Fortepianus hat geschrieben: ↑01.06.2020, 21:55
01 Ausgebeint
Du siehst einen völlig zerlegtes PPP-Grundgerät. In der Mitte sind die Ausschnitte für die beiden Lüfter, rechts oben der große Ringkerntrafo und links davon die AC-Eingangsschaltung, von deren Innenleben es nun keine Bilder gibt, weil bereits wieder zusammengebaut und montiert. Die zwei dicken blauen Elkos mit je 10.000µF sind Teil des DC-Filters:
02 DC-Filter
Die Eingangsplatine selbst ist völlig umgestrickt, was man aber nur auf deren Unterseite sehen kann.
03 Furutechbuchse
Hier siehst Du die neue Furutechbuchse, die korrekte Bezeichnung wäre Kaltgeräteeinbaustecker. Der rote Punkt markiert, wohin die Phase muss. Die richtige Polung des Netzsteckers ist von ganz essentieller Bedeutung für eine gute Wirkung des PPP.
04 Deckel + Display
Der Deckel von innen. Unten sieht man die Displayplatine, die ebenfalls bereits wieder eingebaut ist. Man kann die Unmenge an kleinen Lötpunkten an den LED-Zeilen ahnen. Die sind eigentlich fast immer nicht besonders gut verlötet, weshalb es bei den PPPs öfter zu Ausfällen einzelner LEDs kommt. Das wirkt sich so aus, dass man eine hinterleuchtete Schrift wie z. B. "Display" dann als "Displ..." liest, man dort, wo die LEDs nicht leuchten, die Buchstaben nur ahnen kann. Alle Lötstellen sind wie gesagt nachgelötet und alle LED leuchten wieder.
05 Die alten Lüfter
Das ist der Verstärkerblock, bei dem aber die untere Hälfte mit der Hauptplatine bereits fehlt. Die Lüfter taugen genau nichts. Sie sind zwar wie die Originale für 24V ausgelegt, dabei aber so laut, dass der Reparateur sie in Reihe geschaltet hat, damit sie nur mit 12V laufen und einen nicht gar so heftigen Radau machen. Sie sind so aber immer noch viel zu laut. Der Kühlkörperblock oben hat im Wesentlichen nur die zwei Leistungstransistoren drauf, die anderen beiden sind auf der anderen Hälfte mit der Hauptplatine, die schon abgebaut ist:
06 Arbeitsplatz
Links sieht man den schwarzen Kühlkörperblock mit einem der Leistungstransistoren davor, in der Mitte ist in die Löthilfe eingespannt die Hauptplatine und auf dem Bildschirm werden mir die Arbeitsschritte für die Gertifizierung angezeigt.
07 Zentrale Verstärkerschaltung
Das ist die Hauptplatine, und da werden jetzt gleich, wenn ich mit diesem Prosatext fertig bin, jede Menge Bauteile rausgelötet. Zunächst alle Elkos, die werden alle getauscht. Und dann viele andere Bauteile wie OPs, Kondensatoren oder Widerstände, alles in winzigem SMD.
08 Da hat schon mal einer rumgelötet
Hier erkennt man den Grund für den Lüfterwechsel. Die Kabel, die zu den Lüftern gehen, waren nämlich nicht - wie es sein sollte - mit Kabelbindern fein säuberlich verstaut, sondern lagen lose vorn im Gerät. Dieses Lehrgeld musste ich bei meinem G-PPP nämlich auch schon mal bezahlen: Wenn man dann den PPP wieder zusammenbaut, kann unbemerkt eines der Käbelchen zu den Lüftern ins Gehäuse eingequetscht werden. Das gibt dann einen satten Funkenschlag beim Einschalten, weil die Lüfter wie alles auf der Hauptplatine ihre Bezugsmasse nicht wie üblich auf Nullpotenzial, sondern auf der 230V-Phase haben. Damit haut es bei der Aktion die Lüfterwicklungen durch und den Leistungstransistor gleich mit, das ist der schwarze links neben C29. Der wurde offensichtlich von einem mittelmäßig begabten Lötakrobaten getauscht, ebenso wie der Treibertransistor Q17, bei dem ihm die Lötstellen etwas besser gelungen sind.
09 Abgeräumt
Da sind nun allerlei Bauteile von der Oberfläche verschwunden.
