Trinnov hat geschrieben: ↑09.08.2020, 08:18
Den RDSon sehe ich klanglich nicht als sehr relevant an.
Möglicherweise ist ein höherer RDSon bei Hochstromanwendungen bzw. großen Ladeelkos sogar besser bezüglich entstehender Ladestromspitzen.
Ich weiß, das ist Spekulation.
Wer hohe Spannungen in Endverstärkern / Aktivlautsprechern braucht, hat natürlich mit den max. 40V des SUP90N04 ein Problem.
Ich kann mit den in den gut 250 Netzteilen, die ich in den letzten 4 Jahren mit aktiver Gleichrichtung für meine Projekte gebaut habe auf einen kleinen praktische erworbenen Erfahrungsschatz zugreifen. Aus Sicht RDSon dürfte man Mosfets wie z.B. den IRFB4410 gar nicht verbauen. Auch die Switching-Zeiten sind ... nunja absolut betrachtet eher lahm. Ein Kumpel brauchte eine 100V Anwendbarkeit - in der Schublade lagen 20 St. Arbeitslos rum, also rein ins Board und ihn probieren lassen. An einem Verstärker (ca. 65 V Versorgungsspannung) mit großen Ladeelkos war es gut. Dann hatte er hatte die Gleichrichterplatine mit den 4410 mal kurz an ein 12V Kleinverbrauchernetzteil gesteckt und war sich sicher, dass es deutlich besser klang, als das mit IRF3205 und auch mit anderen Mosfets mit ~4mOhm RDS on.
Wenn man rein nach Datenblattvergleich gebaut hätte, würde einem diese Erkenntnis entgehen. Bevor ich theorisiere, greife ich lieber zum Lötkolben und probiere es aus - zumal ich aus einem ganz anderen Berufsfach komme - und kein gelernter Professor bin.
Trinnov hat geschrieben: ↑09.08.2020, 08:18
Aber für kleine Netzteile klanglich klasse. Vermutlich ist Rise Time / Fall Time wichtig. Beim SUP90N04 nur 7ns/7 ns.
IRF3205 hat 101ns/65ns
Der SQP100N04-3m6_GE3 könnte tatsächlich eine gute Wahl sein. Denn mit 10ns / 9ns ist er sehr schnell. Sunny, danke für den Tipp.
gerne, vielleicht gefällt er dir ja klangllich. Ich hatte vor 1-2 Jahren nochmal einige Datenbankanalysen bei Mouser zu geeigneten Mosfets angestellt - und einige zumindest rein theoretisch brauchbare herausgefiltert. Step by Step wühlt man sich denn da so durch durch.
Trinnov hat geschrieben: ↑09.08.2020, 08:18
Man kann nicht grundsätzlich sagen, dass ein TrenchFET gut klingt, denn ein probeweise eingesetzter SUP40010EL (20ns/17ns) war klanglich viel zu hell und völlig unbrauchbar. Auch wenn der RDSon niedriger ist als beim SUP90N04. Im Vergleich 3,3mΩ / 1,8 mΩ (Vgs=10V).
Daher auch mein Vermutung, dass der RDSon nicht entscheidend ist.
Der SUP40010EL scheint relativ viel Schaltstörungen zu erzeugen, daher die sehr helle Klangcharakteristik.
Nun das ist halt immer eine Frage, wie man die aktive Gleichrichtung einsetzt. Unterschiedliche Aufgaben erfordern manchmal eine Anpassung der Komponenten.
Nun muss ich aber für alle, die die IRF3205 einsetzten mal eine Lanze brechen. Seit 4 Jahren setzte ich die aktive Gleichrichtung in allen Bereichen ein. Der Grund ist einziog der klangliche Vorteil gegenüber schnöden Dioden, Brücken-Gleichrichtern, Ultra-Fast, Hexfred, Schottkies, etc. Wir und ich sage bewusst wir, weil das kein Einzelergebnis ist, haben umfangreichste Klangtests zwischen allen Gleichrichtungsarten angestellt und konnten einzelnen Bauarten klangliche Vorzüge in unterschiedlichen Anwendungsbereichen bescheinigen. Komischerweise gingen die Eindrücke der beteiligten Personen unabhängig voneinander dabei wenig bis garnicht auseinander. Dann habe ich im Oktober 2016 meinen ersten aktiven Gleichrichter nach Datenblatt aufgebaut (mit IRF3205) und konnte sofort sagen, dass diese Art der Gleichrichtung alle Vorteile, die wir vorher einzelnen Arten zugeschrieben haben, klanglich betrachtet, kombinierte. Nachteile waren nicht feststellbar.
Somit muss sich keiner nun einen großen Kopf machen, und seine Mosfets auslöten.
Die Gleichrichtung ist halt auch nur eine Etappe im ganzen Wettbewerb um ein gut klingendes Netzteil. Der Anteil ist genau so groß, wie der des Trafos, der Elkos, des Reglers, der Choke und möglicherweise anderen Filterelementen - um am Ende den Spagat aus low Ripple und Noise, Transientenverhalten, möglichst geringer Ausgangsimpedanz, absoluter Leistung, Kosten, Größe, Bauteilverfügbarkeit und Redunanz zu erfüllen. Dann ist auch noch der Einsatzszweck analog oder digital wichtig... und so weiter...
Für mich gibt es Gamechanger: die aktive Gleichrichtung war so ein Gamechanger - danach gab es keine klanglichen Schritte mehr zurück. Die Auswahl des Mosfets ist es imho nicht. Selbst durchschnittliche Ware führt schon zu besseren Ergebnissen, als andere Durchführungswege.
