freezebox hat geschrieben: ↑15.10.2020, 16:15Zum Vergleich - bei einem Hörabstand von 3m und einer Chassis-Ohrenhöhe von 0,9m kommt man aufgrund der Bodenreflektion im Hörraum auf gerade mal 50cm Wegdifferenz (oder 1,47ms Zeitversatz) zw. Direktschall und Reflektion, bei niedriger eingebautem Chassis sogar noch weniger - ich denke mit ein Grund, weshalb man bei früheren Konstruktionen den TT gerne mal über den Hochtöner gesetzt hat, und nicht darunter.
Hallo Jörn,
denkt man das weiter, dann wird aus den 50cm Wegdifferenz und 1,47ms Zeitversatz (von mir nun etwas abgerundet auf 1,5ms) eine Auslöschung bei halber Wellenlänge = 1,5ms, also ganze Wellenlänge = 3ms, Kopfrechnen => 333Hz, ungeradzahlige Vielfache : 1000Hz, 3000, 5000, usw. je nach Dämpfung durch den Bodenbelag irgendwann unbedeutend.
Schaut man sich das niedrige Q der Auslöschung an, ist etwa eine halbe Oktave betroffen, im Grundtonbereich der männlichen Stimme. Beim einem Frontplattendurchmesser üblicher Hochtöner von max 100mm ändert die "inverse" Chassisanordnung wenig. Bei 2-Weg-Boxen könnte der Vorteil beim Bündelungsverhalten des Mitteltonbereichs liegen, während die Hochtonkalotte (nun unter dem TMT) mit ihrem Rundstrahlverhalten keine Probleme hat, das Ohr zu erreichen. Und der etwas weitere Weg des Hochtöners zum Ohr kann mit dem unvermeidbaren Vorlauf durch das Hochpassfilter vielleicht ein kalkuliert besseres Zeitkohärenzverhalten haben. Dreht man eine solche kleine Regalbox um, mit dem HT über dem TMT, will sie gar nicht mehr überzeugen (erlebt im Schlafzimmer mit Matratze unter dem Schallweg, überprüft mit anderen Boxen im Wohnzimmer).
Tiefere Frequenzen kann man auch gut im Nahfeld messen. Es ist ja ohnehin die Frage, was einem eine Tieftonmessung im Freifeld nutzt. Das Verhalten eines Tieftöners im Gehäuse kann man zum einen ausreichend genau simulieren und zum anderen hört man ohnehin im Raum, der erheblichen Einfluss auf den Tiefton nimmt.
Ich kann da nur zustimmen, denn ich verstehe bisher Ulis Vorabentzerrung nur bedeutend im Zusammenhang mit der Gestaltung der Frequenzweichenfilter. Sowas hat man aber üblicherweise am unteren Frequenzbereich nicht.
Bei einem zu kleinen Gehäuse rutscht die untere Grenzfrequenz höher, zudem wird das Qtc ungünstiger, mit der Folge, dass das Einschwingverhalten schlechter wird (da strebt man eher Q=0,5 an). Acourate linearisiert den FG oder macht auf Wunsch mehr, aber das Ein- und Ausschwingverhalten kann meines Wissens damit nicht beschleunigt werden.
Auch verstehe ich Uli dahingehend, dass Chassis am unteren Ende ihres Übertragungsbereichs zunehmend Klirr produzieren und dem Wunsch folgend, diesen zu meiden, wählt man eine angemessen hohe Hochpassfrequenz.
Gilbert Briggs (Gründer
Wharfedale) hat in seinem Buch
Loudspeakers noch davor gewarnt, ein Chassis unterhalb der Resonanzfrequenz zu betreiben, weil es zur "Frequenzverdopplung" käme. Moderne Chassis sollen weitgehend immun dagegen sein (sagen die Lautsprecherentwickler), aber die zu tiefen Frequenzen ansteigende k2- Kurve lässt zweifeln, ob von der alten Erkenntnis nicht doch ein Körnchen Wahrheit bis in die heutige Zeit überlebt hat (k2 = Anteil doppelter Frequenz).
Vor 40 Jahren hatte ich die Pioneer D23 Aktivweiche, ein wunderbares Spielzeug. Ich drehte nach Gehör an den Knöpfen, um einen Kompromiss zwischen dem nicht mehr Mithaltenkönnen (u.a. Partialschwingungen, Bündelung) des niedrigeren Chassis gegenüber dem Unsauberwerden (Klirr) des darüber folgenden zu finden. Heute haben wir phantastische Analyse-Tools auf dem PC... und nennen die Dinge beim Namen.
Ich habe z.B. meine Tiefmitteltöner, der bis 80Hz runter läuft in meinen Hauptlautsprechern in "zu kleine" Gehäuse eingebaut. Den dadurch resultierenden Abfall zum Tiefton habe ich mit acourate vor-entzerrt, indem ich eine Nahfeldmessung im Hörraum gemacht habe, und in FDW einen sehr kleinen Fenster-Wert (1 oder 2) für den Tiefton eingestellt habe. Damit sind die Reflektionen rausgefallen und die Vor-Entzerrung hat prima funktioniert.
Wenn man schon Fensterung einsetzt, kann man sich die Buddelei im Garten sparen.
Aber mein Vorschlag mit dem Loch im Boden berücksichtigt Stefans eingangs geäußerte Ziele (Hervorhebungen von mir):
Mr. Durden hat geschrieben: ↑10.10.2020, 23:38 Da eine Freifeldmessung nur schwer für mich umsetzbar wäre,
würde ich die Chassis gerne im eingebauten Zustand in der Bafflewall im Raum messen. So werden ja auch die Auswirkungen des Wandeinbaus auf die Chassis gleich mitberücksichtigt.
Mr. Durden hat geschrieben: ↑11.10.2020, 22:49Mit dieser Messmethode möchte ich so gut wie möglich die nicht statischen Raumeinflüsse ausblenden (also ähnlich einer Freifeldmessung / in einem reflektionsarmen Raum) und
trotzdem die einbaubedingten Auswirkungen auf das Chassis (Abstrahlverhalten, Kantendiffraktion, Bafflestep, etc.) mit in der Messung berücksichtigt haben.
Das MMR sollte eine Alternative zu gängigen Methoden sein (darunter auch zeitliche Fensterung?).
Grüße
Hans-Martin