Aktuelle Kopfhörermodelle - Erfahrungen/Empfehlungen

fredonheadphone · „wie fredonheadphone zum aktiven Hören kam“
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„wie fredonheadphone zum aktiven Hören kam“

Beitrag von fredonheadphone »

Boxentroll hat geschrieben: 16.01.2025, 08:10 Hallo zusammen,

ich nutze seit Jahren einen HD 600 an einem recht starken Transistor KHV mit sehr niedriger Ausgangsimpedanz und ich finde ihn ab etwa 200 Hz aufwärts extrem neutral von der Tonalität.
Mit neutral meine ich, daß kein einzelner Frequenzbereich heraussticht oder unterbelichtet wirkt. Alle Aufnahmen wirken wie aus einem Guß und sehr homogen. Eine Anhebung bei 2 kHz oder in einem anderen Frequenzbereich höre ich nicht.
Für mich ist der HD 600 extrem langzeittauglich.

Was ich aber schon höre, ist ein ab 200 Hz und unterhalb abfallender Pegel. Der Bassbereich ist etwas leiser als er idealerweise wäre. Aber selbst daran "gewöhne" ich mich innerhalb kürzester Zeit und ich genieße einfach die Musik und die Aufnahme.
....
Sagen wir mal so .... auf ein Klassik Orchester bezogen .... und auf Klang Charakteristik bezogen
Mit einem DT1990 sitzt du knapp vor den Streichern, Hörnern (auf Plätzen von jeweiligen Stütz Micros bei Aufnahmen bezogen, daher geben manche Aufnahmen den Live Charakter nicht wieder).

Mit Composer und anderen mit ähnlicher Klang Charakteristik (K812, etc.), in der ersten Reihe vor dem Orchester

Mit HD490 Pro plus einige Reihen dahinter.

Mit HD600 etwa im gleichseitigen Dreieck (Orchesterbreite, Abstand), daher klingt es mit HD600 eher wie im Konzertsaal.

Klingt eine Violine knapp davor mitunter scharf (selbst bei Kammerkonzerten in knappen Abstand beobachtet) im Abstand von etlichen Meter “wohlig“ wärmer.

Hat etwas mit Raumakustik und Dämpfung einzelner Frequenzbereiche zu tun.

Etwas zum Schmökern https://web.archive.org/web/20250112164 ... audio.com/
Hornguru · „wie Hornguru zum aktiven Hören kam“
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„wie Hornguru zum aktiven Hören kam“

Beitrag von Hornguru »

Hallo

Ich weiß nicht obs wen interessiert, auf meine letzte Empfehlung kam auch keine Resonanz, aber trotzdem nochmal:

Wieder eine Sony Vintage Kopfhörer Empfehlung, sorry :D So gut, muss einfach sein!
Ignoriert meine vorherige Empfehlung vom Sony MDR-CD750 - das Ding ist weg.

wer mir mit folgender Kritik zustimmt, sollte weiterlesen:
- Kopfhörer klingen nicht, nur Lautsprecher machen Spaß
- Die In-Kopf Ortung stört total
- Den meisten KH fehlt es einfach an Spieltrieb, Luftigkeit und dem Gewissen etwas

Trotzdem hat die Intimität und Hörraum Unabhängigkeit natürlich seine Vorteile. Daher hatte ich immer mal wieder mit KH experimentiert. Verschiedene Stax Elektrostaten (SR5, L300, SR007, SR009S, SR9000). Deren Transparenz mir gefällt. Aber mit der Zeit nervt der Hochton, und sie langweilen.
Verschiedene Klassiker ala Koss, Focal, Sennheiser (560, 600, 650, 800, 800s) klingen für mich total eingeengt, muffelig, tonal falsch und leblos.

Dann interessierte ich mich für den König, Sony R10. Der aber nicht zu bekommen ist.
Dann gabs als billige Alternativen: MDR-CD3000 und 1700.... und ganz unbekannt 770.
Letzterer ist wahrscheinlich der Kopfhörer schlechthin.
Seine Schwächen vorweg: Der Tiefbass ist etwas schwächer, aber da (zart)
Eher Oberbass, aber ohne Betonung darauf. Er ist linear zwischen 100-1000Hz. Unter 100 fällt er sanft ab.
Er klirrt etwas mehr, über 1%.
Bei 2-3kHz leichte Erhöhung.
Darüber sanfter Abfall, dezenter Hochton.
Bei 7-8kHz eine vorlaute Spitze.
Das Plastikgehäuse knarzt billig.
Mittenbetont, nervt auf sehr hoher Lautstärke.