10 Der neue Regel-OP
Nur mit dem Mikroskop gut sehen ist der neue OPA1642 von Burr Brown. Die Lötstellen sind eine gewisse Herausforderung, aber ich habe da Übung
.
11 Feine Panasonic-Elkos
Mittlerweile sind eine Menge an sehr guten Elkos von Panasonic aus der FC- (blau) und FR-Reihe (schwarz) drin, hier ein Bildausschnitt.
12 Kunst am Bau - Teil 1
Die Reihenschaltung dieser beiden smd-Winzlinge, ein Widerstand und ein Kondensator in mm-Größe, bilden die neue Abstimmung der Regelungs-Gegenkopplung. Ok, Du hältst das nicht für Kunst? Wie wär's damit:
13 Kunst am Bau - Teil 2
Die beiden Zenerdioden schützen die Treibertransistoren bei heftigen Stromstößen am Ausgang.
Bei öffentlichen Projekten - und ich veröffentliche meine Arbeit Dir ja hiermit - ist es schließlich Pflicht, ein bis zwei Prozent der Bausumme in Kunstwerke zu investieren. Damit bin ich dieser Pflicht nachgekommen
.
14 Platine mit Kühlkörper von vorn
Die umgebaute Hauptplatine wird nun wieder auf den Kühlkörper montiert, hier die Seite der Leistungstransistoren:
15 Platine mit Kühlkörper von hinten
16 Kompletter Verstärkerblock
Später kommt das dann so wieder zusammen und bildet den kompletten Verstärkerblock. Jetzt muss allerdings erstmal alles runter von dem Metallgerüst:
17 Lüfterhalterung demontiert
Übrig bleiben die Lüfter, die jetzt ausgebaut werden können:
18 Fertig für die Entsorgung
Weg mit den Gurken.
19 Steckersatz vorbereitet
An diese Steckerchen kommen dann die beiden neuen Lüfter - aber auf die müssen wir jetzt ein bisschen warten, bevor es weiter geht in diesem Theater.
20 Zwischendrin, das Schaltnetzteil der Mutec MC3+ USB amputiert
21 Verstärkerblock mit neuen Lüftern
Die neuen Lüfter habe ich wieder so eingebaut wie die alten, um später festzustellen, dass der Amateur, der sich an der Kiste schon einmal zu schaffen gemacht hat, sie falsch herum eingebaut hat. Schwamm drüber, jetzt sind sie jedenfalls richtig rum drin.
22 Die Kabelbinder sind wichtig
Die haben ja gefehlt, und dann besteht wie gesagt die Gefahr beim Zusammenschieben des Gehäuses, dass ein Kabel eingequetscht wird und die Lüfter sterben.
23 Ziemlich eng da vorne
Da vorne geht es eh schon eng zu, aber durch das DC-Filter für den Trafo noch enger. Aber passt.
24 Antreten zum Abgleich
Jetzt wird am offenen Herzen alles abgeglichen und getestet. Das ist nichts für schwache Nerven, denn die interne Signalmasse liegt auf 230V.
25 3,4% Klirr am Eingang
26 0,3% am Ausgang
Ohne irgendeinen Abgleich macht er da 0,3% draus - jetzt weiß ich sofort, dass alles funktioniert, wie es soll.
27 Der Trafo wird neu gelagert
Um den Trafobrumm weiter zu reduzieren, lagere ich ihn neu.
28 Die Schutzplatine
Diese Platine kommt zum Schluss noch rein, und die ist ziemlich wichtig. Sie verhindert nämlich den üblichen Tod des Geräts bei scharfen Einschaltstromstößen wie z. B. bei Billigsteckernetzteilen.
29 Jetzt wird's noch enger da vorne
Noch zwei Kabel von der Schutzplatine zum Gleichrichter (rot und blau links) machen den Anblick auch nicht gerade übersichtlicher.
30 Schutzplatine eingebaut
So sieht das verkabelt aus.
31 Alles wieder zusammen
Beim Finale wird alles wieder zusammengeschraubt.
32 0,2% Klirr am Ausgang jetzt
0,2% Klirr aus 3,4% am Eingang ist nicht übel. P5 und P10 können das auch nicht besser.
33 Phasenmarkierungen
Die Schrauben sind alle drin und die Phasen am Ein- und Ausgang werden mit roten Punkten markiert.
