Hallo Michael,
der Begriff Dämpfungsfaktor ist ganz eindeutig Endstufen zugeordnet.
Bei Interconnects -und dazu gehören auch die Kabel zu Aktiv-LS- setzt man den Ausgangswiderstand der Treiberstufe in Relation zur Kabelkapazität.
In der Betrachtung könnte auffallen, dass das errechnete Tiefpassverhalten (also die gefürchtete Beschneidung der Höhen) weit jenseits der allgemein als Hörgrenze angenommenne 20kHz liegt.
Die Forumsmeinung geht eindeutig in Richtung geringeren Ausgangswiderstandes.
Ich plädiere eher für besonders geringe Kabelkapazität, weil diese eher mit einer geringeren Dielektrischen Absorption (DA) einhergeht.
Und dann wäre da noch die Betrachtung der aufgelegten Signalspannung, ist sie geringer, hat man Vorteile. Das Kabel vom DAC zur Vorstufe hat unabhängig von der Lautstärkeeinstellung typisch bis über 2V eff. Bei Zimmerlautstärke liegen die Signalspannungen auf der Leitung zu den AktivLS erheblich niedriger, in der Nähe von 4% des DAC-Pegels. Für meine Ohren ist das eine deutliche Entlastung der Kabel bezüglich DA, weshalb diese Leitungen auch länger sein dürfen.
Auch bei symmetrischen Kabeln spielt DA eine große Rolle, weshalb eine kürzere Leitung immer noch besser klingt als eine längere identischen Materials.
Dass bei den Aufnahmen häufig sehr lange Kabel in der Kette eingesetzt sind, speziell bei den Mikrofonen, kann man unter Berücksichtigung der Mikrofonsignalpegel relativieren, ebenso muss bedacht werden, dass die Phantomspeisung prinzipiell ein DBS (Dielectric Bias System) darstellt, das starke elektrische Feld dominiert und stabilisiert im Isoliermaterial.
Kabel beeinflussen den Klang.
Die Kabelbedingungen zuhause sind andere. Meist wird danach noch verstärkt, der Empfänger ist Faktor 10-1000 mal hochohmiger als die Kabeltreiberstufe (Gert baut Treiber um 4 Ohm - gegenüber 47kOhm ist das sogar 1:10000). In einem kleinen Raum wirkt der Schalldruck des Lautsprechers in weniger als 6ms auf das Kabel zurück. Im Konzertsaal haben die Kabel einen erheblich geringeren Anteil am Raumvolumen, weshalb deren Kompression vermutlich auch weniger stattfindet. Zugleich nehmen die Kabel von der akustischen Schallquelle zunehmend Abstand, und schnell sind 20m Wegdifferenz erreicht - erkennbar anders als die üblichen maximal 3m im Wohnraum, auf die der LS zurückwirkt.
Vor 30 Jahren habe ich mich mit der
Absoluten Polarität intensiv beschäftigt und fand, dass das Verpolen der (Passiv-)LS-Kabel sich nicht durch Umpolen beim DAC vollständig kompensieren ließ, eine Klangdifferenz blieb übrig. Eine mögliche Erklärung liefert die Phasenlage des Signals, welches auf das Kabel trifft (im Bezug auf die Phasenlage des Signals im Kabel). Deshalb spielt m.E. die Polaritätsumschaltung bei der Signalquelle eine andere Rolle als im Vorverstärker als auf dem Weg zum (Passiv-)LS.
Prof. Fritz Sennheiser (namensgebender Firmengründer) hat in einer seiner Vorlesungen darauf hingewiesen, dass angesichts der bei Mikrofonen und entsprechenden geringen Signalspannungen bereits Thermospannungen an den Lötverbindungen der Stecker eine Rolle spielen können, und jede Spannungsquelle generiert ein Rauschen.
Vielleicht kann man deshalb schon die Qualität des Lötzinns und des Steckers als Kabelparameter betrachten.
Warum auch immer Silbersand zusätzliche Löststelllen in den Signalweg einfügt, zudem die Widerstände natürlich exakt gepaart sein müssen, um die Vorteile der symmetrischen Leitung und die der Gleichtaktunterdrückung beim Empfänger auszunützen.
Es ist bekannt, dass man allein mit einer Veränderung des Klangs eine gewisse Gruppe von Hörern überzeugen kann, dass das andere als besser einzustufen ist.
Wie wir auf Ultraschall reagieren, ist noch weitgehend unerforscht (Koch, PTB, koordiniert den Fachbereich in der EU).
Hochtonkalotten können ausgeprägte Resonanzen oberhalb 20 kHz haben, die als Schärfe wahrgenommen wird, obwohl sie jenseits des etablierten Hörspektrums liegen.
Wenn man nun mit Widerständen die Übertragungsstrecke in ihrer Tiefpassfrequenz absenkt, könnte diese Resonanz vielleicht gedämpft werden. Digitale Artefakte vom DAC könnten die Ursache sein, aber auch Intermodulationsprodukte von Musiksignalen.
So will ich nicht ausschließen, dass bei Silbersand-LS (vielleicht nur der letzten Generation) zusätzliche Widerstände in den Kupplungen der Kabel einen Vorteil bringen.
Silbersand hat geschrieben:Die Vorwiderstände schützen gegen eventuelle hochfrequente Störungen aus dem Quellgerät und entlasten dessen Ausgangsstufe von der Kabelkapazität. So lassen sich Überschwingen (z.B. bei schnellen Impulsen) und Verzerrungen signifikant verringern.
Das unterstellt dem Hersteller einer Vorstufe, er habe seine Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht.
Seit 1.1 1996 haben wir ein EMV-Gesetz in der EU, alle Geräte müssen zertifiziert sein. NF-Geräte dürfen eingehende HF nicht weiterreichen, gar verstärken oder selbst generieren.
Eine Vorstufe muss imstande sein, eine praxisgerechte Kabelkapazität treiben zu können, sonst ist sie zwecklos, fehlkonstruiert.
Also bleibt ein Dilemma:Entweder liegen wir kier im Forum falsch, wenn die geringstmögliche Ausgangsimpedanz angestrebt wird, oder wir haben HF-Probleme, von denen wir noch nichts wussten (und auf die Silbersand-LS reagieren).
Die Neutrik-XLR Stecker/Kupplungen, die den Schirm und die Audiomasse mit C und Ferrit unterschiedlich weitergeben, bieten auch die Möglichkeit einer differenzierteren Behandlung der Problematik.
Ein Ferritring über der Leitung kann HF erfolgreich stoppen, die Gleichtaktunterdrückung sogar unterstützen.
Mir will sich das Silbersandkonzept noch nicht erschließen, da warte ich die Berichte weiterer kritischer Mitforenten ab, speziell, wenn sie Silbersand-affin sind.
"So lassen sich ... Verzerrungen signifikant verringern." Das glaub ich jetzt nicht.
Wer kanns erklären?
Grüße
Hans-Martin
P.S.
geringe Kapazitäten zwischen den Adern (38pF/m) und gegenüber der Abschirmung (69pF/m)
interpretiere ich bei symmetrischen Leitungen immer so, dass die doppelte Spannung zwischen den Leitern effektiv nach dem Coulobschen Satz Q=C*U bei gleicher Ladungsmenge von der Quelle wie die doppelte zwischen den beiden Leitern genannte Kapazität betrachtet werden könnte, entsprechend höher fallen die Umladeströme aus (dU/dt). Demnach wäre die Belastung der Ausgangsstufe durch 2 verwendelte Koaxkabel je 69pF/m geringer, weil dieser Aspekt wegfällt).