Trotzdem sollte man es differnziert betrachten. Wenn ich nur eine Dioden-Vollbrücke oder einen Brückengleichrichter ersetzen will, und ich an der restlichen Schaltung nichts ändern kann, oder will - so ist natürlich der einzeln betrachtete Klang der Mosfets viel entscheidender, als wenn ich das ganze Netzteil aufbaue. Da gibt es noch zig Punkte, an dem ich steuern und kompensieren kann.
Um das zu verdeutlichen nehme ich mir den Panasonic FC als Beispiel. In Kondensator Klangvergleichen konnte weder ich noch mein Umfeld dem Panasonic FC in diversen Einsatzpunkten keinen Spitzenplatz zuweisen. Ich möchte es nicht so drastisch formulieren wie mein Kumpel Vasilis, der für die Ideon Audio Produkte verantwortlich zeichnet: er sagt immer die klingen "like dead fish". Ich lasse das aus reinem Unterhaltungswert einfach trotzdem so als Zitat hier stehen. Ich bin jahrelang auch nicht mit dem Panasonic FC klanglich warm geworden. Fakt ist aber, die international anerkannten und in den Foren als die besten DC-Netzteile beschriebenen Netzteile aus der Feder von Paul Hynes verbauen ausschließlich Panasonic FC.
Und wenn man das anschließt, merkt man garnichts von der Klangsignatur, die man zuvor dem Panasonic FC zugesprochen hatte. Der Kondensator ist halt auch nur eine Etappe. Es zähl nur, was wirklich am Ende des Netzteils raus kommt. Ein Etappenvergleich bringt meiner Meinung nur dann etwas, wenn es wirklich nur um ein Tuning geht. Sonst ist das Stereoplay-Bestenlisten-Kaufverhalten, das noch in keinem mir bekannten Fall zu einer gut klingenden Kette geführt hat. Am Ende entscheiden nicht nur die Zutaten sondern auch der Koch, wie das Essen schmeckt - und dann wollen wir das große offene Feld "geschmachssache" lieber gar nicht erst öffnen. Da habe ich schon so viel gehört...jeder hat halt andere Entwicklungsziele mit seinen Netzteilen.
Horst, auch wenn ich den Absatz jetzt unter Dein Zitat geschrieben habe, meine ich das oben geschriebene allgemein zu verstehen und nicht auf Dich gemünzt.
Nochmal zum Panasonic FC... Mittlerweile setzte ich ihn immer öfter sehr gezielt ein. Da ich messtechnisch nur auf etwas zugreifen kann, was den Namen Fuhrpark nicht verdient, muss ich mich in einigen Bereichen einfach nur auf meine Öhrchen verlassen. MIr scheint der Panasonic FC ein sehr gutes Impedanz-Verhalten im Hochfrequenten Bereich zu haben. Daher setzte ich ihn dort vorzugsweise ein. Es ist von meiner Seite allerdings reine Spekulation, da ich nicht messen kann, welchen Impedanzverlauf ein Kondensator im Mhz/GHz-Bereich hat. Leider geben die wenigsten Datenblätter bei Mrd-fach verkauften Allerweltsgegenständen wie Elkos erschreckend wenig Infos her. Oft kann man schon froh sein, wenn die Einbaumaße angegeben werden. Ich hatte mal eine Quelle gefunden, wo einige Typen aufgeführt wurden, die man fast überall findet, wo im Ghz-Bereich dann Impedanzen von 100-150 Ohm keine Seltenheit sind. Mit Kondensatortreppen im Bereich von 100-10pF versuche ich gerade eher zufallsbestimmt den Impedanzverlauf zu spreizen, ob ich das z.B. an einem Mini-PC-Netzteil mit meinen Öhrchen erhören kann... ein weites Feld!
Würde ich heute nochmal bei null anfangen und nicht für viele Anwendungen eigene Platinen haben, kann ich mir gut vorstellen, mit den Produkten hier zu arbeiten:
https://evotronix.eu/main
Die Platzeinsparung ist schon enorm. Aber wieder alles umstricken, um dann von einem Hersteller abhängig zu sein? Nein, vielleicht doch lieber nicht. Es hat sich in den letzten Monaten klanglich an so vielen Stellen wirklich viel getan - da ist es immer gut, wenn man flexibel aufgestellt ist.
Trinnov hat geschrieben: ↑09.08.2020, 08:18
Wo liegt der Unterschied zwischen LT4320 und LT4320-1 ?
Der LT4320-1 ist geeignet für Netzfrequenzen bis 600Hz. LT4320 nur für 50/60Hz Anwendungen.
Ich vermute das der -1 Typ daher leistungsfähigere / niederohmigere Ausgangstreiber drin hat und somit die bei 600Hz viel relevantere Gate-Source Kapazität der FETs sauberer treiben kann. Wir haben bei 600Hz viel mehr Steuerstrom als bei 50Hz !
Also könnte möglicherweise bei Hochstrom-FETs (=große Gate-Source-Kapazität) der LT4320-1 klanglich Vorteile haben.
Vielelicht möchte das mal jemand ausprobieren. Das Thema ging mir nur so durch den Kopf.
Ich habe gut 50 Mosfet-Netzteile mit dem -1 ausgestattet. Da gab es mal einen Versorgungsengpass... und einmal auch den Sachverhalt, nicht die richtige Brille bei der Bestellung aufgehabt zu haben...
Ich habe zwar keine aufwändigen A/B Vergleiche gemacht, wie sonst - aber es gab kein Aha-Effekt. Natürlich kann man da nochmal ein Fass aufmachen, wenn mal wieder ganz viel Zeit ist. Theoretisch kann ich deinem Vorschlag folgen und zumindest theoretisch könnte sich da ein Vorteil ergeben.
Happy listening
Sunny