ABER, es gibt auch Sonnenseiten 8) Ich würde sagen, es ist vielleicht der beste Kopfhörer auf dem Planeten, wenn einem die folgenden Parameter wichtig sind:
- ausufernde Räumlichkeit ! Nicht nur luftig, sondern sogar außerhalb vom Kopf ortbar. Räumlich klar differenzierte Instrumente. Manchmal erschrickt man weil man glaubt es käme aus dem Raum
- Fetzt ohne Ende. Egal ob Rock Pop Alt Neu, der Fußwipp und Headbang Faktor ist mind. 10 von 10. Unglaublich wie viel Spaß der macht. Man möchte es einfach nur Krachen lassen. Man kann garnicht mehr aufhören zu hören. Ich kann garnicht mehr mitzählen wie oft ich leider bis spät in die Nacht bzw früh morgens ich gehört habe um dann morgens mit roten Augen aufzustehen. Achtung Suchtgefahr!
- Unglaublich Emotional: Er fetzt nicht nur. Auch Klassik, Jazz, Stimmen Solos kommen unglaublich schön und Emotional. Melodien fließen so schön, man wird in einem Strudel der Emotionen mitgerissen. Schönheit 10 von 10.
- Detailauflösung: Man hört so viele Details. Wertung 11 von 10. Man hört mehr Details als einem lieb ist. Sogar Mastering Fehler, Schnittfehler, falsche Noten, Störungen. Der Kopfhörer arbeitet mit spielender Leichtigkeit jedes Mikrodetail hervor. Ohne dabei zu ermüden. Unglaublich, da sonst unvereinbare Gegensätze.
- Musikalisch: Das wichtigste, man möchte einfach immer mehr Musik hören. Neues entdecken, altes neu entdecken, unaufhörlich eintauchen. Ohne Ende. Und man vergisst den Klang total. Er macht einfach Musik.

Ich kann euch garnicht deutlich genug ans Herz legen diesen KH mal auszuprobieren. Echt ein Underdog. In der Bucht je nach Zustand zwischen 70-200€. Vorsicht, nur Original Polster! Diese sind sehr klang relevant. Lieber abgeplättertes Leder als billige China Ersatzteile.

Einen Kollegen konnte ich schon überzeugen. Er wollte ursprünglich garnichts von Kopfhörern wissen, nur von Lautsprechern. Seit er den 770 und den 1700 hat, ist er total begeistert. Ein Kopfhörer für die Insel! Er lässt mich sogar die Lautsprecher manchmal vergessen.
Ich habe mir mittlerweile sogar schon 4 Backups auf Lager gelegt, falls mal was dran kommt :mrgreen:
Trotzdem war ich skeptisch, so ein billiger KH, da muss doch mehr gehen!? Habe aber jeden Kauf danach bereut. Bis auf die 770 Backups :wink:

Gruß
Josh
tom_on_wheels · „wie tom_on_wheels zum aktiven Hören kam“
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„wie tom_on_wheels zum aktiven Hören kam“

Beitrag von tom_on_wheels »

Hallo Josh,

Deinen 3 Kritikpunkten kann ich uneingeschränkt zustimmen! Mit Over Ears komme ich klanglich nicht klar, es kommt einfach kein Spass auf. Ich hatte ein Heddphone und habe auch teuerer Focals gehört. Alles nix für mich. Der Sundara liegt auch bloß rum.

Ich probiere mich gerade durch verschiedene Cheapo In Ears. Erstaunlich, was man für unter 50 Euro an In Ears bekommt, die echt Spaß machen. Jetzt bräuchte ich nur noch einen Tipp für den König der Cheapos... :wink: Der Markt ist sowas von unübersichtlich.

Aber vielleicht teste ich mal Deinen Tipp mit dem 770er...

