Hallo Rudolf, Uli, Klaus, Pico,
uli.brueggemann hat geschrieben:Rudolf hat geschrieben:So hat denn Uli in Gerts Vorstellungsthema den "Fehdehandschuh hingeworfen":
Aber hallo ! Nix Fehde. -> Freundschaft
also das will ich doch auch meinen
.
Ich denke, welche Technik (analoge oder digitale FW) am besten zum Einsatz kommen sollte, hängt hauptsächlich von den Rahmenbedingungen ab.
1. Macht man einen radikalen Schnitt und konstruiert eine komplett neue Anlage, dann würde ich nach dem Stand der Dinge auch zu einer digitalen Lösung tendieren, also digital rein in die FIR-Weiche, wo gleich noch die FG- und GLZ-Entzerrung des Komplettpakets Anlage plus Raum gemacht wird. Dann abhängig von der Zahl der Wege im Lautsprecher entsprechend viele (hochwertige) DA-Wandler und dahinter eine analoge Lautstärkeregelung in jedem Zweig, bevor es auf die Endstufen geht, die im Idealfall die Chassis in einer Regelschleife kontrollieren. Eine etwas vereinfachte Variante davon erhält man beispielsweise, wenn man eine BM25/35 kauft.
2. Will man sich das ganze digitale Raumentzerrungsgedöns aber sparen, hat eine rein analoge Lösung auch ihren Reiz, siehe Silbersand. In der rein analogen Domäne ist die Weiche nach dem Subtraktionsprinzip sehr gut geeignet. Will man dann aber doch irgendwann die FIR-Raumkorrektur (dahin kommt jeder irgendwann
), kann man sehr gut eine acourate-Lösung davor schalten, wie Franz das mit Erfolg gemacht hat.
3a. Nun gibt es aber noch andere Varianten. Hat jemand einen älteren Aktivlautsprecher wie zum Beispiel eine BM3, 6, 8, 10, 12, 14, 20, Nano, Alto und wie die auch alle hießen, schlummert in der Tat ein gewaltiges Klangpotential darin, wenn man die Weiche tauscht. Erste Versuche von Michael haben gezeigt, dass dann beispielsweise die beklagenswerte Senke bei der Übernahme von TT zu MT bei den genannten Boxen verschwindet, ausprobiert an einer BM12 V-FET. Ebenso habe ich ja über den entsprechenden Umbau von BM20 und BM3 in meinem Vorstellungs-Thread berichtet. Sinn macht sowas aber nur, wenn die klangrelevanten Bauteile im Signalweg vor und hinter der Weiche auf das Niveau der Weichenbauteile angehoben werden (OPs und Kondensatoren).
3b. Nun könnte man denken, was soll der Aufwand, gleich eine acourate-Lösung davor geschnallt und die Weiche ist egal. Das stimmt so leider nicht. Die FIR-Korrektur, die im Gesamtsignalweg sitzt, kann ja nicht die einzelnen Lautsprecherwege zueinander getrennt in der Phase verschieben. Ist also beispielsweise TT und MT nicht in Phase bei der Übernahmefrequenz, bei der beide gemeinsam den Ton angeben, bleibt diese Phasendifferenz zwischen den Wegen bestehen, auch wenn die Summe der beiden Zweige nachher die richtige Laufzeit am Hörplatz haben mag. Warum das relevant ist? Nun, sind zwei übereinander angeordnete Chassis nicht phasenstarr aneinander gekoppelt (wie bei einer Subtraktionsweiche), wandert die Abstrahlkeule des Ensembles in vertikaler Richtung, abhängig von der Frequenz. Es ist, vereinfacht gesprochen, wie wenn man einen Gartenschlauch mit Rasensprenger vorne dran in senkrechter Richtung auf und ab schwenkt, je nach Frequenz. Dieses Problem der ungleichmäßigen Raumausschallung über der Frequenz bleibt auch nach einer FIR-Gesamtkorrektur bestehen. Deshalb hat für mich die FIR-Korrektur erst Sinn gemacht, als ich die Subtraktionsweichen drin hatte. 3b wird so zu 2.
4. Eine noch radikalere Lösung ist es, wenn man sich die analoge Weiche komplett spart und sowohl FIR-Korrektur als auch Weiche digital implementiert. Dazu sind aber an vorhandenen Aktivlautsprechern neue Schnittstellen, sprich weitere Buchsen, notwendig. Hat man aber sowieso schon für solche Schnittstellen gesorgt, wie Winfried mit 6 externen Endstufen an seinen B&W, bietet sich eine solche Lösung natürlich an. Damit wird die Umbauvariante 4 der Neubauvariante 1 ähnlich.
Fazit aus meiner Sicht: Sind sehr gute aktive, vielleicht sogar geregelte Schallwandler und zugehörige Analoggerätschaften wie Vorstufe und DA-Wandler bereits vorhanden, ist es mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich, digital vor dem DA-Wandler eine FIR-Entzerrung einzuschleifen. Wofür aber, wie ausgeführt, eine phasenstarre analoge Weiche wünschenswert ist. Fängt man dagegen neu an, ist es durchaus sinnvoll, gleich alles in der digitalen Domäne abzuhandeln.
Es führen also verschiedene Wege zum Ziel. Oben Ausgeführtes lässt sich im Kern auf die zwei Varinaten 1 und 2 reduzieren. 1 entspricht Ulis Realisierung, 2 meiner. Da einen Glaubenskrieg daraus zu machen, liegt mir fern.
Viele Grüße
Gert