StreamFidelity hat geschrieben:Messwerte habe ich angefordert.
Hallo Gabriel,
wenn du aus den Messwerten irgendwelche klanglich relevanten Aussagen herauslesen kannst, lass es mich (und das Forum) bitte wissen, dann könnte ich noch viel von dir lernen.
40 Jahre lang beglücken uns die Zeitschriften mit den jeweils neuesten Erkenntnissen über den Zusammenhang neu entdeckter Methoden und Klangwahrnehmung, und dann probiert man Kabel aus und stellt fest, dass die eigene Wahrnehmung in eine ganz andere Richtung führt.
Hier mal ein Bild von dem, was sich unter dem Geflechtschlauch verbirgt (ich habe einen Rest mit versilberten Steckern als Interconnect verarbeitet:
Es ist eine LP-Hülle zum Größenvergleich, keine CD!)
Es handelt sich hier um langkristalline Reinsilberdrähte, die bei konstantem Abstand einlaminiert wurden. Nach Aussage von J.E. hat er einen Partner bei der Produktion, der als Chemiker mittels eines hinzugefügten Pulvers dafür sorgt, dass der Draht unter dem Laminat von Schaum (Luft oder einem Gas) umgeben ist.
Das Kabel hat 4 Adern und das kommt nicht von ungefähr.
J.E. hat lange Erfahrung mit dem Mission/Cyrus Solid Core Kabel, erst 2-adrig, dann Mission Quartet 4-adrig (2x 2 benachbarte Adern), dann auch mit gleichen Aderabständen, aber alles in Kupfer, und mit PVC als Isolator. Der Ursprung dieser Kabelidee stammt wohl von Denis Morecroft, einem Freund von Henry Azima (Mission/Cyrus Mitgründer und Entwickler). Unter DNM kann man heute noch seine (D.M.) LS-Kabel kaufen, auch als Interconnect mit kleinerem Abstand. Von Vovox gibt es Varianten mit Silber als Leiter.
Wegen der magnetischen Kräfte zwischen den Leitern (darüber wurde 1948 immerhin allgemein die Stromstärke* definiert) spielt die Festigkeit des mechanischen Zusammenhalts eine große Rolle, wenn Hin- und Rückleiter auseinanderdriften wollen. Diese Festigkeit schlägt sich nicht in den klassischen Messwerten eines Kabels nieder.
Generell wird die Forderung aufgestellt, dass die Schleifeninduktivität eines LS-Kabels besonders niedrig sein sollte. Man nimmt dafür eine höhere Kabelkapazität billigend in Kauf. Nur im Ausnahmefall werden Kabel mit größerem Abstand zwischen den Leitern gelobt, wenn die klassische Messtechnik vom Vordergrund steht.
Von dem Mission Quartet kann man lernen, das wider Techsprech die höhere Schleifeninduktivität des Kabels beim Hochtöner überzeugt, während die niedrigere beim Tieftöner trotz der im Tiefpass üblichen Induktivität diese belanglos erscheinen muss. Der Vorteil des HT-, TT-, Abstand, TT+, HT+ liegt vielleicht im elektrischen Feld, welches die Leiter umgibt. Der Proximity-Effekt, also dass die Elektronen sich bevorzugt dort an der Oberfläche bewegen, wo das Gegenfeld einwirkt, sorgt für eine Inhomogenität der Elektronenverteilung beim Leiter. Ein gleichpolig benachbarter Leiter sorgt dafür, dass es keine dielektrische Absorption im den Leiter umgebenden Isoliermaterial gibt.
Da sich Luft als Abstandshalter mangels fehlender mechanischer Stabilität ausschließt, ist ein fester Abstandshalter gefragt, um die mechanischen Energieverluste zu reduzieren, denn was an Energie im Kabel verloren geht, kann am Ende nicht mehr ankommen.
Hochflexible, weiche LS-Kabel höre ich mir schon lange nicht mehr an, die sind bei mir abgemeldet, egal wie "schön" sie sich anfassen.
Ein wirklich schönes LS-Kabel ist zwangsläufig steif, sehr steif.
Und das Isoliermaterial speichert möglichst keine Ladung.
Bei den klassischen Größen R-C-L-G muss man vielleicht die Induktivität des Verstärkerausgangs bzw. dessen Ausgangswiderstand mit einbeziehen, so sieht zumindest es H.M.Strassner (hms).
Was ein Silberdraht mit 1mm Stärke an Widerstand hat, lässt sich Tabellen entnehmen, der Abstand führt zu einer (von mir) geschätzten Induktivität nahe 1nH/m, die Kapazität wird nahe 10pF/m liegen, die Ableitung liegt sicherlich im akademischen Bereich.
Ein komplexes Gebilde, wo die Last (der LS) auch noch mit seiner wenig linearen impedanzkurve wenig zur Vereinfachung der theoretischen Situation beiträgt.
Und dann gibt es noch die fertigungsbedingten Laufrichtungsunterschiede, wo in den letzten 30 (!) Jahren sich kein so hinreichender messtechnischer Fortschritt ergeben hat, als dass man das Thema als eindeutig messbar und als nachweisbar etabliert betrachten könnte.
Da bleibt Ausprobieren als zielführendes Mittel.
Das Vertrauen in die eigenen Ohren sollte hier nicht falschem oder unvollständigem (also nicht korrektem) Verständnis von Messwerten weichen.
StreamFidelity hat geschrieben:Das Kabel soll dem Musiksignal weder etwas hinzufügen, noch etwas wegnehmen.
Träum weiter!
Die Vermeidung von LS-Kabelverlusten bei Lasten mit niedriger Impedanz ist nur annähernd möglich durch Aktivbetrieb. Passive Frequenzweichen führen zu erheblichen Verwerfungen der Lastimpedanz zulasten der Verstärkerkopplung.
Die Auftrennung in verschiedene Frequenzbereiche vor den Endstufen reduziert den Effekt, den nachfolgende Kabel auf den Gesamtklang nehmen können. Das Zusammenspiel Verstärker<->LS wird erheblich verbessert, Intermodulationseffekte werden reduziert (durch Ausschluss der Frequenzen außerhalb des Übertragungsbereichs des jeweiligen Chassis vom jeweiligen Verstärkerstrom).
Grüße
Hans-Martin
* seit dem 20. Mai 2019 gilt
https://www.ptb.de/cms/de/forschung-ent ... anuar.html