Viele Grüße
Tom
Hironimus_23 · „wie Hironimus_23 zum aktiven Hören kam“
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Beitrag von Hironimus_23 »

Hi zusammen,

auch von mir mal meine Erfahrungen zu Kopfhörern, obwohl ich kein richtiger KH-Hörer bin, sondern diese nur im Urlaub oder auf längeren Bahn- und Flugstrecken nutze.

Vor ca. 25 Jahren schaffte ich mir einen Sennheiser HD25 an, ein On-Ear-Kopfhörer. Dieser hatte sich damals gegen ein paar andere Kandidaten durchgesetzt, welcher das waren, erinnere ich nicht mehr.

Nun durch Zufall, weil im Familienumfeld gerade der Bedarf an einen Noicecanceling-Kopfhörer gestellt und ein Over-Ear Sennheiser Momentum 4 angeschafft wurde, hatte ich die Chance beide gegeneinander antreten zu lassen.

Also Methusalem Sennheiser HD 25 gegen State-oft-the-Art-Modell Sennheiser Momentum 4.

Und ich war erschüttert :shock: ! Der neue Momentum klang für mich dumpf und muffelig.

Mein alter HD25 dagegen frisch, transparent ohne aufgeblähten Bass. Damit ist für mich klar, der HD25 muss noch lange weiter durchhalten :) .

VG
René
Hornguru · „wie Hornguru zum aktiven Hören kam“
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Beitrag von Hornguru »

Oh liest ja doch jemand mit :D
Horntreiber hat geschrieben: 17.01.2025, 16:26 mit welchem KH Amp hast Du denn die Erfahrung gemacht?
Hallo Klaus! Überwiegend mit einem DIY Kit basierend auf Funk.
Funk LPA in Version 2S+, mit Balanced kit. Ordentlich, aber einen Hang zur Analytik.
Hatte noch einen Linn Wakonda Pre Out getestet, wärmer aber verwaschener.
Und meine RME Fireface, definitiv der beste bisher, warm kräftig klar schön.
Die Sony sind aber alle 32 Ohm, sehr effizient, stellen kaum Ansprüche an den Amp. Die Unterschiede waren alle sehr klein.

tom_on_wheels hat geschrieben: 17.01.2025, 16:41 Jetzt bräuchte ich nur noch einen Tipp für den König der Cheapos... :wink:
Teste mal den 770, interessiert mich ob du ihm auch verfällst. Mit Inear konnte ich mich noch nicht anfreunden. Die Messergebnisse sind ja berauschend gut, aber die räumliche Abbildung noch eingeengter im Kopf. Habe aber nur wenige gehört, Beyerdynamic Apple Samsung und Moondrop. Letzterer war so ein "Cheapo". Mit Räumlichkeit ist da aber nichts zu machen oder?

Gruß
Josh
Rudolf · „wie Rudolf zum aktiven Hören kam“
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„wie Rudolf zum aktiven Hören kam“

Beitrag von Rudolf »

Hallo René,
Hironimus_23 hat geschrieben: 17.01.2025, 17:02 Vor ca. 25 Jahren schaffte ich mir einen Sennheiser HD25 an, ein On-Ear-Kopfhörer.
[...]
Mein alter HD25 dagegen frisch, transparent ohne aufgeblähten Bass. Damit ist für mich klar, der HD25 muss noch lange weiter durchhalten :)
der Sennheiser HD 25 begleitet mich auf jede Reise! Es gibt ihn immer noch, und das bestimmt nicht ohne Grund: ab 99 € beim Thomann ...

:cheers:

Viele Grüße
Rudolf
Horntreiber · „wie Horntreiber zum aktiven Hören kam“
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Beitrag von Horntreiber »

Hallo Josh,

klar wird hier mitgelesen! Als Hornfreak sind wir seeehr verwöhnt :cheers: . Ich hab es auch geschafft mit entsprechendem Aufwand ein den Hörnern ähnliches Klangbild hinzubekommen. Und ich kann trotz aller Technik und Anpassungsmöglichkeiten mit RME ADI 2/4 +DPS-2 beim Vergleich HD600 und T+A Solitaire P feststellen, dass der HD einfach keinen Raum wie der T+A schafft (beide KH mit gleichem Kabel über Pentaconn symmetrisch betrieben und auf meine Ohren eingestellt ). "Raum" vor der Nase, wie über große Anlage, ist eh die Königsdisziplin, die nur ganz wenige KH schaffen...meist nur offene! Aber den 770 werde ich ob der niedrigen Anschaffungskosten mal testen...aber nur auf meine Ohren angepasst :wink:

