Hallo Christian,
Deine Frage ist mehr als berechtigt aber ebenso wenig in letzter Konsequenz zu beantworten. Grundsätzlich helfen (zumindest mir) zwei Dinge dabei:
1. Jedes Digitalsignal wird auf analoge Weise übertragen, nämlich in Form einer Rechteck-Kurve. Das hilft zu verstehen, dass digital nicht fehlerfrei bedeutet. Ob diese analog übertragene Rechteckkurve mit ihren Maximal- und Minimal-Spannungswerten einen Datenstrom oder Datenpakete überträgt, ist dabei erst einmal unerheblich. Datenpakete suggerieren, dass innerhalb jedes Pakets der Inhalt frischeversiegelt und damit haltbar sei. Wie im wirklichen Leben kann sowohl der Inhalt als auch die Form "verbeult" sein - sprich: die Rechteckkurve wäre dann stark deformiert.
Denn dass eine Rechteckkurve tatsächlich eine Rechteckkurve ist, kann man getrost als Märchen betrachten. Zum einen weist die "Rechteckkurve" eine ziemlich unregelmäßige Linienführung auf, zum anderen handelt es ist es durch die Auf- und Abstiegsflanken in Wirklichkeit um ein Trapez - rechte Winkel sind also Fehlanzeige. Idealtypisch aber nennen wir es halt trotzdem Rechteckkurve.
Damit komme ich zu Punkt 2.
2. Solange Rechteckkurven in der digitalen Domain bleiben, gibt's keine Probleme. Ich gehe dabei von hinreichenden Datenintegrität bei der Übertragung aus (in unserem Fall nennen wir das bitgenau). Die Probleme fangen an, wo uns die Daten zu Gehör gebracht werden sollen. Dazu müssen die trapezförmigen Rechteckkurven mit ihren Schaltzuständen von 0/1 vom D/A-Wandler ausgelesen werden und in analoge Spannungswerte übersetzt werden - und zwar Spannungswerte, die zu einem bestimmten Zeitpunkt vorherrschen müssen, damit wir dies als das Frequenzgemisch wahrnehmen können, welches wir Musik nennen.
Interpretiert wird die Rechteckkurve an ihren Auf- und Abstiegsflanken. Auf dem Weg von 0 zu I durchläuft das Rechtecksignal im Zeitverlauf beliebig viele Durchgangspunkte, ab der das Signal noch als 0 oder bereits schon als I vom D/A-Wandler interpretiert werden könnte. Je steiler die Flanke, desto kürzer die zeitliche Strecke, und damit desto geringer die möglichen Zeitfehler.
Auch ein Datenpaket kann dadurch zu früh oder zu spät geöffnet/decodiert werden und der darin enthaltene Inhalt kann bei der Decodierung ebenfalls Zeitfehler zugefügt bekommen und dadurch das Musiksignal verfälschen: ein Frequenzgemisch eines Instrumentes wird angereichert durch analoge Frequenzen, die da nicht hingehören, andere werden wiederum verschluckt. Wir nennen das in der analogen Domäne Artefakte. Nach meiner Erfahrung addieren sich in der digitalen Domain Zeitfehler, sodass jede digitale Komponente in einer Kette ihre Fehler dazugibt, egal ob es sich um eine Netzwerk-Komponente, ein Datenspeicher oder auch um eine Software-Komponente (man denke an Klangunterschiede zwischen Minimserver und dem Synology-Musikserver) handelt. Eine galvanische Trennung übrigens sorgt lediglich dafür, dass nicht noch weitere Deformationen durch Stromphänomene hinzugefügt werden, die bereits bestehenden Deformationen werden aber auch über LWL von Komponente zu Komponente weitergereicht und addieren sich (leider).
Eine saubere Clock sorgt dafür, dass die trapezförmigen Rechteckkurven möglichst idealtypisch (insbes. die Flanken mit kurzen An- Abstiegszeiten) geformt werden. In den G-Mods über die LWL-Konverter hat Gert sehr schön über das Oszilloskop gezeigt, wie eine bessere Clock, die Rechteckkurve vor allem an den Flanken sauberer "zeichnet".
In einer Netzwerk-Topologie: Je näher die beste Clock in der Kette am D/A-Wandler sitzt, desto mehr kann ausgebügelt werden, weil das Signal nicht mehr durch weitere Komponenten beeinträchtigt werden kann (gerade wenn man über I²S in den D/A-Wandler geht, sollte die letzte Clock pieksauber sein, weil sich der D/A-Wandlungsprozess darauf referenziert).
Unglücklicherweise aber vermag die "letzte Clock" nicht alles auszubügeln, was vorher schon deformiert wurde. Insofern lohnt es sich, auch in vorangehenden Komponenten, die Clocks zu optimieren. Der Effekt ist nur nicht ganz so deutlich.
Manches habe ich sehr verkürzt dargestellt. Aber in den Grundzügen ist es das theoretische Gerüst, welches in der Praxis für mich eine gute Landkarte zur Orientierung darstellt. Ich hoffe, dass sie auch Dir ein wenig weiterhilft.
Grüße
Fujak
P.S. @bastelixx: Du hast auf eine Frage geantwortet, die hier nicht gestellt wurde. Die Frage lautete nicht, ob man Unterschiede hört oder nicht (Deine Antwort: Du hörst keine Unterschiede), sondern der Themenersteller möchte ausgehend von der Tatsache, dass er klangliche Unterschiede anerkennt, eine plausible Erklärung dazu.