34 Die Kalibrierung stimmt nicht
Zum Schluss werden die Anzeigen kalibriert. ich habe im Forum mal erzählt, wie ich mir eine Kiste gebaut habe, mit der man den Effektivwert der Netzspannung mit 0,05% Genauigkeit messen kann. Das mache ich hier, das vorher kalibrierte Multimeter zeigt diesen Wert geteilt durch 100 an. Es hat gerade 239V bei mir (schwankt meist zwischen 235 und 240V) und das Display zeigt 236V an. Das kann man ändern:
35 Jetzt schon
36 Poti für die Ausgangsspannung
Mit diesem Poti an der Unterseite kann man die Ausgangsspannung mit einem Schraubenzieher einstellen. Dazu später mehr. Die vielen Kratzer sowohl innen wie außen am Gehäuse sind übrigens nicht von mir
.
37 Alles zu, alles läuft
Schick, oder?
38 Das Schild
hat er sich das Gerät jetzt verdient.
So, nun ein paar Sätze zur Ausgangsspannung. Die richtig einzustellen ist für die korrekte Funktion des Geräts essentiell. Man muss dazu Folgendes wissen:
Die Ausgangsstufe kann ordentlich Strom liefern, aber anders als z. B. Leistungsendstufen für Lautsprecher nur relativ wenig Spannung. Die Powerendstufe reitet sozusagen auf der Netzphase. Die maximale unverzerrte Ausgangsspannung sind ca. +-15V, das sind effektiv 10,6V (geteilt durch Wurzel 2). 3,4% Klirr am Eingang benötigen aber bereits 8Veff von diesen 10,6V, um den Klirr auszuregeln. Da bleiben dann nur noch knapp 3V übrig, um Netzspannungsschwankungen auszugleichen. Wenn Du also z. B. 235V am Eingang hast und denkst, dass Du Deinen Geräten etwas Gutes tust, wenn Du die Ausgangsspannung auf 220V einstellst, geht das schief, weil die Endstufe an den Anschlag rauscht. Es hat schlicht keine 15V Reserve, wie oben ausgeführt, sondern eben nur 3V, wenn Du den Klirr möglichst gut ausregeln möchtest. Deshalb solltest Du ein zeitlang beobachten, in welchem Bereich sich die Netzspannung bei Dir abspielt. Schwankt sie z. B. zwischen 232 und 238V im Lauf eines Tages oder Abends, stellst Du mit dem Poti unten die Ausgangsspannung auf den Mittelwert davon ein, also 235V. Vorsicht - das Poti darfst Du kaum berühren, schon hat sich die Spannung geändert, das ist sehr empfindlich.
Die Multiwave-Funktion würde ich übrigens nicht verwenden, das erhöht nur den Klirr. Ach ja, der Trafo ist schön leise und die Lüfter auch.
Interessant übrigens: Während ich hier schreibe, lasse ich das Gerät im Hintergrund einfach ein bisschen laufen. Und jetzt, nachdem das Gerät sich etwas erwärmt hat, reagiert es auch bei mir nur noch sehr widerwillig auf die Fernbedienung. Da schaue ich morgen nochmal danach - aber heute komme ich nicht mehr dazu, das Gerät nochmal aufzumachen.
39 Displayboard wieder raus
Dort befindet sich der Fernbedienungssensor und auch der zugehörige µC. Ich hatte den Verdacht, dass evtl. Elkos at sein könnten, die die Versorgungsspannung mit einem zu hohen Ripple beaufschlagen.
40 Defekter Elko
Der hier ist schon mal defekt
41 Auch nicht mehr frisch
Ein ESR über 1 Ohm ist zu viel.
42 Wir müssen gehen
Diese Elkos habe ich nun alle ersetzt.
43 Diverse Empfänger
In einem quick-and dirty-Aufbau werden die nun mit einem Labornetzteil versorgt und am angeschlossenen Oszi kann ich sehen, welcher Chip am besten auf die PPP-Fernbedienung reagiert.
44 Der passt
Bei 38kHz werde ich fündig.
45 Pinbelegung
Zu einfach wäre es natürlich, wenn man den neuen Empfänger 1:1 gegen den alten tauschen könnte. Nein, natürlich ist die Pinbelegung anders.
46 Neuer IR Empfänger Kunst am Bau
Das führt nun beim Einbau zu Kunst am Bau - Teil 3.