Danke für den Tipp und
beste Grüße
Klaus
Hans-Martin · „wie Hans-Martin zum aktiven Hören kam“
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Beitrag von Hans-Martin »

fredonheadphone hat geschrieben: 17.01.2025, 09:03Etwas zum Schmökern https://web.archive.org/web/20250112164 ... audio.com/
Hallo Fritz,
wozu in die Ferne schweifen, wo das Gute liegt so nah... es braucht keine Waybackmachine, die Webseite https://sengpielaudio.com wird von Alexander Sengpiel mit vollem Umfang erhalten und weiterbetrieben, verständlicherweise nicht weiter entwickelt.
Besonderes Highlight ist m.E.:https://sengpielaudio.com/Visualization-EBS.htm, die Bedeutung der Mikrofonaufstellung für die Aufnahmen, die für LS-Wiedergabe konzipiert sind (vermutlich 99,9%).
Die Webseite ist ein Fundus für alle Akustiker, TonIngs, etc.
Grüße
Hans-Martin

P.S.
Bis zu seinem Ableben war der scheinbar unermüdliche Eberhard Sengpiel (ebs) angesehenes Mitglied unseres Forums.
Mister Cool · „wie Mister Cool zum aktiven Hören kam“
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Beitrag von Mister Cool »

Buellerich hat geschrieben: 17.01.2025, 08:47 Was ich noch fragen wollte:

Kennt jemand diesen Hörer ?

https://www.precide.ch/precide_shop/en/ ... hones.html

der Ergo scheint dem Float sehr ähnlich. Das Modell an sich scheint schon etwas älter. Der Hauptvorteil scheint die " räumliche Darstellung" zu sein, die angeblich eher konventionellen Designs überlegen ist.
Hat jemand Erfahrung mit dem?

Viele Grüße

Büller

Hi,

Ich habe keine Erfahrung mit dem Ergo, aber habe die Floats gehört. Und das war angenehm.

Aber..
Seit dem ich eine gute Implementierung von Crossfeed entdeckt habe (siehe Headphone Amps von SPL, mein aktueller RME ADi oder sogar selbst-programierter, parametrisierter Crosfeed in EqualizerAPO), ist das Thema gegessen.
Vorteil dieser Lösung ist, dass sie dosierbar ist und mit jedem Kopfhörer, der dir gefällt/passt, funktioniert.

Ich höre nix mehr ohne Crossfeed. Ohne Crossfed hört sich alles wie „kaputt“ an😀

Wenn Du Roon hast, dann kannst Du es auch in Roon ausprobieren.

Oder in SPL Youtube

https://youtu.be/0Rn3siX93fM?si=ZKg6kmgN1xjYN2l3

Das ist die Lösung (SPL mit den drei Parametern), die ich in APO nachprogramiert habe

Grüsse,
Alwin
Hans-Martin · „wie Hans-Martin zum aktiven Hören kam“
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„wie Hans-Martin zum aktiven Hören kam“

Beitrag von Hans-Martin »

