Diskus_GL hat geschrieben: ↑04.12.2020, 12:23Bez. der LEDE-Regeln gibt es ja eine sehr interessante Arbeit von Linkwitz (eine seiner letzten vor seinem Tode), in der er die "alte" LEDE-Regel völlig in Frage stellt und als Ergebnis seiner Messungen und Untersuchungen quasi umkehrt, damit im Hörraum eine möglichst "vom Hörraum unbeeinflusste Wiedergabe einer Aufnahme über Boxen in einem Raum" möglich wird ... inklusive des aufgenommenen Raumeindruckes des Aufnahmeraumes (siehe AES123 oder in Auszügen in Deutsch:
https://www.audioclub.de/index.php/club ... ochtoeners ).
Hallo Joachim,
schade, dass ein fortschreitenes Prostatakarzinom einen Strich durch Siegfried Linkwitzs weitere Hörforschung gemacht hat.
Sonst hätte er vielleicht noch Korrekturen angebracht, z.B. bei der Lokalisation der Höhe, wo sich mit 2 einfachen Experimenten seine Aussage zurzeit noch als Mangel an Erfahrung nachvollziehen lässt*.
Auch in anderen Bereichen jetzt speziell den zitierten Link betreffend sind die Gedanken nicht zuende gedacht:
Hier habe ich ein Beispiel von Hugh Masekela genommen (
Mandela von
Hope).
Die Spektralanalyse zeigt dieselben Frequenzen in demselben Zeitraum.
Wer errät, um was es sich handelt?
Wenn ich als Hilfestellung verrate, dass B ein Auszug von denselben 0,2 Sekunden des linken Kanals ist, Zeitverzögerung und Pegelverlust durch Reflexions-bedingten Umweg korrigiert, was kann dann A sein?
Definitiv ist die Hüllkurve anders. Welche Zuordnung würden unsere Ohren machen?
Könnten sie das Signal womöglich als vom selben Ursprung herkommend interpretieren?
Aus dem verlinkten Artikel entnehme ich die Aussage, dass omnipolares Abstrahlverhalten der LS (Bipolverhalten, nicht Dipol) die Phantomschallquellen verschlechtert.
Linkwitz hat geschrieben: When the rear tweeter polarity is monopolar, phantom imaging deteriorates.
Also, wenn die Hauptdarsteller, die Instrumente auf der Bühne schlechter ortbar sind, was interessiert da noch die Räumlichkeit, die natürgemäß diffus ist? Worum geht es bei der Musikwiedergabe, wenn nicht um Glaubwürdigkeit durch Wiedererkennen der Protagonisten?
Grüße
Hans-Martin
P.S. (nicht zu interpretieren als posthume Diskreditierung, sonders als Hinweis auf die Spezialisierung menschlichen Denkens auf Teilbereiche zulasten anderer, ebenfalls relevanter Bereiche):
* Der über den Boden reflektierte Schallanteil hat gegenüber dem Direktschall einen Zeitversatz. Linkwitz meinte, diese Information (Auswertung von Zeitversatz und Kammfiltereffekten) würde eine Information über die Höhe der originären Schallquelle vermitteln.
Siegfried Linkwitz" hat geschrieben:After all, almost every source that we hear has a floor reflection and we seem to use this information primarily to determine the height of the source above the floor.
Breitbänder als Schallquelle vorausgesetzt, wo lokalisieren wir in der Höhe eine Gesangsstimme, wenn sie zischreicher mit mehr Obertönen wiedergegeben wird, während die Schallquelle LS keine andere Positionsveränderung erfahren hat'? Die Antwort kann jeder für sich selbst durch Hören finden, jeer LS ist hinreichend.
Zu den gleichbleibenden Bedingungen bei fixer Hör- und LS-Position im Hörraum kommen die nichtkommunizierten (=unbekannten) Bedingungen der Aufnahmesituation.
Wenn man nickt, also den Schädel nach unten dreht, bleiben die Ohren auf gleicher Höhe. Bei identischem Schallsignal ändert sich die Wahrnehmung der Höhe über dem Boden des unveränderten Schallereignisses. Eine hörphysiologische Täuschung, die offenbar vorrangig von der Ausrichtung der Pinnae abhängig bleibt, und von den HRTFs. Diese Antwort kann jeder für sich selbst durch Hören bestätigt finden.
Einer Diskussion seiner Referenzaufnahmen und deren invertierter Polarität im Bezug auf seine propagierten Dipole (invertiertes Material als Direktschall und korrekt polarisiertes rückwärtiges Diffussignal) ging er mit Textbausteinen als Antwort aus dem Weg. Ich habe dafür Verständnis, schließlich war er schwer erkrankt, wie sich später herausstellte.
Linkwitz Lebenswerk ist beachtlich, Chapeau!