Hallo Wolfgang,
das Naim NACA 5 ist Litze, kein Solid Core. Die Induktivität ist 1nH/m, die Kapazität liegt unter 14pF/m (letzgenannter Wert nach Gedächtnis, weil meine Kabelparameter Datenbank auf einer defekten Festplatte in Frieden ruht).
Bei Adaptern wie Perfect Match muss man bedenken, dass die Kopplung Verstärker-Lautsprecher nicht in jeder Beziehung besser werden kann, weil unvermeidbare Übergangswiderstände der Bananensteckverbindung den Dämpfungsfaktor der Endstufe herabsetzen, was in wärmeren Klang resultiert.
Der Vorteil solcher Buchsen-Verluste kann auch zur Entkopplung der Hochtonsektion vom Bassbereich der Frequenzweiche beitragen.
2-adrige LS-Kabel mit solchen Bi-Wire Adaptern können die Homogenität herstellen, die bei Bi-Wiring Kabeln verloren gehen kann.
Man kann 2 Sätze identischer 4-adriger um einen Blindkern gewendelter LS-Kabel zu einer BiWire-fähigen Box einmal so anschließen, dass vom Verstärker ausgehende Aderpaare entweder in einer Ummantelung laufen (wo dann das andere Kabel ohne Abschluss bleibt) oder in 2 getrennten Ummantelungen (wo dann das jeweils andere Aderpaar ohne Abschluss bleibt).
Das gewohnte Bi-Wire- Ergebnis stellt sich bei räumlicher Trennung ein (2.Fall): die Hochtonauflösung scheint zu steigen, Hochton wird lauter, die Bühne breiter.
Im ersten Fall geschieht eine Annäherung an das, was man bekommt, wenn das Kabel auf Single-Wiring reduziert wird.
Wer mit dem Zugewinn durch Bi-Wiring (große Bühne) liebäugelt, wird überrascht sein, dass ein Adapter wie Perfect Match Bi-Wire zu einer Verbesserung der Fokussierung führt, auch von Phonosophie gibt es den Bi-Wire Adapter mit ähnlichem Zugewinn, wenn auch ohne das Vorhandensein irgendwelcher (anpassbarer) Zobelglieder.
https://www.lite-magazin.de/2018/07/hms ... bstimmung/
Es ist üblich, dass Zobelglieder so berechnet werden, dass sie eine Last ab 150kHz aufwärts darstellen (der Kondensator ist wie ein Hochpass für den Lastwiderstand). Die Gegenkopplung einer Endstufe wird im Bereich der Grenzfrequenz der Endstufe, wo diese mit Phasendrehung reagiert, einen Oszillator herstellen, der mit einer Last bedämpft wird. Die steigende Impedanz des Hochtöners (doppelter Wert bei 20kHz gegenüber 3kHz) kann das nicht bei 200kHz leisten.
Bi-Wiring war eine Entdeckung der 1980er Jahre, alle namhaften Hersteller rüsteten damals ihre besseren Boxen mit einem 4-Klemmen-Anschlussfeld aus, sofern die Frequenzweiche dies nicht ausschloss (z.B. serielle Weiche wie bei Dynaudio).
Heute sehe ich den wesentlichen Vorteil in der Vielzahl der Möglichgkeiten, die der User zur Wahl hat.
Wie der Lautsprecher sein soll, verschweigt der Hersteller in allen mir bekannten Fällen.
Der Hochtonbereich wird lauter, die Bühne breiter. Die Verluste auf der separaten Hochtonleitung sind geringer, wenn diese vom Bassbereich freigehalten wird. Hat der Hersteller das bei seiner Feinabstimmung berücksichtigt?
Läuft das gesamte Signal über Single-Wiring, ist die Wiedergabe enger, vergleichsweise glanzloser, was im direkten Vergleich meist als Rückschritt interpretiert wird, die Höhen kommen schwächer durch.
Bei einem Frequenzsweep ist Single-Wiring ausreichend, um ein Ergebnis zu bekommen, wie bei Bi-Wiring, weil ja immer nur eine Frequenz läuft, andere Frequenzen sind nicht zeitgleich drauf.
Das ist fern der Musikhörpraxis, wo man wohl kaum reine Töne (ohne Obertöne) von einem Instrument solo ohne Begleitung hören wird.
Bi-Wiring wird dem üblichen Messen genauso gerecht wie das Single-Wiring, also ist die Trennung der Kabel bass / Hochton das, was der messtechnischen Boxenabstimmung am nächsten kommt.
Und dabei fällt das Klangbild mehr auseinander als bei Single-Wiring, das deshalb immer noch Anhänger hat, die Bi-Wiring verteufeln.
Manche Hersteller raten, ihre LS von Single-Wiring passiv gleich auf Aktiv umzurüsten, weil da für jedes Chassis der Pegel eingestellt werden kann.
Viele Fragen bleiben offen.
Grüße
Hans-Martin