschiebung des Frequenzbereichs um 50 Hz eine klare Verbesserung. Und das ohne zusätzlichen Ernergieaufwand!
Zuletzt verbleibt dann noch die Aufgabe die entsprechenden Korrekturfilter mit dem Allpass zu falten (erzeugt je Abtastrate) und auf die richtige Länge zurückzuschneiden.
Das Ergebnis lohnt sich, am Hörplatz ist nun der Bass so vorhanden wie es sein soll. Die zusätzliche Verzögerung ist nicht wirklich wahrnehmbar (wie zu sehen tut ja die Räumlichkeit ja auch ihren Anteil dazu).
Happy tuning und viele Grüsse
Uli
PS noch einige Anmerkungen:
- da jede Konfiguration anders ist, muss man tatsächlich probieren, also ein wenig Spielfreude mitbringen. Es gibt auch schmalbandige Löcher wo es sich nicht lohnt. In unserem Beispiel ist der Versuch, das Loch bei 64.6 Hz zu füllen, kontraproduktiv.
- theoretisch könnte man den Allpass reversieren und dann den rechten Kanal damit falten. Der Summenfrequenzgang ist dann auch ok. Allerdings erzeugt das ein klares Preringing und das ist nicht wirklich gewollt