Es ist vielleicht dadurch einfach vorstellbar, dass man einmal annimmt, identische Frequenzgänge erzeugen zu können, die jedoch vom Zeitverhalten alle unterschiedlich aussehen. Einfachster Fall: ein Sweep von tiefen zu hohen Frequenzen und derselbe Sweep nun umgekehrt von hohen zu tiefen Tönen abgespielt. Die FFT liefert in beiden Fällen identische Frequenzgänge! Obwohl das zeitlich was völlig anderes ist!Rudolf hat geschrieben:Die erste Sprungantwort (Minimumphase) enthält alle Informationen über den Frequenzgang (warum aber keine über die Phasenlage?), während die zweite Sprungantwort alle Informationen über die Phasenlage (aber keine über den Frequenzgang?) beinhaltet. Wie ist dies zu erklären (sie unterscheiden sich doch mehr oder weniger nur durch ihre zeitliche Positionierung auf der x-Achse)?
Und egal wie nun ein beliebiges zeitliches Verhalten sich darstellt, es lässt sich in Minimal- und Exzessphase zerlegen. Alle Minimalphasen desselben Frequenzganges sind identisch während alle Exzessphasen unterschiedlich sein können.
Eine Phasenänderung in einem kausalen System bedeutet nun eine Zeitänderung. Die minimalste Zeit beginnt immer bei sample 0, daher liegt die Darstellung auch da vorne.
Ich hoffe, diese "populärwissenschaftliche" Darstellung klärt die Frage nun letztendlich.
Richtig.Rudolf hat geschrieben:Falls ich dies richtig kapiert habe, werde ich wohl ein ernstes Wörtchen mit meinem Lyngdorf reden müssen. Denn hinter dem vollmundigen Begriff der "minimumphasigen Korrektur" verbirgt sich nach meinem jetzigen Verständnis wohl nur eine - wenngleich verdammt gute - automatisierte Frequenzgangglättung (Equalizing).
Vielleicht etwas zu meiner Herkunft. Früher hatte ich mal das RCS2.0 von TacT dann das RCS2.2. Aufgrund diverser Diskussionen über Probleme damit, bin ich dazu gekommen, das System einfach mal zu analysieren. Und siehe da, ganz klar nur eine minimalphasige Korrektur. (Übrigens hab ich dazu dann mal eine Freeware unter dem Namen GoodVibrations geschrieben um diverse Fehler und Probleme des RCS zu beheben, es gibt wohl immer noch eine Gemeinde, die damit Filter für das RCS berechnet, wenn auch minimalphasig, weil die Rechnerstruktur mit Multiratefiltern nichts anderes erlaubt).
Als sich dann Peter Lyngdorf von TacT gelöst hat, hatten wir beide auch so einige Diskussionen zur richtigen Korrektur. Nun hat er sich Jes Moosgard als GF geholt, der seinerseits das Ziel verfolgt, den Power Response zu korrigieren (so was wie die Integration aller Frequenzgänge über den Raum verteilt). Daher auch die diversen Messungen an diversen Positionen im Raum (was auch Audyssey wegen Home Theatre verfolgt).
Nun wissen wir, siehe oben, dass sich alle gemessenen Frequenzgänge in minimalphasiger Darstellung prima miteinander vermengen lassen, weil die Zeit kaum eine Rolle spielt. Es wird allerdings nun praktisch unmöglich, auch das zeitliche Geschehen von diversen Messungen miteinander zu verarbeiten. Phasenbabylon.
Dies erklärt zur Ehrenrettung von Lyngdorf, warum sie die Exzessphase nicht betrachten. Was trotzdem bedeutet, dass nur minimalphasig korrigiert wird. Was wiederum die besagte reine Frequenzgangglättung bedeutet.
Grüsse
Uli