Liebe Forenten,
mit einiger Überraschung habe ich gestern in Fazit, der Kulturzusammenfassung des DLF, vom Tode Chick Coreas gehört. Ich habe ein paar LPs von ihm im Schrank, sie aber nie intensiver gehört, weil ich mir die LPs zu früh gekauft habe. Ich war noch keine 20 und habe mir mit dem Kauf damals keinen Gefallen getan.
Ich habe dann, wenn es um Klaviermusik ging, mehr Keith Jarrett und Herbie Hancock gehört, sodass ich Herrn Coreas Tod zum Anlass nehmen werde, mich ihm nun zuzuwenden. Inzwischen bin ich durch sämtliche Sinfonien Bruckners gegangen und damit (einhergehend) haben sich meine Hörgewohnheiten doch merklich verändert. Ich freue mich schon darauf.
Niemand von uns kommt hier lebend raus, sodass klar ist, dass wir alle einmal gehen werden. Dennoch macht es einen immer wieder traurig, wenn eine Künstlerin oder ein Künstler unsere Welt verlässt, die oder der einen irgendwie begleitet hat; oder in ihrer oder seiner Nicht-Begleitung doch immer auch dann mit präsent war, wenn ich Herrn Jarrett oder Herrn Hancock gehört habe.
79 ist ein Alter, in welchem man in gesicherten Verhältnissen in der westlichen Welt heutzutage nicht abtritt. So ist in seinen Nachrufen von einer seltenen Krebserkrankung die Rede. 79 ist auf der anderen Seite aber auch ein Alter, das so auffallend zu meinem Bild, das ich von Herrn Corea habe, kontrastiert: ein Musiker mit ungekämmt scheinendem Haar, vielleicht Ende 30, wie es auch der DLF auf seiner Internetseite gewählt hat, wenn man den oben erwähnte Beitrag sucht. Ich bin mit meinem Bild also offensichtlich nicht alleine. Es dürfte klar sein, dass Herr Corea zuletzt deutlich anders aussah.
Quelle:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/zu ... _id=492409
dort zitiert: Images of Jazz/Heritage Images
Womit sich der Kreis schließt und ich zu besagtem Bericht zurückkomme. Eine Woche dürfte er noch hör- und herunterladbar sein, danach kann ich für nichts garantieren: in besagtem Foto unten rechts auf "hören" klicken oder oben rechts in der Leiste, wo sich auch der Pfeil fürs Herunterladen findet.
Zwei abschließende Annotationen
(1)
In dem Bericht ist von Herrn Coreas Engagement für die Scientologen die Rede. Ohne allzu politisch werden zu wollen (hier geht es um unser Hobby): das ist natürlich nicht schön, um es unmissverständlich zu sagen, aber ein Stück weit ist das auch dem geschickten Umgang der Sekte mit Prominenten geschuldet. Sogar hier in Hamburg gab es in der Eppendorfer Landstraße, also mitten im gediegenen Eppendorf, ein "Celebrity Center", eine altehrwürdige Stadtvilla,*) die nicht einmal ansatzweise erahnen ließ, wie das "Celebrity Center" in Hollywood wohl aussehen dürfte. Die Scientologen verstehen es meisterhaft, Prominenten Honig um den Bart zu schmieren, weil sie genau wissen, dass ihnen deren Popularität nützt. Man würde sich einen kritischeren Umgang der Prominenten mit der Sekte wünschen, aber man kann nicht alles haben.
(2)
79 Jahre kontrastiert zu meinem Bild in erster Linie natürlich deshalb so stark, weil ich mich im allerersten Impuls nicht 59 Jahre alt fühle. Aber natürlich weiß ich, dass ich es bin und es ist auch ok so.
Danke für Euer Interesse
Peter
*) Eppendorf ist 1943 bei den Bombenangriffen deshalb verschont geblieben, weil bei der zweiten Angriffswelle der Westwind stärker als von den Briten berechnet war, sodass das Fluggeschwader zu weit nach Osten driftete und seine Bombenladung erneut über Hammerbrook abgeworfen hatte, also kaum noch weiteren Schaden angerichtet hat. Später ist von interessierter Seite daraus die Legende kondensiert worden, dass die Briten das absichtlich getan hätten, um das Bürgertum im bürgerlichen Eppendorf zu schonen und die Arbeiter im Arbeiterviertel Hammerbrook zu treffen, aber die These ist nicht zu halten.
Frau Caberta hat in den 90er-Jahren als Scientology-Beauftrage des Hamburger Senats den Kampf gegen die hier in Hamburg damals sehr prominent vertretene Organisation aufgenommen und dabei einige Erfolge erzielt. Im Ergebnis hat sich Scientology deutlich verkleinert: sie sind mit ihrer Zentrale in kleinere Räume umgezogen und haben das "Celebrity Center", das neben der Zentrale bestand (das ist ja gerade der Witz daran: es soll möglichst wenig Berührungspunkte zwischen den umgarnten Prominenten und dem einfachen Fußvolk geben), ganz aufgegeben.