Hallo Sigi,
Da Du mich direkt fragst, ergänze ich die Ausführungen von Klaus. (Sorry für vereinzelte Redundanz)
1) Minimalphasensystem + Allpass
Bestimmte Filter*** kann man aufteilen in einen sogenannten
Minimalphasenanteil (MP) und einen sogenannten
Allpass (AP). Diese beiden Filter sind in Reihe (also hintereinander) geschaltet.
Bei der Reihenschaltung addieren sich die beiden Phasengänge. (Die Amplitudengänge werden multipliziert.)
2) Amplitudengang
Der Amplitudengang des Filters wird allein durch den Amplitudengang des Minimalphasenanteils bestimmt, da der Amplitudengang eines Allpasses immer "Eins" ist. Der Allpass trägt also nichts zum Amplitudengang des Filters bei!
3) Phasengang
Für einen gegebenen Amplitudengang**** kann man über die Hilbert Transformation eindeutig genau einen Phasengang ableiten: Das ist die zu diesem Amplitudengang gehörende
Minimalphase.
Die Phase des Allpasses bezeichnet man als
Exzessphase.
Die Gesamtphase (
Summenphase) des Systems ergibt sich aus der Summe der Minimalphase und der Exzessphase.
4) Jetzt zu Deiner Frage:
Sigi M. hat geschrieben:
Kannst Du was zur Exzessphase sagen, wie die mit der "normalen" Phase zusammenhängt?
Das hat Klaus bereits prima erklärt:
KSTR hat geschrieben:
Ein Phasengang ist immer die Summe aus Minimalphase + Exzessphase, die Minimalphase ist das was zum Amplitudengang gehört und die Exzessphase der Rest der ergänzt werden musste um die Summenphase zu erhalten.
Nimm an, Du hast ein Filter erzeugt. Dieses Filter hat einen Amplitudengang und einen Phasengang. Berechnest Du jetzt aus diesem Amplitudengang die zugehörige Minimalphase und subtrahierst diese von der Summenphase, dann bleibt die Exzessphase übrig.
Über den Minimalphasenanteil stellst Du also Deinen Wunsch-Amplitudengang ein. Aus diesem Amplitudengang resultiert dann die zugehörige Minimalphase. Da diese Minimalphase im Allgemeinen nicht alle Phasen- bzw. Laufzeitfehler korrigiert, fügst Du einen Allpass hinzu. Der ändert nichts am Amplitudengang, sondern korrigiert nur die Phase bzw. die Gruppenlaufzeit. Also wie Klaus schreibt, wird die Minimalphase um die Exzessphase ergänzt um die vielzitierte
"Zeitrichtigkeit" zu erreichen.
Mit dem Minimalphasensystem korrigierst Du den Amplitudengang. Die Exzessphase ergänzt die resultierende Minimalphase, um Zeitrichtigkeit zu erzielen.
Wenn ich es recht sehe, verwendet Gert z.B. nur Allpässe.
fortepianus hat geschrieben: Es wäre vielleicht einen Versuch wert, was eine reine Zeitkorrektur für den Sweetspot, wie ich das bei mir mache, bringt. Man erstellt dazu ganz normal mit acourate Filter für den Hörplatz, zieht dann aber nur den Exzessphasenanteil raus und wirft den Minphasenanteil weg.
Oder Du kannst einfach das Phasenverhalten deines Filters einstellen. Auch das hat Klaus angeführt: Durch Addition einer Exzessphase kann man z.B. aus einem minimalphasigen Tiefpass einen linearphasigen Tiefpass erzeugen und vice versa.
Oder Du kannst mit einem Allpass das gesamte Signal ohne Verzerrungen verzögern, um es z.B. an ein Videosignal anzupassen oder um eine Laufzeit zwischen Sub und LS auszugleichen. (Beispiel 3 von Klaus)
Viele Grüße
Georg
*** Dies sind Systeme, die durch lineare Differenzengleichungen mit konstanten Koeffizienten beschrieben werden können und die Uli natürlich in Acourate verwendet.
**** gilt wieder nur für die unter *** genannten Systeme