Buellerich hat geschrieben: 17.01.2025, 08:47Kennt jemand diesen Hörer ?
https://www.precide.ch/precide_shop/en/ ... hones.html
der Ergo scheint dem Float sehr ähnlich. Das Modell an sich scheint schon etwas älter. Der Hauptvorteil scheint die " räumliche Darstellung" zu sein, die angeblich eher konventionellen Designs überlegen ist.
Hallo Sascha,
ja das Modell ist schon etwas älter, wie auch der Inhaber der Firma Precide. Die hatte früher den Schweizer Vertrieb für Jecklin Float, und da sie Lautsprecher mit Air Motion Transformer bauten, war es naheliegend (ergo...), auch den Kopfhörer auf diesem Prinzip aufzubauen. Wie beim Jecklin Float sind hier 2 Dipol-Systeme verbaut, allerdings nicht mit elektrostatischen Systemen, sondern mit der Zieharmonika-gefalteten Fläche auf kleine Austrittsöffnung (AMT). Ich habe zwar den Jecklin Float eine gewisse Zeit im Gebrauch gehabt, irgendwann ging einer der Übertrager kaputt. Wie ich viel später festellen konnte, lag es an durchgeschlagenen Kondensatoren in der Hochspannungskaskade. Folien können auch versagen.
Der Ergo kommt ohne Vorschaltgerät aus, was seine Handhabung deutlich vereinfacht.
Da ich beim Testhören auf einer Messe keine direkte Vergleichsmöglichkeit hatte, kann ich nur einen spontanen Erinnerungsbericht abgeben: Fette Bässe kann man nicht erwarten, das gibt ein offener Dipol nicht her. Das kam auch beim AKG K1000 nicht, und der Float gleicht etwas mit seiner großen Membranfläche aus. Ich hatte erwartet, dass der Ergo ein anspringenderes Klangbild macht, das habe ich aber eher bei ohrumschließenden dynamischen Hörersystemen bekommen. Auch ein Stax mit ovalen Elektrostaten macht einen tieferreichenden Bass mit seinen ergonomisch geformten Ohrpolstern, die unten hinten den Kinn-Hals-Übergang berücksichtigen.
Ich habe beim Ergo den typischen Test gemacht: Kopfschütteln, wie reagiert der Hörer? Verrutscht er? Durch den hinteren Schaum blieb er ganz gut in Position. Drückt der Hörer meine Ohrmuscheln gegen die Brillenbügel? AKG K1000, Jecklin Float, Ergo alle gut, Stax akzeptabel.
Aber mit einem Aspekt sticht der Jecklin heraus: Dieser "Astronautenhelm" hat Massenträgheit, die sich einer Kopfdrehbewegung entgegensetzt. Und ich meine, das führt zu einem gesteigerten Raumeindruck von der Aufnahme, denn man bewegt sich immer irgendwie, ohne dass es einem bewusst werden muss.
Der Jecklin ist hinten schmaler als vorn, der Ergo vorn schmaler. Damit ist (beim Ergo) wie beim AKG der Schalleinfallwinkel mehr von vorn. Und Florian König (Gründer von Ultrasone) hatte seine Hörersysteme leicht nach vorn in Richtung Nase vesetzt, um die Vorneortung zu verstärken, angenähert an das, was wir nach Ausrichtung auf das visuell erfasste Schallereignis erwarten.
Der Jecklin ist da anders. Durch die Öffnung nach vorn wandert ein geringer gleichpoliger Schallanteil um den Schädel zum anderen Ohr.
Aus der Forschung um Cochleaimplantate habe ich einen Wert von -10dB in Erinnerung, was das abgewandte Ohr erreicht.
Das geht beim Float ein wenig in die Richtung Crossfeed. Bei den anderen Hörern (AKG, Hörersystem abgeklappt) muss man eher mit invers gepolten Übersprech-Schallanteilen rechnen. Das verbreitert prinzipiell die Darstellung, weg von Crossfeed. Meine Experimente mit FLOW bei frei aufgestellten LS und dessen Anwendung auf KH führte aber zu einer Anti-FLOW Charakteristik, also statt Höhen enger und Bässe breiter bei LS, hier Bässe enger und Höhen breiter. Das entspricht auch etwa Crossfeed.
Es ist lange her, dass ich den Ergo gehört habe, er hat mich nicht gleich überzeugt, auch bei einem späteren Test nicht. Aber ich habe meine doch sehr individuellen persönlichen Testkriterien, bei denen Vorneortung und Nicht-Imkopflokalisation auch eine große Rolle spielen. Der Sennheiser HD414 mit seinem offenen Prinzip war mein erster begeisternder Kopfhörer (als Schüler). Wenn ich auf einer Messe beim Sennheiser HD800 schief angesehen werde, weil ich ihn auch mal bewusst "verkehrt" aufsetze, die Hörersysteme von den Ohren abhebe, den Kopf dabei drehe usw.,
Der Ergo zeigte ein durchaus ausgewogenes Klangbild, blieb aber in der Summer der Eigenschaften hinter meinen Erwartungen etwas zurück. Ich rate zu einem individuellen Hörtest mit vertrauter Musik, denn jeder hat andere Ohren (IRCAM hat über 50 Muster mit Rosa Rauschen bei einem 360° Umlauf)
Grüße
Hans-Martin
Hornguru · „wie Hornguru zum aktiven Hören kam“
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Beitrag von Hornguru »

Hallo Alwin

Habe mir gerade dein Video mit dem Crossfeed angehört, auf einem Apple In-Ear.
Ganz angetan bin ich aber nicht.
Ich hatte den Eindruck dass mit Effekt nun 2 versetzte Gitarren, statt nur einer spielten.

Muss sagen dass es schon schnell und billig eine gewisse Räumlichkeit bringt.
Solche 100% Mono Quellen auf einer Seite, die dann entsprechend unangenehm auf KH sind, gibt es aber sehr selten.
Insofern ist der Praxis Gewinn recht klein.
Die meisten Aufnahmen haben schon ein gewisses Paning. Das reicht fürs Gröbste.

Wenn ich dann das Apple hauseigene "Spatialise Stereo" einschalte, was auch Räumlichkeit vortäuscht, schiebt sich die Mono Gitarre des Videos zu 95% glaubwürdig plastisch in den Raum. Als ob sie wirklich vor mir im Zimmer spielt. Faszinierend. Viel viel besser implementiert. Aber auch sicherlich komplexer in der Umsetzung. Ist ja derzeit auch State of the art mit eigenem DSP Chip.

Wie gesagt, in der Praxis ist der nutzen klein. Das hilft bei Nachrichten, Podcasts und Doppelmono Musik.

Ganz anders sieht es aber aus mit häufiger auftretenden räumlichen Abmischung und Aufnahmen, wie zB bei Klassik. Diese kommen ja schon mit gewisser Aufnahme-Räumlichkeit. Dann wird der Apple Spatial Stereo schnell zur Folter. Künstlich, verfärbt, trötig. So kann man garkeine Musik mehr hören.

Ganz selten gibt es sehr trockene Studio Aufnahmen. Die dann mit Spatial Sound noch so 75% glaubwürdig in den Raum projeziert werden. Aber idR habe ich das Spatial immer ausgeschaltet.

Gruß
Josh
uli.brueggemann · „wie uli.brueggemann zum aktiven Hören kam“
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Beitrag von uli.brueggemann »

Ich hatte da mal ver einiger Zeit eine Diskussion mit Bob Katz zum Thema Crossfeed beim KH.
Ergebnis: ich habe da mal AcourateConvolver V2.1.1 auf den Server geladen. Der AC bietet nun die Möglichkeit für einen Kopfhörer ein Crossfeed zu erzeugen welches von den bekannten gängigen Methoden abweicht. Dabei werden definitiv keine Kammfiltereffekte erzeugt. Dazu einfach eine passende Konfiguration 2 Kanäle in/out evtl. auch mit Anpssungsfiltern erzeugen und das Crossfeed über den Button HeadphoneX einstellen.
Wer keinen AcourateConvolver hat ... das Programm erlaubt zumindest einen Testzeitraum von einigen Tagen. Zum Spielen reicht es also.

Grüsse
Uli
Mister Cool · „wie Mister Cool zum aktiven Hören kam“
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Beitrag von Mister Cool »

Hornguru hat geschrieben: 23.01.2025, 16:18 Hallo Alwin

Habe mir gerade dein Video mit dem Crossfeed angehört, auf einem Apple In-Ear.
Ganz angetan bin ich aber nicht.
Ich hatte den Eindruck dass mit Effekt nun 2 versetzte Gitarren, statt nur einer spielten.
Hi,

ich habe das obengenannte Crossfeed sowohl auf dem Phonitor als auch auf dem RME mit einigen (Overear) Kopfhöreren gehört und tatsächlich festgestellt, dass es je nach Model unterschiedlich wirksam war. Glücklicherweise mit meinen Favoriten passt es sehr gut

Grüsse,
Alwin
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